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ADB:Schröder, Hans

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Artikel „Schröder, Hans“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 513–515, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schr%C3%B6der,_Hans&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 22:31 Uhr UTC)
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Schröder: Hans S. Er war geboren am 25. Mai 1796 zu Krempdorf in der holsteinischen Marsch, als Sohn eines wohlhabenden Hofbesitzers. 1811 kam er auf die Gelehrtenschule in Glückstadt, deren Rector Jungclaussen war. Zu seinen Mitschülern gehörten hier Justus Olshausen und Busch, die später bekannten Professoren, mit denen er befreundet geblieben. Neben seinen Schularbeiten, die er nicht versäumte, verfaßte er lyrische und kleine dramatische Arbeiten. Eine Ode zum Reformationsjubelfest 1817 ward im Hamburg. Correspondenten d. J. Nr. 175 gedruckt. 1818 ging er auf die Universität Jena, Jura zu studiren und 1819 nach Kiel. Er beschränkte sich indessen nicht auf juristische Vorlesungen, sondern hörte auch philosophische, historische, letztere in Jena bei Luden, in Kiel bei Dahlmann, A. Niemann und Nasser. Er beschäftigte sich auch hier mit der Poesie und ließ unter dem Pseudonym H. Dörscher manches drucken (in Nordalbingischen Blättern, Nordischem Musenalmanach). 1823, Ostern ging er wieder zurück ins Elternhaus, um sich auf das [514] juristische Amtsexamen vorzubereiten, das er um Michaelis dieses Jahres bestand. 1831 erwarb er in Kiel den Dr. philos. S. war in der glücklichen Lage einer amtlichen Anstellung nicht zu bedürfen und hat denn auch frei den Wissenschaften, nach seiner Neigung, sich widmen können. Er hat dies aber mit besonders regem Fleiße gethan. Zunächst lieferte er eine Reihe Aufsätze zur Provinzialgeschichte und zum einheimischen Recht, die in den schleswig-holsteinischen Provinzialberichten und Falck’s staatsbürgerlichem Magazin erschienen. Von 1826 wandte er sich besonders dem Studium der Litteraturgeschichte zu. Als Joh. Gottw. Müller, der bekannte Verfasser des Romans Siegfried von Lindenberg 1828 gestorben war, erhielt S. den Auftrag, seine aus 10,000 Bänden bestehende Bibliothek zu katalogisiren. Dies veranlaßte ihn nach Itzehoe überzusiedeln. Zu gleicher Zeit gab er hier seine Epigrammenlese oder Rückblick auf weniger bekannte, verstorbene deutsche Dichter. Itzehoe 1828 und Joachim Rachels deutsche satyrische Gedichte. Neue verbesserte, und mit dem Leben des Dichters, erklärenden Anmerkungen und einem kleinen Glossar vermehrte Ausgabe, Altona 1828 heraus. Desgleichen hatte er ein schlesw.-holst.-lauenburg. Schriftstellerlexikon vorbereitet. Da Pastor Lübker[WS 1] in Husum gleichzeitig ein solches angekündigt, verbanden sich diese beiden und erschien dasselbe Altona 1829/30, 2 Bde., den Zeitraum von 1796–1828 umfassend, wozu S. allein noch 1831 einen Nachtrag lieferte. Auch war er ein fleißiger Mitarbeiter an dem neuen Nekrolog der Deutschen, wozu er solange derselbe bestand fast alle Artikel aus der heimathlichen Provinz lieferte. Für die Schriftstellerkunde Schleswig-Holsteins existirt das ausgezeichnete Werk von J. Moller, Cimbria litterata 3 Bde. fol., das indeß nur bis 1730 geht. Das darauf folgende S.-H. Schriftstellerlexikon von Kordes 1797 erschienen, behandelt nur die damals lebenden Schriftsteller. Es war also eine Lücke. Auch diese hat S. ausgefüllt, aber leider ist diese Arbeit nicht zum Druck gelangt, sie ruht als Manuscript in dem Archiv der Gesellschaft für Hamburgische Geschichte. Zu dem Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogthümer Schleswig und Holstein lieferte er Beiträge. Aus demselben ist seine „Geschichte des Münsterdorfischen Consistoriums“ Altona 1834 auch separat gedruckt, sowie zu den Nordalbingischen Studien und den S.-H. Landesberichten von Biernatzki. Die zuerst in den Provinzialberichten 1830 erschienene Biographie Joh. Gottwerth Müller’s ist später selbständig erschienen: „J. G. M. – nach seinem Leben und seinen Werken“, Itzehoe 1843. – Nach dem Tode seines Vaters mußte er als einziger Erbe dessen Hof beziehen und bewirthschaften. Er verheirathete sich darauf und nahm mehr Antheil am Leben. 1843 verkaufte er indeß seinen Hof und zog nach Altona, wo er sich ein eigenes Haus nach seinen Wünschen und Bedürfnissen gebaut hat und einen angenehmen geselligen Kreis um sich sammelte. Er trat nun auch dem Verein für Hamburgische Geschichte bei und hielt Vorträge in dessen Sectionssitzungen. Dies ward Veranlassung, daß er die Herausgabe eines Hamburger Schriftstellerlexikons übernahm, wozu er besonders befähigt und das er auch auszuführen begonnen bis ihn der Tod abrief. Er hat das in der Weise ausgeführt, daß dieses sein Werk als Musterarbeit in dieser Branche anerkannt worden ist. Auch für die Fortsetzung hatte er schon ein ansehnliches Material zusammengebracht. Der Druck desselben begann mit 1849 in Heften. Der 1. Band ward 1851 vollendet. Er starb am 19. August 1855. In seinem Testament bestimmte er, daß aus seiner Bibliothek, die reichlich 8000 Bände enthielt, an die Hamburger Stadtbibliothek alle die Bücher kommen sollten, welche derselben fehlten, 4000 Bände sind dahin gekommen. Der Rest war den Bibliotheken des Altonaer Christianeums und des Glückstädter Gymnasiums vermacht. Aus den Nordalbingischen Studien ist auch noch seine „Geschichte der Familie v. Qualen“ [515] besonders gedruckt, Kiel 1846, sowie die oben erwähnte Geschichte des Münsterdorfischen Consistoriums, Altona 1843. Handschriftlich hat er noch hinterlassen: Eine Textesrecension von Reineke Voß mit Varianten und eine Bibliographie über Reineke Voß mit kritischen Anmerkungen, sowie eine Textesrecension des macaronischen Gedichts Folia[1], auf der Hamburger Stadtbibliothek.

Lübker-Schröder, S.-H.-L. Schriftstellerlex. II, 534. – Alberti, Forts. II, 361. – Dr. Chr. Petersen vor dem Hamburger Schriftstellerlexikon Bd. III.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 515. Z. 5 v. o. l.: Floïa (st. Folia). [Bd. 36, S. 791]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Detlev Lorenz Lübker (1773–1852), Compastor in Husum, Vater Friedrich Heinrich Christian Lübkers.