Wie der Bauer im Hohenlohischen sein Hornvieh erzieht, füttert und mästet

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Autor: Anonym
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Titel: Wie der Bauer im Hohenlohischen sein Hornvieh erzieht, füttert und mästet
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 4, S. 167–183
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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II.
Wie der Bauer im Hohenlohischen sein Hornvieh erzieht, füttert und mästet.


Die wohleingerichtete und einträgliche Viehzucht in dem Hohenlohischen Gebiete und in den angränzenden Gegenden,| dem Rothenburgischen, Hällischen und Anspachischen ist weit und breit berühmt. Das Vergnügen, das mir der erste Anblick des ansehnlichen Zug- Melk- und Mastviehs in dieser Gegend gewährte, machte gleich zu Anfang meiner Hieherkunft meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand rege; noch mehr aber wurde sie gereizt, da ich sah, welch’ eine beträchtliche Anzahl von Mastochsen jährlich nach Augsburg, Heidelberg und Mannheim, Strasburg und Paris getrieben wurden. Die sehr ansehnliche Summe an Geld, das dieser Handelszweig in hiesige Gegend bringt, der große Vorzug, den besonders der Pariser den Schwabenochsen, wie er sie nennt, vor allen andern gibt, der um vieles vermehrte Betrag der Äcker und Wiesen, der sich seit der Blüthe dieses Handels zeigt, der ausgebreitete Wohlstand, den man beym ersten Blick an den Einwohnern bemerkt, alles dieß machte mich sehr begierig auf die Art, wie die Bauern in dieser Gegend ihr Vieh behandeln, und ich bemühte mich, in diesem Punct eine vollständige Kenntniß zu erlangen. Eigne Erfahrung und Einsicht über diesen Gegenstand, und öftere Besprechung mit verständigen Landleuten, die eine ansehnliche Zucht halten und| schon sehr viele Ochsen gemästet und verkauft haben, setzten mich in den Stand, Ihnen über die Erziehung, Fütterung und Mästung des Hornviehs, wie sie in den Hohenlohischen Landen gebräuchlich ist, eine völlige Auskunft geben zu können; und da vielleicht manchem Landwirthe eine solche Kenntniß willkommen seyn dürfte, so theile ich Ihnen diesen Aufsatz mit, den Sie, wenn Sie ihn der Bekanntmachung würdig halten, in Ihr Journal einrücken können.
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 Ehe ich aber von der Weise rede, wie der Hohenlohische Bauer sein Vieh behandelt, muß ich vor allem die Bemerkung machen, daß jeder, der sich einer schönen Zucht erfreuen will, auf Reinlichkeit und Ordnung in Ansehung der Fütterungszeit mit der genauesten Pünctlichkeit hält, und daß jeder, dem das gute Aussehen seiner Zugochsen am Herzen gelegen ist, diese mit aller unnöthigen Arbeit verschonet, soviel er nur immer kann. Da nun die Viehart von inländischen Kühen und Farren eine ansehnlichere Zucht gibt, auch zur Mästung diensamer ist, als die ausländische, indem sie mit weniger Futter fett gemacht werden kann, und dennoch kräftigeres Fleisch und verhältnißmäßig mehr an Pfunden liefert, so wendet der Bauer seine| erste Sorgfalt darauf, sich selbst gutes Zug- Melk- und Mastvieh in seinem Stalle aufzuziehen. Hat er nun ein Kalb zur eigenen Zucht bestimmt, so läßt er es sechs Wochen an der Kuh saugen, es sey ein Stier oder Kuhkalb. Des Tags läßt er es viermahl zur Kuh, nämlich früh um 5 Uhr, Mittags, Abends um 5, und Nachts um 10 Uhr, Doch sorgt er dafür, daß sich das Kalb