Was für eine Bewandtniß es mit der sogenannten Religion der Deutsch-Katholischen und freien Gemeinden habe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Christian Philipp Heinrich Brandt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Was für eine Bewandtniß es mit der sogenannten Religion der Deutsch-Katholischen und freien Gemeinden habe
Untertitel: Für Stadt- und Landleute beantwortet von einem evangelisch-lutherischen Pfarrer im Altmühlthale.
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage: 3
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1850
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
Was für eine Bewandtniß es mit der sogenannten Religion der Deutsch-Katholischen und freien Gemeinden habe.




Für Stadt- und Landleute
beantwortet


von


einem evangelisch-lutherischen Pfarrer
im Altmühlthale.





Dritte vermehrte Auflage.

000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000


1850.


|  Da diese Religion sich in unsern Tagen immer weiter auszubreiten sucht, so ist es an der Zeit, dem lieben deutschen Volke klar vor Augen zu legen, was für eine Bewandtniß es mit derselben habe. Dieß ist nun zwar von treuen, christlichen Seelenhirten und andern gläubigen Männern schon vielfältig, bald in Predigten, bald in besonderen Schriften, geschehen. Es kann aber nach unserm Dafürhalten nicht oft genug und nicht deutlich genug gesagt werden. Darum wollen auch diese Blätter sich darüber aussprechen und in Kürze darthun, was für eine Bewandtniß es mit der sogenannten Religion der Deutsch-Katholischen und freien Gemeinden habe.

 Diese Religion ist aber, genau betrachtet, eine leichte und lustige, und darum Vielen willkommene, sodann eine durchaus grund- und bodenlose, und darum lügenhafte, in ihren Früchten aber überaus verderbliche und darum höchst verwerfliche Religion.

 Sie ist also erstlich eine leichte Religion, und das spricht schon gegen sie. Denn wer sie annehmen will, darf blutwenig lernen, da sie eigentlich gar keine Glaubenssätze hat, sondern alle christlichen Glaubensartikel verwirft. Da braucht man nicht erst im heiligen Bibelbuche zu forschen, was man glauben müsse, sondern man hat nur das anzunehmen, was einem die natürliche Vernunft und das alte, von Natur ungläubige Herz sagt. Und das ist doch recht leicht und bequem. Wenn man also diese Religion kennen lernen will, so darf man nicht fragen, was sie lehrt, sondern was sie verwirft, und dessen ist viel, denn sie verwirft Alles, was zu einem Christen-Menschen macht. Sie verwirft den Gott der Christen, wie er sich in seinem Worte geoffenbaret hat, und schnitzelt einen Gott zusammen nach den Einfällen der sich selbst überlassenen Vernunft und den Gelüsten des Fleisches.

 Sie verwirft das heilige Bibelbuch als geoffenbartes Wort und fragt bei Allem, was nicht in ihren Kram paßt, wie einst der Versucher im Paradiese fragte: Sollte Gott gesagt haben? Den Deutsch-Katholischen ist die Bibel ein bloß menschliches Buch, ein Buch voller Mährlein, Widersprüche und Ungereimtheiten, ja sogar ein schädliches Buch. Dafür bringen sie wohl Beweise bei? Allerdings. Aber was für Beweise? Beweise, die so unvernünftig, abgeschmackt und albern sind, daß sie einem gut unterrichteten Konfirmanden lächerlich vorkommen. Wenn sie sich aber doch auf| die Bibel berufen, so treiben sie den schändlichsten Mißbrauch damit, verdrehen die Bibelstellen, und beweisen sich als solche Schriftausleger, wie weiland Satanas bei der Versuchungsgeschichte einer war.

 Wie sie nun aber Gottes Wort überhaupt genirt (schenirt), so ganz besonders auch die heilige biblische Geschichte, über die sie auf die gotteslästerlichste Weise reden, während sie doch von Juden und Türken mit Ehrfurcht behandelt wird.

 Diese Religion verwirft sodann die Gottheit Christi. Dieser darf durchaus nichts mehr, als ein bloßer Mensch, ein weiser Rabbi und ein frommer Mann, wie ihn seine Zeit brauchte, seyn.

