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ADB:Eberhard (Herzog der Franken)

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Artikel „Eberhard von Franken“ von Ernst Ludwig Dümmler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 545–547, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eberhard_(Herzog_der_Franken)&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 13:25 Uhr UTC)
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Eberhard von Franken, Urenkel wahrscheinlich des angesehenen Grafen Gebhard vom Lahngau und Sohn der Glismuoda und des Grafen Konrad, welcher bei Fritzlar am 27. Februar 906 in dem Treffen gegen Adelbert von Babenberg seinen Tod fand, stieg zu großem Ansehen empor, als sein älterer Bruder Konrad am 10. Nov. 911 zu Forchheim auf den erledigten deutschen Königsthron erwählt wurde. In den innern Kämpfen, die dieser für die Befestigung der Krone bestehen mußte, stand er ihm treulich zur Seite und erlitt 915 bei Stadtberge an der Diemel durch Heinrich und die Sachsen eine schwere und blutige Niederlage. Der Titel eines Markgrafen, den er in diesem Jahre führt, scheint sich auf die thüringische Mark gegen die Sorben bezogen zu haben, die er jedoch nicht behauptete. Obgleich E. bei der kinderlosen Ehe seines Bruders dessen Erbe in dem Hausgute sowie als Haupt des fränkischen Stammes werden mußte, wollte ihm der König doch nicht zugleich die Anwartschaft auf eine Krone vermachen, für welche er ihn minder geeignet und nicht mächtig [546] genug hielt, vielmehr forderte er vor seinem Tode (23. Dec. 918) den Bruder und die fränkischen Großen auf, die Insignien des Reiches und ihre Stimmen bei der Wahl dem Herzog Heinrich von Sachsen als dem würdigsten zuzuwenden. In edler Selbstentsagung überbrachte E. dem früheren Gegner und Ueberwinder Krone und Scepter und wirkte zu seiner nur von den Sachsen und Franken vollzogenen Wahl im April 919 zu Fritzlar entscheidend mit. Als erster Herzog von Franken, wenn er gleich oft auch nur als Graf bezeichnet wird, nahm er unter Heinrich, der ihm so viel verdankte, eine einflußreiche Stellung ein. Er verwaltete, wie schon zuvor, die Grafschaft in Hessen und im sächsischen Hessengau, sowie die Duisburggau am Niederrhein: wegen der Beziehungen, die schon früher seine Familie und namentlich sein Oheim Gebhard zu Lothringen gehabt hatte, schickte Heinrich den Herzog E. 926 in dies zerrüttete Land, um den Frieden und die rechtliche Ordnung herzustellen. Durchaus scheint er mit dem Könige in gutem Einvernehmen geblieben zu sein; er begleitete ihn zu der Zusammenkunft, welche er am 7. November 921 bei Bonn mit Karl dem Einfältigen abhielt, und bewirthete ihn mit Mahl und Festgeschenken im J. 930 bei einem Besuche, den Heinrich den Grafen und Bischöfen auf ihre Einladung machte. Als dann Otto dem Vater in der Regierung gefolgt war, erblicken wir E. sogleich in seiner Umgebung und bei dem festlichen Krönungsmahle, welches zu Aachen, wahrscheinlich am 31. Juli 936, die Häupter aller Stämme vereinigte, als Truchseß mit der Obhut der Tafel beauftragt. Sehr bald aber trübte sich das freundschaftliche Verhältniß, das bisher zwischen dem sächsischen Königshause und dem Frankenherzoge bestanden hatte. Die Auflehnung eines sächsischen Lehnsmanns Bruning im Hessengau bewog 937 E., dessen Burg Hellmern mit bewaffneter Hand zu überfallen und zu zerstören. Zur Strafe dieses Landfriedensbruches mußte er die Buße von 100 Pfund Silbers in Rossen entrichten, während die vornehmsten seiner Leute zu der schimpflichen Strafe des Hundetragens verurtheilt wurden, der sie sich zu Magdeburg im September unterzogen. Die Geschenke seines königlichen Herrn ließen E. dennoch