Topographia Superioris Saxoniae: Chemnitz
Ein wolbekandte Statt in Meissen / vnd desselben Ertzbürgischen Creysse / am Wasser Chemnitz gelegen / die Keyser Lotharius II. entweder erbawt / oder ernewert hat. Ist vor diesem ein Reichs-Statt gewesen / aber wegen deß Schadens / so Marggraf Friederich von Meissen / zun Zeiten der Keyser Adolphi vnd Alberti, erlitten / sampt Altenburg / vnd Zwickaw / zur Vergeltung / dem Hauß Sachsen hernach beständig gegeben / vnnd vom Keyser Ludovico IV. bestättiget worden. Das Franciscaner Closter ist Anno 1487. allda erbawet / vnnd die Evangelische Religion Anno 1539. allhie eingeführt worden. Ist ziemblich feste; deßwegen auch Churfürst Moritz Anno 1547. daselbst seines Feindes / vnd Vetters / deß in die Acht erklärten Churfürsten Johann Friderichs zu Sachsen / erwarten wollen. Als er aber von dar auß Marggraff Albrechten zu Hülff kommen wolte / vnd sein Volck abgeführet hatte / so wurde sie / die Statt / von Johann Friderichs Volck belagert / vnd endlich auch eingenommen. Vnd halff nichts / daß man zuvor 3. Kirchen in den Vorstätten abgebrand hatte / damit sie dem Feinde nicht zum Vortheil kämen. Es seyn von hinnen die beede vornehme Medici, Johann vnnd Caspar die Nevij, wie auch Georgius Fabricius, bürtig gewesen. Es solle aber Chemnitz / oder Kemnitz / in der Wendischen Spraach / so viel / als zum Stein / oder ein Steinbruch heissen / weil die schönste Steinbrüch noch heut zu Tag vmb diese Statt seyn / wie Petrus Albinus, in der Meißnischen Land Chronic / fol. 50. schreibet; der auch / daß die Statt Franckenberg / (so ein Chur-Sächsisch Cammergut / aber der Zeit abgebrant ist) bey Kemnitz lige / anderswo saget. Hochgedachter Churfürst Mauritius zu Sachsen / als er diese seine Statt wider einbekommen / hat auß dem Benedictiner Closter allda ein Schloß erbawet. Siehe die weitläuffe dieser Statt Beschreibung beym L. Peccenstein 3. Theatri Saxon. fol. 45. seqq. Der auch part. 2. fol. 20. sagt / daß sie / wie obgemelt / auß einer Reichs-Statt / Anno 1308. ein Meißnische Fürsten Statt worden seye. Im Jahr 1632. den 23. Augusti / hat der Keyserlich Feldmarschall Holcke / vnder dem Generalissimo von Fridland / die Vorstatt allhie in die Aschen gelegt / auch zu gleich Marckerstorff / vnd Salberstorff / so an alt Kemnitz stossen / abgebrant; der Statt hat er nichts abgewonnen; die darauff vom Keyserischen General Leutenambt Gallas wider belagert / vnd den 1. Octobris mit Accord eingenommen; aber gleich darauff den 21. Novembris / von den Schwed- vnnd Sächsischen wider mit Accord erobert worden. Anno 1639. ergab sich die Statt mit Accord dem Schwedischen Feldmarschall Banner; der hernach den 4. 14. Aprilis dieses Jahrs / nicht weit von Kemnitz / bey Hohenstein / an der Herren von Schönburg Gebiet / ein ansehenlichen Sieg / wider die Keyser- vnd Chur-Sächsische / die der General Marazin geführt / erlangt; wie hievon vmbständlich in tom. 4. Theatri Europ. fol. 99. seq. zu lesen. Aber / wie dem allem / nach deme gedachter Feldmarschall Banner in Böheimb gegangen / vnnd darinnen ein Zeitlang sich aufgehalten / so haben die Keyserischen / Chur-Sachsen zum besten / den 26. Aprilis / alten Calenders / deß folgenden 1640. Jahrs / Chemnitz / wider eingenommen. Aber nach der Schlacht bey Leipzig / vnnd Eroberung selbiger Statt / hat der Schwedische Gen. Major Wittenberger / gegen dem ende deß Christmonats / Anno 1642. dieser Statt Chemnitz / so nur mit 30. Schliebischen Mußquetierern besetzt gewest seyn solle / sich abermals bemächtigt. Anno 1644. ward diese Statt vom Churfürsten in Sachsen selber belagert / vnd 4. Wochen lang fast täglich beschossen / vnd endlich mit Accord erobert: da dann die Schwedischen den 19. Julij / den Sächsischen das S. Johannis Thor / [35] vnd den Zwinger eingeraumbt / vnnd darauff den 20. diß der Schwedisch Obrister Muhl / gewester Commendant / außgezogen ist. Ward vorhero vber zehen Wochen lang blocquirt gehalten.
Nahend bey Chemnitz / liegt das Churfürstliche Schloß Augustusburg / an der Tzschopa / das durch Churfürst Augustum zu Sachsen dermassen erhoben / daß es seines gleichen / ausser Dreßden / fast im Lande nicht hat / wie gedachter Peccenstein part. 2. fol. 16. von seiner Zeit / vnnd vor dem jetzigen Krieg / schreibet.
Ein halbe Meyl vnd Chemnitz liegt Eberstorff / daselbst ein halbes Domb-Stifft / damaln auffgerichtet / nach dem die Junge Hertzogen von Sachsen wider erledigt worden / als sie Cuntz von Kauffung / auß dem Schloß zu Altenburg / wie wir oben bey Altenburg vernommen / entführet hat. Vnd seyn ihre Kleyder / wie auch deß Kohlbrenners / so den von Kauffung gefangen / allda in der Kirchen auffgehangen worden; darbey acht Lateinische Verß vor diesem zu lesen gewest seyn; vnd vielleicht noch.