Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Bern

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Topographia Germaniae
Bern
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1642, S. 24–25.
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2. Bern /

Im Nüchtland gelegen. Es wollen theils daß diese Statt allbereit vom Berchtoldo IV. von Zäringen zu erbawen seye angefangen / vnnd von seinem Sohn Berchtoldo V. dem letzten von Zäringen der Anno 1218. mit Tode abgangen / vnd zu Freyburg im Brißgäw begraben ligt / außgebawen / vnd dem Römischen Reich geben worden: Von dem sie zwar Anfangs einen Reichsvogt bekommen / aber bald wider von demselben erlediget / vnd hoch befreyet worden. Vnd hat sie sich folgends Anno 1352. oder 53. in den Eydgenossischen Bund begeben / vnd zuvor / vnd hernach / schwere Krieg mit den Graffen von Kyburg / Habspurg / Savoja vnnd andern geführet / vnd dardurch viel Lands erobert / vnd sonderlich zu den Zeiten Francisci I. in Franckreich / dem Hertzog von Savoja / ein gut Stück in Antuatibus, oder in der Wadt / oder am Genffersee / vnd in Equestribus oder dem Roßgäw / auff der lincken seiten deß gedachten See / wo die Statt Dunoy liget / entzogen / so seine Vorfahren von den Hertzogen von Zäringen durch Waffen bekommen hatten / weilen die Berneraußständige Schulden da praetendirten / vnnd den Genffern zu Hülff kommen waren. Es hat zwar der Hertzog dieses Lands Restitution offtmals / vnd erst noch Anno 1614. an die Berner gesucht / biß endlich An. 1617. durch Vnderhandlung deß Königs in Engelland / die Sach verglichen / vnnd zwischen Savoy / vnnd Bern / eine Bündnuß auffgericht worden ist. Vnd wird sie daher für ein gar mächtige Statt in der Eydgnoßschafft / vnd dem Hertzogthumb Meyland gleich gehalten / als die gar viel Stättlein (theils zwar / als Schutzverwandte /) 39. Vogteyen vnd Aempter / Item 9. Teutsche vnd 3. Welsche oder Savoysche Klöster / oder Geistliche Vogteyen / besitzet / darunder das Bisthumb Losanne ist: Auch 4. Vogtheyen zugleich mit den Freyburgern / als Murten oder Mourden / Schwartzenburg / Granson oder Granse / vnnd Schalans oder Scherlin / hat. Von ihr wurde am ersten die Batzen-Müntz geschlagen / so vom Bärn / welchen die Eydgenossen Bätz nennen / den Namen. Sie ligt gleich als ein Peninsel / so von dem Wasser Aar gemacht wird / das von Occident an dieser Statt / gegen Orient / eines Büchsenschusses lang / fleusset / vnnd sich wiederumb gegen Occident krümmet. Fasset also den Boden dieser Statt gerings vmb / außgenommen das Ort gegen Occident / da vorhin nur eine Mawer gewesen / so die Statt beschlossen / vnd ein Büchsenschuß weit von gemeltem Wasser / zum Gegentheil oder Widerfluß dieses Wassers / gangen: So aber bey wenig Jahren her sehr fortificirt worden ist. Ihr Boden ist ein recht promontorium, vnnd seine Breite so groß / daß nicht mehr dann drey lange gerade Gassen von Occident gegen Orient gehen / vnd ist neben der Statt ein grosse Höhe hinab / zu beyden Seiten. Ist ein lustig / sauber vnd wolerbawte Statt / in welcher man meistentheils vnter den Schwibbögen gehen kan. In den Gassen laufft ein schönes kleines Bächlein / dardurch nicht allein die Statt / sondern auch die Häuser vnd Secret / alle Wochen gesäubert vnd außgeführet werden. Es ist da insonderheit die Haupt-Kirch / oder das Münster / sampt dem Stifft / zu sehen / an welchem Münster Anno 1431. der erste Stein gelegt worden ist / vnnd darinn der Berner eroberte Siegs-Fahnen hangen. Ist ein schöne / helle vnnd grosse Kirchen. Der Altar oder Tisch / (dann diese Statt der Reformirten Religion gantz zugethan /) wie auch der Tauffstein / sein von schwartzem