 Sie verwirft die Erbsünde, und mit ihr das ganze Verdienst Christi, das ganze Werk der Erlösung, die Nothwendigkeit der Wiedergeburt, der Gnadenmittel. Aus Taufe und Abendmahl macht sie eine Comödie und Possenspiel[1]; ein jüngstes Gericht, einen Himmel und eine Hölle geben sie nicht zu, und ob nach dem Tode noch ein anderes, ewiges Leben sey, das könne man, wie sie sagen, annehmen oder verwerfen, denn es kommt nicht viel darauf an. Der Mensch brauche nichts, als brav zu seyn, und damit er es werde, so darf er es nur wollen, und brauche sonst gar nichts dazu. Schade nur, daß die Zöpfe abgeschafft sind, sonst könnte sich ein Jeder an seinem eignen Zopf sogar auf die höchste Höhe sittlicher Reinheit und Vollkommenheit erheben!

 Was ist demnach ihre Religion? Um das herauszubringen, darfst du nur auf einen Tisch hin eine Reihe von Nullen machen, und keinen Einer, Zweier oder Dreier davorsetzen, so hast du sie perfect getroffen. Ist das aber nicht eine leichte Religion? Braucht man sich da erst den Kopf zu zerbrechen? dem naseweißen Herzen Schweigen zu gebieten? Katechismus und Bibelsprüche zu lernen, oder gar in der Bibel sein Lebenlang zu suchen, wie die christliche Religion verlangt? Nein, hat man nur einen etwas langen Nagel an seinem Daumen, so kann man die ganze deutsch-katholische Religion darauf schreiben...

 Eine andere Eigenschaft dieser Religion ist, daß sie eine ganz lustige, eine Religion für fidele Brüder jeglichen Gelichters ist. „Wer wollte sich mit Grillen plagen?“ singt die Welt. Grillen aber macht das Christenthum, Grillen im Kopf, im Gewissen und sogar im Bauch. Darum flugs zur deutsch-katholischen Kirche. Da gibt’s keine Grillen, sondern ein fein lustig Leben. Denn hat man einmal den Bibelgott abgeschafft, und sich einen Herzens- und| Bauchgott gemacht, was braucht man sich da noch zu geniren (scheniren) oder gar zu fürchten? Will er sich ja einmal mucksen, der von Menschen aus Gnaden geschaffene und provisorisch angestellte Gott, so macht man’s ihm, wie die alten Mexikaner ihrem Vitzliputzli, und schmeißt ihn zum Herzen hinaus. Hat man einmal Gottes Wort für null und nichtig erklärt, so hat man ja kein zweischneidig Schwert mehr zu fürchten, das Mark und Bein durchbohrt, keinen Gewissenswecker und keinen Freudenstörer mehr. Gibt’s keinen Himmel und keine Hölle mehr, wohl her denn, laßt uns essen, trinken und wohlleben, so lange etwas da ist; heute roth, morgen todt, und todt ist todt. – Regt sich das Gewissen, nun so geht man in gute Gesellschaft, zu fidelen Brüdern, trinkt, lärmt und schreit über Gott und die Fürsten und Pfaffen, daß die Biergläser davor erschrecken, und die Grillen – denn das ist bei solchen Leuten das Gewissen – sind weg. Was Christen für Sünde halten, ist ihnen bloß menschliche Schwachheit. Wenn Christen von Sündenstrafen reden, so nennen sie das Pfaffengeschwätz; von Gericht und Verdammnis, so kommen sie darüber gewaltig in Zorn, und heißen das dummen Aberglauben. Kurz, es ist in dieser Religion für zwei Dinge trefflich gesorgt, einmal daß der Kopf nicht angestrengt wird, und dann, daß der Bauch fein lustig bleibt.

 Aber nicht bloß lustige Lehren, sondern auch lustige Ceremonien gibt es bei dieser Religion, deren eine hauptsächlich das den ersten Christen auf weltliche Weise nachgeäffte Liebesmahl (Agape) ist. Ein solches fand ohnlängst in Erlangen Statt, bestand aus Suppe, Rindfleisch, Schweinebraten, Bier und Punsch, währte bis Morgens 1 Uhr, und vier Musikanten spielten dazu. Ist das nicht lustig? Muß da nicht Herz und Bauch frohlocken, wenn besonders der Wirth die Zeche lange borgt?

