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Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Danzig

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Topographia Germaniae
Danzig
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 14–22.
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[T67]


[14]
Danzig / Dantiscum, Gedanum, Godanium, Gdansko.

Wo her dieser gewaltigen / und hochberühmten Stadt / und Schlüssel deß gantzen Königreichs Polen / dahin manche Jahr zu 4. 5. auch 600. Schiffe / wie Herr Augustin Freyherr von Mörsperg / Ritter / in seinen geschribenen Reisen / berichtet / gelangen / Nahme herkomme / und wer sie erbauet / seynd die Gelehrten nicht einig. Philippus Cluverius lib. 3. de antiqua Germ. cap. 34. wil / daß diese Stadt / vorzeiten / Danzke geheissen / und den Nahmen von Gott / den die Alten auch Dan / Codan / und Godan genant / bekommen habe: wie dann auch die Oost See / als ein Theil Maris Balthici, Sinus Codanus genant wird. Und sagt er / daß die Wenden noch heutigs Tags diese Stadt Gdansk / und Gdansko / von Gdan / das ist Gott / nennen thäten. Daher sie auch / schreibt Er weiter / Lateinisch recht Godanium, oder Codanium, und Dantiscum: falsch aber Gedanum, genant werde. Und obwoln sie / der Handthierung halber / viel hundert Jahr berühmt / so seye sie doch nur [15] ein Dorff gewesen / biß Sie Anno Christi 1295. von Primislao in Polen / zu einer Stadt gemacht / und endlich An. 1343. (oder 42.) mit einer Mauer umbgeben worden; und daß Dantzig / unter allen Städten gegen Mitternacht / die älteste seye; was auch Thorn / Elbingen / und andere / hierzu sagen mögen. Vnd obwoln Sie der Stadt Danzig vorgezogen werden / so könne aber diß die Ursach sein / weiln Dantzig nicht in Preussen / sondern über der Weissel in Cassuben gelegen / und erst spat unter die Preussische Städte seye gezehlet worden. Dahero sich dann Kranzius, in seiner Vandalia, weit irre / daß Er Dantzig vor einen neuen Orth und der auß der Stadt Thorn Undergang entsprungen / halte. Und dieses will Cluverius: Mit deme aber andere nicht zu friden seyn; welche vermeinen Er habe seinem Vatterland gar zuviel zugeeignet und führen Sie das Wort Dantzig von den Dänen her / als den ersten Anfängern deß Schlosses alhie / umbs Jahr 1164. wie dann theils Dantzig für Danswijck / oder der Dähnen Flecken / oder Buesen / lesen; darauß Dansiik / oder Danzigk endlich worden seye. Theils führen den Lateinischen Namen Dantiscum, von dantzen / saltando; und den andern / Gedanum, auß der Polnischen Sprach / her / welche dem Buchstaben D. das G. vorzusetzen pflegt. In dem Chronico Carionis, durch Melanchthonem und Peucerum, vermehret / stehet am 401. Bl. also: Appellatio Urbis, vel à Gothis et Danis facta est, vel Heneta prorsus, portum significat, Danis oppositum; daß namlich der Nahm dieser Stadt entweder von den Gothen / und Dänemärckern / herkomme / oder solcher gantz Wendisch seye / so einen Port / oder Hafen / den Dänen entgegen gesetzt / bedeute. D. Frölich sagt lib. 3. p. 1. Viatorii p. 205. daß Danzig von Sventepoldo / dem Pommerischen Fürsten An. 1200. an dem Vfer der Weissel / gestifftet; von dannen aber / wegen der Gefahr des Ergiessens / hernach etwas weiter von der Weissel / an die Mulda (Motlava) seye versetzt worden. Daniel Cramer / im 2. Buch seiner Pommerischen Chronick / schreibet cap. 4. pa. 116. daß Fürst Subislaff in Hinter Pommern Dantzig anfänglich zur Stadt gemacht habe. Der Pommerische Historicus, Iohann, Micraelius, sagt also: Der König von Dennemarck fuhr mit seinen Schiffen in Hinter-Pommern / und weil Fürst Zubißlaff / seinen Vettern / dem Vor-Pommerischen Fürsten / Hülffe zugesandt hette / legete Er ihme zuwidern / das Schloß Dantzig / oder Dantzwyck / das ist / die Dänische Wycke / wie die Pommerische Chronicken sagen / an / und fügete darauß den Pommern / und Preussen / viel Schaden zu; welches doch bald darauff Fürst Zuwißlaff wieder eroberte / und es fester bauete. Neben deme hat Er noch ein Schloß / Zoba / zwo Meilen von Dantzig erbauet / und darauff gemeiniglich Hoffgehalten / etc. und vom Closter