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ADB:Kuenring

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Artikel „Kuenring, Herren von“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 298–302, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kuenring&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 21:58 Uhr UTC)
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Kuenring, die Herren v. K., österreichisches Ministerialengeschlecht, benannt nach der längst zerstörten Veste Kuenring in Niederösterreich, am linken Ufer der Donau, südlich von Eggenburg. Als Stammvater des Geschlechtes gilt Azzo von Gobatsburg (bei Krems), um dessen Gestalt Sage und Dichtung einen schwer zu lüftenden Schleier gewoben haben. Darnach soll Azzo, von dem ihm blutsverwandten Erzbischof Poppo von Trier dessen Bruder, dem Markgrafen Leopold von Oesterreich, zu Hülfe gesandt und von diesem zu seinem Marschall ernannt, den Böhmen ihren früheren Sieg bei Mailberg (1082) durch eine blutige Niederlage heimgezahlt haben, zum Lohne dafür von Leopold auch zum Schenken erhoben, als Gemahl einer dem vornehmsten Geschlechte der Mark entsprossenen Frau der Stammvater der späteren Kuenringe geworden sein. Allein die Sage findet keine Stütze in der beglaubigten Geschichte und dürfte überhaupt erst der Zeit angehören, als die Kuenringe sich bereits wirklich im Besitze des Schenken- und Marschallamtes befanden. In der Geschichte taucht Azzo zum ersten Male 1059 auf und zwar in einer Urkunde, mittels welcher ihm König Heinrich IV. eine Besitzung zu Hecimannesuisa (Azmannswiesen), d. i. eben bei dem späteren Kuenring schenkt. In einer Urkunde von 1074 erscheint Azzo mit dem Beinamen von Gobatsburg, welche Veste bis Ende des 12. Jahrhunderts im Besitze seines Hauses verblieb, an der Spitze der Ministerialen des Markgrafen von Oesterreich zusammen mit seinen Söhnen Anshalm und Nizzo, neben denen noch ein dritter Adalbero beglaubigt ist. Anshalm nannte sich nach der väterlichen Besitzung Hezmannswiesen, zuweilen aber auch: „von Brunn“, nach einem Dorfe bei Krems. Nizzo scheint von dem Besitzthum seines Vaters die Güter um Zwetl und an der Donau geerbt zu haben. Von den Söhnen Nizzo’s ist Hadmar I., der erste, der mit dem Prädicate von K. erscheint, der muthmaßliche Erbauer dieser Burg. Da er in kinderloser Ehe lebte, beschloß er, einen Theil seiner Besitzungen zur Gründung eines Cistercienserklosters zu verwenden und wurde so der Stifter der Abtei Zwetl. Doch erlebte er die Vollendung seiner Stiftung nicht. Er starb am 27. Mai 1138. Während die Linie Nizzo’s bereits mit dessen Söhnen erlosch, ist Azzo’s dritter Sohn Albero I. als der eigentliche Ahnherr der späteren Kuenringer zu betrachten. Sein ältester Sohn war Albero III., der durch Erbschaft die meist am linken Donauufer gelegenen Besitzungen des Hauses fast insgesammt in seiner Hand vereinigte und als einer der mächtigsten Ministerialen Oesterreichs an den wichtigsten Ereignissen und an den vielen Kämpfen, welche die Tage des Markgrafen Leopold IV. und des Herzogs Heinrich II. von Oesterreich erfüllten, Antheil nahm. An Leopolds Seite kämpfte er in Baiern gegen die Schaaren Heinrichs des Stolzen und seines Bruders Welf; er stand an seines Herrn Sterbebette und wohnte mit seiner ganzen Familie als Zeuge der Erhebung Oesterreichs [299] zum Herzogthume bei. Als besonderer Gönner erwies sich Albero III. der Stiftung seines Vetters Hadmar I., dem Kloster Zwetl, und überdies machte er sich um die Kultur im