 Da wäre es denn ein wahres Wunder, wenn eine solche Religion nicht Vielen überaus willkommen wäre, und man ihr nicht haufenweise zuliefe, da in ihr ja Alles so ganz auf die Dummheit und auf Lebenslust berechnet ist. Wer daher von Jugend auf wenig oder gar nichts im Christenthum gelernt hat, in Bibel und Katechismus sein Lebenlang ein Fremdling geblieben ist, im älterlichen Hause mehr fluchen als beten gehört hat, in die Kirche wie ein Taubstummer gelaufen ist oder sie ärger als ein Pesthaus geflohen, sonach am Glauben Schiffbruch gelitten hat; wer nur einmal etwas von Vernunft hat schwätzen hören, z. B. daß der Mensch sie über das Wort Gottes setzen müsse, daß Jedem seine Vernunft Alles sage, was er zu wissen brauche, um ein vollkommener Mensch zu werden; wer in sich einen Funken sogenannten Witzes, über alles Heilige und Göttliche zu spotten, verspürt und sich deßhalb für einen blitzgescheidten Kerl hält; wer irgend ein Brandmal in seinem| Gewissen hat, weil ihn seine „menschliche Schwachheit“ es einmal zu einem Ehebruch, Diebstahl, Betrug, Meineid u. dgl. verleitet hat; wer Ehre und Reputation bei Christenleuten verloren; wer Schulden hat und nicht zahlen kann, Hunger hat und ihn nicht zu stillen vermag, Durst fühlt und den Beutel umsonst durchstöbert, mit einem Worte, wer in allerlei Ständen zum Crethi und Plethi gehört, der hat zu dieser Religion einen so natürlichen und unwiderstehlichen Hang, wie die Katze zum Mausen und der Hund zum Bellen und der Floh zum Blutsaugen und der Igel zum Stechen und Stinken. Als daher ohnlängst ein Paar deutsch-katholische Prediger mit ganz absonderlichen Namen in das Städtchen W–g kamen, da hättet ihr die Leute sollen laufen sehen und reden hören! Jung und Alt strömte ihnen zu. Männer, an denen Niemand zuvor ein Uebermaß an Vernunft und Verstand wahrgenommen hatte, riefen in stolzem Selbstgefühle aus: „Ja, das ist die wahre Religion; was diese Herren lehren, das haben mir meine Vernunft und mein Herz schon längst gesagt.“ O du goldenes Licht der Vernunft! o du süße, liebliche Stimme des Herzens! Da gab’s Bravos von Buben und Männern, Lumpen und Schlacken, daß es eine grausame Freude war.

 Ja wohl, eine grausame Freude! Denn es ist die Freude über eine Religion,

 die für’s Dritte eine durchaus grund- und bodenlose und darum lügenhafte ist. Eine Religion, die Grund und Boden und also Wahrheit haben soll, muß auf Etwas ganz Anderem beruhen, als worauf die Religion der Deutschkatholischen und freien Gemeinden beruht, nämlich auf Gottes geoffenbartem, ewigem, allein wahrhaftigem und darum unwiderleglichem Worte. Was man glauben soll, um selig zu werden, das kann man nicht aus der durch die Sünde verfinsterten Vernunft saugen, wie etwa das Kind die Milch aus der Mutterbrust, und nicht aus seinem durch die Sünde verderbten Herzen schöpfen, wie man etwa Wasser aus dem Brunnen schöpft. Wer nicht aus Gottes Wort den Weg zur Seligkeit findet, der findet ihn nun und nimmermehr. Ein Glaube, der nicht aus Gottes klarem und untrüglichem Worte geschöpft ist, ist und bleibt ein eitles Hirngespinnst, ein dummer Wahn und verführerischer Irrwisch. Das lehrt die Geschichte aller Zeiten. Seifenblasen, Luftschlösser, Spinnengewebe, und sonst nichts, sind alle Glaubensgebäude, die nur die Vernunft ausheckt und das Herz zu Tage fördert. Nichts, als eine Selbsttäuschung ist daher die Religion der Deutsch Katholischen und freien Gemeinden. Denn sie ist nicht aus Gottes Wort, sondern wider Gottes Wort; ist nur ein Menschen-Gemächte und Gemengsel, ein grundloses Geschwätz und lügenhaftes Gefasel. Sie hält aber auch| nicht einmal Stich vor der Vernunft eines nur etwas verständigen und begabten Menschen.