Olive aus den unbemaureten Flecken Dantzig / der hin und her unter den Bergen zerstreuet lag im Jahr 1185. in eine Stadt / an den Orth / da jetzt die alte Stadt liget / auff solch einem Platze / als die Einwohner deß alten Fleckens / Jung und Alt / mit ihren Armen umbschrancken kondten / zusammen gezogen / und ist zwey Jahr hernach erstlich verstorben / mit Verlassung zweyer Söhne alß Sambori und Mestewini / welche sich ins gemein Herren von Dantzig genennet haben. Der Jüngere / Mestowyn / hat endlich gantz Hinter-Pommeren allein bekommen. Demselben / wie unsere Pommerische Geschicht-Bücher melden / hat Woldemar / deß Nahmens der Ander / König in Dennemarck / das Schloß Dantzig / mit der umbligenden Landschafft / im Jahr 1211. mit Gewalt abgenommen / vorgebende / sein Vatter Woldemar hätte es erbauet / und stünde es Ihme also zu. Er hat es auch bey 17. Jahren in seiner Gewalt behalten / und es neben der Stadt / besser außgebauet. Nach solcher Zeit / hat Suantipolck / der dritte deß Nahmens / Mestowini Sohn es Ihme / nach seines Vatters Tode wiederumb abgewonnen. Solcher sein Vatter Mestowin starb im Jahr 1220. etc. Vnd dieses sagt Micraelius, deme die Pommerische / und also auch die Dantzgische Sachen / vor andern bekant seyn; bey deme auch ferners l. 2. p. 289. seq. und 291. zulesen / wie Dantzig von den Hertzogen in Pommern / an die Marggrafen zu Brandeburg / item an Polen / und endlich an den Teutschen Orden kommen; von welchem sich aber die Stadt / mit der Zeit / namblich [16] Anno 1454. ledig gemacht / und mit grosser Condition dem König Casimiro in Polen freywillig ergeben. Wer auch andere Scribenten hievon auffzuschlagen Lust hat / der sehe Caspar Schützen in der Preussischen Chronick / viel angezogenen Caspar Hennenbergern / Dav. Chytraeum in der Sächsischen Chronick / Georg Braunen / im andern Theil seines Städt-Buchs / und Ioh. Angel à Werdenhagen, part. 3. de Rebus Publ. Hanseat. cap. 24. fol. 343. seqq. welcher letzte gar umbständtlich von Dantzig schreibet; auch deß P. Bertii Irrthumbe / die Er lib. 3. Rerum Germanicarum, pag. 515. in Beschreibung dieser Stadt / begangen / widerleget; und part. 6. fol. 91. seqq. die Histori / wie sich diese / und andere Städte in Preussen / im obgedachten 1454. Jahr / von dem Teutschen Reich / an die Cron Polen / begeben / setzet. Es liget aber Dantzig / nahend / bey / und an den drey Wasseren / Weissel (so / wie obgemeldter Georgius Braun saget / weiter als hundert Polnische Meilen rinnet) / Motlau / oder Motlava / und der Rodaune / oder deß Herodoti Eridano, welcher Nahme hernach / auß Irrthumb / der Weichsel selbsten gegeben / von Theils auch dieser Fluß für den Po oder Padum, in Welschland; von theils auch für die Rosne in Franckreich gehalten worden ist. Wie dann noch etwan Einer / oder der Ander / von den Außländern solchen Fluß Rodaune / den Rhodanum nennet. Vnd von diesem Wasser hat man den Agtstein zu den Alten gebracht / der in der Insul Närung / und im Grossen Werder / da es viel reiche Bauren hat / hierumb gesamblet wird. Vnd diese Rodaune kompt zu Danzig in die Weissel. Die Motlau ist nicht sonderlich breit / und fält ein halbe / oder eine gute Viertel Meil unter der Stadt in die Weissel; von dannen noch ein halbe Meil in die See ist. Und können die gar grossen Schiffe nicht wol biß zur Stadt kommen / sondern müssen besser abwerts / unter der Stadt ligen bleiben. Gegen Abend hat es hohe Sandberg / als den Hagelsberg / Dölberg / und Bischoffsberg / die so nahe an der Stadt / daß man auff solchen über die Wäll in die Stadt hinein sehen / und mit einem Stein in die Wassergräben werffen kan: Darumb auch / an demselbigen Orth / die Stadt sonderlich mit tieffen Wassergräben / hohen Wällen / und starcken Pasteyen / oder Bollwercken / zimblich wol befestiget ist. Und hat Einer in seiner Reiß-Beschreibung auffgezeichnet / daß umbs Jahr [1] tausend sechshundertsiben und zwantzig / Danzig / und die Weixelmünde / sehr befestiget / und der gedachte Bischoffsberg / mit einem starcken Wall / und Schantzen / der Stadt zum besten / versehen worden seye. D. Frölich schreibet part. 1. Viatorii, libro 3. pagin. 