Zum Inhalt springen

ADB:Swieten, Gottfried Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Swieten, Gottfried Freiherr von“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 271–272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Swieten,_Gottfried_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 03:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Swinthila
Band 37 (1894), S. 271–272 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gottfried van Swieten in der Wikipedia
Gottfried van Swieten in Wikidata
GND-Nummer 118620185
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|271|272|Swieten, Gottfried Freiherr von|Karl Weiß|ADB:Swieten, Gottfried Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118620185}}    

Swieten: Gottfried Freiherr v. S., Staatsmann, geboren bei Leyden in Holland im J. 1734, † in Wien am 29. März 1803, war der Sohn des Gerhard Freiherrn v. S., Leibarztes der Kaiserin Maria Theresia. Er kam im J. 1745 mit seinen Eltern nach Wien und vollendete seine Studien an der neu errichteten theresianischen Ritterakademie. Auf Wunsch seines Vaters und durch dessen einflußreiche Stellung begünstigt, widmete sich Gottfried v. S. zunächst der diplomatischen Laufbahn und versah in dieser ereignißvollen Zeit die Gesandtschaftsposten in Brüssel, Paris, Warschau und Berlin. Wenige Jahre nach dem Tode seines Vaters gab er diese Laufbahn auf und wurde im J. 1777 zum Präfecten der k. k. Hofbibliothek ernannt, welche Stelle sein Vater durch drei Jahrzehnte bekleidet hatte und er selbst bis zu seinem Tode bekleidete. Sein anfängliches Streben, die Benutzung und den wissenschaftlichen Werth dieses Institutes zu fördern, scheiterte an seinem Mangel an Ausdauer bei Bewältigung der Schwierigkeiten und seinen anderweitigen, mehr künstlerischen Neigungen. Dagegen wurde die Hofbibliothek unter S. wesentlich bereichert. Er erwarb für dieselbe im J. 1780 die alte Wiener Stadtbibliothek, einst ein Bestandtheil der unter Kaiser Friedrich II. in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründeten Bürgerschule, welche aus 76 Handschriften, 351 Incunabeln und 3905 Werken bestand, 1783 zahlreiche Schätze der aufgehobenen Klöster in Krain, Tirol und Steiermark, im J. 1782 kostbare Blätter Rembrandt’scher Kupferstiche aus der Bason’schen Sammlung in Paris, im J. 1784 wichtige französische Kupferstichwerke, 1786 eine zahlreiche Auswahl von Büchern und Kupferstichen aus der Sammlung des Grafen Camus de Linar, dann 10000 gedruckte Werke aus der Sammlung des Grafen La Vallière und 1794 eine große Zahl von Kupferstichen [272] aus der Sammlung des Fürsten de Ligne, wozu der damalige Custos der Hofbibliothek, Adam Bartsch, als Kunstforscher und Kunstkenner berühmt (s. A. D. B. II, 112), viel beigetragen haben mag. Von Kaiser Josef II. hochgeschätzt, wurde S. 1781 Präses der Studien- und Büchercensur-Hofcommission und nahm in dieser Eigenschaft auf das Schulwesen und das geistige Leben Wiens großen Einfluß. Er überwachte persönlich den Gang der Prüfungen, unterstützte aufkeimende Talente durch Ertheilung von Stipendien und half dabei selbst aus eigenem Vermögen mit. Die Wiener Dichter Blumauer, Denis, Mastalier, Retzer u. A. fanden an S. einen wohlwollenden Gönner und er sicherte deren Fortkommen durch Aufnahme in den Staatsdienst. Ein leidenschaftlicher Freund der Musik, trug er durch Veranstaltung großer Productionen der Werke von Bach und Händel in seinem Hause und in den Palästen des Adels wesentlich zur Pflege classischer Vorbilder bei. In seinem Hause verkehrten Haydn und Mozart, mit welchen er bis an deren Lebensende in regem Verkehr stand. S. war es auch, welcher frühzeitig die Bedeutung Beethoven’s erkannte und demselben Gelegenheit gab, sich weiter auszubilden. Als nach dem Tode Kaiser Josef’s II. die bisherigen Unterrichtseinrichtungen abgeändert wurden, legte er sein Amt als Präses der Studien-Hofcommission nieder und blieb nur noch Präfect der Hofbibliothek. S. starb unvermählt.

Wurzbach, Biographisches Lexikon XLI, 50.