Marmor. An der Kirchthür ist das Jüngste Gericht in acht zu nehmen. Auff dem Thurn kan man die Statt besichtigen. Die gröste Glock darinnen wigt 237. Centner / vnnd der Schwenckel 570. Pfundt. Vor der Kirchen ist ein schöner Spatziergang / vnd Prospect gegen der Aar / an welchem Wasser auch viel Häuser / vnnd Gebäw stehen. Nicht weit von dieser Kirchen ist das Barfüsser Kloster / darinn jetzt das Gymnasium oder Schul-Collegium. Vnd ist solches Anno 1577. new erbawet [25] worden: Darzu ein schöne Bibliothec / so wol zu sehen / gehörig ist. Das Prediger Kloster ist jetzt der Grosse Spital: Hat auch sonst noch einen / der Ober Spital zum H. Geist genant. Auff dem Kirchhof gemeltem Prediger Klosters ist ein Todtentantz gemahlet. Auff offener Gassen stehet ein sonderlicher Stuhl mit einer grossen Schaar Bähren gezieret / vnd mit einem Gitter vmbgeben / auff welchen der Schultheiß zu sitzen pflegt / wann er ein Malefitz-Person vervrtheilet. An einem schönen hohen Thurn / darauff die Vhr vnnd Zeit-Glocken / ist die Historia von Erbawung der Statt gemahlet zu sehen / vnnd dabey vnter andern zu lesen: Anno 1191. ist diese Statt erbawet / vnd vom Römischen König Friderico privilegirt worden. Auff der andern Seiten: Du Holtz nun laß dich hawen gern / dann diese Statt soll heissen Bern. Dann man sagt / als Hertzog Berthold von Zäringen der Vierdte / ihme der Statt-Baw fürgenommen / er zu seinen Leuthen gesagt habe / daß die jenige Statt / so er zu bawen vorhabens / von dem jenigen Thier den Namen bekommen solle / welches er im nechst hiegelegenen Eychenwald / nahend seinem Schloß Nideck / fangen werde: Darauff man dann einen Bähren bekommen habe. Vnd dieser Vrsach wegen sollen stäts 4. Bähren in dem bey jetztgedachtem Thurn gelegenen Bährenhauß / von der Statt erhalten werden. Vnd in dem Rathhauß ist ein Land-Tafel / gleich einem Bähren gemacht / darinn alle Oerter / so dieser Statt vnderworffen / begriffen seyn. Auff der BurgerStuben seyn viel Tafeln / mit der Eydgnossen Thaten gezieret. Im Zeughauß sollen vber hundert grosse Stück / 300. Falckonetlein / vnd vff 20000. Mann Rüstungen seyn. Aussen daran ist der Schultheiß Nägelin abgemahlt / welcher das Welschland / wie sie es nennen / oder das Savoysche Gebiet / vnd die Landschafft vmb Losanna / biß auff Genff / eingenommen. Ausserhalb der Statt hat es ein schöne lustige Schießstätt. Vnd sein allhier vier Thor / darunder eines das Christoffel Thor genannt wird / weil ein grosser Christophel auff solchem steht. Was das Regiment dieser Statt anbelangt / so hat es da / anstatt eines Burgermeisters / einen Schultheissen / vnd / an statt der Zünffte / Handwercks Gesellschafften; vnd wird auch allhie der Grosse vnd Kleine Rath / von gewissen Personen / oder dem Rath selbsten / erwehlet: Wie hievon Joh. Boterus in seinen Relationibus, Josias Simlerus de Rep. Helvetiorum, Münsterus in der Cosmographi / Martinus Zeiller part. 1. et 2. Itinerarii Germaniae; vnd von Glück vnd Vnglück / vnnd den Kriegen dieser Statt / neben Petermann Etterleinß Chronick der Löblichen Eydgnoßschafft / insonderheit Johann Stumpff in seiner grossen Schweitzer- wie auch vnnd zu forderst Michael Stättlers Nüchtländische Chronic / allhie in fol. vor wenig Jahren gedruckt / zu lesen.

Vnder denen dieser löblichen Statt (so im Jahr 1641. etwas Vnruhe gehabt / durch zeit- vnd reiffliches Zuthun aber ihrer getrewen Bundsgenossen bald wieder gestillet worden) gehörigen Orten / werden theils von etlichen vor Stättlein / von andern aber nur vor Flecken gesetzt; von Theils findet man entweder wenig / oder gar nichts; Als da seyn:

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