ADB:Philipp (Pfalzgraf bei Rhein)
Ottheinrich, ist geboren zu Heidelberg am 12. November 1503, kurze Zeit vor dem Ausbruch der sog. Landshuter Fehde, welche sich daran entzündete, daß Herzog Georg der Reiche von Baiern-Landshut sein Land in Ermanglung eigner Söhne an seinen Schwiegersohn Ruprecht, Sohn des Kurfürsten Philipp I. bringen wollte, welchen er mit seiner Tochter Elisabeth vermählt hatte. Aus der Ehe Ruprechts mit Elisabeth, welche beide binnen 6 Wochen mitten im Krieg an der Ruhr starben (21. Juli und 14. September 1504) stammen P. und sein um ein Jahr älterer Bruder Ottheinrich, die im zartesten Kindesalter vater- und mutterlose Waisen wurden. P. erhielt wie sein Bruder zum Vormund den vierten Sohn Kurfürst Philipp I., Friedrich, der auch die Verwaltung des nach dem Krieg durch den sog. Kölner Spruch Kaiser Maximilians den Waisen aus dem großväterlichen Besitz zugeschiedenen Landes übernahm. Die fürstlichen Kinder wurden zu Neuburg an der Donau, der Hauptstadt des neugebildeten Herzogthums, gemeinschaftlich erzogen, meist unter der Aufsicht des Statthalters des Vormunds, Adam v. Törring, der in Abwesenheit des häufig abenteuernden Herzogs Friedrich sich der jungen Fürsten wie ein Vater annahm. Im Alter [19] von 10 resp. 9 Jahren erhielten diese in dem Magister Alexander Wagner aus Bretten in der Pfalz einen „Zuchtmeister und Pädagogen“, der ihnen mit einigen jungen Edelleuten des Herzogthums Unterricht im Lateinischen und Deutschen ertheilte. Als im Alter von 14 Jahren Ottheinrich der Schule entnommen wurde, um die übliche weltlich-ritterliche Bildung zu erhalten, die ihn für die künftige Führung der Landesregierung fähig machen sollte, wurde Philipp nach Freiburg im Breisgau geschickt, um auf dieser Universität seine Studien fortzusetzen, die ihn zum Eintritt in die Kirche befähigen sollten. Er war erst 13 Jahre alt, aber es kam in jener Zeit häufig vor, daß der Eintritt in die Artistenfacultät schon so frühe erfolgte. Im Alter von 14 Jahren erhielt P. seinen eigenen Hofmeister und hörte von da an außer humanistischen Vorlesungen auch den berühmten Juristen Zasius und wurde streng angehalten mit den ihm beigegebenen jungen Edelleuten nur Lateinisch zu sprechen. Als 1516 Kaiser Maximilian nach Freiburg kam, wurde P. trotz seiner Jugend zum Rector gewählt, hielt eine lateinische Anrede an den Kaiser und wurde von diesem mit einem Pferde beschenkt. Den Sommer 1518 brachte P., weil die Pest in Freiburg ausgebrochen war, auf dem Schlosse Glatt im Hohenzollernschen zu, welches Reinhald von Neuneck, einem alten und treuen Diener Herzog Georgs des Reichen, gehörte. Da die Seuche nicht nachließ, so kehrte P. auf Lichtmeß 1519 nach Neuburg zurück und begab sich von da am 15. September desselben Jahrs auf die Universität Padua, hauptsächlich um juristische Studien zu betreiben und Lateinisch zu lernen, weßhalb ihn außer seinem Hofmeister und vier jungen Edelleuten der spätere herzoglich neuburgische Rath Dr. jur. Matthias Alber dahin begleitete. P. wurde vom Herzog von Venedig seinem Stande gemäß geehrt, erhielt sammt seinen Begleitern das Recht Waffen zu tragen und lag dem Studium ungestört bis Ostern 1520 ob, zuletzt unter Leitung des Hieronymus von Croaria, ehemals juristischen Professors in Ingolstadt, der ihm als Hofmeister nachgeschickt wurde. Um der Hitze zu entfliehen begab sich P. um Ostern 1520 nach Bruneck im Pusterthal, wo sein Oheim der Bischof von Freising als solcher Besitzungen hatte. Als er in der kühleren Jahreszeit nach Padua zurückgekehrt war, zog er sich, noch nicht 17 Jahre alt die weitverbreitete französische Krankheit zu, an der er sein Lebenlang zu leiden hatte. Es ist nicht unbedingt anzunehmen, daß die Krankheit durch geschlechtlichen Umgang entstand, da bei der ungeheuren Verbreitung der Seuche und der Unreinlichkeit in Herbergen und öffentlichen Versammlungsorten auch durch äußeren Contact Ansteckungen nicht selten waren. Diese Heimsuchung bewog ihn zu dem Gelübde einer Wallfahrt nach Jerusalem, worin ihm sein Bruder vorangegangen war. Er konnte aber die Erlaubniß dazu nicht erlangen, da sein Vormund Bedenken trug, beide junge Fürsten gleichzeitig der immerhin nicht unbedeutenden Gefahr einer solchen Pilgerfahrt auszusetzen. Vielmehr entstand der Plan, P. an den päpstlichen Hof zu bringen, was Jacob Fugger von Augsburg zu vermitteln übernahm. Doch zerschlug sich die Sache