nicht übersauge und durchfällig werde; deswegen bindet er es so weit von dem Euter weg, daß es dasselbe nicht erreichen kann. Aus der nämlichen Ursache melkt man anfänglich die Kuh aus, und läßt ihr nur soviel Milch, als man glaubt, daß das Kalb zur Sättigung nöthig habe, bis es allmählig stärker wird, und mehr Nahrung erfordert. Nach dem Verfluß dieser Saugzeit wird es von der Kuh weggebunden, und erhält sein besonderes Futter und Trinken. Jenes besteht in sehr kurz geschnittenem Grummet, worunter etwas Dinkelstroh, das ebenfalls so kurz geschnitten ist, und ein wenig Leinmehl und Salz gemischt wird. Dieses aber wird bereitet, indem man unter so viel kaltes Wasser, als man jedesmahl zum Tränken braucht, eine halbe Maas warmes Wasser gießet, worin eine Handvoll Roggen- oder| Leinmehl gethan und umgerührt ward. Mit diesem Futter wird das Kalb dreymahl des Tags gefüttert, nämlich Morgens um 5 Uhr, Mittags um 11, und Abends um 6 Uhr, und mit dem angemachten Getränk wird es allemahl getränkt, so oft es das kurze Futter aufgezehrt hat. Nach der Tränkung aber wird ihm jedesmahl gutes Heu aufgesteckt, daß es nach und nach herausfressen kann, bis ihm wieder kurzes Futter gegeben wird. So wie man genau darauf hält, daß dieß Futter und Trinken dem Kalb alle Tage zur vestgesetzten Zeit gereicht werde, eben so sorgfältig beobachtet man auch Reinlichkeit. Jedesmahl ehe das kurze Futter eingeschüttet wird, reinigt man den Baren vom übrig gebliebenen Futter, und wäscht das Gefäß sauber aus, worin ihm das Trinken gegeben wird, damit sich keine Säure ansetze, und der Verdauung schade. Eben so wird das Kalb auch mit Bürsten abgestäubt, so oft es von neuem Futter bekommt. Mit diesem Futter und Getränk wird es genährt, bis es halbjährig ist, sodann gibt man ihm grünes Futter; sehr selten reicht man ihm vor dieser Zeit Gras oder Klee, weil dieses das Kalb durchfällig macht, und sein Wachsthum verhindert. Dieß ist auch die Ursache, daß der| Bauer nur jene Kälber aufstellt, die in den Monaten Januar und Hornung fallen; die später kommenden aber größtentheils verkaufet, weil er zu jener Zeit noch die Kühe mit dürrem Futter füttert, im Frühjahr aber mit grünem, von welchem nun auch die jungen Kälber fressen, welches ihnen aber nicht zuträglich ist. Wird ein solches Kalb zum Ziehen oder zur Kuh bestimmt; so wird es, wenn es ein Jahr alt geworden, auf die Weide getrieben, damit es durch diesen Gang abgehärtet und dauerhaft werde. Die Kalben läßt man vor zwey Jahren nicht zukommen, damit man starke Kühe erhalte; und der Stier, der ein Zugochs werden soll, wird vor drey Jahren nicht eingespannt, und selbst nach Verfluß dieser Jahre noch mit der Arbeit verschont, bis er 4 Jahre hinter sich gelegt hat. Will aber der Bauer ein Rind mästen (denn in hiesiger Gegend werden viele Rinder von 2 Jahren, oder darunter und drüber gemästet) so treibt er es nicht aus, sondern läßt es im Stall stehen, und gibt ihm nichts als Klee zum Fressen, und nur einmahl, nämlich des Abends, Saufen. So oft von neuem Klee aufgesteckt wird, wird der übriggebliebene aus dem Baren gethan, und dieser gereinigt. Wenn| es getränkt ist, so wird der Baren gereinigt, und ein paar Handvoll Salz mit Kleyen oder Haberschrot, oder Wickenmehl vermischt eingestreut. Über Nacht bekommen sie nichts. Auf diese Art machte ein mir bekannter Bauer in einem Sommer 16 Rinder fett, und gewann an diesen über 200 fl. baares Geld.
