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ADB:Olivier, Ferdinand von

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Artikel „Olivier, Ferdinand von“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 308–311, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Olivier,_Ferdinand_von&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 19:09 Uhr UTC)
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Olivier: Johann Heinrich Ferdinand O., Landschaftsmaler, geb. zu Dessau am 1. April 1785, † zu München am 11. Februar 1841, war der dritte [309] Sohn des Professors am Dessauer Philanthropinum Ludwig Heinr. Ferdinand O. Ursprünglich für das Lehrfach bestimmt, wuchs er doch unter Verhältnissen auf, welche seine Neigung zur Kunst erweckten und nährten. Insbesondere waren es zwei seiner Lehrer, der als Sprachforscher und zugleich als Landschaftsradirer bekannte Karl Wilhelm Kolbe und der Kupferstecher Haldenwang, deren Unterricht diese Neigung in ihm förderte; später ließ ihn während eines Aufenthaltes in Berlin sein Vater durch Unger in der Technik des Formschneidens unterweisen, um dem Sohne auf solche Weise den künstlerischen Theil der Arbeit an seinem „Ortho-epo-graphischen Elementarwerke“ überlassen zu können. Erst im J. 1804 erhielt jedoch O. die väterliche Einwilligung dazu, sich ganz dem Künstlerberufe zu widmen. Er wählte Dresden zu seinem Aufenthaltsort und die Landschaftsmaler Mechau und Kaaz zu seinen Lehrern. Aber die politischen Ereignisse der nächsten Jahre unterbrachen den Gang seiner Studien und veranlaßten, daß er im Auftrage des Herzogs Franz von Anhalt-Dessau als Begleiter des Geheimen Raths A. v. Rode nach Berlin und 1807 nach Paris ging, um dort an den Unterhandlungen wegen Beitritts der anhaltischen Fürsten zum Rheinbunde theilzunehmen, hier bei einem Versuche, Kriegskostenentschädigungen zu erlangen, mitzuwirken. Als letzterer Versuch erfolglos blieb und der Zweck desselben schon nach wenigen Monaten hatte aufgegeben werden müssen, brach O. dennoch nicht sogleich seinen Aufenthalt in Paris ab, sondern verweilte daselbst bis zu Anfang des Jahres 1810, indem er, da ihm Herzog Franz einige größere künstlerische Arbeiten übertrug, zu thätiger Ausübung seiner Kunst zurückkehrte, das durch Kriegsbeute neu vermehrte Museum Napoleon, unterstützt durch Empfehlungen seines Herzogs an Denon, mit vielem Nutzen studirte und erwünschten geselligen Verkehr in den Kreisen des Pilat’schen Hauses pflegte. In Gemeinschaft mit seinem älteren Bruder Heinrich, der schon in Dresden sein Studiengenosse gewesen und inzwischen ebenfalls nach Paris gekommen war, vollendete er hier eine Darstellung der Einsetzung des heiligen Abendmahls, welche für die von dem Herzoge wiederhergestellte gothische Kirche zu Wörlitz bestimmt war. Zwei andere ihm aufgetragene Gemälde, eine Taufe Christi für dieselbe Kirche und ein lebensgroßes Bildniß des Kaisers Napoleon zu Pferde, scheinen von ihm erst beendigt worden zu sein, nachdem er Paris verlassen hatte und nach Deutschland zurückgekehrt war, wo er anderthalb Jahr in seiner Vaterstadt zubrachte, bis er sich im Sommer 1811 zu dauerndem Aufenthalte in Wien niederließ. Hier verehelichte er sich mit Peggy verw. Heller, geb. Valpied, deren zwei Töchter erster Ehe später sein jüngerer Bruder Friedrich O. und der Maler Julius Schnorr v. Carolsfeld heiratheten. – In seiner künstlerischen Entwickelung wurde O. während der ersten Jahre seines Wiener Aufenthaltes auf die wirksamste Weise durch seinen Umgang mit dem berühmten Landschaftsmaler Joseph Koch gefördert. Er schloß sich der neu entstehenden, in Rom sich zu fester Gemeinschaft verbindenden deutschen Malerschule an, welche dem Zwange hergebrachter akademischer Regeln und einer verflachenden Virtuosität ihre auf Verinnerlichung der Kunst gerichteten Bestrebungen entgegensetzte, und erreichte bald in der von ihm eingeschlagenen Richtung einen solchen Grad der Reife, daß er auf andere Kunstgenossen denselben Einfluß ausübte, dessen Wirksamkeit er an sich selbst erfahren hatte. Schon in einem früheren Zeitpunkte hatte er in der Landschaftsmalerei ein lebendiges Glied der historischen Kunst erkannt, das nur als solches sich zu seiner wahren Höhe zu erheben vermöge. Dieser Grundanschauung entsprechend betonte er die künstlerische Bedeutung der figürlichen Staffage in der Landschaft und wählte für seine Landschaftsbilder gern einen Maßstab, wonach sie sich eigneten, selbst Figuren im ernsten historischen Stile in sich aufzunehmen oder sich zu cyklischen Darstellungen zu erweitern; keineswegs aber entfremdete sich [310] infolge dessen seine Kunst dem Studium der Natur. Eine bald nach seiner Rückkehr aus Paris von Dessau aus unternommene Harzreise hatte ihm die erste Gelegenheit zu ausgedehnteren landschaftlichen Naturstudien gebracht; jetzt unternahm er wiederholt Studienreisen nach Steiermark und Salzburg und vollendete im November 1822 das wenig bekannt gewordene, aber von Kennern hochgeschätzte eigenartige Werk „Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden, geordnet nach den sieben Tagen der Woche, verbunden durch zwey allegorische Blätter“. Er selbst bezeichnete später dieses Werk, das er eigenhändig lithographirte, als eine Art künstlerischen Bekenntnisses. Die neu erfundene Kunst der Lithographie hatte er schon vorher in zwei Blättern, einem „Guten Hirten“ und einem „Weihnachtsbilde“, angewendet. Mit einem zum kleineren Theile von ihm, zum größeren Theile von seinem Bruder Friedrich gemalten, fünf auf die Geburt Christi bezügliche Darstellungen enthaltenden „Hausaltar“, der 1829 in München ausgestellt wurde und ebenfalls in lithographischer Reproduction erschien, führten sich die beiden Brüder in dem Kreise der dortigen Künstler ein. Friedrich schlug in München in demselben Jahre 1829 seinen Wohnsitz auf, im Jahre darauf begab auch Ferdinand sich dahin und erhielt 1833 an der Münchener Akademie eine Anstellung als Professor der Kunstgeschichte und Stellvertreter ihres in Rom sich aufhaltenden Generalsecretärs und Inspectors Martin v. Wagner. – Unter seinen Landschaftsgemälden soll eines der schönsten dasjenige gewesen sein, welches Fräulein Emilie Linder aus Basel besaß und wovon die in der gräflich Raczynskischen Sammlung zu Berlin befindliche ideale Landschaft eine Wiederholung sein soll. Zwei Landschaften von ihm, ein fleißig vollendetes Bild „Gegend von Salzburg“ aus dem Jahre 1814 und eine Darstellung des Franciscanerklosters auf dem Kapuzinerberg bei Salzburg, befanden sich in der von J. G. v. Quandt hinterlassenen Gemäldesammlung. Im J. 1830 malte er ein Landschaftsbild von großartigem alttestamentlichem Charakter, in welchem er Elias, der von Raben gespeist wird, anbrachte. Einige andere seiner nicht eben zahlreichen Gemälde findet man bei Wurzbach angeführt.

