Zum Inhalt springen

ADB:Ewald, Johann Joachim

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ewald, Johann Joachim“ von Wilhelm Creizenach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 442–443, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ewald,_Johann_Joachim&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 15:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ewald, Heinrich von
Nächster>>>
Ewald, Johann von
Band 6 (1877), S. 442–443 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Joachim Ewald in der Wikipedia
Johann Joachim Ewald in Wikidata
GND-Nummer 116612665
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|442|443|Ewald, Johann Joachim|Wilhelm Creizenach|ADB:Ewald, Johann Joachim}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116612665}}    

Ewald: Johann Joachim (nicht Friedrich, vgl. Nicolai in dem unten zu citirenden Aufsatz S. 258) E., deutscher Dichter, geboren den 3. September 1727 zu Spandau als Sohn eines Handwerkers und späteren Wirthes. Er besuchte seit 1744 das Köllnische Gymnasium in Berlin, wo er im Umgange mit Angehörigen der französischen Colonie Gelegenheit fand, sich in der französischen Sprache auszubilden. 1748 begab er sich zum Studium der Rechte nach Halle, nahm aber schon im Herbst 1749 im Hause des Generals v. Retzow, dem er sich durch seine Kenntniß des Französischen empfahl, eine Stelle als Hofmeister an. Mit den beiden Söhnen des Generals bezog er 1750 die Universität Frankfurt a. d. Oder, wo er mit Nicolai bekannt wurde, der damals dort Buchhändlerlehrling war und zu dem er sich durch gemeinsames Interesse an litterarischen Dingen und namentlich auch durch gemeinsame Vorliebe für die englische Litteratur hingezogen fühlte. 1752 wurde er zum Auditeur bei dem Regimente des Prinzen Heinrich in Potsdam ernannt. Er behielt diese Stellung bis 1757. In diese Zeit fallen seine meisten poetischen Versuche; über seine damalige Lebensweise und über seine innige Freundschaft mit H. E. v. Kleist macht Nicolai, der diese Zeit als die glücklichste in Ewald’s Leben bezeichnet, in seinem Aufsatze über Kleist (s. u.) interessante Mittheilungen. 1757, nach Ausbruch des siebenjährigen Krieges, wurde E. Gouvernementsauditeur in Dresden; er gab jedoch diese Stellung bald wieder auf, als sich ihm Gelegenheit bot, mit einem Herrn v. Egerland nach England zu reisen, wo er namentlich auch als Uebersetzer von Thomson’s „Jahreszeiten“ gute Aufnahme fand. Jedoch noch im Herbst 1757 reiste er nach Deutschland zurück, um eine Stelle als Gouverneur bei dem Sohne des Erbprinzen Ludwig von Hessen-Darmstadt anzutreten. Auch in dieser Stellung ließ ihm sein unstäter Charakter nicht lange Ruhe; er wandte sich nach Italien. 1759 kam er in Rom an. Von nun ab haben wir über ihn wenig bestimmte Nachrichten. Er wurde in Rom von Winckelmann unterstützt, dessen Güte er aber mißbraucht zu haben scheint. Ueberhaupt erfreute er sich bei den Deutschen in Italien keines besonders guten Rufes. Er trat zum Katholicismus über, trieb sich in Neapel, Florenz und Livorno umher, wo er auch eine Zeit lang als Bettelmönch gelebt haben soll. Seit 1762, in welchem Jahre er sich nach Tunis oder Algier eingeschifft haben soll, ist er verschollen. Seine Sinngedichte und Lieder erschienen 1755 zu Potsdam, dann 1757 zu Dresden; außerdem noch einmal 1791 zu Berlin.

[443] Vgl. Nicolai in der neuen Berliner Monatsschrift, Bd. XX, 1808, S. 257–272, wo auch einige von seinen Epigrammen mitgetheilt sind. Pröhle, Lessing, Wieland, Heinse, Berlin 1877, S. 294–308; dort sind auch drei Briefe Ewald’s an Kleist abgedruckt.