ADB:Spontini, Gasparo

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Artikel „Spontini, Gasparo Luigi Pacifico“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 260–264, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spontini,_Gasparo&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:23 Uhr UTC)
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Spontini: Gasparo Luigi Pacifico S., kgl. preußischer Generalmusikdirector der Oper zu Berlin, geboren am 14. November 1774 zu Majolati in Italien, † am 14. Januar 1851 ebendort. Er war der Sohn eines armen Schuhmachers, Giambattista S., verheirathet mit Teresa Guadagnini. Der Vater bestimmte seine vier Söhne dem geistlichen Stande, da er sehr richtig sagte: das ist der einzige Stand, in dem eine niedere Geburt selbst den höchsten Würden nichts in den Weg legt. S. wurde daher dem Propste an Santa-Maria del Piano in Jesi, einem Bruder des Vaters, zur Erziehung übergeben. Hier wurden die alten Sprachen, Geschichte und theologische Studien mit Eifer und Erfolg betrieben. Noch in späteren Jahren schrieb S. Gedichte in lateinischer Sprache, doch auch die Liebe und Veranlagung zur Musik zeigte sich schon früh, und obgleich ihm jede Gelegenheit entzogen wurde, sich mit ihr zu beschäftigen, da der Onkel mit Furcht und Sorge das erwachende Musiktalent beobachtete, so fand sich doch heimlich die Gelegenheit, die verbotene Frucht mit desto größerem Eifer sich anzueignen. Besonders behilflich dazu war ihm der Orgelbauer Crudeli, der für obige Kirche in Jesi eine neue Orgel zu bauen hatte und ein Meister im Clavier- und Orgelspiel war. Ihm war es eine besondere Freude, das sich zeigende Musiktalent zur Ausbildung zu bringen. Als sein Erzieher ihm mit [261] strengen Strafen drohte, wenn er die Musikübungen nicht einstelle, entfloh er nach Monsanvito, wo ein Bruder seiner Mutter wohnte, und der übergab ihn dem dortigen Capellmeister Quintiliani zur Unterweisung. Nach einem Jahre kehrte er wieder nach Jesi zurück unter dem Versprechen, daß ihn der Onkel zum Musiker ausbilden lassen wolle. Er erhielt nun den Sänger Ciuffolotti, den Organisten Menghini zu Lehrern und trat später in die Musikschule Bonani’s in Massaccio. Spontini’s schnelle und überraschende Fortschritte in der Musik bewogen den Vater, Mittel und Wege zu finden, ihn in das Conservatorium „Pietà dei Turchini“ nach Neapel zu schicken, wo er 1791 eintrat und von den damals berühmten Operncomponisten Sala, Tritto, Fenaroli, Salini und Piccinni Unterricht empfing und außerdem durch persönlichen Umgang mit Paisiello, Cimarosa und Fioravanti, die damals im Zenith ihres Ruhmes standen und sich für das emporstrebende Talent Spontini’s lebhaft interessirten, in die Geheimnisse der Operncomposition eingeweiht wurde. Letztere gaben ihm öfter Gelegenheit für ihre Opern Einlagen zu machen, eine damals sehr beliebte Art, die Zugkraft einer Oper bei öfteren Aufführungen zu erhöhen. Spontini’s Einlagen fanden besonders bei der Oper Paisiello’s, „La Molinara“ großen Beifall. Im J. 1796 fand er Gelegenheit, für Rom die Oper „I puntigli delle donne“ zu schreiben, die auch am 26. December zur Aufführung gelangte und großen Beifall erwarb, so daß er auch für 1797 den Auftrag erhielt, für Rom die Oper „l’Eroismo ridicolo“ und für 1798 „Il finto pittore“ zu schreiben. Jede dieser Opern gefiel ungemein, und der Ruhm Spontini’s war damit