Lande nördlich von der Donau durch die Gründung der Stadt Zistersdorf verdient. Er starb hochbetagt am 15. Aug. 1182 und wurde, wie er demüthig verlangt hatte, im Kapitel der Mönche von Zwetl unter der Matte, d. i. unter dem mit Brettern belegten Platze, dem Sitze des Abtes gegenüber begraben. Der mächtigste und berühmteste aus dem Geschlechte Azzo’s von Gobatsburg war Hadmar II., der Sohn Adalbero’s III. Gleich seinem Vater stand auch Hadmar II. in hohem Ansehen bei den Herzogen von Oesterreich. Leopold V. verlieh ihm für die im Kriege gegen Böhmen geleisteten Dienste das Gebiet von Weitra zu Lehen. Hadmar rodete den umliegenden Wald aus und erbaute die Burg Weitra, welche eine starke Schutzwehr für die nahe Grenze gegen Böhmen bilden und das zweite Stammhaus der Kuenringe werden sollte. Doch hielt sich Hadmar selbst wol nur vorübergehend in Weitra auf; er war vielmehr der ständige Begleiter des Herzogs, nahm vermuthlich auch an dessen Kreuzfahrt theil, wurde von diesem mit der Bewachung des in die Burg Dürnstein gebrachten Königs Richard Löwenherz betraut und stand zu Graz am Sterbelager seines Herrn. Wie Hadmar dem Vater mit aller Hingebung gedient hatte, so war er nicht minder dessen Söhnen und Nachfolgern, den Herzogen Friedrich I., dem Katholischen, und Leopold VI., dem Glorreichen, ergeben. 1200 wohnte er der Schwertleite des letzteren bei und wurde von ihm nebst drei anderen Edlen nach Bamberg gesandt, um den Beitritt des Herzogs zum Bunde der staufisch gesinnten Fürsten zu erklären. 1214 nahm er an dem Zuge Leopolds nach Aachen gegen Kaiser Otto IV. theil und als 1217 der Herzog das Kreuz nahm, und mit ihm die Blüthe der Ritterschaft Oesterreichs und Steiermarks nach dem hl. Lande aufbrach, da blieb auch der alte Kuenringer nicht zurück, sondern zog mit aus, starb aber unterwegs, wahrscheinlich auf der Ueberfahrt nach Spalato, am 21. Juli 1217. Seine Gebeine wurden nach Zwetl gebracht, an dessen Bau er wie sein Vater eifrig thätig gewesen war. Namentlich stammt der herrliche Kreuzgang des Klosters aus seiner Zeit. – Die bekanntesten, leider auch die berüchtigtesten unter den Nachkommen Hadmars II. von K. sind seine Söhne Hadmar III. und Heinrich I., „die Hunde von K.“ Der Verfasser des „Gründungsbuches“ von Zwetl, der ihrer Zeit nahe stand, sagt, die Brüder hätten sich selbst gerne „Canes“, die Hunde genannt, wegen der umsichtigen Wachsamkeit, womit sie ihre Güter vertheidigten, aber das Volk habe ihnen den Namen wegen ihrer Wildheit und Bösartigkeit gegeben. Doch dürfte diese Behauptung irrig sein. Von den beiden Brüdern bediente sich nur Heinrich urkundlich dieses Beinamens, den er von seinem mütterlichen Großvater, Heinrich von Mistelbach, ererbte, gleichwie er von Heinrich auf seinen Enkel Heinrich von Pottendorf überging. Von Seite des Herzogs Leopold VI. hatten sich die beiden Brüder, von denen Hadmar in dem „Frauendienste“ Ulrichs von Liechtenstein öfters erwähnt wird, derselben Zuneigung zu erfreuen, wie ihr Vater und es gibt wenige Regierungsacte dieses Fürsten, denen nicht die Kuenringer beigewohnt hätten. Wiederholt vertraute der Herzog für die Zeit seiner Abwesenheit (in Italien) Heinrich von K. unter dem Titel „rector totius Austriae“ die Regierung des Landes an und 1228 verlieh er ihm und seinen Nachkommen die Würde eines obersten Marschalls in Oesterreich. Die errungene Macht benützten die Brüder, um nach dem Tode Leopolds VI. gegen dessen unerfahrenen jungen Sohn Friedrich II. den Streitbaren sich in Verein mit ihren