Zum Inhalt springen

ADB:Omeis, Magnus Daniel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Omeis, Magnus Daniel“ von Max Koch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 347–349, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Omeis,_Magnus_Daniel&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 08:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Omcken, Gerdt
Band 24 (1887), S. 347–349 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Magnus Daniel Omeis in der Wikipedia
Magnus Daniel Omeis in Wikidata
GND-Nummer 100803997
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|347|349|Omeis, Magnus Daniel|Max Koch|ADB:Omeis, Magnus Daniel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100803997}}    

Omeis: Magnus Daniel O., Polyhistor und Dichter von einzelnen viel verbreiteten Kirchenliedern, zu Nürnberg am 6. September 1646 als zweiter Sohn des Diakonus an der St. Sebalduskirche Johann Heinrich O. geb., † zu Altdorf am 22. November 1708. Nachdem er 1664 mit einer Rede „De laudibus formicae“ das Nürnberger Gymnasium verlassen, studirte er in Altdorf zwei Jahre Philosophie und Philologie, dann bis 1668 Theologie; 1567 erwarb er sich die Magisterwürde und wurde unter dem Namen des norischen Damon Mitglied des von Harsdörfer gestifteten Blumenordens an der Pegnitz, den er von 1697 an als Vorsteher leitete; Amarantes (Herdegen), historische Nachricht von des löblichen Hirten- und Blumenordens Anfang und Fortgang, Nürnberg, 1744, S. 168–181 und J. Tittmann, die Nürnberger Dichterschule, Göttingen, 1847, S. 247. In Wien, wo O. von 1668 bis 1672 als Hofmeister im Hause des kurbrandenburgischen Residenten A. Neumann weilte, ward ihm Gelegenheit, sich durch fleißige Benutzung der Bibliothek umfassende Kenntnisse zu erwerben. Nachdem er Ungarn und Böhmen besucht, begleitete er zwei Jahre lang junge Patrizier als Hofmeister in Altdorf, wo er 1674 die Professur der Beredsamkeit erhielt, zu welcher 1677 noch die der Moral, 1699 die [348] der Poesie kam. Da er in den ihm obliegenden collegiis academicis über die teutsche Poesie ein genügendes Lehrbuch vermißte, stellte er selbst, Nürnberg und Altdorf 1704, mit Einwilligung des Blumenordens aus seinen Vorlesungen eine „Gründliche Auflage zur teutschen accuraten Reim- und Dichtkunst samt einem Beitrage von der teutschen Rechtschreibung und teutschen Mythologie“ zusammen; 2. Auflage Nürnberg 1712; ein Nachdruck (?) erschien 1709 zu Ruppin. O. will mit seiner Poetik dem Studenten und dem galanten Frauenzimmer zu Hilfe kommen. Buchner, Weise, Morhof, Harsdörfer und Birken nennt er selbst als seine Vorbilder; am meisten ist er von Birkens teutscher Rede-, Bind- und Dichtkunst und Opitz berühmtem Buch von der deutschen Poeterei, das er aber nicht nennt, abhängig. Von Dichtern führt er mit Vorliebe Hoffmannswaldau an, wie denn auch sein eigener Geschmack ganz der „galanten Lyrik“ (M. v. Waldberg, Straßburg 1885, im 56. Hefte der Qu. u. F.) zuneigt. Selbständiger Werth kommt seiner Poetik, auf die Gottsched in der 2. Auflage seiner kritischen Dichtkunst (1737) noch keine Rücksicht nimmt, während er sie in der 4. (1751) öfters erwähnt, nicht zu. Von den poetischen Spielereien der Nürnberger Schule will O. nichts wissen; von der Poesie selbst hat er eben keine hohe Meinung, die Verwendung zu