und damit die Aussicht rasch im Kirchendienst emporzukommen. Deßhalb kehrte P. auf Frohnleichnam 1521 nach Neuburg zurück und hielt sich dann meist bei seinem Vormund auf, bis dieser wegen seiner Geschäfte als Statthalter des Kaisers beim Reichsregiment in Nürnberg sich entschloß, die jungen Fürsten vor der Zeit für mündig erklären zu lassen. Dies geschah am 2. Juni 1522 auf dem Landtag zu Burglengfeld. Nachdem die beiden Brüder, welche ihr Land ungetheilt regieren wollten, sich hatten huldigen lassen, verwalteten sie bis ins Frühjahr 1523 gemeinsam ihr Land in Neuburg, wo sie ein heiteres, jugendfrisches Leben führten, das in der Fastnachtszeit durch die ritterlichen Spiele des Rennens und Stechens seinen Höhepunkt erreichte. Erst [20] damals hat P., wie Ottheinrich in seinem Tagebuch sagt „sein erst Stechen ton“. Da aber der Ertrag des Landes (nach dem Kölner Spruch jährlich 24 000 fl.) für zwei Fürsten zu knapp war, so trat P. an Ostern 1523 in den Dienst des Erzherzogs Ferdinand, der damals zeitweilig beim Reichsregiment in Nürnberg weilte. Das Gehalt bei Ferdinand war aber nur gering und zudem durch die jungen Edelleute in Ferdinands Gefolge viel Gelegenheit und auch mancher Zwang zu Geldausgaben. Deßhalb verließ P. schon auf Lichtmeß 1524 den Hof Ferdinands, der ihn übrigens ungern entließ, und trat in den Hofhalt seines Oheims Friedrich ein, der des Reichsregimentes wegen meist in Nürnberg weilte. Während des Bauernaufstands in Mittelfranken befand sich P. im Gefolge Friedrichs. Nach Auflösung der im Bisthum Eichstädt gesammelten Schaaren begab er sich nach Neuburg, um von da die Bewegung niederzuhalten, welche namentlich auch das Amt Hilpoltstein ergriffen hatte.
Philipp, der jüngere Bruder des KurfürstenIn den folgenden Jahren hielt sich P. meist in Neuburg auf, wo er mit seinem Bruder, der das Jahr 1524/25 in Heidelberg zugebracht und den Zug des Kurfürsten gegen die Bauern mitgemacht hatte, die Regierung führte. Das Stillleben daselbst wurde durch den Besuch des Reichstags von Speyer im Jahr 1529 unterbrochen. Als dann im selben Jahr die Türken gegen Wien heranzogen und Herzog Friedrich den Oberbefehl über das bei Linz sich sammelnde Reichsheer erhielt, zog P. mit 130 Pferden als Freiwilliger ins Feld. Beim Durchzug wurde er von Ferdinand in Linz ehrenvoll empfangen und kam eben noch rechtzeitig nach Wien, um sich mit 60 Pferden freiwillig den Vertheidigern der Stadt zugesellen zu können. Sein Entschluß zu bleiben trug zur Verbesserung der Stimmung wesentlich bei. Ihm wurde der Befehl über zwei Regimenter Reichsvölker und die Bewachung der Mauerstrecke vom roten Thurmthor am Donaucanal bis zum Kärnthner Thor übertragen und hier schlug er den zweiten türkischen Sturm ab, der am 11. October durch die 50 Fuß breite Mauerlücke gewagt wurde, welche eine Mine gerissen hatte. Die hervorragende Tapferkeit und der entschlossene Muth, die er bei dieser Gelegenheit zeigte, wurden von Ferdinand und dem Kaiser nicht nach Gebühr anerkannt. Denn als er 1530 im Auftrag des Kurfürsten Ludwig als dessen Vertreter und einziger deutscher Reichsfürst dem Kaiser bei der Krönung zu Bologna das Reichsschwett vortrug, erhielt er von Karl V. zwar den Ritterschlag, aber keinerlei Belohnung. Er hatte sich für seine Verdienste um die Vertheidigung Wiens Hoffnung auf Zuweisung von einigen tausend Ducaten auf das damals heimgefallene Reichslehen Montserrat gemacht, ging aber völlig leer aus. Während des Reichstags in Augsburg (1530), auf welchem er mit seinem Bruder und glänzendem Gefolge erschien, erkrankte er schwer an seiner Jugendkrankheit und mußte sich einer längeren Cur unterziehen. Erst im J. 1532 auf dem Reichstag in Regensburg wurde seiner Verdienste um das Haus Habsburg gedacht. Denn am 1. Mai d. Js. ernannte ihn der Kaiser zum Ritter des goldenen Vließes, aber ohne ihm irgend eine Vergünstigung zu verleihen, obwohl, wie Ottheinrich sagt, das Ordensstatut fordert, daß arme Ritter Unterstützung erhalten sollten, um standesgemäß leben zu können. Dagegen ernannte ihn Ferdinand zum Statthalter von Würtemberg, mit 4000 Gulden Gehalt und denselben Rechten, die der Truchseß von Waldburg, sein Vorgänger, gehabt hatte, mit Wohnsitz im Schloß zu Stuttgart und Naturalbezugsrecht von Holz, Wein, Getreide und Hafer nach Anschlag. P. sollte mit den beigeordneten Räthen nach gegebener Instruction sein Amt verwalten, gab