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ADB:Jäsche, Gottlob Benjamin

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Artikel „Jäsche, Gottlieb Benjamin“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 730, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:J%C3%A4sche,_Gottlob_Benjamin&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 02:44 Uhr UTC)
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Jäsche: Gottlieb Benjamin J., geb. am 3. Juli 1762 in Wartenberg (Regierungsbezirk Breslau), † am 25. August 1842 in Dorpat, war bis zu seinem 15. Jahre von seinem Vater unterrichtet worden und besuchte seit 1777 das Gymnasium zu Breslau, von wo er 1783 an die Universität Halle überging, wo er bis 1786 Theologie studirte. Während er hierauf als Hauslehrer lebte, beschäftigte er sich mit den Schriften Kant’s und als Frucht dieser Studien veröffentlichte er anonym „Ueber reinen Naturalismus und positive insonderheit christliche Religion“ (1790), worin er die Berechtigung einerseits des Aufklärungsstandpunktes und andererseits des Offenbarungsglaubens einander gegenüberstellte und sich für die Nützlichkeit des letzteren entschied, insoferne derselbe wenigstens mittelbar mit den Grundsätzen und Postulaten der praktischen Vernunft in Verbindung stehe. Er begab sich nun (1791) selbst nach Königsberg, wo er in näheren Umgang mit Kant, sowie mit Kraus und Schmalz trat, bis ihn (1795) die Uebernahme einer Hofmeisterstelle in Kurland abzog; dort schrieb er „Ideen zu einer systematischen Encyklopädie aller Wissenschaften“ (1795 in Niethammer’s Journal) und gleichfalls völlig auf Kantischem Boden stehend „Versuch eines faßlichen Grundrisses der Rechts- und Pflichten-Lehre“ (1796). Nach Königsberg zurückgekehrt (1799) habilitirte er sich als Privatdocent mittelst einer Abhandlung „De arctissimo omnium disciplinarum inter se nexu“ und gab nun im Auftrage Kant’s dessen Vorlesungen über Logik heraus (1800). Wenn man ihm auch die im J. 1799 unter dem Namen „D. K.“ erschienene Schrift „Stimme eines Arktikers über Fichte und sein Verfahren gegen die Kantianer“ zuschrieb, so ist es aus verschiedenen Gründen unmöglich, daß dieselbe von ihm verfaßt sei. Bei Errichtung der Universität Dorpat (1802) wurde er als ordentlicher Professor der Philosophie berufen (er verfaßte auch eine Beschreibung der dortigen Eröffnungsfeierlichkeiten) und alsbald (1804) zum Mitgliede der Schulcommission und Mitvorstande des Lehrerinstitutes ernannt. Nach eifriger und erfolgreicher Wirksamkeit wurde er im 71. Lebensjahre Emeritus, setzte aber auf Wunsch des Lehrercollegiums seine Vorlesungen noch bis 1839 fort. Den Standpunkt Kant’s vertrat er noch sowohl in seinen „Grundlinien der Moralphilosophie“ (1804) als auch in der „Architektonik und systematischen Universal-Encyklopädie der Wissenschaften“ (1816); jedoch hatte er bereits in der Abhandlung „Die Philosophie des vernünftelnden Verstandes im Gegensatze gegen die Philosophie des Verstandes und der Vernunft“ (in K. Morgenstern’s Dörptischen Beyträgen, Jahrg. 1813), welche den Schelling-Jacobi’schen Streit über die göttlichen Dinge betraf, unter entschiedener Bekämpfung Schelling’s sich an Jacobi und den Halbkantianer Fries angeschlossen, und die Hinwendung zu jenen Grundsätzen, in welchen Jacobi mit der Kritik der praktischen Vernunft übereinstimmen konnte, erscheint auch in den „Grundlinien der Ethik“ (1824) und in der „Kurzen Darstellung der philosophischen Religionslehre“ (1825). Das größere Werk „Der Pantheismus nach seinen verschiedenen Hauptformen“ (3 Bde., 1826–32), dessen Anfang schon in den „Dörptischen Beyträgen“ (1814) erschienen war, enthält eine ausführliche geschichtliche Darstellung jener philosophischen Lehren, welche ihm nach seinem nunmehrigen Jacobi-Fries’schen Standpunkte (mehrfach nicht mit Recht) als verwerflicher Pantheismus erschienen.

Neuer Nekrolog, Jahrg. 1842.