ADB:Sachsendorf, der von
Friedrich von Oesterreich 1240 Ulrich von Lichtenstein auf dessen Maskenfahrt als König Artus bei Wiener-Neustadt an der Leitha ritterlich begrüßte (Lichtenstein’s Frauendienst in Lachmann’s Ausgabe S. 472, 17 ff.). Dieser Ulrich von Sachsendorf ist urkundlich 1249 nachgewiesen: er nannte sich nach dem Dorf Sachsendorf bei Kollersdorf (Gerichtsbezirk Kirchberg am Wagram) in Niederösterreich und war ein Ministeriale der Herren von Küenring. Ein anderer, älterer Ulrich v. Sachsendorf, vermuthlich der Großvater des Dichters, bezog Einkünfte von Gütern in Sitzendorf, welche der Cistercienserabtei Zwetl gehörten. Gleich dem Minnesänger Pfeffel (s. A. D. B. XXV, 611), den neuerdings Grimme (Germania 33, 53) 1220 in Oesterreich urkundlich nachgewiesen hat, gehörte er zu dem Dichterkreise am Hofe des streitbaren und kunstliebenden österreichischen Herzogs. Daraus kann man die Zeit seines Dichtens annähernd bestimmen: um 1240. – Seine Poesie bewegt sich, soweit wir aus den erhaltenen sieben Gedichten urtheilen können, durchaus im höfischen Geschmack. Zwei Lieder beginnen mit typischem Natureingang und contrastiren das eigene Liebesweh gegen die Frühlingsfreude. Vier andere, von denen zwei unvollständig überliefert zu sein scheinen, sind conventionelle Huldigungen mit den hergebrachten Klagen und Betheuerungen. Eins derselben wendet sich in der einleitenden Strophe an die Ritter und schärft ihnen die Verehrung der Frauen ein. Weitaus das frischeste und originellste Gedicht ist ein höfisches Tanzlied mit Daktylen und innerem Reim, das dem realistischeren Geschmack, wie er in Oesterreich durch Neidhart von Reuenthal eingeführt war, etwas entgegen zu kommen scheint. Der epische Eingang gibt ein Tanzbild: der Dichter hat die Geliebte im Reigen gesehen, springend mit wohlstehendem Schleier und weißem Halse, sich windend wie eine Weidengerte; dann macht der Wunsch, des Nachts ihr Schildgefährte zu sein und der Gedanke an ihren preislichen runden Leib den Uebergang zur rein lyrischen Fortführung in der Weise des gewöhnlichen Minneliedes. Die allgemeine Richtung und Stimmung seiner Poesie verdankt Sachsendorf Reinmar von Hagenau; an ihn erinnert besonders das Spiel mit Revocatio und Selbstvorwürfen. Für Anderes, wie die Behandlung des Natureingangs, gab Walther die Anregung: z. B. gegen des meien hôhgezît (II, 7) geht auf Walther’s gên wir zuo des meien hôhgezîte (Lachmann, 46, 22) zurück. – Jedes Gedicht hat seine eigene Strophenform, ein Beweis für die formale Begabung des Dichters, auf welche er mit nicht ganz aufrichtiger Bescheidenheit selbst hinweist.
Sachsendorf: der von S., Minnesänger. Man darf ihn wol für jenen Ulrich von Sachsendorf halten, der im Gefolge Herzogs- v. d. Hagen, Minnesinger I, 300 ff.; III, 636; IV, 236. – Bartsch, Deutsche Liederdichter, Nr. XXXIX. – Storck, Der von Sahsendorf. Carmina quot supersunt recognovit emendavitque. Monasterii 1868, dazu Bartsch, Germania 15, 251 f. – Kummer, Herrand von Wildonie. Wien 1880, S. 64 f. – Grimme, Germania 33, 53 ff. (mit falscher Deutung und Datirung des Zeugnisses in dem Zwetler Stiftungsbuch).