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ADB:Schwanberg, Johann

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Artikel „Schwanberg, Johann“ von Hans Michael Schletterer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 181–183, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwanberg,_Johann&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 17:29 Uhr UTC)
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Schwanberg: Johann S., herzogl. braunschw. Capellmeister, geboren zu Wolfenbüttel am 28. December 1740, † in Braunschweig am 29. März 1804. S. zählt zu den talentvollsten, glücklichsten und bewundertsten deutschen Operncomponisten s. Z., verfiel aber dem Loose, sehr rasch vergessen zu werden, wie alle diejenigen Meister, die er sich theils zum Vorbilde gewählt oder die doch auf gleichen Bahnen wie er wandelten: J. A. Hasse, C. H. Graun, J. G. Neukomm, J. S. Mayr u. a. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts gelangte die italienische Musik zu hoher Blüthe, die kaum durch ihre letzte Glanzperiode, in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts übertroffen wurde, wenn ihr auch in dieser wieder viele genial beanlagte Tonsetzer und auserlesene Gesangskräfte ihre Dienste widmeten. Gehören die Werke, selbst vorzügliche ihrer Gattung, welche für die Bühne geschaffen werden, meist zu den vergänglichsten Kunstschöpfungen, so sind es doch namentlich die italienischen, mochten sie bei ihrem Erscheinen auch die Hörer in einen Rausch des Entzückens versetzen, denen verhältnißmäßig nur ein kurzes Dasein beschieden ist. Was hat sich von der unübersehbaren Opernlitteratur des vorigen Jahrhunderts auf unsere Tage außer Pergolese’s „La serva padrona“ und „Il matrimonio segreto“ von Cimarosa herübergerettet? Schlimmer noch [182] als den italienischen Meistern erging es den deutschen Componisten, die sich ihres deutschen Wesens entäußert und ganz Nachahmer welscher Art geworden waren. Hatten sie einerseits auch größere Tiefe und Gründlichkeit sich bewahrt, anderseits vermochten sie doch den ganzen Sinnenzauber italienischer Musik, der den italienischen Meistern im Blute lag, nicht zu erschöpfen. Eine gewisse Halbheit kennzeichnet ihr Schaffen und mit richtigem Gefühl hat man sich immer wieder bald von ihnen gewendet. Mochten auch Italiener und Franzosen vielfach für längere Zeit tonangebend sich behaupten, immer hat doch der gesunde Sinn und Geschmack der Deutschen sich schließlich wieder für die deutschen Meister entschieden. Die italienischen Opern von Meyerbeer und Nicolai sind verschollen und nur der erstere vermag in seinen französischen ein überraschend langes Dasein zu fristen. An den Höfen zu Wien, Dresden, Berlin, Stuttgart, München, insbesondere auch in Braunschweig fand die italienische Oper fast ausschließlich Pflege und Unterstützung. Hasse und Graun hatten als Tenoristen in Braunschweig mit großem Erfolge gesungen, von dort auch ihre Laufbahn als Operncomponisten begonnen. Es darf daher nicht überraschen, wenn der junge, musikalisch reichbegabte S., der auf den Schauplätzen zu Wolfenbüttel und Braunschweig nur italienische Werke hörte, sich diese zum nachahmenswerthen Muster nahm und seinen Vorbildern auch bis ans Ende treu blieb. Auf Kosten des Herzogs Karl, den seine Compositionsversuche sehr befriedigten, ging S. endlich nach dem gelobten Lande der Kunst, zunächst nach Venedig, wo der Neapolitaner Gaetano Latilla und der Paduaner Giacomo Gius. Saratelli, beide Capellmeister an S. Marco seine Lehrer, und Hasse, der sich zu dieser Zeit hieher zurückgezogen hatte, sein Freund und Gönner wurde. Nach sechsjährigem Aufenthalte kehrte er nach Braunschweig zurück, jetzt ein vorzüglicher Clavierspieler und perfecter Opern- und Instrumentalcomponist, der leicht, graciös und gefällig zu schreiben wußte, dem ein Born schöner und schmeichelnder Melodien verfügbar war und der die ganze Technik des musikalischen Satzes, auch die Instrumentation gründlich und geschmackvoll zu handhaben wußte. Daß er der Begierde glänzen zu wollen etwas nachhing, hat die Kritik an seinen Werken allein ausgesetzt. Sein Herzog ernannte ihn sofort zu seinem Hofcapellmeister. Als nach dem Tode Graun’s (1759) Friedrich II. keinen Capellmeister mehr finden konnte, der ganz seinen Wünschen entsprach, erbat er S. vom Herzog; aber S., seinem Wohlthäter, der ihn von je so großmüthig gefördert, aufrichtig ergeben und auch von diesem nicht entlassen, blieb in seiner Stellung. Auch der Nachfolger und Sohn des Herzogs Karl, Herzog Karl Wilhelm Ferdinand (10. Nov. 1806 nach der Schlacht bei Auerstädt seinen Wunden erlegen), gleichzeitig auch der hochherzige Gönner L. Spohr’s, bewährte ihm Gunst und Werthschätzung. Noch 1802 berühmte sich S., er vermöge alle seine Compositionen auswendig zu spielen und es käme ihm nicht darauf an, Nächte hindurch zu arbeiten, aber schon zwei Jahre später starb er, 64 Jahre alt, an Entkräftung. Er schrieb folgende dem Genre der Opera seria angehörigen Opern: „Adriano in Siria“, „Solimano“ (beide 1762), „Ezio“ (1763), „Talestri“, „Didone abbandonata“, „Issipile“ (1766), „Zenobia“, „Il Parnasso accusato e difeso“, „Antigono“, „Romeo e Giulia“, (für 2 Soprane und Tenor, 2 Acte), „Olimpiade“ (1782), „Il Trionfo della Costanza“, „Das Gericht Apolls“ (Prolog). Außerdem eine Cantate auf den Tod der Herzogin Philippine Charlotte, 1801, und eine Dankcantate: „Erhebt ihn, andachtsvollen Chöre“. – Ferner für Clavier sechs Hefte mit je sechs Sonaten, („lauter Meisterstücke in ihrer Art“). Concerte für Clavier und Violine, Violintrios u. s. w. Von diesen vielen schönen Compositionen wurden nur die letzteren gedruckt (Hamb. b. Westphal). Eine Arie aus Issipile („Luci amorose“), ein Gesang von großer Schönheit, zu dem J. J. Eschenburg [183] eine deutsche Uebersetzung geliefert, erschien unter dem Titel „Wohlthat des Lebens“ in J. A. Hiller’s Clavierstücken.