Freunden und Vasallen zu empören, wie es scheint, zu dem Zwecke, dem Stande der Ministerialen, dem sie angehörten, gegenüber dem Landesfürsten eine freiere, dem alten Landesadel beigeordnete Stellung zu erringen. Die Aufrührer bemächtigten sich der Stadt [300] Zwetl, ja sogar des Schatzes, den der verstorbene Herzog seinem Sohne hinterlassen hatte. Während Hadmar von Aggstein und Dürnstein aus das Land verheerte, hatte Heinrich, das eigentliche Haupt und der Leiter der Empörung, den Krieg von Weitra aus nach Osten hin ausgebreitet und dann in Korneuburg sich festgesetzt, um Friedrich II. den Donauübergang zu wehren. Da sich zu dem Aufstande auch ein Einfall der Böhmen gesellte, wurde die Lage des jungen Herzogs sehr bedenklich. Allein Friedrich verzagte nicht. Unterstützt von seinen Getreuen, trieb er die Aufrührer in kurzer Zeit zu Paaren, indem er die Burgen Aggstein, Dürnstein und Weitra brach und Zwetl erstürmte. Die Kuenringer und ihre Verbündeten baten um Frieden, den ihnen der Herzog gegen Zurückgabe alles Geraubten, Abtretung einiger Burgen und Geiselstellung gewährte. Dagegen ist die durch das „Gründungsbuch von Zwetl“ zuerst in die Geschichte eingeführte Erzählung von Hadmars Ueberlistung und Gefangennehmung auf einem eisengepanzerten Kaufherrnschiffe, das bei Aggstein landete, eine bloße Sage. Wol aber verhängte Bischof Gebhard von Passau wegen der auf den Besitzungen seines Hochstiftes verübten Plünderungen den Bann über die Kuenringe. Hadmar soll, von Reue gefoltert, nach Passau gepilgert, unterwegs aber gestorben sein; erst nach einiger Zeit wurde mit Erlaubniß des Bischofs sein Leichnam im Kloster Zwetl beigesetzt (1231). Heinrich überlebte seinen Bruder und erscheint auch ferner als Marschall von Oesterreich, und fand (vermuthlich 1233) bei einem Einfall in Böhmen den Tod. Der Zweig, welcher von Heinrich I. „dem Hunde“ ausging, erlosch mit dessen Söhnen. Die Güter derselben (darunter die Stammburg Kuenring) gingen an ihre Schwester Euphemia über, die in zweiter Ehe an Rudolf von Pottenstein vermählt war. Somit war Hadmar III. der Stammvater aller späteren Kuenringe. Trotz der Demüthigung, die sie durch Friedrich II., den Herzog von Oesterreich, erlitten hatten, war die Macht der Kuenringe noch fortwährend im Steigen begriffen. Im J. 1233 erscheinen sie zum ersten Mal auch im Besitz des obersten Schenkenamtes von Oesterreich. Unmittelbar nach des Herzogs Tode trat Hadmars III. Sohn, der Stammvater der Linie K.-Dürnstein, Albero V. († am 8. Januar 1260), als „capitaneus Austriae“ an die Spitze der Verwesung des herrenlosen Landes, bis dieselbe im Auftrage des Kaisers der Graf Otto von Eberstein übernahm. Je nach ihrem augenblicklichen Vortheil wechselten nun die Kuenringe öfter ihre Parteistellung. Bei der völligen Zersetzung, in der damals die staufische Partei auch in Oesterreich begriffen war, schlossen sie sich zuletzt entschieden an Ottokar an, der ihnen vor allem seine rasche Anerkennung in Oesterreich verdankte und daher nicht nur das oberste Schenkenamt bestätigte, sondern auch Albero’s Bruder, Heinrich II. (IV.), dem Stifter der Linie Weitra-Seefeld die Würde des erblichen Marschallamtes von Oesterreich, sowie den Titel und die Würde eines Zupan verlieh. Weniger eifrig im Dienste Ottokars als Albero V. erwiesen sich dessen Söhne Leutold I., Albero VI. und Heinrich IV. (VI.), von denen der älteste zugleich der bedeutendste war. Ein Hauptgrund ihrer politischen Stellung dürfte in dem Vorgehen Ottokars gegen mehrere