Woldemar Friedrich O., Historienmaler, geb. zu Dessau am 23. April 1791, † ebenda am 5. September 1859, ging, um sich als Künstler auszubilden, in Begleitung seines Bruders Ferdinand 1811 nach Wien und kehrte dahin zurück, nachdem er die Feldzüge von 1813 und 1814 als Freiwilliger im Lützow’schen Freicorps mitgemacht hatte, begab sich dann im November 1818 zu mehrjährigem Aufenthalte nach Rom, verbrachte die nächstfolgenden Jahre nach einer kurzen in Dessau verlebten Zwischenzeit wiederum in Wien, darauf die Zeit von 1829 an, wie schon gesagt, in München und endlich die letzten Jahre seines Leben in seiner Vaterstadt. Seiner im Felde bewiesenen Tapferkeit gedenken seines Waffengefährten W. H. Ackermann Aufzeichnungen (in den „Erinnerungen aus den deutschen Befreiungskriegen“, Heft 1, Frankfurt a. M. 1847). Als Künstler blieb ihm namentlich in Bezug auf technische Geschicklichkeit die Erreichung eines hohen Zieles versagt, und weder in Rom, wo er bei seiner Ankunft einen colorirten Carton, „Einzug der Familie Noahs in die Arche“, mitbrachte und außer einem für den Dom in Naumburg ihm aufgetragenen „Christus mit dem Zinsgroschen“ ein Bild „Adam und Eva, die den Verlust des Paradieses betrauern“, sowie eine größere historische Landschaft malte, noch später in Wien, wo er sich der Porträtmalerei zuwandte, noch in München, wo er zwei Oelbilder, „Die Hochzeit zu Cana“ und „Die Heimsuchung Marias“, ausführte und als Gehilfe bei den Frescomalereien im Königsbaue Beschäftigung fand, gelangte er durch Ausübung seiner Kunst zu einer fest begründeten Lebensstellung. Doch werden als eine treffliche Leistung seine in Kupferstich vervielfältigten, unter dem Titel „Volks-Bilder-Bibel in fünfzig bildlichen Darstellungen von Friedrich von Olivier. Nebst einem begleitenden Text von G. H. von Schubert[311] (Hamburg 1836) erschienenen Compositionen aus dem Neuen Testamente gerühmt. Wie auf dem Titelblatte dieses Werkes, so findet man dem Olivier’schen Familiennamen auch sonst gewöhnlich die Adelsbezeichnung beigefügt. Da indessen Ferdinand O. in älteren Jahrgängen des baierischen Hof- und Staatshandbuchs v. O., in jüngeren O. genannt ist, so erscheint das Adelsprädicat bei ihm und seinen Brüdern als nicht ganz sicher beglaubigt.

Von Heinrich O., geb. zu Dessau 1783, der sich besonders als Miniaturmaler auszeichnete, wurde bereits erwähnt, daß er mit Ferdinand gemeinsam dem Kunststudium in Dresden oblag und sich gleichzeitig mit ihm in Paris aufhielt. Auch nach Wien folgte er seinen Brüdern und copirte hier Pordenones „Heilige Justina“. Später soll er eine Zeit lang in Dessau die Stelle eines Wirthschaftsrathes versehen haben. In Berlin, wo er am 3. März 1848 starb, lebte er als Zeichen- und Sprachlehrer.

Adolph v. Schaden, Artistisches München im J. 1835, München 1836, S. 93–105. – Nagler, Künstlerlexikon, Bd. 10, S. 340–344. – Beilagen zur Allgemeinen Zeitung vom 2. und 3. April 1841 (= Neuer Nekrolog der Deutschen, 19. Jahrg., 1841, Thl. 1, S. 204–213). – v. Wurzbach, Biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Thl. 21, S. 57 f. – Allgem. Künstlerlexikon, 2. Aufl., umgearbeitet von A. Seubert, Bd. 3, S. 8.