aber mehr nur den Namen her, da die Räthe den größten Einfluß und auch den Nutzen von der Regierung zogen. Nachdem P. am 11. Juni 1532 sein Amt angetreten hatte, begann er die Rüstung gegen den von den Türken drohenden Anfall und zog im Sommer an der [21] Spitze des würtembergischen Contingents zum Reichsheer, das sich 40 000 Mann zu Fuße und 10 000 Reiter stark bei Wien sammelte, um mit dem Kaiser vereint Soliman entgegenzutreten. Nach dem fast kampflosen Zurückweichen der Türken und der Auflösung des Reichsheers kehrte P. nach Stuttgart zurück, wo seiner unruhige Tage harrten. Denn das Jahr 1533 brachte die Verhandlungen wegen Erstreckung des Schwäbischen Bundes, von dessen Existenz die Sicherheit Würtembergs abhing. Aber alle Anstrengungen Ferdinands, den ablaufenden Bund zu erneuern, waren vergeblich. Sobald der Landgraf Philipp von Hessen die Auflösung des Bundes durchgesetzt hatte, begann er seine Verhandlungen wegen der Zurückführung Ulrichs mit den zahlreichen Gegnern Ferdinands, der sich angesichts der hessischen Rüstungen in fast hülfloser Lage befand und bei seiner Geldnoth nicht im Stande war, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Dennoch rüsteten Herzog P. und seine Räthe, wenn auch von Ferdinand sich selbst überlassen, nach Kräften und brachten 9000 zu Fuß und 400 Reiter auf, mit welchen P. in der Richtung auf Maulbronn zu an der Grenze Aufstellung nahm. Er erwartete, daß der Feind durch die Pfalz heranrücken werde. Jedoch der Landgraf vermied die Pfalz, wofür sich Kurfürst Ludwig dadurch erkenntlich zeigte, daß er die Einungshülfe von 200 Pferden und 1000 Knechten, die er mit den andern Pfalzgrafen stellen sollte, so zögernd in Bewegung setzte, daß alles schon entschieden war, als sie eintraf. Philipp von Hessen schlug den kürzesten Weg vom Main an den Neckar durch den Odenwald ein und erschien, nachdem er am 25. April Ferdinand den Krieg erklärt hatte, am 10. Mai unerwartet bei Neckarsulm, eine Stunde unterhalb Heilbronn. Sobald P. die Anmarschlinie des Landgrafen erfahren hatte, zog er ihm eilends entgegen und schlug am 10. Mai südlich von Heilbronn bei Laufen ein Lager. Am 12. Mai früh überschritt der Landgraf den Neckar und zog auf dem linken Ufer südwärts. P. erhielt durch seine Reiter Kunde von dem Anmarsch und besetzte nördlich von seinem Lager eine Anhöhe. Von welcher aus er alsbald den Kampf mit dem Geschütz und den Büchsenschützen des Gegners aufnahm, der von Mittag bis Sonnenuntergang ohne Entscheidung fortdauerte. Aber während desselben wurde Herzog P. der Hengst durch eine Schlangenkugel unter dem Leib erschossen und er selbst an der Fußsohle und an der Ferse schwer verwundet. Trotz seiner anfänglichen Weigerung mußte er den Kampfplatz verlassen und wurde nach Laufen gebracht, wo man die Wunde verband. Sein Zustand zeigte sich aber bald so, daß er wider seine urprüngliche Absicht das Heer verlassen mußte. Auf den Rath der Hauptleute und Räthe wurde er auf einen Wagen gehoben und auf den Asperg geführt, auf dem er ohnmächtig ankam. Mit ihm verlor das Heer seinen entschlossenen und ausharrenden Führer, die Seele des Widerstands. Während er auf den Asperg geführt wurde, fiel bei Laufen die Entscheidung. Denn in aller Frühe am 13. Mai zog der Landgraf aus seinem Lager und besetzte die Anhöhe über dem Lager seines Feindes, ehe dieser im Stande war, dieselbe wieder zu besetzen. Er stellte sich zwar in der Tiefe vor seinem Lager auf und nahm den Geschützkampf auf, um unter dessen Schutz abzuziehen und eine vortheilhaftere Stellung rückwärts einzunehmen. Aber um den Abzug zu hindern und den Feind zum Stehen und zwischen zwei Feuer zu bringen, machte der Landgraf mit 4 Reitergeschwadern eine umgehende Bewegung und griff den Feind vom Rücken her überraschend an. Es gelang ihm, ihn von der Straße, auf welcher schon ein Theil abgezogen war, gegen den Neckar hinzudrängen, wobei einige hundert Knechte, die sich über den Fluß retten wollten ertranken. Dann kehrte der Landgraf eiligst zu seinem Fußvolk zurück, um den Angriff desselben zu beschleunigen. Unterdessen aber war es dem Feinde, der seinen Abzug eiligst fortsetzte, gelungen die schwachen Reiterscharen [22] in seinem Rücken seitwärts zu drängen und seinen Abzug zu bewerkstelligen, ehe der Angriff des hessischen Fußvolks recht wirksam wurde. Als die Ueberlegenheit des Feinds und die eigene Gefahr am Tage lag, verließ der oberste Anführer Dietrich Späth unter dem Vorwand Hülfe herbeizubringen die Seinen und floh. Das Heer aber bewerkstelligte doch größtentheils seinen Abzug unter dem Schutz einer in Kirchheim aufgestellten Nachhut. Dabei blieb das Geschütz, die Wagenburg und das Gepäck, das auf der Flucht von den eigenen Knechten geplündert wurde, auf dem Schlachtfeld stehen und fiel nebst den Lebensmitteln und der Kriegskasse in die Hände des Siegers, der zugleich einige hundert Gefangene machte. Die Hauptmacht des Feindes setzte, nicht weiter belästigt den Rückzug fort. Aber der Muth der Truppen war gänzlich gebrochen. So wurde von den noch anwesenden Hauptleuten und Räthen der Beschluß gefaßt, das Heer zu entlassen und nur ein Fähnlein als Besatzung auf den Asperg zu legen. Auf seinem weiteren Vormarsch fiel dem Landgrafen auch die geheime Canzlei des Feindes in die Hände, welche sammt dem Wagen, auf dem sie sich befand, in die Enz gestürzt war. Aus ihr entnahm der Sieger die Erklärung Ferdinands, daß er kein Geld und keine Truppen schaffen könne und daß auch die Verhandlungen mit Augsburg, Ulm und andern Reichsstädten wegen Anlehen vergeblich geblieben waren. Um so zuversichtlicher zog er auf die Hauptstadt los, welche wie das ganze Land den von dem Landgrafen heimgeführten angestammten Herrn jubelnd aufnahm. Schon Ende Mai waren alle Festen des Landes außer Neuffen und Asperg in den Händen des Siegers, der nun zur Belagerung des Aspergs schritt, bei dessen Uebergabe auch Neuffen die Thore zu öffnen zugesagt hatte. Hier lag Herzog P. im elendesten Zustand. Obwohl der Schuß, wie er sich selbst ausdrückte, nur ein Göllschuß d. h. ein Prell- oder Streifschuß war, so nahm die Wunde doch alsbald einen bösen Charakter an, wahrscheinlich wegen der schlechten Säfte des Kranken infolge seiner Erkrankung zu Padua. Der Fuß wurde schwarz bis zum Knöchel und eine Hand breit darüber gelb, so daß man den Brand fürchtete und die Aerzte zu Rathe gingen, ob sie den Fuß nicht amputieren sollten. Doch standen sie im letzten Augenblick davon ab, weil sie, wie Ottheinrich sagt, fanden „es wehre ein Fürst, wir ihm nit guett ain Bain abschneiden“. Sie schnitten daher die Wunde auf, verlangten aber Beiziehung anderer Aerzte. Aber als diese von Ottheinrich aus Nürnberg und Augsburg gesendet vor den Asperg kamen, wurden sie vom Landgrafen nicht eingelassen, der seinen eigenen berühmten Wundarzt anbot. Er fürchtete die Mittheilung von Nachrichten von außen nicht ohne Grund. Denn die Aerzte sollten in der That P. die Erlaubniß Ferdinands überbringen, sich in einen anderen Gewahrsam verbringen zu lassen. So behartte P. bei seinem anfänglichen Entschluß, sich auf das Aeußerste zu wehren, obgleich es an Schießbedarf fehlte und die Knechte sich höchst unbotmäßig zeigten. Auch Philipp’s Umgebung theilte seine Entschlossenheit nicht. Sie hielt den Asperg nach der am 31. Mai begonnenen und im Juni fortgesetzten Beschießung nicht mehr für haltbar, nachdem eine Bresche geschossen war. Dem gegenüber erklärte P., der hülflos auf seinem Lager war: „So es möglich wehre sich zu wehren, biß sie über die mauhren hinein Stigen, daß man ihm ein Büchßen in die Hand geb, damit, ehe er todt geschlagen würdte, daß er vor auch seinen man mit ihm nehme.“ Allein „da war kein hebens mehr“. Dem Beschluß des Kriegsraths, in welchem der nächst Dietrich Späth dem Herzog Ulrich verhaßteste Mann des Ferdinandeischen Regiments Dr. Fauth saß, konnte P. sich nicht widersetzen, da neben Fauth, der nur an seine Rettung dachte, auch Konrad von Rechberg aus Philipp’s persönlichem Gefolge sich dafür erklärte, nachdem „der fromme Mann“, wie Ottheinrich ihn ironisch nennt, die Uebergabe zuletzt von dem Ausgang eines Brettspiels [23] mit Dr. Fauth abhängig gemacht hatte. Weil die Uebergabe zeitlich erfolgte, so erhielten alle freien Abzug mit Hab und Gut und selbst Dr. Fauth mußte Ulrich mit dem Leben davonkommen lassen, das Land aber mußte er meiden. So fiel der Asperg am 5. Juni. Die Kriegsfürsten erschienen selbst am Krankenlager Philipp’s und verpflichteten ihn durch Handschlag, 6 Monate lang nicht gegen sie zu dienen. Ueber Schorndorf und Lauingen wurde P. nun nach Neuburg gebracht, wo er am 11. Juni ankam und unter der treuen brüderlichen Pflege bald genas. Aber die Heilung dauerte nicht lange und die Wunde brach immer wieder auf, so daß er zeitlebens ein siecher Mann blieb.
