ADB:Meyer, Joachim Bartholomäus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Meyer, Joachim Bartholomäus“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 583–584, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyer,_Joachim_Bartholom%C3%A4us&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 13:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Meyer, Jakob
Nächster>>>
Meyer, Johann Jakob
Band 21 (1885), S. 583–584 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joachim Bartholomäus Meyer in der Wikipedia
Joachim Bartholomäus Meyer in Wikidata
GND-Nummer 129476420
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|583|584|Meyer, Joachim Bartholomäus|Albert Schumann|ADB:Meyer, Joachim Bartholomäus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129476420}}    

Meyer: Joachim Bartholomäus M., geistlicher Liederdichter, geb. 1624, wahrscheinlich zu Gotha, erhielt seine Vorbildung auf dem dortigen Gymnasium und unterrichtete bereits als Schüler die beiden ältesten Kinder Herzog Ernst des Frommen, Elisabeth Dorothea und Johann Ernst († 1657), denen er lehrreiche Bilder vorlegen und erklären mußte. Dann wird er wohl Theologie studirt und eine Hauslehrerstelle bekleidet haben, bevor er seit 1654 von neuem als Prinzenlehrer am gothaischen Hofe thätig war. Friedrich, nachmals Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha (Bd. VIII, S. 2 f.), der bei ihm Lateinisch lernte, und seit 1663 Albrecht, später Herzog von Sachsen-Coburg, genossen jetzt seine Unterweisung. Nach einundzwanzigjährigem Dienste und wohl als Lohn für denselben erhielt er 1665 das Amt eines Bibliothekars an der von Ernst dem Frommen gegründeten Schloßbibliothek, welche bis zu diesem Jahre der als Professor der Mathematik nach Kiel berufene Samuel Reyher (s. d.) verwaltet hatte. In dieser Stellung, welche ihm die geringe Besoldung von 200 Meißner Gulden, je 8 Maltern Korn und Gerste und 8 Klaftern Holz einbrachte, ordnete er die ihm anvertraute Büchersammlung nach einem von Veit Ludwig v. Seckendorf (s. d.) entworfenen Schema und begann auch die Ausarbeitung eines wissenschaftlichen Kataloges. Wegen vorgerückten Alters erbat er sich 1700 einen Gehilfen und schlug seinen Sohn Joh. Philipp M. († am 3. Februar 1746) zu diesem Behufe vor. Nach einem abschlägigen Bescheide wiederholte er sein Gesuch im folgenden Jahre nochmals, aber ohne einen anderen Erfolg, als daß er vertröstet wurde: man werde seines Sohnes gelegentlich gedenken, wenn derselbe wie bisher sich der Bibliothek widmen und zur Förderung des von seinem Vater angefangenen Kataloges beitragen wolle. Ohne seinen Wunsch erfüllt zu sehen, starb M. am 18. April 1701, worauf sein Sohn endlich eine besoldete Anstellung an der Bibliothek erhielt. – Von den Kirchenliedern, deren Verfasser er ist, stehen zwei: „O Sünd, o Sünd, o schwerer Fall!“ und: „Wo denk’ ich armer Mensch doch hin!“ im Gothaischen Gesangbuche von 1715; ein drittes, das sechsstrophige Michaelislied: „Gewonnen, gewonnen: der Satanas lieget!“ hat bereits seit 1701 auch in anderen Liedersammlungen Aufnahme gefunden und erscheint noch 1796 im Suhl’schen Gesangbuche. – Nur wenig bekannt ist ein weltliches Gedicht Meyer’s aus dem Jahre 1690: er besingt in demselben, wie vor ihm Veit Ludw. v. Seckendorf und nach ihm Christoph Eusebius Suppius, den schon damals vielbesuchten Inselsberg im Thüringer [584] Walde unter dem Titel: „Apollinis und der Musen Reise nach dem Inselberge und dem Fürstl. Sächs. Residentz- und Lusthause Friedrichswerth, und was sich dabey begeben“. In 133 vierzeiligen, theils aus Alexandrinern, theils aus jambisch-anapästischen Versen bestehenden Strophen erzählt der Dichter, wie Apoll mit den Musen und anderen Göttern den griechischen Parnaß verläßt, um einen vor den Schrecken der Türkenherrschaft gesicherten friedlichen Wohnsitz aufzusuchen. Nachdem die Alpen, der Böhmerwald, der Schwarzwald und der Harz die reisenden Götter nicht haben fesseln können, fällt deren Wahl endlich auf den Inselsberg, wobei der Verfasser den Anlaß benutzt, um die reiche Fernsicht zu schildern und das Lob seines Herzogs, Friedrichs I., zu feiern, dessen 1680 entstandene Schöpfung, das Lustschloß Friedrichswerth, dann bei Gelegenheit eines Götterbesuches besonders eingehend behandelt wird.

Wetzel, Lieder-Dichter, 2. Th. (1721), S. 173. – F. Jacobs und F. A. Ukert, Beiträge, 1. Bdes. 1. Heft. Leipzig 1835. S. 11. – Aug. Beck, Ernst der Fromme, 1. Th. S. 760, 765, 774; 2. Thl. S. 46. – Fischer, Kirchenlieder-Lexikon, 1. Hälfte. Gotha 1878. S. 211a. – Das Gedicht auf den Inselsberg in: Fr. Rudolphi’s Gotha diplomatica. 2. Th. Frankf. 1717. Fol. S. 293–299. (Geburtsjahr und Todesdatum nach dem Sterberegister der Augustinerkirche zu Gotha.)