 Aber eben darum, weil diese Religion nicht auf Gottes geoffenbartem Worte ruht, kämpfen ihre Prediger mit schrecklicher Gewissenlosigkeit, ja mit satanischer Wuth gegen Gottes Wort und die treuen Verkündiger desselben an. Haben sie nur einmal das Wort Gottes bei den Leuten verdächtigt und das Vertrauen zu den Geistlichen untergraben, dann können sie in der christlichen Kirche wühlen, wie die Sau im Waizenacker. Und um es dahin zu bringen, machen sie alle möglichen dummdreisten Einwürfe gegen Gottes Wort, reißen Stellen aus dem Zusammenhange heraus und fragen einmal um das andere: Kann das Gottes Wort seyn, das solche Dinge enthält? Kann das ein allweiser Gott seyn, der so redet; ein gerechter Gott seyn, der so handelt? In ihrem Siegestaumel rufen sie dann aus: Seht ihr da, wie euch eure Pfaffen um’s Licht führen, wie sie euch nur in der Finsterniß und Dummheit erhalten wollen! Seht, darum haben wir Alles verlassen und sind in die Welt ausgegangen und auch zu euch, ihr lieben, guten Leute, gekommen, um auch euch das rechte Licht zu bringen; ein Luther war gegen uns nur ein Stümper u. s. w.

 Leute, die aber Gottes Wort so meistern und gegen die treuen Verkündiger desselben das Maul so weit aufreißen, wie einst der Bengel Goliath gegen David, werden doch auch recht viel Courage (Kurasch) gegen die Geistlichen haben, um mit diesen zu disputiren in Gegenwart allerlei Volks? Ach nein, mein lieber Leser! Mit diesen lassen sie sich in keine Unterredung über die Religion ein; wenn ihnen ein Geistlicher mit der Bibel in der Hand zu nahe kommen will, da ergreifen sie das Hasenpanier. Denn sie haben von wegen ihres bösen Bewußtseyns eine gewaltige Furcht vor den Kieselsteinen aus Davids Schleuder, als da sind Gottes Wort und Geschichte der heiligen christlichen Kirche. Als daher Ronge, der auf ächt französische Weise verkommen zu seyn scheint, in Erlangen zu einer Disputation aufgefordert wurde, bekam er zuerst einen gewaltigen Schleim über diese Zumuthung, und begab sich gleich darauf von dannen. Und als jüngst dem Prediger Dumhof in W–g von der Geistlichkeit eine Disputation angeboten wurde, da hatte er allerliebste Ausreden und Einwendungen, that gar recht fromm und heilig, ging seines Wegs, und hinterließ seine Bravorufer zur weitern Erleuchtung mit dem Dumhof’schen und Bierdimpfel’schen Lichte einem Manne, dem ich über kurz oder lang aus Mitleiden wohl einen Sechsbätzner schenken könnte, aber nicht gerne einen leichten Batzen borgen möchte von wegen einer gewissen Besorgniß. So ist also wohl von solchen Lügenpredigern nichts zu fürchten? Für die Kirche nichts, da in ihren Hamen nur faule Fische| gehen und zu ihrem Lockheerd nur Gimpel, Spatzen und Rohrdommeln fliegen, ja sich mit ihnen nur verbrüdert, wer in unserer Kirche schon längst ein todtes Glied und ein offenbares Aergerniß war. Und doch hast du diese Religion vorne eine
.
 überaus verderbliche und darum höchst verwerfliche genannt; sage uns doch noch, wie sich das reimt! Das reimt sich gar wohl zusammen. Die Kirche hat von dieser Religion für sich, für ihr Fortbestehen nichts zu fürchten, denn sie ist auf den ewigen Felsen Christum gebaut, und dieser lacht und spottet auf seinem Throne solcher Angriffe, wie Psalm 2. darthut, Aber für einzelne Seelen, welche diese Lügenpropheten in ihr Netz hineinziehen, wird diese Religion überaus verderblich. Sie verdummt die Dummen immer mehr. Sie verstrickt die Verführten immer tiefer in das Lügengewebe, flößt ihnen immer größere Verachtung gegen das Wort Gottes ein und raubt ihnen Alles, was zur Heiligung dient, und sie verleitet unvermerkt zum völligen Götzendienst und Heidenthum. Sie stellt die Jugend ohne die rechte Wehr und Waffe in die versuchungsvolle Welt hinaus, und ist dieser einmal solcher Teufelsspuck in’s Gehirn gesetzt worden, dann wehe ihr, sie ist auf lange Zeit, wenn nicht für immer, verdorben. Sie macht aus Unzufriedenen Empörer gegen Gott und die Menschheit. Sie macht die Armen vollends nackt und bloß an Leib und Seele, die darin nirgends mehr Heil, als im Stehlen und Rauben finden. Sie bläht die Reichen auf und verleitet sie zum thörichten Bauchdienst, zur Selbstvergötterung und zu immer größerer Feindschaft gegen das Kreuz Christi. Sie läßt die Leidenden und Kranken ohne Muth und Kraft, daß sie am Ende keinen andern Ausweg mehr wissen, als den schauerlichen Selbstmord. Sie entreist endlich den Sterbenden allen Trost. Ein Sterbebett ohne den Trost aus Gottes Wort und ohne den Sünderheiland Jesum Christum; auf dem Sterbebette nichts hören, als Ronge’sche, Dumhof’sche und Bierdimpfel’sche Lügen; den Angstschweiß auf der Stirne fühlen, und nicht wissen, daß ein Erlöser lebt, nicht sagen können: ich weiß, an wen ich glaube und bin gewiß, daß er mir meine Beilage bewahren wird; mit dem Tode ringen und sich sagen zu müssen: du starbst, wie eben das Vieh auch stirbt; dahin schmachten und für die Seele keinen Trost und Halt, für die ringenden Hände keinen Anker, für die zitternden Füße keinen Grund, für die brechenden Augen kein Fünklein Himmelslust finden, – ist das nicht schauerlich, nicht entsetzlich, und muß ein solcher Mensch nicht ein Raub der Verzweiflung und eine Beute der Trostlosigkeit werden? Ha! wie an einem solchen Sterbebette die Hölle triumphirt und die Engel des Himmels vor Betrübniß ihr Angesicht bedecken! Möchtest du so sterben? Ach, auf dem Sterbebette rongelt, dumhoft und bierdimpfelt sich’s zum Erbarmen| schlecht; denn da ist’s aus mit Menschenwitz, Vernunftlicht und selbstgemachtem, geschnitzeltem und aus allerlei Lappen zusammengeflicktem Glauben. Da hilft einzig und allein nur der Glaube an das Verdienst Jesu Christi und das felsenfeste Verlassen auf Christi Blut und Gerechtigkeit; nicht eigene Gerechtigkeit, sondern Gnade, die Gott allein den Bußfertigen und Reuemüthigen gibt!