begründet. Er erhielt den Titel eines Capellmeisters des Conservatoriums zu Neapel und schüttelte von sechs zu sechs Wochen eine Oper nach der anderen aus dem Aermel, so daß er bis zum Jahre 1799, also in drei Jahren, schon acht Opern geschrieben hatte, die sich alle des besten Erfolges erfreuten. In letzterem Jahre vertrieben die Franzosen den König Ferdinand von Neapel, der nach Palermo floh. Cimarosa wurde dahin befohlen, lehnte aber aus Gesundheitsrücksichten ab, und so wurde S. als Hofcomponist angestellt. Nach einer sehr stürmischen Ueberfahrt, von der S. noch in späterer Zeit mit Grausen erzählte, componirte er für 1800 die drei Opern „I Quadri parlanti“, „Sofronia e Olindo“ und „E gli Elisi delusi“, die mit Beifall aufgenommen wurden. Zugleich ertheilte er in den Hofkreisen Gesangunterricht. Hierbei verliebte er sich in eine junge schöne Prinzessin, die seine Liebe nicht unerwidert ließ – S. war ein schöner Mann, der auch auf sein Aeußeres große Sorgfalt und Werth legte – mußte sich aber den Nachstellungen der Verwandten durch die Flucht entziehen und kam glücklich nach Rom, wo er den Auftrag erhielt, für das Jahr 1801 die Oper „Il geloso audace“ zu schreiben, folgte dann einem Rufe nach Venedig, wo er nicht weniger als drei Opern schrieb. Von hier wandte er sich nach Paris, wo er im J. 1803 anlangte und sich als Gesanglehrer niederließ. Er fand hier als Operncomponist einen wenig günstigen Boden, da die italienische Oper in den letzten Zuckungen lag und die nationale Musik, von Grétry vertreten, alles Interesse in Anspruch nahm. Spontini’s Musik bewegte sich bis dahin in den ausgefahrenen Spuren der italienischen Oper, und was ihr bis dahin einen stets sicheren Erfolg verschafft hatte, war die leichte Erfindung, anmuthiger, frischer, oft empfindungsvoller Gesang, der sich an die Schreibweise Fioravanti’s und Cimarosa’s anlehnte, Wohlgefallen an der Coloratur, neben ihr und den getragenen Sätzen viel parlando, eine leichte, sich unterordnende Instrumentation, die aber dabei gern durch artig belebte oder auch schon heftiger aufstörende Motive vorwärts treibt. So urtheilt A. B. Marx über die Jugendarbeiten Spontini’s. Wollte er in Frankreich mit seinen Opern Aufnahme finden, so sah er sehr bald ein, daß er andere Wege einschlagen müsse. Der Franzose [262] liebte das Pikante, Aufregende, scharf Gewürzte, die italienischen endlosen Recitative und Arien waren ihm zuwider und langweilten ihn. Gerade wie schon Lully vor mehr als hundert Jahren eine der italienischen Musik entgegengesetzte Richtung einschlug, so versuchte es nun auch S. und legte sein Hauptaugenmerk auf das Orchester. Schon in der 1804 aufgeführten Oper „La finta filosofa“, die mit Glück über die Bretter ging, lassen sich jene pikanten Orchesterzuthaten erkennen, mit denen er die Franzosen zu fesseln gedachte. Mehrere darauffolgende Opern erzielten keinen Erfolg. Seine Oper „La petite maison“ erregte sogar durch den schlüpfrigen Text Skandal und verschwand schon nach der ersten verunglückten Aufführung. Mehr Glück hatte die am 27. Nov. 1804 im Theater Feydeau gegebene Oper „Milton“, ebenso die am 12. März 1805 umgearbeitete Oper „Julie ou le pot des fleurs“, aus der sogar einige Romanzen populär wurden, wie „Envain je cherche à m’en distraire“. S. hatte das Glück, der Kaiserin Josephine vorgestellt zu werden, die einen solchen Gefallen an ihm fand, daß sie ihn zu ihrem Musikdirector ernannte. Dies gab ihm Muth und Vertrauen mit Sicherheit aufzutreten und in neue Bahnen einzulenken. Sein Textdichter Jouy, mit dem er schon seit der Oper Milton im vertrauten Verkehr lebte, hatte den Operntext „La Vestale“ schon früher den Componisten Méhul, Boieldieu und Cherubini angeboten, doch keiner derselben hielt ihn für zweckentsprechend. Anders beurtheilte ihn S. Er erregte seine Phantasie in einer Weise, daß er die alten Bahnen vollständig verließ und die alte französische Tragödie in die Oper übertrug. Das mit Orchester begleitete Recitativ trat an Stelle des italienischen Parlando, das Orchester hob er aus seiner untergeordneten Stellung hervor und gab ihm einen bedeutenden Antheil an der Dramatisirung. Große Chormassen traten dem Sologesange gegenüber, und die Hauptsache: dem schaulustigen Publicum wurde durch Decorationen und brillante Aufzüge Genüge gethan. Spontini’s Erfindungskraft hielt zwar den großen Aufgaben nicht das Gleichgewicht, doch verstand er die Unbedeutendheit durch Orchester- und Chorlärmen zu übertünchen. Die Schlag- und Lärminstrumente, die einst nur die Militärmusik kannte, fanden jetzt Eingang in das Opernorchester, und die Zusammenwirkung so vieler fremdartiger Elemente wirkte in so fesselnder Weise, daß sich Kunstkritiker wie Laie davon bestechen ließen und einer Kunstgattung zujubelten, die doch den Keim des Verderbens jedes Kunstideals in sich trug. Die „Vestalin“ wurde am 15. December 1807 gegeben, und der von Napoleon gestiftete zehnjährige Preis von 10 000 Livres wurde ihm durch die Kunstautoritäten von Paris zugesprochen. Viel mag dabei die Erkenntniß beigetragen haben, daß Napoleon selbst Spontini’s Musik über alles stellte und in ihm das Genie in der Kunst erkannte, wie es ihm als Feldherr und Kaiser zu Gebote stand. S. wurde der unbedingte Lobredner Napoleon’s und ergriff jede Gelegenheit, seine Verehrung durch charakteristische Compositionen an den Tag zu legen. Ein Sieg Napoleon’s schuf auch eine Festmusik Spontini’s. Auf besonderen Wunsch Napoleon’s componirte S. die Oper „Ferdinand Cortez“, immer mehr in äußerem Glanz und lärmender Instrumentation nach Effecten haschend. Sie kam am 28. November 1809 zur ersten Aufführung und rief einen ungeahnten Enthusiasmus hervor. Ausstattung, der Text, die pomphafte Musik wirkten geradezu betäubend auf den Zuhörer. S. hatte sich zur Weltberühmtheit emporgeschwungen. Auch im häuslichen Leben lächelte ihm das Glück: er führte die Tochter des Pianofortefabrikanten Sebastian Erard zum Altar und fand in ihr das Musterbild einer hingebenden und tugendhaften Ehefrau. Ihre Ehe war zwar eine kinderlose, aber im höchsten Grade glückliche. Im J. 1810 wurde S. zum Director der italienischen Oper, des Theaters der Kaiserin, ernannt, und unter seiner vorzüglichen Direction als Capellmeister entfaltete die Bühne eine Mannichfaltigkeit, [263] wie sie bis dahin nicht gekannt war, besonders ließ er sich es angelegen sein, die Mozart’schen Opern in Musteraufführungen vorzuführen. Durch Zwistigkeiten wurde er aber gezwungen, zurückzutreten, und als nach der Restauration Ludwig XVIII. auf den Königsthron kam, gab ihm im J. 1814 das Ministerium des königlichen Hauses das Privilegium für ein italienisches Theater, doch trat er dasselbe kluger Weise gegen eine Entschädigungssumme an Frau Catalani ab. Vom Könige erhielt er den Titel eines dramatischen Componisten und eine lebenslängliche Pension von 2000 Fr., auch wurde er als Franzose naturalisirt. Einige kleinere Opern, im früheren Stile geschrieben, hatten gar keinen Erfolg, die Oper Olympia dagegen, welche am 15. December 1819 zur Aufführung gelangte, zählt zu seinen glänzendsten Erfolgen. Schon im Jahre 1814 hatte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen die großen Opern von S. bei seiner Anwesenheit in Paris bewundert. Als nun 1818 „Ferdinand Cortez“ in Berlin aufgeführt wurde, gab der König dem General v. Witzleben den Auftrag, S. als Generalmusikdirector für die Berliner Oper zu gewinnen. S. ging gern darauf ein, da er sich in Paris seit Napoleon’s Entsetzung nicht mehr in gleichem Maße geehrt fühlte, und er sorgte zugleich dafür, daß der preußische Contract ganz nach seinen Wünschen ausgeführt wurde. Er erhielt 4000 Thaler Gehalt, 1050 Thaler für jede erste Aufführung einer von ihm neu componirten Oper, sowie das Recht, alljährlich am Bußtage zu seinem Vortheile unter Benutzung der kgl. Capelle ein Concert im Opernhause zu geben. Ferner war er in allem, was die Oper betraf und mit ihr zusammenhing, unbeschränkter Herrscher, und der Generalintendant hatte sich seinen Anordnungen zu fügen. Graf Brühl, der die letztere Stellung bekleidete, fühlte sich dadurch im höchsten Grade zurückgesetzt und sah von vornherein den Napoleonsverehrer als seinen schlimmsten Feind an. Ebenso dachte ein Theil des Berliner Publicums, welches in S. nur den verhaßten Napoleonsverehrer sah, der in der größten deutschen Stadt sich erlauben konnte, seine Anordnungen in französischer Sprache zu geben und der das deutsche Orchester französisch anredete, da er des Deutschen nicht mächtig war. Nur die unbedingte Ergebenheit der Berliner an das Königshaus konnte es S. ermöglichen, unter diesen Verhältnissen eine so hervorragende Stellung so lange zu behaupten. Er trat seine neue Stellung officiell am 26. September 1821 in Berlin an, obgleich er schon seit dem 28. Mai 1820 die Oper leitete. Seine Opern wurden von ihm auf das sorgfältigste einstudiert, und es herrschte nur eine Stimme darüber, daß Sänger, Orchester und Chor so Außerordentliches leisteten, wie man es bisher noch nicht gehört hatte. Freilich nahm er aber die Kräfte der Oper für seine Schöpfungen in einer Weise in Anspruch, daß alle anderen Opern in den Hintergrund gedrängt wurden; Publicum wie Kritik brachen in sehr berechtigte Klagen über die lotterige Weise aus, in der alle anderen Opern außer den Spontinischen gegeben wurden. Es ist allbekannt, wie er die Aufführung des Freischütz von Weber zu verzögern suchte, indem er dem Grafen Brühl und Weber jede Möglichkeit, eine Probe abzuhalten, abschnitt, bis endlich das Publicum in einer Weise für Weber Partei ergriff, daß S. es für gerathen hielt, nachzugeben. Außer einigen Gelegenheitscompositionen schuf er für die Berliner Oper 1822 „Nurmahal“, 1825 „Alcidor“, eine Zauberoper, 1827 „Agnes von Hohenstaufen“, erster Act, 1829 vollendet und 1837 umgearbeitet. Keine dieser Opern erreichte den Erfolg der „Vestalin“, „Ferdinand Cortez’“ und der „Olympia“, obwohl sie nach denselben Principien componirt wurden und an Pracht der Ausstattung ihnen völlig gleichkamen. Spontini’s Erfindungskraft wurde immer geringer und schon in seinen besten Opern bedauert man, wie wenig wählerisch er in seinen Motiven und Melodien ist, so daß neben