ADB:Ramberg, Georg Heinrich Freiherr von
Scharnhorst zugetheilt, jene militärische Bildung, welche ihn in der Folge so sehr auszeichnete. Als 1807 der Tilsiter Friede den Kämpfen gegen Napoleon I. ein Ende machte, verließ R. die preußischen Dienste und kehrte in seine Heimath (Hannover) zurück. Aber schon im folgenden Jahre bewarb er sich um die Aufnahme in den Verband des österreichischen Heeres, in welchem er als Kadet im Regiment Schwarzenberg-Ulanen assentirt und 1809 zum Unterlieutenant befördert wurde. Bald darauf erfolgte seine Zutheilung zum Generalquartiermeisterstabe; er machte im Hauptquartier des Erzherzogs Karl die Campagne in Baiern mit und ward für seine Leistung in der Schlacht bei Regensburg zum Oberlieutenant im Generalstabe ernannt. Dem Armeecorps des Feldzeugmeisters Prinzen Hohenzollern zugetheilt, nahm er an den Kämpfen bei Aspern, Wagram und Znaim mit Auszeichnung Theil. Namentlich bei Aspern rettete er ein von französischer Cavallerie geworfenes Bataillon dadurch, daß er auf eigene Verantwortung Cavallerie zur Unterstützung herbeiholte; bei Wagram war es seinem rechtzeitigen Einwirken zu danken, daß die feindlichen Sturmcolonnen über den Rußbach zurückgeworfen wurden. Als R. nach erfolgtem Waffenstillstande (12. Juli 1809) bei den Verschanzungen der Position von Acs bei Comorn thätigen Antheil nahm, ahnte er nicht, daß er vierzig Jahre später dort einem anderen Feinde gegenübertreten sollte. Den Winter desselben Jahres war R. dem Generalcommando in Brünn, dann 1810–1812 der Landesbeschreibung zugetheilt. In der russischen Campagne 1812, erst im Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg, dann als Chef des Generalstabes der Division Trauttenberg, nahm R. an den meisten Affairen in diesem Feldzuge Theil; vor der Schlacht von Poddubie stellte er ohne höheren Befehl die vom Feinde zerstörte Brücke bei Koziebrod im heftigsten Kartätschenfeuer wieder her [206] und trug dadurch wesentlich zur Gewinnung dieses Ueberganges bei. Während der Feldzüge 1813 und 1814 finden wir R. überall, wo der Kampf am heftigsten wüthete, und in der Schlacht bei Leipzig that er sich namentlich bei Einnahme des Dorfes Dölitz hervor; sechsmal wurde der Ort genommen, sechsmal wieder verloren. Als das verbündete Heer gegen die französische Grenze vorrückte, ward R. in das Hauptquartier Schwarzenberg’s berufen und machte in des Feldherrn Suite die Schlacht von Brienne und andere Gefechte, dann, der Division Moritz Lichtenstein zugetheilt, die Kämpfe von Troyes und Virey mit. Während des Congresses arbeitete R. im Bureau des Generals Grafen Radetzky und des Generals Baron Langenau. Beim Ausbruche der Campagne 1815 war er wieder Chef des Generalstabes der Division Stutterheim, mit welcher er die Gefechte bei Bourglibre und den Marsch an die Loire mitmachte, dann aber als österreichischer Commissär Wellington zugetheilt wurde, in welcher Eigenschaft er bis zum Aachener Congresse (1818) blieb. Im J. 1819 arbeitete R. im statistischen Bureau in Wien und 1820 abermals bei der Landesbeschreibung in Ungarn, wurde aber 1821 zum Major im Generalquartiermeisterstabe mit der Bestimmung nach Mailand befördert. Kaum dort angelangt, brachen die Unruhen in Piemont aus und R. nahm an den Gefechten bei Novara und Borgo Vercelli als Generalstabsofficier der Avantgarde Theil. Mit geheimen Depeschen an den piemontesischen General Latour gesendet, blieb R. als österreichischer Commissär bis zum Monate September bei dem damaligen Vicekönig Generallieutenant Grafen Revel in Turin; als 1821 die schon unter Napoleon I. begonnene Triangulirung in den Savoyer Alpen wieder aufgenommen wurde, war es R., welcher mit den Astronomen Carlini und Plana durch zwei Sommer diese schwierige und gefährliche Arbeit leitete. Im J. 1827 zur Landesbeschreibung als