 Daraus ersiehst du nun wohl, daß die Religion der Deutsch-Katholischen und Freigemeindler eine überaus verderbliche und also auch verwerfliche Religion ist, und daß diese Lügenpropheten nicht mit offenen Armen und Bravorufen zu empfangen, sondern mit größter Sorgfalt zu fliehen sind als Räuber und Mörder, denn sie sind Seelenräuber und Seelenmörder.

 Was ist nun aber, höre ich da und dort fragen, hinsichtlich dieser Lügenpropheten zu thun, da ist guter Rath theuer. Nein, lieber Freund, da ist guter Rath nicht theuer. Was die Lügenpropheten selbst anbetrifft, so laß dich nur nicht von deinem Fleisch und Blut gegen sie hinreißen. Am Geschwindesten wäre es freilich geschehen, wenn man ihnen den Staubbesen geben und sie zur Stadt hinausjagen würde. Aber daran thätest du sehr unrecht. Denn dann würden sich diese Leute für Märtyrer halten, und dieses schönen, herrlichen Namens sind sie nicht werth, wenn sie auch nichts, als Märtyrer für ihre teuflischen Lügen würden. Ueberlaß sie Gott, gegen den sie mit Wissen und Vorsatz freveln, der wird sie schon zu finden und zu züchtigen wissen; du aber thue ihnen nichts, als daß du die Thüre deines Hauses vor ihnen zuschlägst.

 In deinem eigenen Hause aber sey du ein rechter christlicher Hausmissonär mit dem treuen Bekenntnisse im Munde vor Weib und Kind und Gesinde, mit der Bibel auf dem Tische und dem Katechismus in der Hand, auf daß du dich und die Deinen bei dem dreieinigen Gott und dem guten alten, bibelfesten Glauben der evangelisch-lutherischen Kirche erhältst, und du sammt ihnen selig werdest. Dann hast du das Deine gethan, und Christus ist bei dir alle Tage bis an der Welt Ende.

 Die Verführten aber trage mit christlicher Liebe; suche ihnen mit sanftmüthigem Geiste zurecht zu helfen, und laß nicht ab, für sie zu beten; denn es gilt Seelen, mit Christi Blute theuer erkaufte Seelen.





  1. So tauften sie ohnlängst in Erlangen statt auf das christliche Glaubensbekenntniß, auf den Namen des großen Gottes (Alah), auf die Liebe Christi und auf den Geist der Gemeinde, (d. i. auf den Lügen- und Hanswurst-Geist.)