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Topographia Sueviae: Göppingen

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Topographia Germaniae
Göppingen
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 83–84.
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Göppingen.

Dieser Orth / so fünff Meilen vnterhalb Vlm / vnd vier von Eßlingen / auff selbiger Strasse / gelegen / ist vmbs Jahr Christi 1129. zur Statt worden. Hat zwey Hauptthor / vnd ein Pförtlein für die Fußgänger / so gegen Mitternacht ligt / vnnd das Pfaffenthor genandt wirdt. Item / ein Kirchen in der Statt / vnnd eine ausserhalb / in welcher aber allein Sommerszeit gepredigt wirdt.

Das Schloß ist ins Gevierdte / vnd sehr prächtig erbawet / vnnd mit Wasser / darüber eine Brücken gehet / vmbgeben worden; an welchem / vor dem jetzigen Krieg / ein herrlicher schöner Garten gewesen. Diese Statt ligt in der Ebne / ist klein / vnd hat geringe Häuser. Hat vorhin / sampt dem zerstörten Schloß Hohenstauffen (dessen Herren Göppingen sollen erbawet haben) in der Nachbarschafft gelegen / dem Hertzog von Würtenberg gehört / vnd ist durch 2. Vögt / Burgermeister / vnd Rath / regirt worden. Diser Zeit aber hat die Ertzhertzogin Claudia von Oesterreich / zu Inßbruck / besagtes Hohenstauffen / vnd Göppingen; daher auch etliche Geistliche der Röm. Cathol. Religion sich allhie befinden; gleichwol noch den Burgern jhr Religions-Exercitium auch gelassen wirdt. Der Boden herumb ist fruchtbar; der Lufft geschlacht / vnd gesundt.

In der Franckfurtischen Frühlings-Relation / deß Jahrs 1643. wirdt gemeldt / es hätte im Jenner / der General Herr Johann von Werth Göppingen erobert / vnnd die gantze Statt außplündern lassen. An. 1649. ist diese Statt / vnd Ambt Ihr Fürstl. Gn. Herrn Eberharden / Hertzogen von Würtenberg vermög Gen. Frieden-Schlusses restituirt worden.

Vor dem Obernthor / gegen Stutgartwarts / ist der berümbte Sawerbronn / so auß dem Berg daselbst herauß rinnet; darbey ein schönes Badhauß; so im Sommer von vielen Leuten gebraucht wirdt / dessen Krafft ist zu digeriren / eröffnen / abzulösen / zureinigen / zu treiben / zuverzehren / zu erwärmen / zu stärcken / vnnd zu heylen. Es löset auff die innerliche Verstopffungen der Leber / deß Miltzes / der Nieren / vnd Blasen / fördert den Harn / vnd vertreibet das schwärlich / vnd tröpfflingicht Harnen: Stärcket den schwachen / blöden / vnlustigen Magen / machet wol däwen / vnd bringet Lust zu essen / vertreibt die Gelbsucht / die dreytägige vnordentliche Fieber / vnd alle Kranckheiten / so von der Gallen / vnd Fäulung der Feuchte entspringen. Treibet auß die Spulwürm / vnnd stillet das schmerzlich Grimmen / vnd Därmgicht. Er nimmt hinweg die böse abscheuliche gestalt deß Leibs / vnd den Anfang der Wassersucht: er stärcket alle innerliche Glieder / treibet auß den schweiß / vnd reiniget die erkälte vnd verschleimte Mutter von aller schädlichen Feuchte vnd Vnsauberkeit. Treibet auch auß das eingenommene Gifft / vnd verzehret es; so Hertzog Christoff von Württemberg / deme in [84] Franckreich Gifft beygebracht worden / selbsten mit Nutzen / vnd seiner Restitution / erfahren hat. Eusserlich ist er dienlich die krämpffige / vnd lahme Glieder vom Podagra, vnd der Gliedsucht / zu stärcken / vertreibet Schmerzen / vnd Geschwulst der Glieder / heylet die vbelgeheylete Beinbrüch vnd Wunden / stärcket die lahmen / ermüdeten / schwachen Glieder / vertreibet die Erhart- vnd Verstarrung der Sennadern / Nerven / etc. Er heylet alle Grind / Räude / Schirpen / Flechten / vnd Zittermal / auch die böse Geschwär an heimblichen Orthen / bey Mannen vnnd Frawen.

Noch ein anderer Sawerbronn ligt auff einen Doppelhackenschuß von Göppingen / bey einem Meyerhoff / so dem vorigen gleich ist. Vnd ein gute halbe Meil von Göppingen ligt Jebenhausen / da es wider einen Sawerbronnen hat / welcher / wie der Göppinger / beydes zu baden vnd zu trincken / in gemeinem Brauch allein / daß er an der Krafft vnd Würckung etwas stärcker ist. Von dar ist noch eine halbe Meil zu dem berühmbsten Würtenbergischen Bad Boll / so vier Meilen von Vlm / zwo von dem Vlmischen Sauerbronnen Vberkingen / vnd zwo Stund von Wiesensteig / gelegen / dessen Bronnen-Wasser einen Geruch / wie eine Büchsen / wann sie abgeschossen worden / von sich gibet / vnd einen Durst im Trincken verursachet. Wirdt auß angedeutem Bronnen / mit Eymern künstlich gezogen / also / daß ein Eymer nach dem andern sich immer fort selbst außgeußt; welches Wasser aber gewärmet werden muß. Wird wider die Podagrische / vnd erlähmte Glieder / allerley Vnreinigkeit der Haut / vnd zu andern Gebresten deß Leibs / von vielen nutzlich gebraucht; darvon Doct. Bauhinus, in einem eygenen Tractat / mit mehrerm zu lesen. Das Bad- vnd Wirtshauß war vor diesem wol erbawet / vnd gegen vber mit einem schönen Garten von allerley Gewächsen / zur Nutzbarkeit / vnd Lust / wol versehen. Nicht weit darvon ist das Dorff dieses Nahmens / so in das Göppinger Ampt gehörig. Es lag oberhalb vor Zeiten / auff dem Berg Burghalden / das Schloß Land-Ehr / darinn die H. Bertha gewohnet / ein Gemahlin drey fürnehmer Grafen / nämblich / Johannis von Ravenstein / Albrechts von Klingenstein / vnd Heinrichs von Irtenberg. Crusius in Annalibus Suevicis; Jacob. Theod. Tabernemontanus in seinem newen / Wasserschatz; & Fama publica.

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