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ADB:Krachenberger, Johann

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Artikel „Crachenberger, Hans“ von Adalbert Horawitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 543–544, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krachenberger,_Johann&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 13:19 Uhr UTC)
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Crachenberger: Hans C. (auch Krachenberger), Rath Friedrichs III. und Maximilians I., hieß mit seinem – wie es scheint durch Reuchlin geschaffenen – Gelehrtennamen Pierius Gracchus (auch Graccus). Er war zu Passau geboren, Soldat, Jurist und Poet und in seiner Stellung als Protonotar, Landschreiber Oesterreichs und Rath am kaiserlichen Hofe äußerst beschäftigt. Trotzdem behielt er Zeit und Lust zu gelehrten Studien und dichterischen Versuchen und wurde ein warmer Freund der Gelehrten. – Es ist Wiens geistesrege Epoche, in der hier der junge Humanismus hoffähig wird, C. ist ihm Mäcenas. Jak. Spiegel verdankt ihm das Original zu seiner Uebersetzung der Schrift des Isokrates de regno gubernando (Viennae 1514). Vor allem aber war ihm Celtis verpflichtet, denn C. war es, der sich mit dem kais. Rathe J. Fuchsmag am meisten für die Berufung des berühmten Dichters verwandte, wie sich aus den Briefen des C. in der handschriftlichen Correspondenz des Celtis auf der kaiserl. königl. Hofbibliothek zu Wien ergibt. Diese Briefe bezeugen aber auch die hohe Verehrung Crachenberger’s gegen den Meister. Sehnsüchtig erwartet er dessen Briefe; um 1492 beruft er sich u. a. auf Reuchlin und Bonnamus als Zeugen seiner Begeisterung für Celtis, in einem andern Briefe nennt er ihn seinen Lehrer und bittet ihn nach Friedrichs III. Tode ein Epitaph auf diesen zu verfassen, später wieder drückt er seine Uebereinstimmung mit Celtis Gedichten gegen die Mönche und die Roheit des Adels aus, sendet ihm ein Pröbchen eigener Poesien und dgl. Sehr gemüthlich und für ihn einnehmend sind seine deutschen Briefe (l. c.), in denen er von seiner Ueberbürdung mit Amtsgeschäften spricht: „Ich leb ... mit solcher beschwerd und purdten, das Ich selbst nicht wol weiß, ob Ich gelebt hab bisher.“ Er hofft sich aber Erholung von dem Verkehr mit gleichgesinnten Freunden, vor allem mit Celtis. C. besaß, wie es scheint, eine gute Bibliothek von der z. B. Spiegel manches erhielt; mit namhaften Gelehrten, wie mit Reuchlin, der ihn einmal Amphion nennt, stand er in Verbindung (Brief an diesen in Geiger’s Briefsammlung Reuchlin’s S. 35). C. soll auch litterarisch thätig gewesen sein; es werden ihm „Libri elegiarum“ die Philipp Gundelius heraus gegeben haben soll, ein Gedicht auf die Stadt Retz in Niederösterreich, Annales Austriae (auch Vadian nennt sie zusammen mit den Arbeiten des Cuspinian in seinem Briefe an Bischof Georg von Wien vor der Ausgabe seines Carmen Maximorum Caesarum, Wien 1514) zugeschrieben, aber keines dieser Werke ist aufzufinden. In der Abfassung eines Opus grammaticale de lingua Germanica certis legibus adstricta, in welchem er als der Erste eine Grammatik der deutschen Sprache in Angriff genommen, wurde er leider durch den Tod unterbrochen. Wann er gestorben, konnte ich bisher nicht ermitteln, einem Registraturbuche des Wiener kaiserl. [544] königl. Haus- und Staatsarchivs entnehme ich die Notiz, daß C. am 7. Jan. 1515 das Landschreiberamt niedergelegt, da er „es seines leibs halber nit mehr versehen mag“.