wirklich Schönem sich die schlimmsten Gemeinplätze finden. Auch war er in die Manier verfallen, dramatisch [264] bedeutende Stellen nur durch den verminderten Septimenaccord darzustellen, wodurch eine Monotonie entstand, die jeglicher Steigerung die Spitze abbrach. Am 28. Mai 1830 wurde der abgelaufene Contract auf weitere 10 Jahre verlängert. Auch Friedrich Wilhelm IV. erneuerte ihn, setzte aber eine Commission ein, um die gegenseitigen Klagen einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Noch während diese Untersuchung schwebte, erschien in Nr. 253 und 254 der Zeitung für die elegante Welt 1840 ein anonymer Artikel, worin behauptet wird, daß sich von nun ab S. den Befehlen der Generalintendanz zu fügen habe. S. antwortete darauf in einem Schreiben vom 20. Januar 1841 in französischer Sprache, welches, vielleicht in ungeschickter Weise, in deutscher Sprache zum Abdrucke gelangte, und die Behörde fand in dieser Antwort eine Majestätsbeleidigung, wofür sie ihn mit einem neunmonatlichen Festungsarreste bestrafte. Hiergegen appellirte S., doch seine Tage waren für Preußen gezählt; die Aufregung gegen ihn hatte einen Grad erreicht, der alles befürchten ließ. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch die Stadt: S. sei von seinem Amte suspendirt. Um diesem Gerede entgegenzutreten, setzte er für den 2. April 1841 die Oper „Don Juan“ an, um sie selbst zu dirigiren. Als S. ins Orchester trat, begann eine förmliche Katzenmusik. Trotzdem dirigirte S. die Ouverture, als er aber das Zeichen zum Aufziehen des Vorhangs gab, wurde ihm nicht Folge geleistet, und nun erreichte die Aufregung einen Höhepunkt, die ihn selbst mit Thätlichkeiten bedrohte, so daß er das Opernhaus für immer verließ. Der König, welcher überzeugt war, daß S. nichts ferner lag, als ihn oder seinen Vater verletzen zu wollen, und der auch wußte, daß er der deutschen Sprache gar nicht genügend mächtig war, um die Tragweite der in dem incriminirten Schreiben enthaltenen Worte beurtheilen zu können, schlug die Untersuchung nieder und entband ihn durch Cabinetsordre vom 25. Aug. 1841 auf die großmüthigste Weise von seinem Contract. S. ging nach Paris, doch er kam als gebrochener Mann an und hat sich nie wieder von der Niederlage erholt. 1848 wurde er von einer Schwerhörigkeit befallen, und trotz aller Ehren, die ihm von allen Seiten zuflossen, in Orden und Titeln, fühlte er doch, daß es mit ihm bergab gehe. Er ging nach Italien, ließ sich in Jesi eine Gruft bauen und gründete ein Hospital für arme Altersschwache. 1850 ging er nach seiner Heimath Majolati, erkältete sich im Januar 1851, besuchte trotzdem noch die Messe und erlag binnen wenigen Tagen einem hitzigen Fieber. – Spontini’s Opern gaben den Anstoß und die Anregung zur sogenannten französischen großen Oper, die dann Meyerbeer mit mehr Talent auf gleichen schaulustigen Effecten und geschichtlicher Grundlage der Texte beruhend, mit Erfolg ausbaute. Halevy und Gounod folgten ihm nach, zwar mit gleichen Erfolgen, doch zugleich als Todtengräber der großen Oper. Auf neuer und gesunder Grundlage erhoben sich Richard Wagner’s Opern und drängten jene unmöglichen Gebilde in die Rumpelkammer.

C. Robert, Spontini, eine biogr. Skizze, Berlin 1883, 8° (die zwar mit parteilicher Freundschaft beurtheilt, dabei aber auf Grund der zuverlässigsten Quellen, aus Spontini’s eigenem Munde, den besten Aufschluß über ihn gibt).