ADB:Carpzov, Johann Benedict (Philologe)
Urgroßvater † 1657 zu Leipzig als Professor der dogmatischen Theologie; sein Großvater † 1699 ebendaselbst als Professor der orientalischen Sprachen, namentlich hervorragend durch gründliche talmudische und rabbinische Kenntnisse, vgl. über diese die ob. Biogr.; und s. Jöcher I. S. 1695); sein Vater † 1733 als außerordentlicher Professor desselben Faches zu Leipzig. – Er ward geboren zu Leipzig am 20. Mai 1720 und schon auf der Thomasschule unter Geßner und Ernesti gründlich philologisch durchgebildet. Er verfolgte in Folge dessen auch später stets neben den theologischen Studien die classisch-philologischen. Erst 22jährig veröffentlichte er ein Werk bewundernswürdiger Belesenheit in den Alten, sein „Paradoxon stoicum Aristonis Chii apud Diogenem Laert. VII, 160 novis observatt. illustr.“ und habilitirte sich zu Leipzig an der philosophischen Facultät. 1747 ward er außerordentlicher Professor daselbst, 1748 ward er als Professor der griechischen Sprache nach Helmstädt berufen, wo er 1749 zugleich Professor der Theologie ward. 1759 ward er zum Abt von Königslutter ernannt. Er starb am 28. April 1803. (Biographische Nachweise findet man in Ersch und Gruber’s Encykl. I. 15 S. 218 b.) – In der Dogmatik war C. ein strenger Lutheraner. In seinem „Liber doctrinalis theol. purioris“ 1768 bekämpfte er mit großer Gelehrsamkeit das rationalistische Lehrbuch des christlichen Glaubens von W. A. Teller. Hervorragend aber und noch jetzt von Werth sind Carpzov’s Arbeiten auf dem Gebiete des hellenistischen Sprachgebrauchs, auf welchem er umfassende Kenntnisse besaß, die er zur Erklärung des Neuen Testaments verwerthete. Dies geschah vorzugsweise in den „Sacrae exercitationes in S. Pauli epistolam ad Hebraeos ex Philone Alexandrino“ 1750, in welchem C. sich als den ersten Philokenner seiner Zeit erweist. Freilich dienen die reichlich gesammelten Parallelen eben fast lediglich zur Erläuterung des neutestamentlichen Sprachgebrauchs, selten werden sie benutzt um das Abhängigkeitsverhältniß aufzuzeigen, in welchem der Hebräerbrief zur Schriftbehandlung Philo’s steht. Weniger glücklich kann [23] man die in den Prologomenis dieses Buches geführte Untersuchung über Philo’s hebräische Sprachkenntnisse nennen (vgl. Siegfried, Philon. Studien in Merx’ Archiv f. w. Erforsch. des A. T. II, 2. S. 143). – Noch später nahm C. diese Arbeiten wieder auf in seiner „Uebersetzung des Hebräerbriefs mit philologischen und theologischen Anmerkungen“ 1795. Verwandter Art sind die „Stricturae in epist. ad Rom.“ 1756, die „Uebersetzung des Briefes an die Galater“ 1794. Dem Gebiete der classischen Philologie gehören noch an die „Observ. philol. in Palaephatum“ 1743, die Ausgabe des Musaeos 1749, 1775, der Todtengespräche des Lucian 1773 u. a. Seine Vorlesungen hielt C. lateinisch, das er schriftlich wie mündlich meisterhaft zu handhaben verstand.
Carpzov: Johann Benedict C. (der vierte dieses Namens; sein