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 Das Zugvieh und die Kühe werden auf folgende Art gefüttert. Zur Fütterung bedient sich der Bauer im Winter und Sommer zweyerley Futters, nämlich des kurzen, geschnittenen, und des langen, untergeschüttelten. Jenes besteht in ganz kurz geschnittenen Grummet und Haber- oder Gersten- oder Dinkelstroh. Vom Grummet und Stroh wird gleich viel genommen. Dieses aber besteht in Heu und Stroh, welches letztere eine Viertel Elle lang geschnitten wird; beydes wird in gleich starker Portion so fleißig durcheinander gemengt, daß das Vieh das Heu nicht allein heraussuchen kann. Ist nun die Futterzeit da, so gibt man zuerst jedem Stück einen Korb voll kurzes, geschnittenes Futter ein; man sieht aber mit Sorgfalt darauf, daß das Vieh hievon nicht zuviel auf einmahl bekomme, damit es immer gefräßig bleibe, oder das Futter, das es nicht aufzehrt, nicht durch den Hauch nässe, und| riechend mache. Dieser Korb voll kurzes Futters muß aufgefressen seyn, ehe man ihm anders Futter gibt. Ist er aufgezehrt, sodann wird jedem Stück langes, untergeschütteltes Futter aufgesteckt, so viel man mit zwey Händen fassen kann. Ist nichts mehr von diesem übrig, so wird das Vieh zur Tränke ausser dem Stall geführt. Nach der Tränkung wird ihm wieder ein Korb voll kurzes Futter eingeschüttet, und wenn es mit diesem fertig ist, steckt man eine gute Hand voll langes Futter auf, und läßt es sodann ruhig liegen, bis zur andern kommenden Futterzeit. Auf diese Art wird bey jeder Futterzeit gefüttert das ganze Jahr hindurch. Nie bekommt das Vieh das Heu oder Grummet lauter, sondern immer mit Stroh vermischt; sollte auch der Bauer noch so viel Heu oder Grummet haben, so steckt er keines allein auf, damit das Vieh nicht genäschig werde und rauheres Futter verachte, wenn er genöthigt ist, dieses ihm zu geben. Mit dieser Fütterung werden jedesmahl 2 Stunden zugebracht, eine vor dem Tränken und eine nach demselben. Die Futterzeit ist aber im Winter Morgens um 5 Uhr, und Abends um 3 oder 4, nachdem der Tag kurz oder lang ist; im Sommer aber wird diese Futterzeit| dreymahl im Tag beobachtet, nämlich alle Morgen um 4 Uhr; Mittag um 11 und Abends um 6 Uhr. Diese Zeitordnung wird auf das pünktlichste beobachtet. Ehe fahren die Bauern nicht aufs Feld, als bis abgefüttert ist, nämlich gegen 6 Uhr; und schon vor 11 Uhr spannen sie wieder aus, und Abends um 6 fahren sie wieder heim, damit sie ihr Vieh zur gehörigen Zeit füttern können. Wenn sie auch mit ihrem Vieh nicht zu Hause sind, sondern über Nacht mit demselben ausser dem Stall bleiben, beobachten sie dennoch diese Zeitordnung im Füttern genau. Eben so sorgfältig halten sie auch auf Reinlichkeit. Ehe neues Futter aufgeschüttet wird, wird der Baren vom übrig gebliebenen gereiniget; und so oft gefüttert wird, wird auch jedes Stück mit eisernen Strigeln gestrigelt und mit Bürsten abgestäubt; eben so wird auch bey jedesmahliger Fütterung der Stall vom Dung gereinigt, den das Vieh mittlerweil fallen ließe, damit es immer auf der trockenen Streu liege, und dadurch das Gedeihen befördert werde. Diese Reinhaltung des Baren sowohl, als des Viehs selbst achtet der Bauer für ein vorzügliches Mittel zum Gedeihen. Daher ist es auch Sitte, daß jeder Knecht eine Ehre darin setzt, reinliches| Vieh zu führen, und daß jeder, dessen Vieh unrein und verwahrlost ist, dem öffentlichen Spott ausgesetzt ist. Daher kommt es auch, daß man am hiesigen Vieh nicht die mindeste Unreinigkeit gewahr wird, und daß es jederzeit eine glänzende Farbe hat; sogar an dem Schwanz sieht man nichts unsauberes; denn er wird alle Tage ausgezupft. Mit diesem Futter werden nun die Ochsen das ganze Jahr hindurch genährt; sehr selten bekommen sie Gras oder Klee; nur dann, wann das Heu und Grummet mangelt. Auch sucht es jeder Bauer so einzurichten, daß sein dürres Futter langt, bis er wieder frisches Heu und Grummet einführt. Wer sein Zugvieh recht gut haben will, streut alle 2 Tage eine Handvoll Salz auf das kurze Futter, wodurch es gefräßig und leibig wird. – Auf die nämliche Art und zur nämlichen Zeit werden auch die Kühe gefüttert, nur daß ihnen, sobald es grünes Futter gibt, Gras oder Klee aufgesteckt wird, worauf man mehrmahls Salz streut, welches die Milch und das Schmalz vermehret.
