Zum Inhalt springen

ADB:Moltke, Adam Gottlob Detlef Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Moltke, Adam Gottlob Detlef Graf von“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 156–157, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moltke,_Adam_Gottlob_Detlef_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 13:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Moltke, Gebhard von
Band 22 (1885), S. 156–157 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Adam Gottlob Detlev von Moltke in der Wikipedia
Adam Gottlob Detlev von Moltke in Wikidata
GND-Nummer 104264489
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|156|157|Moltke, Adam Gottlob Detlef Graf von|Carsten Erich Carstens|ADB:Moltke, Adam Gottlob Detlef Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104264489}}    

Moltke: Adam Gottlob Detlef Graf v. M., geb. in Odensee auf der dänischen Insel Fühnen, am 15. Januar 1765, studierte auf verschiedenen deutschen Universitäten, namentlich auch auf der Kieler, wo er sich mit dem nachher berühmten B. G. Niebuhr befreundete, bereiste einen gut Theil des deutschen Landes und lebte nachher, ein wahrer Freiherr, den Wissenschaften auf seinen Gütern, ohne je ein Staatsamt zu bekleiden. Er kaufte das adelige Gut Nütschau bei Segeberg in Holstein, und lebte dort bis zum Jahre 1826, wo er dieses Gut an seinen ältesten Sohn, den nachmaligen dänischen Minister für Schleswig, Graf Karl M., abtrat. Er selbst siedelte mit seiner Familie nach Lübeck über, wo er am 17. Juni 1843 starb. Er war in seinen jüngeren Jahren eine sehr lebhafte Natur, so daß seine Freunde ihn wol als den tollen Moltke bezeichneten. Sein Freund Niebuhr schrieb 1806 über ihn: „Er ist zur Vollendung seiner Natur gediehen, er hat den Löwen in sich, den zu rastlosen Geist gezähmt und sein morgenländisches Feuer zur Belebung griechischer Gestalten gewendet.“ Zuerst veröffentlichte er: „Reise nach Mainz“ 1794/95, 2 Theile. – Dann trat er als Dichter hervor. Als solcher gehörte er zur Klopstock’schen Schule. Dieser lebte damals erst in Kopenhagen, nachher in Altona und verkehrte namentlich viel in den adeligen Kreisen Schleswigholsteins, die ihm hohe Verehrung zollten. Es erschienen erst „Oden“, Zürich 1806 und dann noch im selben Jahre „Gedichte“. Diese poetischen Producte verdienen alle Beachtung. Einzelne Gedichte von ihm erschienen auch später in [157] Zeitschriften, z. B. im vaterländ. Museum 1810. M. betheiligte sich nachher sehr lebhaft an den unter Dahlmanns Leitung geführten Verhandlungen der schleswigholsteinischen Ritterschaft wegen einer Verfassung. In dieser Veranlassung erschienen von ihm: „Ansichten bei den Ansichten“, 1816 und „Eine Erinnerung“ (eod. anno). „Was schwere Auflagen schwerer macht“, 1818. Als in den dreißiger Jahren durch Lornsen eine politische Bewegung hervorgerufen wurde, war M. auch wieder auf dem Kampfplatz. Er schrieb: „Einiges über die Verfassung Schleswigholsteins und die Ritterschaft“, 1833. Später die interessanten: „Radirte Blätter in Anleitung der Schrift: Rechtliche Bedenken eines Zollpflichtigen über das zu Kiel publicirte Votum eines Zollfreien“, 1838. – In regem Verkehr stand er auch mit dem bekannten Buchhändler Fr. Perthes, wovon dessen, vom Sohne verfaßte, Biographie reichlich Zeugniß ablegt (Fr. Perthes’ Leben 6. Aufl., Gotha 1872, Register). Perthes charakterisirt unsern M. (I, 109) folgender Maßen: „Eine herrliche Männergestalt mit edler Stirn und blitzendem Auge, lebte seit dem Anbeginn dieses Jahrhunderts auf Nütschau, einem holsteinischen Gute, welches er als geringen Ersatz für das verlorne Familienlehn auf Seeland erworben hatte. Ueberbrausend an Kraft und reicher Phantasie war er mächtig von den ersten Eindrücken der französischen Revolution ergriffen worden und gehörte Jahrelang zu den feurigsten, aber gewiß auch zu ihren reinsten Anhängern. Nachdem er einen großen Theil von Europa gesehen und von manchem herben Weh des Lebens getroffen war, zog er sich nach Nütschau zurück, wo er fern von Staatsgeschäften, aber erfüllt von politischem Interesse in gewaltsamer Resignation die eiserne Zeit zu dulden sich bemühte. Nur weniger Stunden Schlafs bedürftig, suchte er das innere Drängen durch ernstes und anhaltendes Studium der Geschichte zu stillen. Namentlich die Entwicklung der italienischen Republiken im Mittelalter kannte und verfolgte er bis ins Einzelne.“ – 28 Briefe Niebuhr’s an ihn aus den Jahren 1795–1808 – leider nicht die Briefe Moltke’s an Niebuhr – in Lebensnachricht über B. G. Niebuhr, Hamb. 1838 II, S. 4–92, zeigen von dem innigen Verhältniß, das zwischen ihnen Statt gehabt.

Kordes, Lübker-Schröder und Alberti, Schriftstellerlexicon s. v. Raßmann’s Pantheon, S. 221. Rüder’s Conversationslexicon III, 187. Neues Staatsk. Magazin X, 472. Falck’s Archiv II, 573 und III, 436 (Proben seiner Gedichte); Neuer Nekrolog der Deutschen XXI, 1139. Goedeke, Grundriß II, 1104. Frz. Brümmer, Deutsches Dichterlexicon 1877 II, 49.