234. wann man deß Danzigischen Walls Grösse / und Breite / besehe / so werde man keine Stadt in Teutschland finden / auch Straßburg nicht / so mit Danzig könte verglichen werden. Der auch anderswo sagt / daß die gedachten zween Berg / so Er Colles notabiles nennet / der Bischoffs und der Hagelsberg / jetzund mehrers befestigst worden seyen: wiewol ohne das die Berg dem Feinde nicht sonderlich zuträglich; dieweil Er nicht allein ungewiß herab zuschiessen sondern auch von denselben keinen Sturm lauffen kan / weil es zwischen den Gräben / und Bergen / nicht so gar breit ist. Vnd diese Berge ziehen sich disseits längs an der Stadt herab. Gegen Mitternacht und Mittag / ist eine schöne Ebne; und gegen Morgen der Fluß. Es hat die Stadt einen grossen Umbfang / und ligt an der Motlau etwas nach der Länge. Die alte Stadt hat inwendig noch grosse Thürne / Mauren / und auch Gräben herumb. Die Häuser seynd vornen herauß mit Giebeln gar zierlich gebauet / und gehet man von der Gassen / etliche Treppen in die Häuser hinauff / welches dann eine Ursach / daß die Gassen zimlich eng seyn die auch unsauber gehalten / und alles vor die Thüren herauß / auch todte Katzen und Hunde / geworffen werden. Welches dann bey dieser sonst edlen Stadt ein sonderlicher Ubelstand / wann es anders wahr ist / was man berichten thut. In der langen Gassen / so die schöneste / seynd viel herrliche Gebäu / außwendig in Farben / und Gold gemahlet. Der Dom oder die Hauptkirche / ist ein schön grosses [17] Gebäude / inwendig sehr hoch / und durchauß gantz hell / und ist die Orgel darinn ein überauß groß Werck. In einer geschriebenen Verzeichnuß / wird vermeldet / daß die Uberschrifft an dieser Kirchen also laute: Anno Domini millesimo trecentesimo quadragesimo tertio, quarta post Laetare, positus est primus lapis muri Civitatis Danzk / et posteà proxima feria sexta positus est primus lapis muri Ecclesiae beatae Virginis Mariae. In einer Reiß-Verzeichnuß wird gelesen / es seye die vornehmste Evangelische Kirch alda zur lieben Maria / darinn ein Tauffstein von gantzem Messing / zusampt dem Gegitter herumb / auch eine Tafel / welche an hohen Festen gezeiget werde / und darauff das Jüngste Gericht gar künstlich gemahlet seye / also / daß kein Mahler zu finden / der es nachmahlen / oder solche gleichsam lebende Farben zurichten könne; und soll Sie ein Schiffmann in der See gefunden haben. Sonsten hat es andere Kirchen deren unterschiedliche / und Spitälen / auch alhie drey Clöster / von deren einem Doct. Daniel Cramer / im andern Buch seiner Pommerischen Chronick / capite 7. also schreibet: Schwantipolck der dritte in Hinder-Pommern / hat Anno tausend zweyhundert siben und zwantzig / das schwartze Münchs-Closter zu Dantzig / welches mit Dominicaner Mönchen besetzet ist / zu der Ehr Nicoloi gebauet / so damals für der Stadt im Felde / jetzo mitten in der rechten Stadt gelegen ist. Es hat auch ein feines Collegium, und berühmtes Gymnasium, alhie / bey welchem vor der Zeit / Bartholomaeus Keckermannus, und M. Petrus Krügerus, gelehret haben; und welches nicht allein Teutsche / und Polen / sondern auch Ungern / und Sibenbürger / besuchen. Nicht weit von dem gedachten Dom ist der Marck / so zwar nicht sonderlich groß / aber es stehet darauff das sehr prächtig mit grossem Unkosten erbaute Rahthauß. Oben am Ende ist ein schöner Thurn / daran die Uhr / und ist Er oben hinauß mit Gängen / und gar artlich durchsichtig gebauet: hat eine dreyfache Cron übergüldet / herumb; und hangen auff solchem viel grosser / und kleiner Glocken / welche / ehe die Uhr schlägt / allezeit ein Geistlich Lied machen. Nächst daran ist der Juncker-Hoff so ein zimlich grosser hoch gewölbter Saal / mit Steinen außgesetzet. Man steigt etliche lange Stuffen am Marck hinauff; und stehen dreymal gedoppelte Bäncke / auff beeden Seiten / längs den Saal herab. An der Wand ist ein schön Tafel-Werck. Oben an den Seiten herumb seyn viel kunstreiche / schöne Gemälde / auch schöne Hirschgeweihe / darunter eines mit zwey und dreyssig Enden / dafür ein Hertzog in Preussen