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 Die Mästung der Ochsen geschieht auf folgende Art. Will der Bauer einen seiner Zugochsen fett machen, so läßt er ihn erst 4 Wochen ausruhen, ohne ihn weiter zur| Arbeit zu gebrauchen. Diese Zeit hindurch gibt er dem Ochsen das nämliche Futter, das er bey seiner Anspannung erhielt, und zur nämlichen Zeit und auf eben die Art. Ist diese Zeit verflossen, so bekommt er 8 Wochen hindurch immer besseres kurzes und langes Futter, so daß diese Verbesserung von Woche zu Woche steigt; die Verbesserung dieses Futters besteht aber darin, daß man zum kurzen Futter immer mehr Grummet, zum langen aber immer mehr Heu nimmt und mit dem Stroh abbricht; bis man sieht, daß sich der Ochs auswölbt und fleischicht wird. Merkt der Bauer, daß sich das Fleisch angesetzt hat, so fängt er nach diesen 8 Wochen an, 4 Wochen lang Wickenmehl oder Haberschrot mit etwas Salz vermischt auf das kurze Futter zu streuen; auf jeden Ochsen von 5-6 Centnern täglich 2 Vierling Hällischen Gemäßes. Endlich werden noch 4 Wochen hindurch, statt des Mehls oder Schrots, trockene Körner, als Haber, oder Wicken mit Dinkel vermischt, oder Gerste oder Roggen gefüttert: wieder auf jeden Ochsen von 5-6 Centnern 2 Vierling; die aber 8-9 Centner schwer werden können, erhalten auch des Tags ein größeres Maaß| an Körnern. Übrigens wird hiebey alles genau beobachtet, was von der Zeit und Anzahl der Fütterung und Reinlichkeit sonst angemerkt worden ist. Ist der Ochs, der auf diese Art gefüttert wird, gesund, und hat er eine Anlage zum Fettwerden, so kann er nach dieser Zeit als gemästet verkauft werden. Diese Zeit zu mästen, währet also 20 Wochen.
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 Wenn der Bauer anfängt, Körner zu füttern, nimmt er sich sehr in Acht, daß er seinen Mastochsen nicht zu viel auf einmahl vorlege, sie bleiben sonst unverdaut im Magen liegen, versäuern und verursachen Ekel, wobey der Ochs wieder abnimmt. Diese allmählige Steigerung in der Verbesserung des Futters ist zum Fettwerden nothwendig, und wird von keinem verständigen Bauern verabsäumt. Wird der Ochs mit Mehl oder Körnern gefüttert, ehe er durch die allmählige Verbesserung des kurzen und langen Futters sein Fleisch bekommt, so wird er zwar fett, macht aber nicht so viel Pfund am Fleisch, auch ist dieses nicht mit Fett durchwachsen, noch kräftig. Denn das Fleisch wächst nicht von den Körnern, sondern vom Heu und Grummet. Jeder Mastochs muß seine gehörige Zeit stehen; derjenige, der durch schnelle| Verbesserung des Futters und durch zu frühe Körnerfütterung fett gemacht wird, fällt bald wieder von seinem Fleische, besonders wann er auf den Trieb kommt, indeß jener, der lange Zeit gestanden ist, und allmählig gemästet wurde, weit getrieben werden kann, ohne abzunehmen und magrer zu werden, vielmehr wird er während des Triebs, so lange er auch dauern mag, noch gewölbter und fleischichter.
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 So sehr sich nun die Bauern der genannten Gegenden die Erziehung, Fütterung und Mästung ihres Zug- Melk- und Mastviehs angelegen seyn lassen, so sorgfältig vermeiden sie alles, was ihre Mühe, die sie auf ihr Vieh verwenden, vereiteln könnte. Äusserst selten werden die Zugochsen über ihre Kräfte angestrengt; nie werden denselben Lasten aufgeladen, die ihre Kräfte übersteigen, nie werden sie mit Gewalt getrieben, sondern man läßt sie ihren Gang fortgehen, wie sie wollen, sie mögen am Wagen oder am Pfluge ziehen. Peitschen führt man zwar in der Hand, gebraucht sie aber nicht zum Schlagen. Jedem Knecht, der sein Zugvieh mit Gewalt und zu stark antreibt, wird diese Verfahrungsart von seinem Herrn verwiesen; ja viele führen nicht einmahl Peitschen, sondern treiben ihr Zugvieh nur durch Zurufen an. Eben| so angelegen schonen sie ihre Ochsen mit weiten, schweren Fuhren, und vermeiden diese, wo sie immer können; im äussersten Nothfall nur macht der Bauer auf 4 Stunden Wegs mit Wägen einen Zug, dieser mag beladen oder unbeladen seyn; lieber bezahlt er die Fuhren, die er aus Pflicht zu thun hat, mit Geld, oder bestellt in der Nähe jemand, der sie statt seiner verrichtet. Überhaupt hat der Bauer eine große Liebe zu seinem Zugvieh; eher leidet er selbst Noth, als er dasselbe Noth leiden läßt; lieber trägt er Lasten selbst, ehe er sein Vieh mit denselben über die Kräfte beschweren sollte.
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 Eben so sorgfältig ist er auch darauf bedacht, eine solche Zucht in seinem Stall anzustellen, die die beßte Anlage zum Fettwerden hat. Da bey manchem jene Stücke, die er selbst aufzieht, nicht hinlänglich sind für den starken Handel, den er treibt, und er genöthigt ist, von Fremden einzukaufen, so sucht er nur inländisches Vieh, das braune, kurze und glatte Haare, und eine weiße Stirne hat, zu bekommen; weil dieses, wie ich gleich anfangs erinnerte, das tauglichste zum Mästen ist; darum kauft er am liebsten bey den Bauern ein, die ihr Vieh selbst ziehen und hütet sich vor jeder ausländischen Art,| weil ihn die Erfahrung schon oft belehrte, daß ein ausländischer Ochs, den sie an den langen rauhen Haaren und an der von der inländischen verschiedenen Farbe erkennen, beynahe einen Centner weniger Fleisch macht, als ein inländischer von der nämlichen Größe, ob schon beyde das nämliche Futter bekamen, und gleich lange Zeit in der Mastung standen. Auch dieß lehrte ihn eigne Erfahrung, daß jener ein rauheres Fleisch und ungleich weniger Unschlitt bekommt, als dieser; daß die Häute von diesen mehr von den Gerbern gesucht werden, als von jenen; und daß die Ochsenhändler, die nach entfernten Gegenden handeln, die ausländischen stehen lassen, und einheimische einkaufen: darum mästet der Bauer auch lieber sein inländisches Vieh, als das ausländische und er kauft ein solches Stück nicht eher, als bis ers tief unter dem Preis einhandeln kann. Das ausländische aber ist jenes, das von einem Schweizerfarren oder von einer Schweizerkuh kommt, oder aus der Oberpfalz in die hiesige Gegend getrieben wird. Wenn schon jenes das Seinige an Größe merklich übertrifft, so mästet er dieses doch weit lieber, weil es ihm nicht so viel Futter kostet, und doch fetter und schwerer wird. Eben so ungern kaufen sie auch die Ochsen| vom Ochsenfurter Gau; denn da diese größtentheils mit Wurzeln gefüttert wurden, so nehmen sie das inländische Futter nicht leicht an, sondern man muß sie erst einige Zeit im Stalle stehen lassen, biß sie sich nach und nach an dasselbe gewöhnen, wodurch er verliert und Einbuß hat.




Bemerkung eines Ökonomie-Verständigen aus dem Heßgau über vorstehenden Aufsatz.
 „Der Verf. erzählt die Wahrheit. Da ich noch zu Bödigheim im Odenwalde war, sahe ich alle 14 Tage Triebe von 50 bis 80 Hohenlohischen fetten Ochsen vor meinem Fenster vorbey gehen. Ihre Höhe und Breite war ausserordentlich. Kurz sie erfreuten das Herz eines Sachverständigen. Ihr Fleisch ist, wie der Verf. recht bemerkt, nicht so grob und auch weit schmackhafter, als das vom Schweizer Vieh. Die Ordnung und Reinlichkeit bey der Hohenlohischen Viehzucht ist zu loben; doch herrscht jene nicht bloß im Hohenlohischen, man findet sie auch in den Ställen anderer braven Franken. Der Bauer meiner Gegend weiß auch, wie man| die Kälber erzieht, und stellt, sobald die Kuh das Kalb gelecket hat, dasselbige gleich von der Kuh weg; welches wohlgethan ist. Er läßt auch das Kalb nicht 6 Wochen saugen, sondern wenn es 8 Tage lang die Milch herbeygesogen hat, so melkt er die Kuh aus, und läßt dem Kalbe die Milch aus dem Kübel saufen, damit die Kuh geschont werden möge; doch gibt er dem Kalbe sein Grummet-Futter nicht vor dem Saufen, sondern Heu vor, und Grummet nach dem Trinken; weil sich das Grummet, wenn das Vieh darauf sauft, gerne ballet. Man schüttelt auch bey uns Grummet und Stroh durcheinander, reiniget fleißig die Baren, und erhält dadurch das Vieh bey der Freßlust. Man striegelt auch bey uns, und bürstet das Vieh hernach ab. Es gedeihen auch die Kälber, die im März, April und May fallen. Der Durchfall, den sie auf frühes grünes Futter bekommen, kann bald durch Waizenkleien, oder dürres klein geschnittenes Rindfleisch, wenn man es ihnen zu fressen gibt, gestillet werden.“
M.