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ADB:Reuter, Quirinus

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Artikel „Reuter, Quirinus“ von Theodor Julius Ney in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 328–329, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reuter,_Quirinus&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 05:25 Uhr UTC)
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Band 28 (1889), S. 328–329 (Quelle).
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Reuter: Quirinus R., reformirter Theologe, geb. am 27. September 1558 zu Mosbach in der Kurpfalz, † zu Heidelberg am 22. März 1613. Kaum zehn Jahre alt kam er in das Pädagogium zu Heidelberg. Am 31. März 1573 als Schüler des Sapienzcollegiums daselbst immatriculirt, studirte er unter Boquin, Tremellius, Zanchius, und besonders Zach. Ursinus mit bestem Erfolge, bis er 1578, als Kurfürst Ludwig VI. die reformirten Lehrer entließ, an die von Pfalzgraf Johann Casimir zu Neustadt a. H. gegründete Hochschule übersiedelte. Ende 1579 wandte sich der bekannte frühere ungarische Bischof Andreas Dudith zu Breslau mit der Bitte an Ursinus, er möge ihm einen Schüler als Erzieher für seinen Sohn zusenden. Ursin wußte keinen Tüchtigeren als Quirin R. zu empfehlen und entließ denselben, als er die ehrenvolle Berufung annahm, mit der Mahnung, ernst und emsig weiter zu studiren, damit er einst sein Nachfolger werden könne. Am 13. April 1580 kam R. in Breslau an und blieb nun während über zwei Jahren im Hause Dudith’s, welcher ihn seines vollen Vertrauens würdigte und an allen seinen Arbeiten theilnehmen ließ. Als Dudith 1589 starb, fühlte sich darum R. in erster Linie berufen, dessen Rechtfertigung gegen den Vorwurf arianischer Gesinnung zu übernehmen. Er gab 1590 zu Offenbach Dudiths Orationes heraus und wies in der beigegebenen vita nach, daß derselbe zwar eine Zeitlang geschwankt hatte, aber längst von seinen vorübergehenden unitarischen Neigungen wieder abgekommen sei.

Eine Zuschrift des Tossanus vom 11. April 1582 rief R. in seine pfälzische Heimath zurück, wo man seiner Kraft im Kirchendienste bedurfte. Am 15. Juni dieses Jahres von Dudith entlassen und reichlich mit Reisegeld versehen, scheint er sich unterwegs längere Zeit aufgehalten zu haben. Denn erst Ende März 1583 kam R. nach Neustadt zurück. Sein Gönner Ursin, welcher ihn hatte einladen lassen, in seinem Hause Wohnung zu nehmen, war wenige Wochen vorher gestorben. In Neustadt beschäftigte sich R. zunächst mit Aushilfe in Unterricht und Predigt, sowie mit litterarischen Arbeiten. Als nach dem Tode des Kurfürsten Ludwig die reformirten Theologen in die Kurpfalz zurückkehrten, nahm R. am 4. April 1584 an der von dem Pfalzgrafen Casimir zwischen Reformirten und Lutheranern veranstalteten Disputation in Heidelberg Theil und wurde noch in demselben Monate Lehrer an dem Pädagogium daselbst. Die ihm vorher angetragene dritte Pfarrstelle in Neustadt hatte er ausgeschlagen, nahm aber noch Ende 1584 einen[WS 1] Ruf als Pfarrer in Bensheim an. Von da wurde er im Juni 1587 als Pfarrer nach Neuhausen bei Worms berufen, wo [329] Pfalzgraf Casimir die unter dem Kurfürsten Ludwig eingegangene reformirte Fürstenschule wieder eröffnet hatte. Im Februar 1590 übernahm R. die Stelle eines zweiten Lehrers an dem Sapienzcollegium zu Heidelberg, wo er nun auch am 6. April 1592 zum mag. artium promovirt wurde. 1593 zum Pfarrer an der unter kurpfälzischem Patronate stehenden Egidienkirche zu Speier berufen, wirkte er dort über fünf Jahre, bis er Ende 1598 nach Heidelberg zurückkehrte, um hier an Stelle des David Pareus die Leitung des Sapienzcollegiums zu übernehmen und so wirklich, wie ihm Ursin einst in Aussicht gestellt hatte, dessen Nachfolger zu werden. Am 26. Juni 1600 wurde er Doctor der Theologie und 1602 nach Tossan’s Tode Professor des alten Testamentes an der Universität. Da er zugleich das mühevolle Ephorat des Sapienzcollegiums beibehielt, so ruhte nunmehr auf R. eine doppelte Arbeitslast, unter welcher seine Kräfte allmählich zusammenbrachen. Zugleich hatte er mancherlei häusliche Trübsal zu erfahren. Seit dem 24. August 1585 mit einer Stieftochter von Joh. Jungnitz verheirathet, sah er von seinen zwölf Kindern neun in das Grab sinken. Besonders tief erschütterte ihn 1611 der Tod eines hoffnungsvollen sechzehnjährigen Sohnes. Wohl vorbereitet auf sein Ende verschied er 1613 mit den Worten: „Ich bin ein Kind des Lebens“, und wurde in der Peterskirche zu Heidelberg beerdigt. Schon am 21. September desselben Jahres folgte ihm seine Gattin im Tode nach. Sein Sohn David war Pfarrer in Heppenheim. Ohne selbst große Originalität zu besitzen, war R. ein „ächter Schüler Ursin’s“, in dessen Sinne er auf die studirende Jugend wirkte. Er hat denn auch die Werke Ursin’s gesammelt und von 1612 an in drei Foliobänden herausgegeben. Reuter’s eigene Werke zählt u. A. Melch. Adam auf. Unter denselben sind hervorzuheben: „Censura catecheseos Heidelbergensis“, 1584, „Diatribe de ubiquitate“, „Oratio de vita et morte Joh. Casimiri“, 1592, „Aphorismi theologici“, 1602 ff.

Reuter’s Leben haben Simon Stenius in seiner Oratio parentalis in obitum dni Quir. Reuteri, und nach diesem Melch. Adam in den Vitae German. theol. u. A. beschrieben. Vgl. noch J. Schneider in der Theol. Realencykl., 2. Aufl., Bd. XII, S. 726 ff. und Gillet, Crato v. Crafftheim und seine Freunde, Bd. II, S. 320 ff., endlich Töpke, Matrikel der Univ. Heidelberg.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: eine