unbotmäßige Adeliche Oesterreichs und Steiermarks zu finden sein, die er festnehmen und deren Burgen er brechen ließ. Unter denen, die dieses Schicksal traf, befand sich auch Hartnid von Wildon, der nächste Verwandte Leutolds von K. Je weniger Leutold mit Ottokar verkehrte, desto inniger schlossen er und seine Brüder sich später dem Gegner desselben, König Rudolf von Habsburg, an. Leutold und Heinrich befanden sich in dem Ausschuß von 16 Edlen, welcher nach König Rudolfs Verordnung dessen Sohn Albrecht als Reichsverweser von Oesterreich berathend zur Seite stand. Leutold wohnte 1282 zu Augsburg der Belehnung der Söhne Rudolfs mit den österreichischen Ländern bei und weilte von nun an häufig am Hoflager des neuen [301] Herzogs Albrecht I. und begleitete denselben auch auf seinen Kriegszügen. Dennoch war Leutold 1295 an dem Aufstande der österreichischen Herren gegen Herzog Albrecht hervorragend betheiligt. Leutold begab sich selbst nach Prag, um – freilich vergebens – von König Wenzel Hülfe zu erbitten. Er mußte sich endlich unterwerfen und gewann in kurzem Albrechts Gunst von neuem. Leutold begleitete Albrecht auf dem Kriegszuge wider Adolf von Nassau und wohnte zu Nürnberg der Belehnung der Söhne Albrechts mit den österreichischen Ländern bei. Nach dem Tode seiner Gemahlin Agnes von Feldsberg, beabsichtigte Leutold sich in das Kloster Zwetl, in diese Stiftung seiner Ahnen, zurückzuziehen. Doch König Albrecht, der einen so einflußreichen Mann nicht verlieren wollte, vermählte ihn mit Agnes, Gräfin von Absberg, angeblich einer Verwandten der Habsburger, mit welcher er dann noch durch mehr als ein Decennium in glücklicher Ehe lebte. Leutold war während eines langen Lebens eifrig bedacht, sein väterliches Erbe, die Burgen Dürnstein und Aggstein und die Besitzungen um Zwetl und im Marchfelde, wozu nach dem Tode seines mütterlichen Großvaters, Leutold von Wildon auch noch steirische Güter kamen, ansehnlich zu vermehren. Durch die Vermählung mit Agnes von Feldsberg erhielt Leutolds Besitz sowol in Oesterreich (Thaya, die Grafschaft Litschau), wie in der Steiermark eine bedeutende Vergrößerung. Herzog Albrecht verlieh ihm Weitra, dessen sein Vetter Heinrich II. (IV.) durch Aechtung (s. u.) verlustig geworden war. Von den Grafen von Nürnberg erwarb er käuflich Seefeld (1292). Andererseits aber schmälerte Leutold in der Folge sein Besitzthum wesentlich wieder, sowol durch seine Erhebung gegen Albrecht, in Folge deren er alle seine Güter in Steiermark, Feldsberg in Niederösterreich und Steieregg, sowie die Güter um Wels im Lande ob der Enns verkaufen mußte und der reichen Herrschaft Weitra wieder verlustig ging, als auch durch großartige Schenkungen an die Kirche. Insbesondere suchte er die Entfremdungen, durch die sich seine Vorfahren an dem Eigenthum des Klosters Zwetl vergangen hatten, wieder gut zu machen. Leutold gründete das Clarissinnenstift zu Dürnstein und begann den Bau der herrlichen Klosterkirche. Leutold starb am 18. Juni 1312, 69 Jahre alt und wurde zu Zwetl beigesetzt. Seine Brüder Albero VI., der 1278 in der Schlacht auf dem Marchfelde fiel, und Heinrich IV. († 1286), starben kinderlos; ihre Güter gingen größtentheils auf Leutold über, mit dessen Enkel Leutold III. 1355 dieser Zweig der Kuenringe im Mannesstamme erlosch. Länger blühte die von Heinrich II. (IV.) ausgehende Linie K.-Weitra-Seefeld. Heinrich II. (IV.) und sein Sohn Heinrich V. (VII.) hielten im Gegensatze zu ihren Verwandten von der Linie K.