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ADB:Proschko, Franz Isidor

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Artikel „Proschko, Franz Isidor“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 126–129, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Proschko,_Franz_Isidor&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 14:11 Uhr UTC)
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Proschko: Franz Isidor P., deutsch-österreichischer Schriftsteller, wurde am 2. April 1816 als der Sohn eines Amtsdirectors des dortigen berühmten Cistercienser-Stiftes zu Hohenfurth in Böhmen geboren, woselbst er auch die erste Schulbildung erhielt. Nachdem seine Eltern bald gestorben waren und er verwaist zurückblieb, besuchte er das Gymnasium zu Budweis, wo er, mit dem späteren Publicisten und Abgeordneten Franz Schuselka befreundet, die Mittelschulstudien vollendete. P. bezog darauf die Universität Prag und widmete sich der Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber auch so eingehend mit deutscher Litteratur und Naturwissenschaften, daß er, nachdem er 1840 die Richteramtsprüfung bestanden, auch die Lehramtsprüfung fürs Gymnasium aus diesen Fächern ablegte. Auf Veranlassung des Polizeidirectors v. Graff, welcher noch zu Goethe in freundlichen Beziehungen gestanden, trat P. als Praktikant bei der Linzer Polizeidirection ein und zeichnete sich durch ganz besonderen Eifer aus, er wurde 1847 zum Polizeicommissär befördert. Während der revolutionären Bewegung des Jahres 1848 stand er auf der Seite der für die Aufrechterhaltung der Ordnung thätigen Partei und wirkte insbesondere als Mitglied conservativer Vereine. P. hat später eine sehr verdienstliche, [127] umfangreiche Arbeit abgefaßt, die „Darstellung der Geschichte des Jahres 1848 im Lande Oesterreich ob der Enns“, welche aber ungedruckt geblieben ist und von der sich eine Handschrift in der k. k. Hofbibliothek in Wien befindet. Im J. 1850 trat P. in die Dienste der Statthalterei zu Linz; wobei ihm namentlich Unterrichtssachen zugetheilt waren. Bald darauf wurde er, da seine Vorliebe für das Lehramt sich wieder bethätigte, als Supplent einer Professur für Litteratur und Naturgeschichte am Linzer Gymnasium verwendet, die er aber nur ein Jahr bekleidete und dann wieder zum Dienst bei der Polizeidirection zu Linz einberufen. Er beschäftigte sich daneben mit geschichtlichen und litterarischen Studien und wurde ihm 1852 das Doctordiplom der Universität Gießen zu Theil. Später, im J. 1857, verlieh ihm, nachdem er die erforderlichen Prüfungen abgelegt, auch die Wiener Universität den juridischen Doctorgrad. Im J. 1861 in Linz zum Obercommissär ernannt und 1865 nach Graz, 1867 zur Polizeidirection nach Wien versetzt, wurde ihm 1878 eine Polizeirathsstelle verliehen, und als er 1882 sein vierzigjähriges Dienstjubiläum feierte, erfuhr er wegen seines humanen, gerechten Benehmens reiche Ehrung und Anerkennung. P. trat 1883 in den Ruhestand und erhielt dabei den Titel eines k. k. Regierungsrathes. Noch war ihm beschieden, eine Reihe von Jahren sich mit litterarischen und historischen Arbeiten, für welche er stets hohes Interesse an den Tag gelegt, zu beschäftigen, und er war auch in der kaiserlichen Privat- und Familien-Fideicommißbibliothek eine Zeit lang beschäftigt. Seit 1844 verehelicht, hatte sich P. ein inniges Familienleben begründet und von seinen drei Kindern (von denen ein Sohn leider 38 Jahre alt gestorben ist) ist die Tochter Hermine P. ebenfalls als Dichterin und insbesondere als Jugendschriftstellerin bestens bekannt geworden. P. starb gottergeben am 6. Februar 1891 zu Wien.