Leichen-, Hochzeits- und Ehrungsgedichten ist ihre Aufgabe. Dagegen ist bemerkenswerth, daß er Morhof gegenüber, der nur den schlesischen und Meißener Dialekt gelten lassen will, den Gebrauch der oberdeutschen Mundart vertheidigt. In seinen orthographischen Bemerkungen, welche zugleich die officielle Rechtschreibung des Blumenordens darlegen sollten, ist er unbedeutend. Seine „Teutsche Mythologie“ handelt ausschließlich von der antiken Götter- und Heroensage, deren sämmtliche Züge O. ausnahms- und erbarmungslos aus dem alten Testamente, Apollo ist aus der Geschichte von König David hervorgegangen u. s. w., herzuleiten versteht. Seine Kenntniß der älteren Litteraturgeschichte ist äußerst gering, die erste Periode deutscher Poesie beginnt mit dem babylonischen Thurmbau. Von seinen zahllosen Programmen behandeln zwei deutsches Alterthum: „De Germanorum veterum theologia et religione pagana“, 1693 und „De praecipuis veterum Germanorum virtutibus“, 1695. Eine andere handelt: „De eruditis Germaniae mulieribus“. Eigene Gedichte, darunter die Heroiden „Der teutsche Paris“, eine Bearbeitung des auch von Lenau in Angriff genommenen Volksbuchs von König Eginhard aus Böhmen, enthält die Poetik, mehrere deutsche und lateinische, unter letzteren mehrere auf Kaiser Leopold, welche ihm 1691 die Hof- und Pfalzgrafenwürde erwarben, und die Schlacht von Salamanka, erschienen in Einzelndrucken und verschiedenen Sammelwerken. „Geistliche Gedicht- und Liederblumen zu Gottes Lobe und frommer Seelen Erquickung“ gab O. Nürnberg 1760 heraus; eine geplante Sammlung weltlicher Gedichte kam nicht mehr zur Ausführung. Omeis’ „Liederblumen“ charakterisirt es, daß wir unter ihnen z. B. eine Pindarische Ode finden, in welcher die Einwürfe gegen die Priesterehe widerlegt werden. Ein Vorläufer Ramlers nahm er auch überarbeitete Gedichte Anderer in seine Sammlung auf. Als gelehrter Schriftsteller entfaltete O. eine ungeheure Regsamkeit. Seine Vorarbeiten zu einem Nürnbergischen Gelehrtenlexikon legte Gg. A. Will seiner eigenen Arbeit (Nürnberg und Altdorf 1757) zu Grunde; das Verzeichniß von Omeis’ Schriften umfaßt bei Will sechs Seiten, III, 81–87. Der weitaus größte Theil seiner Arbeiten behandelt philosophische Themata, einerseits der Moralphilosophie, „De voluptate“, „De aequitate“, „De origine virtutis moralis“ und ähnliches, andererseits aus der Platonischen Lehre und der Stoa, so sein Hauptwerk „Ethica Platonica“, Altdorf 1696. Ueber die trostlose Mittelmäßigkeit und gelehrte Pedanterie, wie sie nach dem langen Kriege überall in Deutschland herrschte, ragt keine der Schriften [349] des Altdorfer Universitätsprofessors hervor, der, zweimal Rector der Hochschule und achtmal Decan der philosophischen Facultät, während seines Lebens als einer der hervoragendsten Lehrer der Universität viel gefeiert wurde. O. war seit 1677 mit Maria Dorothea Rostia aus Cadix vermählt, die wegen ihrer Sprachkenntnisse gerühmt und, selbst Dichterin, als „Diana die andere“ dem Blumenorden angehörte.

Erhard Reusch, Memoria Omeisiana im Anhange von Juvenci historiae evangel. libri IV, Frankf. u. Leipzig 1710. – Apin, Vitae Professorum philos. Altdorf. – Kl. A. Baader, Lexikon verstorbener bair. Schriftsteller, Augsburg 1824, I, 2, 109–113. – Jöcher III, 1073. – Joh. Kaspar Wetzel, Hymnopoeographia, II, 266–271.