fünffhundert Gülden solle haben geben wollen. Es stehen auch schöne Bilder alda / Item etliche schöne Rüstungen / so zum Scharffrennen gebraucht werden. In der Mitte hangen etliche kleine Schiff mit neun / zehen / und eylff Segeln / mit aller Zugehörung / gar künstlich gemachet. Sollen kleine messinge Stücklein darinnen ligen / so bißweilen loß geschossen werden. Der Eiserne Ofen in solchem Saal ist einer verwunderlichen Höhe; daran ein altes Weib / so sich hinderwerts im Spiegel sihet. Und dieses Wahrzeichen nehmen die reisenden Handwercks-Gesellen sonderlich in acht; wie gedachter Frölich / an einem Orth / bezeuget. Alhie pflegen die fürnehmsten der Stadt das gute Danzger Bier zu trincken; Sie gehen zu einer gewissen Stund deß Abends dahin / und auch wieder hinweg / und gibt Einer ein Geldt / so Anno tausend sechshundert und fünff / zween Polnische Groschen gewesen / dafür Er / von drey biß auff neun Uhr / hat trincken mögen / so viel Ihn gelüstet hat. Man solle auch eine herrliche Music von allerley Instrumenten darbey haben. Wer in diesem Juncker-Hoff Bruder worden / den hat es vor diesem einen Thaler gekostet: Er wurde darauff eingeschrieben / und muste den Willkomm außtrincken. Und solle diese Brüderschafft / wann ein Armer unter ihnen verstirbet / denselben begraben lassen. Von gemeinen Handtwercks-Leuthen darff niemand [18] dahin kommen; Sie haben aber auch ihre besondere Orth / da Sie zusammen kommen / und trincken. Dann man zehlet alhie über die 30. Sorten Bier / deren etliche die Stadt selbsten brauet / unter denen sonderlich das Juncker- und Doppeltbier trefflich gelobet / und hochgehalten wird. Obgedachter Philip. Cluverius schreibet lib. 1. Germ. Antiq. c. 17 daß Er eines von 60. Jahren alt / so gar schwartz und dick gewesen / gesehen; welches man nicht mehr für den Durst / sondern zu den Kranckheiten gebraucht habe. Gleich den Marck hinab / ist die Wage / nächst am Wasser / ein gros schön Gebäu / so sampt andern schönen Häusern herum / dem Marck ein schön Ansehen gibt. Wann man die Gassen oben am Marck hinauß gehet / so ist bald auff der rechten Hand ein herrlich schön Zeughauß / so unten durchauß gewölbet / und ruhen die Gewölbe auf vielen Pfeilern. Hat einen grossen Umbfang / und gegen der Stadt 2. schöne Wendelsteine in die Gemach hinauff: und ist zwischen solchen das grosse Thor / welches gar künstlich von grossen Quaderstücken auff Römisch gebauet. Die schöne Mühl auff der Raden / mit 18. Gängen / ist auch zusehen / welche alle Stund einen Vngerischen Gulden / oder Ducaten / der Pfund- oder Zoll- und Rent-Cammer / einträgt; wie abermals Frölichius d. lib. 3. p. 409. bezeuget. Ingleichem ist der Juncker-Garten / und in solchem der sehr schöne Brunn wol zusehen; wie auch die Korn-Speicher. Und ligen sonderlich über der Motlau-Brücken / in der grossen langen Vorstadt / Schotland genandt (so ihr sonder Gericht / und Recht / damit Danzig nichts zuthun / als die den Bischoff von Cuja / wie Chytraeus lib. 29. Saxon. fol. 816. und Lundorpius lib. 30. continu. Sleidani Pag. 779. sagen / gehörig ist / hat) viel hundert Speicher / oder Schütthäuser / so meistentheils 5. auch 6. Böden über einander haben / und gar schön von Stinen auffgebauet seyn: und sollen bißweilen alhie über 15. Tonnen Golds wehrt Korn im Vorrath ligen. Es hat / wie einer berichtet über die gedachte / auch noch andere 2. Vorstädte / darunter Neugarten / beym hohen Thor gelegen / ist / daselbsten es schöne Lustgärten / und Häuser / in grosser Anzahl hat / dann deß Volcks alhie ein grosse Menge ist / nicht allein Teutsche / deren die meisten / sondern auch Polacken / die sich der Handthierung halber da auffhalten. Und ist die Polnische Sprach in der Stadt fast so gemein / als die Teutsche. Viel Leuthe / sonderlich die Arme / wohnen unterm Boden in den Kellern. Und gleichwol / bey einer solchen grossen Menge lebet man undereinander friedlich. Die gröste Gewerbschafft alhie ist / wie oben angedeutet / mit Getreid / also / daß man dafür hält / das Jährlich 365. tausend Last desselben da verkaufft werden. Man handelt da auch mit Holtz / und Bier. Auß Reussen kommet hieher allerley Fell- und Beltzwerck: auß Dennemarck allerhand gesaltzene Fische: auß Engeland das köstliche Tuch: auß Niderland / Portugal / Hispania / und Franckreich / Gewürtz / und allerley Wein / dessen / wie man sagt / offt soviel daselbst / oder mehrers / als frisches Brunnenwasser zufinden. Vnd holen die Polen / so deß Korns / und anderer Victualien / ein unglaubliche Menge stätigs zuführen / den Wein / und sonderlich den Malvasir alhie / hergegen ab. Auß Italia kompt die Seidenwaar / wie auch von andern Orthen. Daß daher diese Stadt nicht allein wegen ihrer Grösse / Reichthum / Gewalt / Veste / sondern auch so grossen Handelß halber / unter den vier außschreibenden Hansee-Städten eine nicht unbillich ist; so die übrige in Preussen / und Lifland / zubeschreiben / oder zuerfordern / Macht hat: wie Sie dann auch zu unterschiedlichen Potentaten ihre Abgeordnete / deß Handels / und Gewerbschafft halber / mit den andern HanseeStädten geschickt hat. Dann ob Sie schon / wie oben gemeldt / unter der Cron Polen; so hat Sie doch / als eine freye ReichsStadt / ihre sonderbare Freyheiten / welche obgedachter Werdenhagen / in Partis 4. Antegressu, fol. 513. seqq. erzehlet. Sie hat ihren Sitz in Polnischen Reichs-Rath / und eine Stimm bey Erwöhlung eines Polnischen Königs; und wird selbsten durch Burgermeister / und Rath regiert. Ihr Regiment ist Aristocratisch / wiewol mit der Democratia temperirt. Dann es 3. Ordines hat. Der Erste Stand ist der Rathsherren / namlich 14. deß Raths / und 4. Burgermeister / auß welchem der König in Polen Jährlich einen Burggrafen erwöhlet. [19] Zum andern ist das Schöpffen-Gericht / welches die Erörterung der peinlichen / und Burgerlichen Sachen hat. Zum dritten seynd die einhunderte / als der grosse Rath. Hergegen gibt die Stadt dem König Schatzung; und bekompt er jetzt den halben Theil / auß der Pfund oder Zoll Cammer / von den Zöllen / und was denen anhängig ist. Es läst auch ein Rath zu / daß in andern / so die Meersachen nicht angehen / (dann in solchen / wie auch in Criminal- und Injuri-Händeln / von dem Rath alhie nicht appellirt werden mag:) / man sich an den König wann die streitige Summa sich über 500. fl. erstrecket / beruffen mag. Sonsten aber läst die Stadt ihr / über die Schuldigkeit / und wider die habende Freyheiten / nichts auffbinden / inmassen Anno 1637. zusehen war / als der König Uladislaus IV. denen Schiffen / so nach Dantzig segelten / einen neuen Zoll aufflegen wolte. So hat diese Stadt über ihre Städtlein / Flecken und Dörffer / alle hohe / und nidere Obrigkeit / mag selbsten Gesätz machen; die Burger / und Unterthanen / mit Steuer / und Anlagen / belegen / Paßgelt nehmen / Engelländer / Italiäner / und andere Frembde zu Burgern auffnehmen / bey den Landtägen erscheinen / güldene / und silberne Müntz schlagen / und ihre Gesandten schicken / wohin sie will: hat auch ihre freye Religions-Übung / deren dreyerley alda offentlich getrieben werden / als die Lutherische / Papistische / Calvinische. Daher dann auch dieser Ursach / und deß Gewerbs halber / sich so viel Leuthe hieher begeben. Und seynd die Inwohner gemeinlich freundlich / gastfrey / und sonderliche Liebhaber der Gelehrten; beneben aber haben sie auch gern / daß man sie ehret; also / daß einer alhie nicht wol fortkommen soll / wann er nicht einen jeden Schiffmann / oder Schweffelhöltzlein-Krämer / einen Juncker nennet; wie Joh. Balthasar Schuppius, in dissertat. de Opinione, p. 25. berichtet; und vielgedachter D. Frölich lib. 3. part. 1. Viatorii, p. 356. schreibet / daß sich die fürnehme Jungfrauen alda schämen / wann sie einer Braut / bey dem Kirchgang / vortretten sollen; und werden deßwegen etliche Arme / umb einen gantzen / oder halben Groschen / bestelt / die der andern Stell vertretten; und daß daher jene die Pölchen-Jungfrauen genennet werden. Ins gemein sagt man / daß in dieser Stadt eine grosse Hoffart von Manns- und Weibs-Personen / getrieben werde. Zum Wappen führet sie einen schwartzen gekrönten Adler / so ein blosses Schwerdt in der Handt hält / in gelbem Felde.

