Zum Inhalt springen

ADB:Schmid, Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schmid, Ludwig“ von Rudolf Krauß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 85–86, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmid,_Ludwig&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 21:03 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 54 (1908), S. 85–86 (Quelle).
Ludwig Schmid bei Wikisource
Ludwig Schmid (Historiker) in der Wikipedia
Ludwig Schmid in Wikidata
GND-Nummer 117502189
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|85|86|Schmid, Ludwig|Rudolf Krauß|ADB:Schmid, Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117502189}}    

Schmid: Ludwig Karl Sch., Dr. phil., Historiker, geboren am 17. Januar 1811 in der württembergischen Oberamtsstadt Vaihingen a. Enz. Er widmete sich dem Studium der realistischen Fächer, wurde Hofmeister im Hause des Kriegsministers v. Hügel zu Stuttgart und unterrichtete dann nahezu vier Jahrzehnte lang als Lehrer, zuletzt titl. Professor an der Tübinger Realschule. Er hatte in der Ausübung seines Berufes, wie ihm einer seiner Collegen am Grabe bezeugte, etwas Bestimmtes, Abgegrenztes, fast Militärisches. Auch turnerischen Angelegenheiten schenkte er lebhaftes Interesse; er war ferner Gründer und langjähriger Commandant der Tübinger Jugendwehr. Ueberhaupt nahm er in jüngeren Jahren am öffentlichen Leben regen Antheil. 1874 ließ er sich in den Ruhestand versetzen, und nunmehr zog er sich allmählich ganz in die Stille seiner Tübinger Studirstube zurück. Am 15. April 1893 konnte er das Fest seiner 50jährigen Doctorwürde begehen. Sich geistiger Rüstigkeit bis ins höchste Alter erfreuend, blieb der Greis an der Arbeit, solange er athmete. Am 2. April 1898 nahm ihm ein sanfter, schmerzloser Tod die Feder aus der Hand.

Länger als ein halbes Jahrhundert hat sich Sch. in Forschungen über die Geschichte und Culturgeschichte des schwäbischen Mittelalters vertieft. Ohne zu den Meistern historischer Auffassungs- und Darstellungskunst zu zählen oder auch nur überall feineren Geschmack zu bewähren, hat er sich doch als Specialforscher [86] unleugbare Verdienste erworben, die ihm ein bleibendes Plätzchen in der Geschichte seiner Fachwissenschaft sichern. Das Haus Hohenzollern hat sich ihm gegenüber dankbar erwiesen. Kaiser Wilhelm I. und namentlich die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen zeichneten ihn mannichfach aus. Von seinen sieben Orden und sonstigen Ehren geben die weitschweifigen Titelblätter seiner Werke der Nachwelt Kunde.

Sch. doctorirte 1843 mit einer kritisch-historischen Untersuchung über die älteste Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen. Diesen widmete er 1853 auch ein ausführliches, von Uhland freundlich anerkanntes Werk: „Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, nach meist ungedruckten Quellen, nebst Urkundenbuch“. Sowohl diese Publication, als die 1862 erschienene „Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft, nach meist ungedruckten Quellen“ mit einem dazugehörigen „Monumenta Hohenbergica“ betitelten Urkundenbande sind noch heute für jeden, der sich mit der Geschichte dieser Häuser und Gegenden beschäftigt, unentbehrliche Hülfsmittel trotz ihrer empfindlichen Lücken. Vor, zwischen und nach diesen gewichtigen Werken fielen eine Reihe kleinerer Schriften: „Der Kampf um das Reich zwischen dem römischen König Adolf von Nassau und Herzog Albrecht von Oesterreich (1858), „Die Geschichte der Herzoge von Teck, der Grafen von Achalm und Urach, von Calw, Vaihingen und Löwenstein in gedrängten Abrissen dargestellt“ (1865), „Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau der Burg Hohenzollern im 15. Jahrhundert“ (1867), „Die Wahl des Grafen Adolf von Nassau zum römischen König 1292“ (1870), „Der heilige Meinrad in der Ahnenreihe des erlauchten Hauses Hohenzollern“ (1874). In den folgenden Jahren befaßte sich Sch. namentlich mit der Geistesgeschichte des Mittelalters, mit den Minnesängern. So stellte er 1874 eine kritisch-historische Untersuchung über „Des Minnesängers Hartmann von Aue Stand, Heimath und Geschlecht“ an. 1877 veröffentlichte er „Das Schloß Alt-Rotenburg oder die Weilerburg von einst und jetzt. Culturhistorische Zeit- und Landschaftsbilder aus Schwaben“. In demselben Jahre ließ er sogar eine geschichtliche Novelle als Manuscript drucken: „Des Pfalzgrafen Götz von Tübingen nächtlicher Besuch im Kloster Bebenhausen 1280“. Auch der Cyklus historischer Bilder aus dem 13. Jahrhundert „Graf Albert von Hohenburg, Rotenburg und Haigerloch vom Hohenzollern-Stamme. Der Sänger und Held“ (1879) schillert stark ins Romanhafte. Schmid’s wissenschaftliche Hauptleistung war „Die älteste Geschichte des erlauchten Gesammthauses der Königlichen und Fürstlichen Hohenzollern bis zur Erwerbung der Burggrafschaft Nürnberg“ (3 Theile, 1884/8). Im dritten Bande wurde der Beweis erbracht, daß die Könige von Preußen wirkliche Hohenzollern seien und nicht von den fränkischen Grafen von Abenberg abstammen, wie andere Forscher behauptet hatten. Schmid’s Ansicht blieb nicht unangefochten, aber er wußte sie in mehreren weiteren Schriften gegen seine Widersacher glücklich zu vertheidigen. Außerdem sind aus seiner letzten Lebensperiode noch zwei Bücher zu erwähnen: „Die Heimath der Hohenzollern. Land und Leute derselben in den ältesten Zeiten“ (1889) und „Die Grafen von Hohenberg zollerischen Stammes und das Minnesänger-Denkmal auf der Weilerburg“ (1891).

Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog III, 179 f. (nach Zeitungsnachrichten).