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ADB:Muller, Harman

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Artikel „Muller, Harman“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 558–559, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Muller,_Harman&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:44 Uhr UTC)
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Muller: Harman M. (sprich Müller), Kupferstecher und Verleger, war thätig zu Amsterdam um 1570 bis 1598. Zuerst stach er in der Weise des H. Cock, später aber kam er unter den Einfluß des H. Goltzius. Seine Blätter, die nach den Manieristen M. van Heemskerk (besonders viel), D. Barents, C. van Haerlem, Fr. Floris, C. Ketel, B. Spranger ausgeführt sind, erreichen nur das Niveau der Mittelmäßigkeit.

Jan M., Kupferstecher, geb. um 1569, ist wahrscheinlich der Sohn Harmans, der mehrere Blätter von ihm verlegte. Daß M. ein directer Schüler von H. Goltzius war, ist trotz dem Schweigen van Mander’s über diesen Punkt deshalb wahrscheinlich, weil seine das früheste Datum 1589 (auf dem 1. Blatt der Folge Geschichte der Weltschöpfung B. 35–41) tragenden Blätter nach H. Goltzius entstanden sind, der auch den Verlag derselben besorgte, desgleichen der Verlag des Bl. Kampf des Odysseus und des Irus, nach C. van Haerlem, B. 30, ebenfalls von 1589. Es ist nicht unmöglich, daß M. Italien (um 1615?) besucht habe, denn im Museum Boymans zu Rotterdam befinden sich Zeichnungen, welche niederländische Künstler als Mitglieder der römischen Schildersbent darstellen und auf diesen kommt ein Joan Muller vor, der den Bentnamen Grunvink führte. Muller’s Residenz war übrigens Amsterdam, und er war noch 1626 thätig. Muller’s Stiche sind zum Theil nach eigener Zeichnung, zum Theil nach Goltzius, L. van Leiden, J. van Achen, H. Aldegrever, D. Barents, G. Cogniet, Cornelis van Haerlem, P. Isaks, J. Ligozzi, M. Mierevelt, R. Rit, P. P. Rubens, B. Spranger und A. de Vries, nach welchen beiden letzteren er mit Vorliebe stach. Da Bartsch diese Blätter (87, womit übrigens nicht die ganze Zahl erschöpft ist) in seinem Werke aufführt, verzichten wir auf näheres Eingehen. M. war ein überaus gewandter Stecher; er begnügt sich fast nur mit zwei Strichlagen, die er aber mit größter Virtuosität anwendet; übrigens ist seine Kunstweise stark manierirt, woran nur zum Theil seine Vorbilder die Schuld tragen. [559] Wie schön er in dem spröden Material des Linienstiches die Lichtwirkungen darzustellen vermochte, zeigen das Fest Belsazars und das Horror Coeli überschriebene Blatt. Vorzüglich sind seine Porträts (darunter der Maler B. Spranger und Moriz von Nassau-Oranien). Höchst beachtenswerth in origineller Technik sind seine Stiche nach den Bildwerken des A. de Vries, der mit ihm verwandt war (Sabinerinnenraub, Kleopatra, Apollo tödtet den Python, Merkur entführt Psyche, die Klugheit, Herkulesbrunnen in Augsburg); hier konnte M. seine Neigung zu plastischer Herausbildung der Figuren in angemessenster Weise verwerthen.