Es haben sich an diesem grossen / volckreichen / und vornehmen Handels-Orth / viel denckwürdige Sachen zugetragen / die aber alhie / wegen ihrer Weitläufftigkeit / nicht zu erzehlen / der solche zuwissen begehrt / mag dieselbe in deß Caspar Schützen / dieser Stadt gewesten Secretarii, Preussischen Chronick / und deß vielerwehnten Caspar Hennenbergers Erklärung der Grössern Preussischen Land-Tafel / auffsuchen. Wird auch nicht gezweifelt / es werde seithero einer / oder der ander / sich gefunden haben / der von dieser Stadt Glück / und Unglück / ein mehrers / biß auff diese Zeit / auffgezeichnet hat / wiewol in dieser unser Lands-Art solche Schrifften / so viel wissend nicht bekandt seynd / ausser / daß Micraelius deß Wails. Preussische Chronic anziehet; davon aber anders kein Bericht da ist. Damit wir aber gleichwol etwas / über die oberzehlte Geschichten / von dieser Stadt / vernehmen; so schreibet Martinus Cromerus lib. 20. Rerum Polon. fol. 448. daß / als umbs Jahr 1432. die Polen mit ihrem Lager hieher kommen / die Reiter / da sie zum Meer / oder der Oost-See / gelangt / sich belustiget / einander Glück gewünschet / und zimlich weit in das Meer-wasser hinein geruten / weiln sie das Meer mit feindlichen Waffen erreichet: Und sagt man / daß damaln die Böhmen das Meer-wasser geschöpfft / und in Lägeln mit sich nach Hauß genommen hätten. Ferners wird von anderen berichtet / daß Anno 1456. der gemeine Mann / in einer Auffruhr / die alte Obrigkeit alhie ab- und ein neue eingesetzt habe. Anno 1525. seye ein grosser Anlauff in der Stadt / wegen / der Religion entstanden dieweil der Rath das Lutherische Religions-Exercitium nicht zu geben wollen: daher er ab- und ein Neuer Rath eingesetzt / auch darauff aus allen Kirchen und Clöstern / die Meßgewändter / und aller Kirchen-Ornat / von Gold / Silber / Edelgestein / Sammet / und Seiden / hinweg genommen: die alte [20] Kirchengebräuch abgeschafft / und hievon der König in Polen berichtet worden / der das folgende Jahr gen Dantzig kommen / 70. Redlinsführer einziehen / und 13. davon köpffen lassen / auch alles wieder auf Catholisch angestelt habe. Chytraeus sagt lib. 11. Sax. kürtzlich also: Anno 1526. Sigismundus Poloniae Rex à Senatu Gedanensi invocatus, punitis autoribus, seditionem adversus Senatum sedavit. Umbs Jahr 1530. haben sieben unzüchtige Kauffleuthe / mit so vielen Huren / einen nackenden Dantz / so sie deß Adams / und Evae / genandt / nach vorher verbrachten einem andern unehrlichen Dantze / anstellen wollen; sind aber gleich im Anfang desselben auf Befelch der Obrigkeit / gefangen / am offentlichen Pranger hefftig gesteupet / und gestrichen / aller ihrer Güter entsetzet / zum Stadt-Thor / und dem Dantzischen Gebiet / von den Henckern / hinauß geführt / und ihnen solches auf ewig verbotten; das Hauß / darin es geschehen / geschleifft / und dieses Gesatz dabey angehänckt worden / daß niemands mehr dasselbe zu einiger Zeit bewohnen solte; wie Olaus Magnus, Gothus, so sich einen Ertzbischoff zu Upsal geschrieben / im 15. Buch seiner Historien / cap. 11. fol. 572. bezeuget / und saget / daß er solchen Orth / mit dem sehr beruffenen Kauffmann / Jacob Campen / deme Hauß / und Grund / gehört hatte / und der mit deß Magistrats Urtheil wol zufrieden war / offtermals gesehen habe. Anno 1577. ward Danzig vom König Stephano in Polen / belagert / aber / auff Unterhandlung etlicher Teutscher Chur- und Fürsten / dergestalt Friede gemacht / daß die Dantziger dem König haben müssen abbitten / zwey hundert tausend Gulden / innerhalb fünff Jahr bezahlen / den Königlichen Commissariis huldigen / und schwören / 20. tausend Gulden / zu Wieder-Auffbauung deß Closters Oliva / darschiessen / und den Jährlichen Tribut / zur recognition einer schuldigen Unterthänigkeit / dem König bezahlen. Hergegen hat er den Dantzigern verziehen / ihre privilegia confirmirt, von ihren Gravaminibus auff dem Polnischen Reichstag gehandelt / ihnen die Augspurgische Confession freygestelt / und die confiscirten Güter wieder geben; wie von diesen / und mehrern Puncten / besagter Chytraeus lib. 23. Saxon. in Beschreibung dieser Stadt / item Thuanus in diesem Jahr / und Lundorp. lib. 17. Contin. Sleidan. pag. 322. zu lesen. Anno 1623. zu Anfang deß Julii, ist König Sigismundus III. auß Polen zu Dantzig angelangt / da ihme grosse Ehr angethan worden. Den 4. diß ist er nach der Tempelburg / so ein schöner lustiger Orth von Thiergärten / und Wasserkünsten ist / hinauß gefahren. Den 8. diß hat er / sampt der Königin / und dem Printzen Uladislao, beym Burgermeister Speman / in seinem Garten / zu Gast gessen / auch in seiner Badstuben gebadet / so er ihme / von wegen der Wasserkünste / und das solche Stube so köstlich von allerley wolriechenden Wassern / und Blumen / zugerichtet gewesen / sehr wol gefallen lassen. Am 9. ist der König in das Closter Olive gefahren. Den 11. zu Weixelmünde gewesen / und den 18. Julij wieder von Dantzig verreist. Anno 1626. haben die Dantzger mit dem König in Schweden zuthun bekommen / sonderlich auff dem Grossen-Werder / in ihren Flecken / und Dörffern; daher sich auch die Stadt für Feind wider Schweden damals erkläret: und muste sie sonderlich Anno 29. viel außstehn. Es ist aber hernach An. 1630. auch diese Strittigkeit zum theil verglichen worden; wie beym obernandten Werdenhagen / in part. 4. Antegress. fol. 514. b. zu finden. Anno 1636. hat sich alhie ein grosses Ungewitter erhoben / und ist die Kirche zu S. Jacob / nebenst dem Spital dabey / gantz eingeäschert worden. Folgends ist abermal ein ungeheuer Wetter entstanden / und hat auf dem Weg beym Heil. Leichnam / eine Magd erschlagen / und / in folgender Nacht / in der Olive / einen schönen Lust-Hof abgebrandt; wie Micraelius lib. 5. Pomer. p. 348. schreibet. Anno 1646. hatte sich bey Dantzig das Wasser weit und breit dermassen starck ergossen / daß unterschiedliche Dämme durchbrochen / und viel Dörffer ins Wasser gesetzt worden auch viel Menschen / und Viehe / ersoffen. Und seynd in der Stadt Dantzig die meisten Keller / und Packhäuser / voller Wasser angelauffen / davon sehr viel Waaren / und Victualien / verdorben. Tom. 5. Theatr. Europ. fol. 1065. b. In diesem Jahr hatte die Stadt auch mit den Jesuitern zu thun [21] und kam Sie darüber in den Bann. Sihe in gemeltem Theatro das 1230. b. und 1247. a. Blat. Den 1. 11. Hornung dieses 46. Jahres / ist die Königliche Polnische Braut / auß dem Hauß Gonzaga / und Nevers / auß Franckreich kommende / statlich alhie eingeholet / und die folgende Tag herrlich tractiert worden.