Proschko’s erste schriftstellerische Versuche erschienen im J. 1841 in der „Warte an der Donau“ zu Linz und in Medau’s „Erinnerungen“ zu Prag. Im J. 1849 gab er eine Sammlung lyrischer und epischer Dichtungen unter dem Titel „Fels und Aster“ heraus. Von andern Sammlungen, welche Fabeln, Parabeln, Erzählungen und namentlich auch Gedichte enthalten, sind noch zu nennen: „Leuchtkäferchen“ (1849); „Feierstunden“ (1854); „Eichenkränze“ (1860); „Kronperlen aus der österreichischen Geschichte“ (1861); „Feldzeichen“ (1864); „Perlen aus der Krone des letzten deutschen Kaisers“ (1867). Bemerkenswerth ist Proschko’s Thätigkeit als Erzähler; zumeist hat er Sagen und historische Stoffe aus der Geschichte Oesterreichs und seiner engeren Heimath zum Vorwurfe von Romanen und Erzählungen gewählt und häufig mit Geschick bearbeitet. In anspruchsloser, schlichter Form abgefaßt, benutzen diese Darstellungen Proschko’s nicht selten dem Volksmunde entnommenes, ungedrucktes Material an Sagen und Mythen und bieten damit auch in dieser Richtung manches Schätzbare. Immer ist es dem Verfasser darum zu thun, seine Erzählungen volksthümlich und für weite Kreise verständlich zu gestalten und seine stets fromme und loyale Gesinnung in denselben zu bethätigen. Von Sammlungen kleinerer Erzählungen wären außer den schon genannten etwa anzuführen: „Eichenblätter. Historische Originalerzählungen“ (1850); „Daguerrotypen“ (1851); „Splitter vom Baum der Geschichte und Sage“ (1851); „Album geschichtlicher Erzählungen“ (1859). Es liegen ferner aus der reichen Zahl größerer Erzählungen und Romane Proschko’s vor: „Die Höllenmaschinen. Historischer Originalroman aus der französischen Consular- und Kaiserzeit“ (1854), 2 Bde.; „Ein deutsches Schneiderlein. Historischer Originalroman“ (1856), 2 Bde.; „Der Jesuit. Historischer Originalroman“ [128] (1857), 2 Bde.; „Die Nadel. Historischer Originalroman“ (1858), 2 Bde.; „Pugačew. Historischer Roman“ (1860), 2 Bde.; „Ein böhmischer Student. Geschichtlicher Roman“ (1861), 2 Bde.; „Der letzte der Rosenberger. Historischer Roman“ (1861); „Der Peter in der Luft. Historische Erzählung“ (1863); „Ein Hexenprozeß. Historischer Originalroman“ (behandelt den berühmten Astronomen J. Kepler, 1866); „Ein Admiral Napoleons. Historische Erzählung“ (1866); „Der Meisterschuß. Historische Erzählung“ (1866); „Der schwarze Mann. Historischer Roman aus der österreichisch-ungarischen Geschichte“ (1867), 3 Bde.; „Erasmus Tettenbach. Histor. Roman“ (1870), 2 Bde. Im J. 1869–1870 erschienen in je einem Bande die Erzählungen: „Ein Wiener Freiwilliger“, „Der Teufel im Traunsee“, „Der Todtenbrief“, „Maria in der Grüne“. „Steiermärkische Volksbücher. Sagen und Erzählungen aus der Steiermark“ gab P. im J. 1868 und 1869 heraus. Von den Romanen und Erzählungen sind nicht wenige in zweiter und selbst in dritter Auflage erschienen. – Besonderes Verdienst hat sich P. durch eine reiche Zahl von Jugendschriften erworben, welche ihm zu verdanken sind. Schon 1855 hatte er das Lehr- und Deklamationsbuch für die Jugend „Der oberösterreichische Jugendfreund“. herausgegeben. Es folgten: „Der Förster im Kienberge. Erzählung für die Jugend“ (1855); „Jahrbuch für die deutsche Jugend“ (1858); „Der