die erlittene Kränkung nicht vergessen und leutselig und freigebig, wie er war, warb er bald einen Anhang für feindliche Pläne. Aufs neue entbrannte die Fehde zwischen ihm und Bruning, der nicht gestraft worden, in gegenseitigen Verheerungen und die westfälischen Mannen Heinrichs, des Bruders Otto’s, griffen ebenfalls gegen E. zu den Waffen. Zu den Mißvergnügten gesellte sich 938 Otto’s älterer Halbbruder Thankmar, dessen Ansprüche an die sächsische Mark nicht befriedigt worden; in der Burg Belecke an der Möhne nahm dieser Heinrich, den jüngeren Bruder des Königs, gefangen und überlieferte ihn gefesselt an E. So entspann sich ein verderblicher Bürgerkrieg, in welchem die nächsten Verwandten Eberhards, seine Vettern, der Herzog Hermann von Schwaben und die fränkischen Grafen Udo und Konrad, auf königlicher Seite fochten. Nachdem Thankmar am 28. Juli in Stadtberge gefallen, seine Anhänger gerichtet waren, nachdem die von Eberhards Leuten tapfer vertheidigte Burg Laer sich hatte ergeben müssen, suchte auch der Frankenherzog, der persönlich dem Schauplatze dieser Kämpfe fern geblieben, seinen Frieden mit dem Könige. Durch unbedingte und freiwillige Unterwerfung erlangte er es, nur mit einer leichten Haft in Hildesheim und der Verbannung einiger seiner Anhänger davon zu kommen. Die Bewegungen des Jahres 938 sollten indessen nur das Vorspiel heftigerer Erschütterungen für das folgende sein, zu denen der Anstoß von Heinrich, dem Bruder Otto’s, und seinem Schwager, dem Herzog Giselbert von Lothringen ausging. Mit beiden war E. schon von der Zeit her, da Heinrich sich bei ihm in Gefangenschaft befunden, im Einvernehmen, doch trat er nicht sogleich offen hervor. Die Pläne aller drei Verbündeten [547] waren darauf gerichtet, dem Könige die Krone vom Haupte zu reißen, die jeder für sich begehrte. Erst im Sommer 939, nachdem die anderen bei Birten eine Niederlage erlitten hatten, machte E. mit ihnen gemeinsame Sache und ließ durch seine Mannen die wichtige Feste Alt-Breisach am Oberrhein besetzen, gegen welche Otto selbst zu Felde zog. Während er mit der Belagerung derselben beschäftigt war und seine Getreuen mehr und mehr zusammen zu schmelzen drohten, überschritten Giselbert und E. verheerend den Mittelrhein und kehrten mit reicher Beute zurück. Schon war ihr Heer auf dem Heimzuge bei Andernach glücklich über den Strom gesetzt und sie selbst mit nur wenigen Begleitern am diesseitigen Ufer zurückgeblieben, als Eberhards Vettern, die Grafen Udo und Konrad, mit einer kleinen Schaar ihnen nachfolgend, sie ganz unvermuthet überfielen. Nach hartnäckigem Kampfe erlag E., von vielen Wunden durchbohrt, dem Schwerte; sein Gefolge wurde theils niedergehauen, theils gefangen genommen, sein Genosse Giselbert ertrank im Rhein. So traf den Frankenherzog gerechte Strafe für seine trotzige Auflehnung gegen dasselbe Königshaus, zu dessen Erhebung er zwanzig Jahre zuvor am meisten beigetragen. Sein Untergang sicherte Otto die Herrschaft, indem er allen als ein Gottesgericht erschien. Otto konnte das Herzogthum Franken jetzt unbesetzt lassen und mit der Krone vereinigen. Nur eine Tochter, die Gemahlin des lothringischen Grafen Richwin, soll E. als Erbin hinterlassen haben, doch wissen wir von ihr nichts Zuverlässiges. Sein trauriges Loos übte doch blos geringe Wirkung und ward rasch vergessen, denn er fand nur zu viele Nachfolger auf dem Wege der Empörung gegen das Königthum.

Stein, Geschichte des Königs Konrad von Franken, Nördlingen 1872. S. 282–305; Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches II. Berlin 1864; Waitz, Jahrbücher des deutschen Reiches unter König Heinrich, Berlin 1863; Köpke und Dümmler, Otto der Große. Leipzig 1876.