Ein Meil under Danzig ligt die Münde / oder Weisselmünde / dahin man auff der Motlau / und ferners der Weichsel / (so daselbst noch einmal so breit / als die Elbe zu Wittenberg ist) fahren kan. Ist ein klein Castell / Blockhauß / oder Schantz / denen von Dantzig zuständig / auff der rechten Hand / nächst an der Weixel / oder Weissel / da Sie in die See fält / gelegen. Hat vier Bollwerck / mit richtigen Strichwehren / aber alles eng angelegt; gleichwol dem Lager nach sehr fest / dieweil auff der andern Seiten viel Sümpff und Moraß / und auf ein halben Büchsenschuß gegen dem Land / ein andere Schantz mit Bollwercken / und Gräben herumb / von Holtz / und Pfälen gemacht / die man außgedachter kleinen und innern Schantz überschiessen kan. Am Ende / da die Weissel ins Meer fält / streckt sich ein Molo, oder Tamm / zimlich weit ins Meer hinein. Auff der Spitzen ist auch ein Bollwerck gemacht / darauß man schiessen kan. In der eussersten Schantz seynd etliche Häuser vor die Soldaten / welche dann nur denselbigen Orth in Acht nehmen. In der innern / und rechten Vestung hat es besondere / die wohnen drinnen / und mögen derselben bey 60. seyn: und ist eine Zeithero solche Vestung besser gebauet / und versehen worden. Es hat darumb einen zimlichen hohen Wall / daran inwendig nächst herumb an der einen Seiten / der Soldaten Häuser gebauet seynd / und an der andern Seiten ist ein groß rund Gebäude / darinn auch viel Soldaten / wie ingleichem der Hauptmann / wohnen; daher auch die Schantz inwendig nicht grossen Raum hat. Wann man hindurch kompt / so ist ein kleiner Hoff / daselbst seynd allerley Gemach vor Proviant. Mitten in solchem Hoff stehet ein runder hoher Thurn / in dem man zu oberst hinauff in die Lanterne gehen kan / welche zwey Mann hoch / und inwendig durchauß von Messing ist. Hat nur gegen Norden / da die Schiff herkommen / Fenster. An der andern Seiten gehet man auf einen Gang hinauß / daß man also zu oberst umb den Thurn kommen kan. Das Säulwerck herumb ist mit Bley beschlagen / wie auch das gantze Gebäu vollend hinauff / und stehet an allen Orthen voller Nahmen. König Steffan auß Polen hat besagtes Blockhauß nicht erobern können / da es doch selbiges mal noch nicht so fest / und mit einem neuen Bollwerck / oder Tamm / daran rings herumb die Weissel fliesset / noch nicht versehen gewesen.

Obgedachtes berühmtes Closter Olive belangende / so hat solches Fürst Zubislaff in Hinter-Pommern An. 1170. angerichtet / und es mit Benedictiner-Mönchen wie Micraelius lib. 2. p. 252. schreibet / besetzet / und da Er altgeworden / sein Christenthum zutreiben / sich meistentheils alhie aufgehalten / biß Er umbs Jahr 1187. verstorben. Dieses Sobieslai Sohn / der Suantibor / oder Sambori / hat hernach siben Dörffer darzu gethan; wie L. Wurffbain de num. Septen. auß Hildebrandi Diar. Pomer. p. 162. schreibet. Vorgemelter Micraelius sagt / es hätten deß gedachten Zubißlaff beede Söhn Sambor / und Mestowin / dieses Closter mit stattlichen Einkommen versorget / und siben gute Pommerische Dörffer / nebenst den Zehenden von den Zöllen / Fischereyen / und Viehe / darzu gelegt. Hennenberger / in Erklärung der Preussischen Land-Tafel / schreibet fol. 338. also: Oliva ist Ann. 1178. 15. Calend. Aprilis fundiret worden / durch Semborium, Pommerischen Fürsten: Etliche sagen Soboslaum, Schwantipols Großvattern Anno 1170. so erstlich ein Heyde gewesen / und alhie begraben ligt: ist Ordinis Sancti Bernhardi: hat auch darzu gegeben siben Dörffer / mit andern Zugängen. Anno 1224. kamen die ungläubigen Preussen / nahmen alle Gütter / verbranten das Closter in Grund / marterten / und tödteten die Mönche gar schändtlich. Bißhieher Hennenberger: Dessen Meinung nach / an statt der oberwenten Benedictiner / folgender Zeit vielleicht Bernhardiner möchten hieher gesetzt worden seyn. Es ligt dieses Closter / dahin [22] man die Hinder-Pommerische Fürsten begraben / wie theils melden / eine halbe / oder wie C. Schütz in der Preussischen Chronic / fol. 13. a. und andere / wollen / eine Meil Wegs / von der Stadt Dantzig / und ist noch der Zeit in seinem Stande / und unter der Cron Polen. Dann / wie oben gesagt / so hat selbige Stadt / vermög deß mit ihrem König Steffan getroffenen Vergleichs 20. tausend Gulden / zu dessen wieder Erbauung (weilen ihre Leuth Anno 1577. dasselbe geplündert / verbrennet / und zerstöret hatten) hergeben müssen. Was sonsten dieses Closter von vielem Brand / und andern Unfällen / außgestanden; das erzehlet obgedachter Hennenberger: und fielen auch 1234. oder 36. die Heydnische Preussen da ein / verbranten das Closter / und erwürgten 6. Mönche / nebenst 34. Soldaten / so zur Besatzung drinn lagen. Umbs Jahr 1432. oder 33. plünderten es die Böhm. Kriegsleuth / so den Polen dieneten / und stecketen solches hernach an.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: tautend