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ADB:Berthold III. (Graf von Andechs-Meranien und Plassenberg)

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Artikel „Bertold III., Graf von Andechs, Plassenburg, Markgraf von Istrien“ von Edmund von Oefele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 514–516, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold_III._(Graf_von_Andechs-Meranien_und_Plassenberg)&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 02:42 Uhr UTC)
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Bertold III., Graf von Andechs, Plassenburg, Markgraf von Istrien, † 14. Dec. 1188. Unter ihm, dem Sohne Bertolds II., der († 1151) zuerst von Andechs den Namen geführt, und Sophiens, der Tochter Markgraf Poppo’s II. von Istrien, nimmt das seit Ende des zehnten Jahrhunderts erscheinende, im elften „von Dießen“ (am Ammersee) benannte Grafenhaus einen gewaltigen Aufschwung. Erbe der im J. 1157 erloschenen Geschlechtslinie „von Wolfratshausen“ und seines Stiefoheimes, des letzten Grafen von Neuburg am Inn († 1158), vereinigte er in seiner Hand sechs bairische Grafschaften und eine fränkische, die Vogtei über das Hochstift Brixen und mehrere Klöster, Muttergut in Krain und der kärnten’schen Mark. Doch nicht auf dieser Machtfülle allein ruhte Bertolds Bedeutung: er hat auch den Werth seiner Persönlichkeit oft in die Wagschale [515] der kaiserlichen Sache gelegt. Innerhalb fünfzig Jahren treffen wir ihn zahlreiche Male in der Umgebung des Reichsoberhauptes. Schon mit Lothar auf dessen letztem Zuge über die Alpen (1137), dann im Kreuzheere König Konrads (1147–48), sehen wir ihn bei Verhandlungen wegen Friedrichs Wahl, und wenige Jahre vergehen, ohne daß er im Gefolge des großen Staufers erscheint: so namentlich auf Friedrichs erstem (1154), zweiten (1158. 1160–61), fünftem (1175) und sechstem (1184–85) italienischen Zuge, bei Verhandlungen von Reichssachen auf dem Concile von St. Jean de Lône (1162), bei der Absetzung Heinrichs des Löwen (1179), beim Abschlusse des Konstanzer Friedens (1183). Der Lohn für seine im Einzelnen freilich nicht mehr nachweisbaren Verdienste war zu Ende des Jahres 1173 die Ertheilung eines unmittelbaren Reichslehens, nämlich der Markgrafschaft Istrien, die einst seine mütterlichen Ahnen verwaltet. Obschon hiedurch Reichsfürst geworden, blieb er doch als Graf von Andechs bairischer Landstand. – Man weiß nicht, welcher Familie Hedwig († 1176) angehörte, mit der sich B. zuerst verband. Aus dieser Ehe erwuchsen Bertold IV. und Töchter, welche in die Häuser Henneberg, Eberstein, Vohburg, Görz heiratheten. Einer zweiten Ehe mit Liutgard, Tochter König Swends von Dänemark, wegen deren Untreue geschieden, entsprossen Poppo, der dritte Bischof von Bamberg aus andechsischem Hause, und Berta, Aebtissin von Gerbstedt. Väterlicher Einfluß wird dem noch jungen (nicht vor 1153 geborenen) Bertold IV. gegen Ende des Jahres 1180 den Herzogstitel von Kroatien und Dalmatien verschafft haben, welcher, bis dahin vom Dachauer Zweige des Hauses Wittelsbach geführt, realer Unterlage freilich entbehrte. Wol aus Rücksicht auf Ungarn, das neben Venedig und Byzanz die Länder innehat, knüpft ihn B. erst wechselnd – gleich jenen Vorbesitzern –, seit 1194 aber ausschließlich an das vielgedeutete „Meran“ – Vulgärname eines norddalmatischen Küstenstriches, der noch jetzt „la Morlacca“ heißt. Es entspricht der inneren Reichspolitik von damals, daß mit dem Vollgewichte ihrer Macht Vater und Sohn dem neuen wittelsbachischen Herzoge von Baiern – dem Heerschildsgenossen – gegenüber thatsächliche Unabhängigkeit ertrotzen konnten: seit 1186 sehen wir kein Mitglied der Familie mehr auf einem bairischen Landtage; jedoch für die Annahme, das Lehensverhältniß der Grafschaft Andechs zum Herzogthume sei damals rechtlich gelöst worden, gebricht es zu sehr an Behelfen. Auch Bertold IV. verweilt oft am kaiserlichen Hofe, am hellsten aber tritt seine Gestalt hervor auf dem Kreuzzuge von 1189–90. Bannerträger des dritten Heerhaufens, den wol großentheils die Seinen gebildet, bedeckt er sich in Kämpfen aller Art gegen Byzantiner und Türken mit Ruhm, auch zu Unterhandlungen mit dem Beherrscher Serbiens, dessen Sohne er eine Tochter verlobt, wird B. vom Kaiser verwendet. Der Wenigen Einer sah er die Heimath wieder. Als Heinrich VI. nach Italien gezogen, schließt sich B. (August 1196) reichsfürstlichen Genossen an, die Opposition versuchen. Doch mit Eifer – trotz päpstlicher Abmahnung – steht er dann zu König Philipp und ist am 28. Mai 1200 Miturheber eines deutscher Fürsten würdigen Schreibens an den Papst zur Wahrung der Rechte des Kaisers. Am 12. August 1204 ist B. gestorben. Sein Lob wie das seines Vaters klingt vielfach wieder in der höfisch-epischen Dichtung jener Zeit, z. B. in Wirnt von Gravenberg’s „Wigalois“. Von Kindern aus seiner Ehe mit Agnes († 1195), der Tochter des sächsischen Markgrafen Dedo von Rochlitz, bringt Otto dem Hause neue Ehren zuwege, Heinrich, der Markgraf von Istrien, empfindlichen Verlust, sehen wir Eckbert zu Bamberg, Bertold zu Aquileja als geistliche Fürsten des Reiches, während Agnes, die Gemahlin König Philipp Augusts von Frankreich, Gertrud, jene des Ungarnkönigs Andreas, ein düsteres Schicksal ereilt, Hedwig aber, die Heinrich mit dem Barte, zu Schlesien und Polen Herzog, geehelicht, unter den Heiligen der Kirche glänzt.

[516] Hormayr, Sämmtliche Werke, Bd. III. – Oefele, Geschichte der Grafen von Andechs.