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ADB:Mautner, Eduard

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Artikel „Mautner, Eduard“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 256–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mautner,_Eduard&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:47 Uhr UTC)
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Mautner: Eduard M., deutsch-österreichischer Schriftsteller und Dichter, wurde als Sohn eines Kaufmanns in Pest (Ungarn) am 13. November 1824 geboren und erhielt seine Ausbildung, da der Vater bald starb und die Mutter nach Wien übersiedelte, in der österreichischen Residenzstadt, wo er das Gymnasium und hierauf den zweiten, sogenannten philosophischen Jahrgang in Prag absolvirte. Von 1843 an betrieb M. wieder in Wien das Studium der Medicin und später jenes der Rechtswissenschaft. Aber auch dieses gab er auf und begab sich 1844 an die Universität Leipzig, woselbst ihn an der philosophischen Facultät die verschiedenartigsten litterarhistorischen und ästhetischen Collegien fesselten. Als er 1847 neuerlich nach Wien kam, hatte er schon durch mannichfache Veröffentlichungen namentlich in außerösterreichischen Journalen sich anerkennenswerth bethätigt. Nach einem kurzen Besuche bei seiner Mutter in Triest wurde er durch die Märzbewegung abermals in die österreichische Residenz zurückgeführt und erwies seine freiheitliche Gesinnung auch durch die Betheiligung an einer Zahl nach derselben Richtung strebender Blätter und Zeitschriften. Eine Reihe von Jahren trat er nun als Feuilletonist und Theaterkritiker größerer Wiener Journale auf und erregte durch seine gewandte Feder Aufmerksamkeit. Er wurde infolge seiner Beschäftigung [257] mit der Berichterstattung für die Bühne auf den Weg dramatischer Schriftstellerei gelenkt und es gelang ihm, als 1851 ein Lustspielpreis vom Wiener Burgtheater ausgeschrieben wurde, mit dem Stücke „Das Preislustspiel“ den zweiten Preis zu erringen. Mit den zeitgenössischen Wiener Schriftstellern trat M. in regen Verkehr. Da er keine feste Anstellung hatte, unternahm er im J. 1853 eine anderthalb Jahre währende Reise durch Deutschland, Belgien, Frankreich und England, welche für ihn um so anregender war, als er sich die Kenntniß der französischen und englischen Sprache angeeignet hatte. Vom Jahre 1855 bis 1864 war M. beim Generaldirectoriate der französischen Staatsbahngesellschaft in Wien angestellt und vertauschte diese Stellung 1865 mit jener eines Hülfsarbeiters an der berühmten Wiener kaiserlichen Hofbibliothek, später erhielt er eine feste Stelle im litterarischen und Preßbureau des k. k. Ministeriums des Aeußern. Ein Herzleiden, welches ihn schon 1888 und früher quälte, veranlaßte M. 1889 die Heilquelle Badens bei Wien aufzusuchen, leider ohne Erfolg, denn er starb am 2. Juli desselben Jahres in dem genannten Badeorte, wo er namentlich auch mit dem bekannten Dichter Hermann Rollet viel verkehrt hatte.

Wenn auch M. nicht den höchstbedeutenden Dichtertalenten des österreichischen Poetenkreises seiner Zeit beizuzählen ist, so erwies er doch als Feuilletonist, als Lustspieldichter und Lyriker keine gewöhnliche Begabung. Seitdem er zuerst in der Zeitschrift „Ost und West“ 1843 einige Gedichte veröffentlicht hatte, finden wir ihn später als Mitarbeiter an den Zeitschriften: „Europa“, „Der Komet“, „Die Grenzboten“ und anderen Blättern mit Gedichten, erzählenden und kritischen Aufsätzen eifrig thätig, nicht minder an Frankl’s Wiener „Sonntagsblättern“. In der „Ostdeutschen Post“ und im Triester „Familienbuche des österreichischen Lloyd“ veröffentlichte er Skizzen von seiner oben erwähnten Reise. Als Theaterkritiker war er an den Wiener Journalen: „Ostdeutsche Post“, „Die Presse“ und „Der Wanderer“ beschäftigt. Von seinen novellistischen Arbeiten sind die gesammelten „Kleinen Erzählungen“ (1840) zu erwähnen. Seine Hauptthätigkeit hat M. der dramatischen Dichtung zugewendet. Kleinere Lustspiele wie „Während der Börse“, „Eine Frau, die an der Börse spielt“, „Ein Courier“, „Ein photographisches Album“, „Eine Kriegslist“ u. s. w. wurden von verschiedenen Bühnen Wiens, auch vom Burgtheater zur Darstellung gebracht und fanden Beifall. Besonders erwies er eine glückliche Erfindung in dem schon erwähnten 1851 aufgeführten Stücke „Das Preislustspiel“, welches mit dem Lustspiele „Gräfin Aurora“ 1852 unter dem Titel „Lustspiele“ im Drucke erschienen ist. Noch ist das Schauspiel „Die Sanduhr“ (1871) zu erwähnen. Ganz besondere Beachtung fand aber das Schauspiel „Eglantine“, in welchem Charlotte Wolter durch ihre vorzügliche Darstellung der Titelrolle im Burgtheater 1863 große Aufmerksamkeit erweckte und es zum Repertoirstück der erwähnten Bühne gestaltete. Die „Eglantine“ machte auch ihren Weg über eine große Zahl deutscher Bühnen. Eine fesselnde Handlung und gute Charakterskizzirung der Personen zeichnet dieses Schauspiel aus, in dessen gedruckter Ausgabe nur die häufige Länge der Reden des Dialogs ermüdet.

Von lyrischen Sammlungen Mautner’s sind die „Gedichte“ (1847), die neue Sammlung derselben (1858) und die Sonette „Gegen Napoleon. In Catilinam“ zu erwähnen. Nach Mautner’s Tode gab sein Freund Hermann Rollett „Ausgewählte Gedichte“ (1889) heraus, welche des Poeten beste Stücke in dieser Richtung enthalten (mit einem sehr guten Porträt Mautner’s). In den früheren Gedichten macht sich ein warmer patriotischer Sinn bemerkbar, [258] die späteren bieten in schöner dichterischer Form Naturbilder vom Meeresstrande und aus dem Gebirge, eine Zahl anmuthender Stücke aus dem Liebesleben, zahlreiche Gelegenheitsgedichte auch erzählende Dichtungen, die manche Vorzüge aufweisen. Witz und Humor bekundet M. in den Strophen seiner „Wiener Reim-Chronik“, welche er zwischen 1882 und 1886 in der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichte und die seiner Zeit besondere Beachtung fanden. Rollett hat dieselben in seiner Auswahl neu gedruckt vorgelegt. Als Uebersetzer französischer und englischer Poesien bekundet M. viel Geschick. Er hat in wohltönender anmuthiger Form Dichtungen von Louise Ackermann, Béranger, Chenier, Delpit, Theuriet, Spencer u. A. zur Verdeutschung gebracht. Zu den besten und bekanntesten der von ihm übertragenen Gedichte zählt „Der Streik der Schmiede“ von François Coppé und Edgar Poë’s berühmtes Gedicht „Der Rabe“. Die Uebertragung dieses Stückes ist ihm meisterhaft gelungen.

Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich, XVII. Thl. (1867) (daselbst auch Litteraturangaben bis 1867). – H. Kurz, Geschichte der deutschen Litteratur, IV. Bd. (Leipzig 1872). – Ludwig Eisenberg, Das geistige Wien. Wien 1893. – Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des 19. Jahrhunderts. Leipzig, Bd. 3.