-Dürnstein gegen Rudolf von Habsburg an Ottokar von Böhmen fest, welcher den jüngeren Heinrich als Marschall zugleich zu seinem Statthalter in Oesterreich ernannt und ihn 1275 mit seiner natürlichen Tochter Elisabeth vermählt hatte. Zwar mußten, als das ganze Land sich für Rudolf erklärte, auch die beiden Kuenringe von Weitra sich demselben unterwerfen, bald jedoch trat der jüngere Heinrich abermals und insgeheim mit Ottokar in Verbindung und suchte den mit dem erfolgten Umschwunge unzufriedenen Adel des Landes für den Böhmenkönig zu gewinnen. Doch wurde das Complott des Kuenringers rechtzeitig entdeckt und bestraft. Der römische König entzog dem Verräther das Amt des Marschalls von Oesterreich und das über ihn abgehaltene Gericht verurtheilte ihn zum Verlust aller seiner Güter. Die beiden Kuenringe trotzten zwar anfangs auf ihrer Veste Weitra dem Richtspruche; aber der bald darnach erfolgte Fall Ottokars entschied auch ihr Geschick. Rudolf ließ durch den neuen Marschall von Oesterreich, Stephan von Meissau, Weitra belagern. Längere Zeit widerstanden die beiden Kuenringe, endlich übergaben sie die Burg und zogen in die Verbannung (1280). Der gewesene [302] Marschall begab sich mit seiner Familie nach Troppau zu seinem Schwager, Herzog Nicolaus, einem natürlichen Sohne Ottokars, wo er kurze Zeit darnach starb. Sein Vater verweilte noch längere Zeit am Hofe des Herzogs von Breslau, wurde später von Herzog Albrecht begnadigt und erhielt auch einen Theil seiner Güter wieder, nur nicht Weitra, das an die andere Linie seines Hauses (s. o.) und nach Leutolds Empörung an die Wallsees fiel. Heinrich der Alte, der auch 1263 das Cisterciensernonnenkloster zu Meilan in Niederösterreich (später nach St. Bernhard bei Horn verlegt) gegründet hat, starb am 12. Mai 1293 zu Znaim, und wurde gleich seinem Sohne zu Zwetl beigesetzt. Nach dem Verluste von Weitra wurde die Wiege der späteren Kuenringe dieser Linie die Burg Seefeld, welche aus dem Besitze des älteren Zweiges an Heinrichs IV. jüngeren Sohn Albero VII. noch vor dem J. 1299 überging und nach der sich auch die von Albero VII. abstammenden Kuenringe fortan zu bezeichnen pflegten. Indessen war durch die Niederwerfung der beiden Heinriche die Macht der Kuenringe von Weitra für immer gebrochen. Damit hängt es wol auch zusammen, daß die späteren Kuenringe nicht mehr jenen hervorragenden Antheil an den öffentlichen Vorgängen nahmen, wie einst ihre Ahnen. Georg I. († ca. 1464), welcher sich unter denen befand, die den Kaiser Friedrich IV. zur Auslieferung des Ladislaus zwangen, sodann unter den von diesem ernannten Regenten erscheint, endlich als Landmarschall von Oesterreich treu auf der Seite des Kaisers gegen dessen Bruder Albrecht stand, war wol der letzte aus seinem Geschlechte, in dem der thatendurstige Geist seiner Vorfahren noch einmal mächtig aufflammte, um dann bei seinen Nachfolgern für immer einzuschlummern. Unter den letzten Herren gerieth überdies das Haus in arge Verschuldung; es erlosch 1594 mit Johann VI. Ladislaus. Er wurde „wegen des eingefallenen Landtages“ erst am Sonntag Misericordias des folgenden Jahres in der Pfarrkirche zu Seefeld dem Schoße der Erde übergeben und dann das Wappen der Kuenringe, während der schaurige Ruf: „Kuenring nimmer Kuenring“ ertönte, in mehrere Stücke zerbrochen und neben den Leichnam hingeworfen.

Stiftungsbuch des Cistercienserklosters Zwetl. Wien 1851. (Font. r. Austr., II. Abth. 3. Bd.) Linck, Annales Claro-Vallenses. G. E. Frieß, Die Herren von Kuenring. Wien 1874 (mit Regesten).