Director nach Siebenbürgen beordert, wurde er 1831 zum Oberstlieutenant im Generalstabe befördert und 1833 in gleicher Eigenschaft nach Graz versetzt. Aus dem Generalstabe trat R. 1835 und zwar als zweiter Oberst des 25. Infanterieregiments, er übernahm dann das Commando des 36. Infanterieregiments in Prag, wurde 1843 zum Generalmajor und Brigadier, 1848 zum Feldmarschalllieutenant ernannt und sollte eine Division in Lemberg übernehmen. Die Nachricht von den Octoberereignissen zu Wien traf R. noch in Budweis und er erbat sich von Windisch-Graetz die Erlaubniß, seine ehemalige Brigade über Linz nach Wien führen zu dürfen, woselbst er thatsächlich, durch einige Truppen während des Marsches verstärkt, am 21. October eintraf und die Avenuen der Nußdorfer Linie besetzte. Am 24. setzte er mit einem Theile seiner Truppen über den Donaucanal und führte bis zum 26. erfolgreiche Gefechte gegen die Rebellen. Bei dem allgemeinen Angriffe auf die Leopoldstadt hatte R. fünf Brigaden zu führen. Ungeachtet des Befehles, sich in keinen zu ernsten Straßenkampf einzulassen, da zwei Brigaden für den eventuellen Fall einer Vorrückung der Ungarn zur Verfügung bleiben mußten, nahm R. nach achtstündigem blutigem Straßenkampfe die ganze Leopoldstadt bis zum Donaucanal und entsendete noch in der Nacht, d. h. rechtzeitig, die beiden Brigaden nach Schwechat. Der Kaiser lohnte diese That mit dem Commandeurkreuze des Leopoldordens und das Capitel vom Jahre 1850 erkannte R. für sein Wirken vor Wien das Ritterkreuz des Maria-Theresienordens zu. Als die Armee von Wien nach Ungarn aufbrach, befehligte R. eine Division des II. Armeecorps und leitete das Gefecht am 26. December auf der „kleinen Schütt“. Wenige Tage später ward ihm das Commando über das Observationscorps vor Comorn anvertraut; im Februar 1849 ward er beordert, die Görgey’sche Armee in Oberungarn mit zwei Brigaden zu verfolgen, was auch über Kaschau bis an die Theiß geschah. Im April zu Vadkert an einer Gehirnentzündung erkrankt, mußte R. die Armee verlassen, aber kaum hergestellt, [207] bat er um seine Wiederanstellung bei der operirenden Armee; er erhielt unter Haynau das Commando des III. Armeecorps. Bei der allgemeinen Vorrückung über die Theiß führte R. dasselbe über Theresiopel nach Klein-Kanisza, erzwang hier am 5. August im heftigsten Feuer den Uebergang über die Theiß, verfolgte am 6. und 8. den Feind, engagirte die Schlacht bei Temesvar, bildete während derselben mit der russischen Division Panutine das Centrum und drang bis auf das Glacis der Festung vor; von dort ward sein Corps mit dem IV. Corps und der Cavalleriedivision zur Verfolgung des Feindes gegen Siebenbürgen verwendet. Bei Lugos bestand R. noch ein Gefecht, bis der Feind zwischen den verfolgenden kaiserlichen Truppen und dem russischen Corps Lüders eingeengt, die Waffen streckte. Nach beendigtem Feldzuge befehligte R. das XII. Corps in Siebenbürgen und im Banat; als aber die Armee im J. 1850 in Böhmen und Mähren concentrirt wurde, erhielt er das Commando in der Festung Theresienstadt. Am 1. Juni 1854 in den Ruhestand versetzt, wurde R. bei der erneuerten Rüstung 1854 für eine Verwendung bei der activen Armee bestimmt und erwartete zu Teplitz seine Eintheilung, als ihn dort am 2. September 1855 der Tod ereilte und seinem thatenreichen Leben vorzeitig ein Ende machte.
Ramberg: Georg Heinrich Freiherr von R., Feldmarschalllieutenant, Commandeur des Leopoldordens, Ritter des Militär-Maria-Theresienordens, 2. Inhaber des Infanterieregiments Kaiser Franz Josef I. Zu Hannover 1786 geboren, trat R. im 19. Lebensjahre in preußische Dienste. Zum Officier im reitenden Jägercorps befördert, machte er 1806 und 1807 die Campagne gegen Frankreich mit und erwarb sich, dem General- Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden.