Topographia Sueviae: Balingen
Statt vnnd Ampt im Hertzogthumb Württenberg gelegen. / aber der Zeit Herren Heinrich Schlicken / Graffen zu Passaun vnnd WeißKirchen / Herren der Stätt vnnd Aempter Balingen / Duttlingen / Ebingen / vnnd Rosenfeld / Herren auf Plan / Gottschaw / Polick / Hawenstein / Käyserlichem geheimen Rath / Hoff- KriegsRaths- Praesidenten / vnnd Cämmerer / auch Obristen Land- Cammerer deß Marggraffthumbs Mähren / etc. gehörig. Ist vmbs Jahr 1255. zu einer Statt worden / vnnd etwan Anno 1396. oder 1408. durch Kauff / vmb zwey vnnd zwantzig tausendt Gülden[1] / von den Grafen von Zollern an Würtenberg kommen. Ist nit groß / hat aber einen fruchtbaren Boden: vnd vom Abend die Graffschafft Hochberg / vnd also in der Nachbarschafft die Stätte Schemberg / Horb / Bintzdorff / Friedingen / vnnd Rotenburg.
Es ist nicht weit darvon der weitbeschreyte Hewberg / darauff die Hexen jhren Tantz halten sollen. Vnnd wann man von Balingen gegen Mittag reyset / so trifft man [30] einen sehr hohen Felsen an / die Lochen genandt / so zu den Schwäbischen Alpgebürg gehörig / das man zu Balingen siehet / vnd dessen ein Theil die Schär genennet wird. Der Flecken Bondorff gehört in dieses Ampt: Wie hievon Crusius in seinen Annalibus Suevicis zu lesen. In einer geschriebenen Chronick stehet / von dem Vrsprung dieser Statt / daß eine Mühle an dem Ort / da Balingen gebawet / an dem Wasser Deya gestanden / in welcher die Dörffer Endingen / Roßwangen / Weyla an der Lochen / Entzingen / Hesselwangen / Streyscha / Zollhausen / wegen Mangel Wassers / haben mahlen müssen / wie es dann noch jetzt in der Mülen / an besagtem Wasser / geschihet. Diese Mühlen habe einem Edelmann auff dem Hürschberg / nicht weit von Balingen / gehört / der mehr / als sich gebührete / vom Müller haben wolte: Daher solcher seinen Junckern vberfallen / das Schloß gestürmet / vnd jhme alles auff dem Hürschberg verbrandt / vnd sich an die Herrschafft Schalckburg / vnd Hohenzollern begeben: Vnd ward also dieser Ort folgends auß einem Weylar ein Stättlein / vnnd solches mit Mauren vmbgeben: Auch die Stein ab dem Hürschberg / damit der verjagte Edelmann nicht mehr allda das Schloß bawen konte / hinweg geführet / vnd zur Newen Kirchen / etc. gebraucht: Das Stättlein aber sey Baldingen genannt worden / daß jhnen die Bawleuth bald lingen lassen / vnnd daß es in grosser Eyl von dem Müller / vnd seinen Gehülffen / auß Forcht / wegen deß vertriebenen Edelmanns / vnd seines Anhangs / vmbmauret worden.
Anno 1286. am Heiligen Pfingsttage / ist solche Statt Baldingen / in dem Krieg der Stauffer von Hohenberg / bey Rothweil gelegen / vnnd der Grafen von Hohenzollern / (darzu die Vertriebene von Hürschberg nit wenig geholffen ) belagert / eyngenommen / vnd auff den Boden abgebrandt: Folgends von der Deya besser hinauß / wo sie jetzt stehet / gebawet worden: Da die Alte vorhin gestanden / wo noch der alte Marckt / vnd die KrautGärten vor dem Vntern Thor am Mühlbach / seyn. Anno 1394. oder 1430. sey diese Statt von Hohenzollern / durch Kauff / vmb vier vnd zwantzig tausend Gülden / oder aber Pfundt Heller / an Würtenberg kommen. An. 1443. sey der schöne Thurn / an der PfarrKirchen allhie zuerbawen angefangen worden / in welchem Jahr der erste Würtenbergische Obervogt allda / Graf Peter von Hohenberg gestorben / vnd allhie begraben worden. An. 1607. den 2. Januarij sey die Helffte dieser Statt abgebronnen. Anno 1643. lagen die Chur Bäyrischen allhie; da dann / als der Weymarische General von Rosen / auff ein halbe Stund ohngefehr davon / im Dorff Geyßlingen / vbernachten wolte / jhme / den 7. Novemb. der Obrist Sporck eingefallen / vnd darüber gemeldtes Dorff an 4. Seiten angesteckt worden ist. Anno 1647. ward Balingen / von den Frantzosen auff Gnad / vnd Vngnad / erobert.
- ↑ WS: Der Verkaufsvertrag von 1403 sagt 28.000 Gulden. Die Angaben in der Topographia beziehen sich wahrscheinlich auf Crusius, aber dessen Angabe ist falsch.