Zum Inhalt springen

ADB:Reitter, Johann Daniel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reitter, Johann Daniel“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 168–170, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reitter,_Johann_Daniel&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 06:03 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 28 (1889), S. 168–170 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Daniel von Reitter in der Wikipedia
Johann Daniel von Reitter in Wikidata
GND-Nummer 101016735
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|168|170|Reitter, Johann Daniel|Richard Heß|ADB:Reitter, Johann Daniel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101016735}}    

Reitter: Johann Daniel R., Forstmann, geb. am 21. October 1759 zu Böblingen (Württemberg), † am 6. Februar 1811 zu Stuttgart an einem Schlagflusse. Er wurde von seinem Vater, welcher im Forstdienste angestellt war, gleichfalls zu diesem Berufe bestimmt und trat, nachdem er die Lateinschule seines Geburtsortes besucht hatte, auf Veranlassung des Herzogs Karl von Württemberg, welcher bei einer Jagd auf ihn aufmerksam geworden war, 1772 in die Militärpflanzschule zu Solitude ein, aus welcher später die so berühmt gewordene hohe Karlsschule zu Stuttgart hervorging. Hier gab er sich – abgesehen von seinem Hauptfache – zumal den mathematischen und naturwissenschaftlichen [169] Disciplinen mit solchem Interesse und Eifer hin, daß ihm bei den Jahresprüfungen wiederholt Prämien zu Theil wurden. Schon als Zögling dieser Anstalt schrieb er eine Abhandlung über die Erhaltung der Wildbahnen, welche aber nicht zum Abdruck gelangte. Im J. 1779 wurde er zum herzogl. Büchsenspanner ernannt, verblieb aber, dem Wunsche seines hohen Gönners entsprechend, noch ein Jahr auf der Akademie, um sein Wissen zu vervollkommnen. 1780 erhielt er den Charakter als „Hofjäger“, und bereits 1782 wurde er zugleich mit dem forstlichen Unterricht der Leibjäger in Hohenheim betraut. In dieser Stellung wirkte er mit großer Pflichttreue und entschiedenem Erfolge bis 1793, in welchem Jahre das betreffende Institut, aus welchem viele tüchtige württembergische Forstmänner hervorgegangen sind, aufhörte. Durch wiederholte mit großem Geschick vollzogene vertrauliche Missionen an auswärtige Höfe und Reisen mit dem Herzog Karl nach Frankreich und den Niederlanden (1790 u. 1791) bot sich ihm Gelegenheit, seinen Gesichtskreis zu erweitern und seine praktischen Kenntnisse zu vermehren. In obige Lehrperiode fallen auch seine ersten schriftstellerischen Arbeiten, welche er theils in Möser’s Forstarchiv (s. A. D. B. XXII, S. 385) veröffentlichte, theils in dem 1790 von ihm begründeten und in Verbindung mit einigen gleichgesinnten Freunden (s. später) herausgegebenen „Journal für das Forst- und Jagdwesen“ niederlegte. Dieser Zeitschrift muß insofern eine gewisse Bedeutung beigelegt werden, als sie die erste war, welche von einem Berufsforstmann ausging. Die seitherigen forstlichen Journale (Allgemeines ökonomisches Forstmagazin, Neueres Forstmagazin, Forstarchiv) waren ausschließlich von sog. Forstcameralisten (J. Fr. Stahl, M. Jos. Franzmahdes, W. G. v. Moser) ins Leben gerufen worden. Dieselben berücksichtigten (besonders gilt dies von dem „Forstarchiv zur Erweiterung der Forst- und Jagdwissenschaft etc.“) bei dem Bildungsgange und der ganzen Richtung ihrer Herausgeber in erster Linie die Forst- und Jagdgesetzgebung, Forsthoheit, Forstdirection und Forstgeschichte. Die eigentliche praktische Forstwirthschaft fand in ihnen nur nebensächliche Vertretung, weil den Cameralisten die eigene Anschauung und Erfahrung auf diesem Felde abging. Im Gegensatz zu diesem Programm fanden in dem Reitter’schen Journal, an welchem sich tüchtige Mitarbeiter, wie Oettelt, W. Käpler, Jeitter, v. Jäger, Laurop u. A., betheiligten, speciell forstwirthschaftliche Fragen aus dem Gebiete der forstlichen Productionslehre (Waldbau, Forstschutz, Forstbenutzung) eingehende Bearbeitung, so daß in den fünf Bänden, welche bis 1799 erschienen, eine Menge trefflicher Beobachtungen und praktischer Erfahrungen über den forsttechnischen Betrieb niedergelegt sich finden. Die Gründung dieses Journals war eigentlich eine Frucht des 1787 ins Leben getreten württembergischen Forstkränzchens, als dessen Stifter – außer R. – sein Schwager Georg Friedrich v. Jäger (s. A. D. B. XIII, 646), Johann Melchior Jeitter (s. A. D. B. XIII, 754) und Johannes Plessing genannt werden müssen. Daß in dieser Zeitschrift vorwiegend die forstlichen Verhältnisse Süddeutschlands berücksichtigt wurden, lag in der Stellung und den Wohnorten dieser Männer. 1794 trat er als Forstcommissär bei der Rentkammer in Stuttgart in den Verwaltungsdienst über, in welcher Stellung ihm bald der Charakter eines Forstrathes zu Theil wurde. Aber schon 1801 fand er wieder Verwendung als Lehrer bei dem herzogl. Leibjägercorps in Stuttgart und auch seine 1803 erfolgte Anstellung als wirklicher Rath bei dem neu errichteten Forstdepartement hinderte ihn nicht, noch bis zum Jahre 1807 wenigstens forstwissenschaftlichen Privatunterricht zu ertheilen, welchen dann Georg Ludwig Hartig (s. A. D. B. X, 661) noch einige Zeit fortsetzte. Als eine besondere wissenschaftliche Arbeit Reitter’s ist noch die Erläuterung zu den von Abel gestochenen 125 „Abbildungen der 100 deutschen wilden Holzarten, nach dem Nummerverzeichniß [170] im Forsthandbuch von F. A. L. v. Burgsdorf“ (4 Hefte und 1 Supplementheft, 1797–1803) hervorzuheben. Die Forstbotanik war sein Lieblingsfach und in Verbindung hiermit der Waldbau, was er auch praktisch durch seine Vorliebe für das Culturwesen bethätigte; er war aber auch nach anderen Richtungen hin unablässig um Hebung des vaterländischen Forstwesens bemüht. Durch Verleihung des Ritterkreuzes des königl. württembergischen Civilverdienstordens und Wahl zum Mitgliede mehrerer gelehrter Gesellschaften wurden ihm bereits bei Lebzeiten Anerkennungen zu Theil. Der Nekrolog im Sylvan rühmt – neben seinen Verdiensten als Lehrer und Forstbeamter – von rein menschlichen Seiten seine zuvorkommende Dienstgefälligkeit, Jovialität in traulichen Zirkeln und sein herzliches deutsches Wesen.

Laurop und Fischer, Sylvan 1813, S. 3. – Monatschrift für das württembergische Forstwesen VI., 1855, S. 76. – Pfeil, Kritische Blätter für Forst- und Jagdwissenschaft, Bd. XLV. 2. Heft 1863, S. 170. – Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, S. 553. – Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. II. S. 172. Bemerkung 21, S. 181, 388 und 399. – Rotz, Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, S. 615. – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc. 1885, S. 287.