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ADB:Bernhard (Herzog von Sachsen)

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Artikel „Bernhard, Graf von Aschersleben, Herzog von Sachsen“ von Otto von Heinemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 437–439, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernhard_(Herzog_von_Sachsen)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 08:45 Uhr UTC)
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Bernhard, Graf von Aschersleben (Anhalt), Herzog von Sachsen, jüngster Sohn des Markgrafen Albrecht des Bären von Brandenburg, geb. zwischen 1140 [438] und 1150, † im Februar 1212, erbte nach seines Vaters und seines Bruders Albrecht Tode die anhaltischen Stammbesitzungen am Harz, sowie an der Saale und Elbe. Anfangs vom Kaiser Friedrich I. in einem Theile dieser Erbschaft, der Herrschaft Plötzkau, angefochten, erfreute er sich später, als der Bruch Friedrichs mit Heinrich dem Löwen erfolgte, in so hohem Grade der kaiserlichen Gunst, daß er auf dem Reichstage zu Gelnhausen (13. April 1180) mit dem Herzogthume im östlichen Sachsen belehnt wurde. B. vermochte aber seine Amtsgewalt nur in der alten sächsischen Mark und in den angrenzenden Gauen an der unteren Elbe und auch hier nicht in dem ganzen Umfange, wie es sein Vorgänger gethan hatte, zur Geltung zu bringen. Auf einem Landtage, den er 1182 zu Artlenburg hielt, huldigten ihm zwar die Grafen von Lüchow, Dannenberg, Schwerin und Ratzeburg, aber der mächtigste und angesehenste seiner überelbischen Vasallen, Adolf von Holstein, blieb aus und wurde erst später in Folge der Rückkehr Heinrichs des Löwen aus England gezwungen, sich dem neuen Herzoge anzuschließen. Ebenso wenig vermochte dieser die Stadt Lübeck zu unterwerfen, noch die Anerkennung seiner Oberhoheit seitens der Bischöfe von Ratzeburg und Lübeck zu erlangen. Trotz der Erbauung der Lauenburg an der Elbe, Artlenburg gegenüber, wodurch er den Besitz der neu erworbenen Lande zu sichern suchte, blieb dieser doch Zeit seines Lebens in Frage gestellt, theils durch den unbotmäßigen Sinn der großen Vasallen, welche 1183 die Lauenburg eroberten und völlig zerstörten, theils durch Heinrichs des Löwen Versuche, die Herrschaft in diesen Gegenden zurückzuerobern, theils auch durch den Widerwillen des Volkes, welches er durch neue, unerhörte Steuern und Auflagen bedrückt und erbittert haben soll. Bei den Kaisern, anfangs Friedrich I. und dann Heinrich VI., fand B. in seinen Bemühungen, sich in dem ihm verliehenen Herzogthum zu behaupten, nur eine laue Unterstützung, und auch die anderen Askanier, namentlich die Markgrafen von Brandenburg, gewährten ihm keinen ausreichenden Beistand. So kam es, daß seine Herrschaft in den Gegenden an der unteren Elbe eine Scheinherrschaft blieb, ja daß sie in der letzten Zeit seines Lebens, als der Einfluß der Dänen sich hier immer bedrohlicher geltend machte, fast ganz zurücktrat. An den allgemeinen Reichsangelegenheiten hat er nichtsdestoweniger einen lebhaften Antheil genommen. Nach Heinrichs VI. Tode ward er von einigen Wahlfürsten zur Nachfolge im Reiche vorgeschlagen. Verständiger Weise lehnte er ab, wie berichtet wird mit dem Hinweis auf seine große Corpulenz und auf die für ihn unerschwinglichen Kosten. Er selbst gab seine Stimme dem Staufer Philipp und hielt mit seinen Vettern, den Markgrafen von Brandenburg, trotz wiederholter Abmahnungen des Papstes Innocenz III., treu zur staufischen Partei bis zu Philipps Ermordung. Erst dann erkannte er, wie alle norddeutschen Fürsten, Otto IV. an. Bei einem Aufenthalte an Otto’s Hofe zu Braunschweig (1208) that B. im Hinblick auf die von Norden dem deutschen Reiche drohenden Gefahr und die Uebergriffe des Dänenkönigs vor dem einst durch Heinrich errichteten Standbilde des ehernen Löwen die bezeichnende Aeußerung: „Wie lange willst du noch mit deinem Rachen gegen Morgen schauen? Du hast nun, was du wolltest. Wende dich lieber gegen Mitternacht“. Die letzte von ihm hier im Norden überlieferte politische Handlung war die mit gewaffneter Hand vollzogene Wiedereinsetzung des dem Dänenkönige und dem Papste gleich verhaßten Erzbischofs Waldemar in das Erzstift Bremen (1211). B. hinterließ von seiner Gemahlin Jutta, der Tochter des Herzogs Miecislaw von Polen, zwei Söhne, Heinrich und Albert, von denen jener – obschon der ältere – die anhaltischen Stammlande, dieser das Herzogthum Sachsen erhielt, ein Beweis, wie gering der jetzt mehr als je unsichere Besitz des sächsischen Herzogthums geschätzt wurde. Daß B. hier nicht Größeres erreichte, lag sicherlich mehr in den ungünstigen [439] Verhältnissen und seiner mäßigen Hausmacht als in seiner Persönlichkeit, zumal der zeitgenössische Arnold von Lübeck versichert, er sei als Graf der tüchtigste von seinen Brüdern gewesen, habe sich dann aber als Herzog schwach und nicht wie ein wahrer Fürst gezeigt.