Durch die Wiedereinsetzung Ulrich’s verlor P. die immerhin annehmbare Einnahme aus dem Statthalteramt und die gewohnte Beschäftigung. Da er sich nach Thätigkeit sehnte, so verlangte er die Theilung des väterlichen Erbes. Ungern fügte sich Ottheinrich, weil er wußte, daß das Land nicht zwei Regierungen und Hofhaltungen ertragen könne. Unter Kurfürst Ludwigs Vermittlung wurden am 4. Januar 1535 durch einen Vertrag die Grundsätze der Theilung festgesetzt und darauf fußend der specielle Theilungsvertrag am 30. März 1535 abgeschlossen. Ottheinrich erhielt vorerst auf 6 Jahre 2/3, P. 1/3 von Land und Leuten, Schulden und Vermögen zugetheilt. Philipp’s Antheil bestand aus den nördlichen, am bairischen und böhmischen Wald gelegenen Stücken des Herzogthums: Lengfeld, Kallmüntz, Schmittmühlen, Hemau, Laber, Regenstauff, Schwandorf, Flossenbürg, Vohenstrauß, Parkstein, Weiden und Sulzbach, was sammt dem Zins aus dem dritten Theil eines auf Baiern stehenden Capitals einen Ertrag von 8815 fl. abwarf. Darauf ruhten aber 3165 fl. Capitalsschuldzinsen und 843 fl. 20 kr. Dienstgelder, die an gemachte Anlehen sich knüpften, so daß P. nur 4635 fl. jährlichen Ertrags übrig blieben. Vertragsmäßig konnte keiner der Brüder ohne Zustimmung des andern Land verkaufen oder verpfänden; aber die Einwilligung in Belastungen konnte bei dringenden Bedürfnissen nicht verweigert werden und nach Ablauf des Vertrags war Philipp’s Schuldenlast so groß, daß er sich in seinem Lande nicht mehr behaupten konnte. Die Ursache dieser Schulden waren seine Bemühungen, durch erneute Kriegsdienste vom Kaiser eine einträgliche Versorgung zu erlangen und die lange fortgesetzten so kostspieligen als vergeblichen Versuche, eine reiche Heirath zu machen.
Als 1536 der Krieg mit Frankreich wieder ausbrach, übernahm P. den Auftrag, Karl V. 1000 Reiter zuzuführen. Er mußte aber davon abstehen, als seine Wunde im Winter wieder aufbrach. Doch beschloß er im Frühjahr, als die Wunde unerwartet schnell heilte, auf eigene Hand dem Kaiser Zuzug zu leisten. Er hoffte auf dauernden Lohn und Gelegenheit sich die Gunst des Kaisers bei seiner Bewerbung um die Hand der verwittweten Herzogin Christine von Mailand, Tochter Christians II. von Dänemark, zu erwerben. Im Mai stieß er mit 130 Reitern bei Asti zum Heer des Kaisers und machte den mißglückten Zug in die Provence mit. Seine Bewerbung um Christine fand den Beifall des Kaisers nicht, der sie mit dem Herzog von Lothringen vermählte. Für seinen Zuzug wies ihm aber der Kaiser monatlich 500 Kronen zu. Da Herzog Heinrich von Braunschweig für eine weniger zahlreiche Reiterschaar 800 Kronen und Herzog Ludwig von Baiern für wenig mehr Reiter als P. führte 1000 Kronen bezog, so wies P. diesen Sold als Beleidigung zurück. Ohne seinen Zweck erreicht zu haben kehrte er von dem Zug, der ihn 20 000 fl. gekostet hatte, wenigstens mit gebesserter Gesundheit zurück. Er gab aber seine Ansprüche auf angemessene Bezahlung und Belohnung seiner früheren Dienste nicht auf und begab sich 1538 nach Spanien, um seine Sache persönlich zu betreiben. Er richtete aber gar nichts aus und erhielt nicht einmal ein sog. Zehrgeld, als er sich auf den Heimweg durch Frankreich machte. Franz I. empfing ihn besser, [24] schenkte ihm 1000 Kronen und trat ihm eine Forderung aus Anlehen des Kurfürsten Ludwig im Betrag von einer halben Million Kronen ab. Als er aber bei Ludwig seine Forderung geltend machte, erhielt er nur harte Vorwürfe und durfte dem König nicht einmal über das Schicksal seiner Forderung eine Mittheilung machen. Aermer als je kam er am 24. Januar 1539 nach Lengfeld zurück. Wie er sich 1536 vergebens um die verwittwete Herzogin von Mailand beworben hatte, so mißlang ihm 1537 auch seine Absicht auf die Hand der Tochter des Herzogs Franz von Lothringen, worin er vom Kurfürst Ludwig unterstützt wurde. Er mußte hinter Reinhold von Oranien zurückstehen, der dem Kaiser mehr genehm war.
Endlich that sich ihm im J. 1539 die Aussicht auf Heinrichs VIII. Tochter Maria auf. Einem Nürnberger Kaufmann, Joachim Gundelfinger, ließ ein Secretär Heinrich VIII. im Gespräche merken, daß sein König seine Tochter Maria gern an einen deutschen Fürsten vermählen würde. Darauf schlug Gundelfinger Herzog P. vor, den der Secretär nicht verwarf. Durch vertrauliche Correspondenz wurde die Sache mit Philipp’s Wissen weiter betrieben und als diesem angedeutet wurde, daß der König seinen Besuch gern sehen würde, machte sich P. im November 1539 auf den Weg nach England, begleitet von Ottheinrichs Hofmeister, dem Herrn von Haydeck und dessen Kanzler Sebastian Pemerler. Am 6. December kam P. über Antwerpen nach London und alsbald nahmen die Unterhandlungen einen raschen Verlauf. P. nahm nur an zwei Artikeln des Heirathsvertrags Anstoß. Sein Ehrgefühl sträubte sich dagegen, Maria einem englischen Reichsstatut gemäß als unehelich geboren und successionsunfähig bezeichnet zu sehen und er fürchtete eine Verschreibung für 10000 fl. jährlichen Wittwengelds nicht beibringen zu können. Letzteres Bedenken des gewissenhaften Fürsten bekämpfte man in England mit der Vorstellung, daß die Verschreibung erst auf seinen Tod fällig sei und bis dahin könnte sich seine Lage durch seine Aussichten auf die Kur noch lange ändern. Man ließ merken, daß diese Verschreibung nur eine formelle Sache sei. Auch religiöse Bedenken hatte P. damals noch, weil er sich mit Heinrich VIII. gegen Jedermann, Kaiser und Reich ausgenommen, verbünden sollte, er aber auch den Papst ausnehmen wollte. Da aber Heinrich nicht nachgab, so unterzeichnete P. den Vertrag doch zu Greenwich 24. Januar 1540. Er lautete für ihn sehr vortheilhaft, denn es wurden ihm 40 000 fl. Gold als Heirathsgut und 12 000 fl. an jährlicher Pension zugesagt, wogegen er seiner Wittwe nur 10 000 fl. verschrieb. Mit 4000 zu Fuß und 1000 Pferden soll er dem König gegen Jedermann, Kaiser und Reich ausgenommen, dienen und die englischen Statute wider das Papstthum gut heißen. Der Vertrag wurde für hinfällig erklärt, wenn P. nicht vor Pfingsten 1540 die Ratification Ottheinrichs, des Kurfürsten Ludwig und Herzog Friedrichs beibringe. Die Verlobung wurde indeß sofort gefeiert, wobei P. der Braut ein Diamantkreuz im Werth von 2500 fl., diese ihm ein Kleinod aus Rubinen und Diamanten für 1500 fl. schenkte. Beim Abschied erhielt P. vom König 7000 fl. Verehrung und werthvolles Silbergeschirr und auch sein Gefolge wurde reich beschenkt. Als P. am 20. Februar nach Heidelberg zurückkam, begann er sofort wegen der Ratification zu unterhandeln. Aber der Kurfürst verwarf, auf das Gutachten des Bischofs von Augsburg, den Artikel über die uneheliche Herkunft Marias, theils aus religiösen Rücksichten, theils wegen des Kaisers. So verstrich die Frist unter aussichtslosen Verhandlungen mit dem Kurfürsten. Endlich 1541 ließ P. durch Gundelfinger in London erklären, daß er zwar die uneheliche Geburt und Successionsunfähigkeit Maria nicht zugestehen könne, daß er aber bereit sei, in einem Nebenvertrag auf jedes Erbrecht Marias zu verzichten. Aber alle Vorstellungen Gundelfingers [25] waren vergebens. Am 13. Juni 1541 wurde ihm der Bescheid, daß die Heirath so nicht möglich sei: die Frist sei verstrichen, die Hauptartikel abgelehnt.
