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ADB:Merz, Heinrich

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Artikel „Merz, Heinrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 482–483, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merz,_Heinrich&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 14:41 Uhr UTC)
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Merz: Heinrich M., Kupferstecher, geb. am 1. Mai 1806 in St. Gallen als der Sohn eines armen Webers, wurde nach des Vaters Tode, von seinem sechsten bis fünfzehnten Jahre im Waisenhause erzogen, erhielt daselbst mit Erfolg Unterricht im Zeichnen und wurde deshalb 1821 auf vier Jahre bei Kupferstecher Lips zu Zürich in die Lehre gegeben. Ende 1825 kam M. mit Hülfe einiger Gönner auf ein Jahr in den Antikensaal nach München, wo es ihm durch kleine Arbeiten glückte, den Aufenthalt noch etwas zu verlängern, doch verlebte er das Jahr 1828 ganz in der Schweiz. Als Sam. Amsler 1829 die Professur der Kupferstecherkunst an der Münchener Akademie erhielt, kehrte M. nach dieser Stadt zurück und wurde Amsler’s treuester Schüler. Als erste größere Arbeit lieferte M. einen Stich nach der „Madonna“ (aus der „Anbetung der Könige“ in der Allerheiligen-Kirche) von Heß für den Frankfurter Kunstverein (1833, München bei Reichardt); „Jakob, Laban und Rahel“ nach einer Federzeichnung von Jul. Schnorr (1834); Amsler’s Porträt nach Kaulbach, ebenso dessen „Narrenhaus“ und „Egmont u. Klärchen“ (1835 für den Münchener Kunstverein); 1836–38 vollendete M. die von Prof. E. Schäffer begonnene Platte mit der „Nacht“ nach Cornelius. Ringend nach den höchsten Aufgaben und mit einem seltenen Verständniß für diesen Meister begabt, ging M. an die Wiedergabe des Carton zum „Jüngsten Gericht“ (Ludwigskirche), eine Aufgabe, welche der Stecher 1840 mit vollendeter Meisterschaft löste. Dann folgte gleichfalls nach Cornelius die „Geburt“ und „Kreuzigung Christi“ (Ludwigskirche), der „Barbarossa“ nach Kaulbach (im sog. Hermann-Kalender für 1843, nach der von J. Minsinger galvanisch vervielfältigten Platte) und in achtjähriger Arbeit von 1848–52 der große Farbenstich nach Kaulbach’s in der Neuen Pinakothek befindlichem Oelbilde „die Zerstörung Jerusalems“ (im Auftrag von Carl Waagen) und daraus die Gruppe mit dem „Auszuge der Christen“. Inzwischen lieferte M. fünf Blättrr zu Genelli’s „Leben einer Hexe“ (für Buddeus in Düsseldorf) und begann das Capitalblatt „die Zerstörung Troja’s“ nach dem Wandgemälde von Cornelius in der Glyptothek (1853–55 Leipzig, im Verlag des Bibl. Inst. und für den Kölner Kunstverein). Daran reihten sich „Der reuige Sünder oder die Freude der Engel“ nach G. König nebst zwei Randzeichnungen zu den „Psalmen“ desselben Künstlers; 10 Blätter zu Genelli’s „Leben eines Künstlers“ (Leipzig, bei Alphons Dürr) und der schöne Farbenstich nach Casp. Boshart „Schultheiß Wengi von Solothurn stellt sich vor die Kanonen der Aufrührer“ (Basel, bei Lang). Sein letztes großes Werk bildeten die Umrisse nach Peter Cornelius „Entwürfe zu den kunstgeschichtlichen Fresken in den Loggien der k. Pinakothek“ (mit Text von E. Förster, Leipzig 1875, bei Alphons Dürr, 48 Blätter,). M., welcher immer mit congenialer Kunst den ganzen Geist seiner Vorbilder erfaßte, hat auch diese phantasievollen ächt Cornelianischen Conturen mit fester Hand wiedergegeben. Ebenso lieferte M. zu E. Förster’s „Denkmale italienischer Malerei“ (Leipzig 1870 ff., T. O. Weigel) fünfundzwanzig schöne Platten mit der ihm eigenen Pietät für alte und neue Kunst. – M. war Meister in dem der älteren Münchener Schule entsprechenden Cartonstich und hatte insbesondere in der Wiedergabe der Conturen eine Virtuosität, in welcher ihn vielleicht nur Hermann Schütz erreichte. Als dann nach dem Vorgange der Franzosen und Belgier die Münchener mehr [483] Gewicht auf die coloristische Wirkung legten, da wendete sich auch M., ohne seinen früheren Vorzügen im geringsten untreu zu werden oder die Strenge seiner Zeichnung zu schädigen, mit gleich günstigem Erfolge dem sog. Farbenstiche zu, so daß seine in dieser Weise ausgeführten Arbeiten unter den Werken der neueren Stecher eine von Niemanden bestrittene, ehrenvolle Stellung einnehmen und behaupten. Der rüstige Mann verunglückte, wahrscheinlich in Folge eines Herzschlages, am 29. Juli 1875 auf einer Bergpartie am sog. Wilden Kaiser nächst Kufstein. – Zu seinen frühesten Arbeiten gehören einige Stiche nach Statuen des Bildhauers Leeb (Andreas Miaulis; Hylas; Der schlafende Amor; Pegasus und die Grazien); dann die 50 Blätter zu Olivier’s „Volksbilderbibel“ (Neues Testament mit Text von G. H. von Schubert, Gotha 1836 ff.); ein Porträts Niebuhr’s (nach Schnorr) und des Grafen Raczynski; „Kain und Abel“ nach Genelli; die „Erscheinung des Christenthums“ in C. Hermann’s „Geschichte des deutschen Volkes“ (1852, Gotha, Perthes). Seine letzten Arbeiten bildeten sieben Blätter zu Führich: „Buch Ruth“ (Leipzig 1875) und 2 Blätter zu Schwind’s „Fidelio“, (Leipzig 1875; die beiden anderen von Gonzenbach).

Vgl. Nagler, 1840, IX, 158 ff. E. Förster, Gesch. der deut. Kunst, 1860, V, 257. Lützow’s Ztschft. 1875, X, 809 ff. Kunstvereins-Bericht für 1876, S. 83. E. Förster, in Westermann’s Monatsheften 1879. Apell, Handbuch, 1880, S. 278.