Jugend Feierstunden“ (1861 und 1862), wovon mehrere Auflagen unter verschiedenen Titeln veranstaltet wurden. Von 1876 gab er eine Reihe „Oesterreichische Volks- und Jugendschriften“ heraus, deren einzelne Bände historische Darstellungen aus der österreichischen Geschichte, z. B. die Biographien Maria Theresia’s, Radetzky’s, Erzherzogs Karl etc. enthielten. - Ganz beachtenswerth erscheinen auch Proschko’s historische Arbeiten, wie seine „Streifzüge im Gebiete der Geschichte und Sage des Landes Oesterreich ob der Enns“ (1854); „Das Cistercienserstift Hohenfurth in Böhmen. Geschichte desselben … nach Originalurkunden“ (1859). Im J. 1863 redigirte er die in Wien erschienenen „Neuen Stimmen zur Orientierung der Katholiken auf socialem Gebiete in Kirche und Staat“ und von 1859 bis 1866 den „Oesterreichischen katholischen Volkskalender“. Zur Ergänzung sei noch beigefügt, daß P. auch ein Erbauungsbuch: „Der Tempel der Andacht … für gebildete Katholiken in metrischer Form und in Prosa“ (1865) verfaßt hat. In seinen Gedichten wußte P. mit seltenem Geschick den volksthümlichen Ton zu treffen; auch in diesen, wenn sie poetische Erzählungen enthielten, bevorzugte er Stoffe aus der heimischen Geschichte. Aber auch andere, zumal für jugendliche Leser oder für Deklamationszwecke berechnete Stücke gelangen ihm, und in Gedichten, wie z. B. „Die kleine Versetzerin“ versteht er den Leser oft bis zu Thränen zu rühren. Viele seiner Dichtungen haben ausschließlich patriotische Tendenz und sind für bestimmte Gelegenheiten entstanden.

P. stand in persönlichen freundlichen Beziehungen zu einer Zahl von zeitgenössischen österreichischen Dichtern, mit denen er auch bis zu deren Lebensende Briefwechsel pflegte, so mit Joh. Gabr. Seidl, K. E. Ebert, Johann N. Vogl, Uffo Horn, L. Bowitsch u. A. Namentlich aber verkehrte er freundschaftlich mit Adalbert Stifter in Linz, welcher Proschko’s vertrauter Gesinnungsgenosse und treuer Hausfreund war und im Hause Proschko’s vielfach verkehrte. Er verblieb auch später mit Stifter in Briefwechsel bis zu dessen Tode. Noch sei bemerkt, daß es dem Dichter P. an äußeren Ehren und Auszeichnungen nicht gefehlt hat, die ihm für seine reiche Thätigkeit zu Theil geworden.

„Franz Isidor Proschko, biogr. Skizze“ von R. A. Moldawsky (Klar) in Klar’s Jahrbuch „Libussa“ für 1857. – L. Scheyrer, Die Schriftsteller [129] Oesterreichs in Reim und Prosa, Wien 1857. – Kehrein, Biograph.-litterarisches Lexikon der kathol. deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts; Zürich 1868, Bd. 2. – Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, XXIV. Th., 1872. – H. Kurz, Geschichte der deutschen Litteratur, IV. Bd., 1872. – Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des 19. Jahrh., Bd. 3. – Eine sehr liebevolle eingehende Behandlung erfuhr Proschko’s Leben und Wirken in dem Aufsatze: „Ein vaterländischer Schriftsteller-Veteran“ von Hans Maria Truxa in Helfert’s für den österr. Volksschriftenverein herausgegebenen „Oesterreichischen Jahrbuch“, XVI. Jahrg., 1892, S. 259–291. Proschko selbst war Jahre lang Ausschußmitglied des genannten Vereins und in den früheren Jahrgängen dieses Jahrbuches finden sich ebenfalls zahlreiche Beiträge seiner Feder.