Mittlerweile hatte sich auch der finanzielle Ruin Philipp’s klar herausgestellt. Seine Schulden waren besonders durch Anlehen mit Wucherzinsen auf die ungeheure Summe von 408 561 fl. gestiegen. Sein Land mußte verkauft oder von seinem Bruder übernommen werden. Mit schwerem Herzen entschloß sich dieser dazu am 4. April 1541 durch Abschluß eines Vertrags mit P., der von obiger Schuldsumme 320 000 fl. innerhalb 6 Jahren auf dem Gewissen hatte. Ottheinrich versprach seinem Bruder jährlich 1200 fl. bar und Naturalunterhalt für 14 Personen, eventuell auch eine Verweisung auf Land für seine Wittwe, wenn sich P. verheirathen sollte. Denn P. gab die Hoffnung auf die englische Heirath noch nicht auf. Wider seines Bruders und des Kurfürsten Rath reiste er 1543 noch einmal nach England, nachdem er mittlerweile in Lengfeld ein höchst melancholisches Leben geführt hatte, häufig von Krankheit geplagt und voll Menschenscheu, so daß er einst vom 11. bis zum 27. Februar 1542 ganz verschwunden war, weil er sich mit einem Knecht und einem Koch in eine einsame Waldhütte verkrochen hatte. König Heinrich wollte aber auf Philipps Vorschläge nicht eingehen, zeigte sich auch sonst wenig entgegenkommend und begehrte schließlich die Rückgabe der als Pfänder der Verlobung geltenden Geschenke. Jedoch P. hatte das Seinige in Antwerpen versetzt und erklärte auch, daß er sich vor Gott als den Gemahl Marias ansehe, da sie sich beim Verlöbniß gegenseitig gelobt hätten, keinem anderen anzugehören. Nach dieser Erklärung verwies ihn Heinrich des Reiches, verehrte ihm aber doch 1500 fl., ohne welche P. kaum im Stande gewesen wäre heimzureisen. In allen seinen Hoffnungen gescheitert, begab er sich auf der Heimreise im August nach Brüssel, um Unterkunft im Dienst des Kaisers zu suchen; wie immer vergeblich. Da mittlerweile auch Ottheinrich Schiffbruch gelitten hatte und sein Land aufgeben mußte, wurde auch Philipp’s Aufenthalt in Lengfeld unmöglich. Auf Betreiben Ottheinrichs lud ihn Friedrich, der Ostern 1544 seinem Bruder in der Kur gefolgt war, nach Heidelberg ein und setzte ihm am 8. August 1544 eine Pension von 800 fl. aus, was mit der Rente von 600 fl. aus seines Großvaters Philipp I. Testament die einzigen Unterhaltungsmittel waren, die ihm geblieben. Die im J. 1545 erfolgende Uebersiedelung nach Heidelberg übte zunächst den wohlthätigeu Einfluß aus, daß P. durch den berühmten Leibarzt des Kurfürsten Dr. Joh. Lang eine so wesentliche Besserung seiner Gesundheit erlangte, daß er wie neu auflebte. Und da um diese Zeit in der Politik Heinrich VIII. eine Wandlung eingetreten war, infolge welcher er alle seine Kinder für legitim und successionsfähig erklären ließ, so griff P. das Project der englischen Heirath von neuem auf. Bei seinem dritten Erscheinen in England wurde er aufs zuvorkommendste aufgenommen. Die Vermählung mit Maria als Erbtochter wurde ihm zugesichert und an den Vollzug der Ehe keine andere Bedingung geknüpft, als der Abschluß eines Bündnisses mit dem Kurfürsten und die Betreibung der Erweiterung dieses Bündnisses durch den Beitritt anderer Kurfürsten im Interesse der evangelischen Religion. Um dieses zu erreichen kehrte P. nach Heidelberg zurück, reich mit Silbergeschirr beschenkt und zugleich mit einem militärischen Auftrag des Königs betraut, der ihn mit 10 000 fl. Gehalt am 19. November 1545 zu seinem Obersten ernannt und mit der Anwerbung von 25 Fähnlein Landsknechte beauftragt hatte, für welche ihm monatlich 67154 Philippsgulden Sold zugesagt waren. Sobald er im Anfang 1546 nach Deutschland zurückgekehrt war, nahm er eine Anzahl Hauptleute an und begann die Werbung. Weniger glatt ging die Unterhandlung mit dem Kurfürsten. Doch sendete ihn [26] dieser in Begleitung des Rheingrafen Friedrich Franz und des welschen Arztes Dr. Eustachius zu weiteren Verhandlungen nach England. Die Unterhandlung wegen der Heirath machte dort auch so günstige Fortschritte, daß Heinrich bestimmt erklärte, er wolle Maria mit P. vermählen, obgleich sie nach seinem und seines Sohnes Tod seine Erbin sei. Er verlangte nur eine Wittwenverschreibung von 20 000 fl. Der König würde mit einer Scheinverschreibung zufrieden gewesen sein, aber nicht einmal darauf wollte der Kurfürst eingehen. Als nun der Rheingraf und sein Begleiter nach Heidelberg zur Berichterstattung zurückgereist waren, wartete P., der unterdessen in England auf den Tod krank wurde, vergebens auf Antwort. Mittlerweile brach der Schmalkaldische Krieg aus und brachte dem Kurfürsten weit näher liegende Sorgen. Auch P. wurde davon mit betroffen durch die im September 1546 erfolgte Eroberung von Neuburg. Denn bei der Plünderung des Schlosses litt er einen Schaden von mehr als 30 000 fl., obgleich er durchaus keinen Antheil an dem Zwist hatte. Er blieb in England bis zu Heinrich VIII. am 28. Februar 1547 erfolgten Tod, der alle seine Hoffnungen zerstörte. Als er nun um Auszahlung seines Dienstgeldes anhielt, erhielt er nur 3000 fl. und eine Verehrung von 4000 Gulden. Wegen des übrigen Anspruchs wurde er auf schriftliche Antwort vertröstet.
So verließ er England. Als er in die Pfalz zurückkam, sendete ihn der Kurfürst in eigenen und in Ottheinrichs Angelegenheiten, der sich in des Kaisers Ungnade befand und dessen Fürstenthum mit Beschlag belegt war, mit einer Anzahl Räthe zum Kaiser, den er am 1. Juli 1547 in Coburg traf. Aber seine Bemühungen hatten keinen Erfolg. Nach seiner Rückkehr lebte er in den dürftigsten Verhältnissen in Heidelberg. Der Kurfürst, welcher sparen wollte und sich des Kaisers wegen möglichst fern von Ottheinrich und P. hielt, entzog allen Agnaten die Naturallieferung vom Hof und zahlte dafür nur ungenügende Pauschsummen. P. erhielt 1000 fl., die er in Neustadt an der Haardt verzehren mußte. Doch rief ihn 1548 der Kurfürst zu Hülfe auf den Reichstag von Augsburg. Er sollte seinen Einfluß geltend machen gegen die Machinationen der jüngeren Wittelsbacher Linie, die Ansprüche auf die Kur machte. Zugleich mußte sich P. gegen die Successionsansprüche des Herzogs Ludwig vertheidigen, gegen welche er sich behauptete. Aber alle seine Bemühungen, um Ottheinrichs Gnade und die Rückgabe Neuburgs zu erlangen, waren trotz seiner Verdienste um Ferdinand und den Kaiser vergeblich. Nachdem er sich 4 Monate lang auf dem Reichstag abgemüht hatte, kehrte er krank nach Neustadt zurück, von wo er vergeblich dem Kurfürsten die Unzulänglichkeit der 1000 fl. Pauschquantum vorstellte. Er erhielt die anzügliche Antwort, er möge sich einschränken, der Kurfürst wisse, könne und wolle ihm nicht mehr geben. Diese harte Antwort preßte dem kranken Manne Thränen aus und er rief aus: „Ach Gott, was soll ich mich einziehen? es wäre nöthiger einen Barbier anzunehmen bei meiner beständigen Krankheit; ich habe nur 6 Personen, 4 Pferde und 2 Buben im Stall.“ Bis in seine Todesstunde empfand P. dies in seinem Zustand unverdient kränkende Schreiben. Am 12. Mai 1548 kam er aus Neustadt nach Heidelberg um Heilung eines schweren Magenleidens zu suchen, das er von Augsburg mit heimgebracht hatte. Schon am 14. Mai in der Nacht war er dem Tode nahe. Doch riß ihn Dr. Lang noch einmal heraus und er glaubte 14 Tage später schon nach Neustadt zurückreiten zu können, da trat ein Rückfall ein. Noch 6 Wochen rang er, bis der Tod ihn erlöste. Alle Organe versagten ihre Dienste. Die Leber war entzündet, das Herz verhärtet und Steinschmerzen plagten ihn furchtbar. P. blieb beständig bei Bewußtsein, sprach aber in den letzten 4 Tagen nicht mehr und nahm blos Pomeranzensaft zu sich. Getröstet durch die Gebete des evangelischen Predigers Magister Wolfgang starb er am [27] 4. Juli 1548 gegen Abend im Alter von fast 45 Jahren. Er starb in Armuth und Elend „und ist“, wie sein Bruder sagt, „in viel Jahren kein Fürst also elend gestorben; er hat weder Land noch Leut gehabt, nicht ein Dorf war sein eigen; und schlimmer noch waren die Anfechtungen wegen seiner Schulden bei den vielen Schmerzen seiner Krankheit“. Wenn etwas ihm Trost gewähren konnte, so war es die treue Liebe seines Bruders, der ihm leider nicht helfen konnte, da er selbst in Noth und Verbannung lebte. Ausharrende Tapferkeit und Standhaftigkeit in Gefahren und Noth, die Grundzüge seines Charakters, hat er in guten und schlimmen Tagen zu zeigen reichlich Gelegenheit gehabt. Er war ein Opfer der Undankbarkeit der Habsburger, denen er mit Eifer gedient hatte und der Unfähigkeit der Fürsten seiner Zeit, sich nach den schmalen Mitteln einzurichten, die ihr spärliches Einkommen ihnen darbot.
- Quellen: Herzog Philipps Leben und Sterben kurz verzeichnet durch seinen Bruder Ottheinrich mit den Noten des pfalzneuburgischen Archivars Oefelin bei Freyberg, Sammlung hist. Schriften u s. w. Bd. IV, S. 241–76. – Salzer, Beiträge zu einer Biographie Ottheinrichs und dessen archival. Studien dafür. – Wille, Landgraf Philipp von Hessen.