Zum Inhalt springen

ADB:Toorenvliet, Jakob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Toorenvliet, Jakob“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 443, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Toorenvliet,_Jakob&oldid=- (Version vom 8. November 2024, 03:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tonsor, Michael
Band 38 (1894), S. 443 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jacob Toorenvliet in der Wikipedia
Jacob Toorenvliet in Wikidata
GND-Nummer 124856195
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|443|443|Toorenvliet, Jakob|Hermann Arthur Lier|ADB:Toorenvliet, Jakob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124856195}}    

Toorenvliet: Jakob T., Maler und Radirer, wurde um das Jahr 1635 oder 1636 in Leiden geboren und von seinem Vater, dem Glasmaler Abraham T., in den Anfangsgründen seiner Kunst unterrichtet. Als er bereits am Ende der zwanziger Jahre stand, also etwa um 1670, begab er sich in Begleitung seines Freundes Nicolas Rosendael nach Italien, wo er zuerst in Rom und dann namentlich in Venedig die Werke der großen Italiener studirte. Nach seiner Rückkehr nach Leiden trat er im J. 1686 in die dortige St. Lucasgilde ein, als deren Decan er im J. 1703 erwähnt wird. Er starb zu Leiden im J. 1719. Die von T. herrührenden Gemälde gehören größtentheils dem Porträtfache an, sind aber in der Regel so behandelt, daß sie auch als Genrebilder gelten können. Sie sind in der Farbe vortrefflich, besitzen jedoch nicht jenen intimen Reiz, der wol sonst den meisten Bildern der Leidener Schule eigen ist. Auch muß hervorgehoben werden, daß sich in den nach seinem italienischen Aufenthalt entstandenen Werken der Einfluß der italienischen Schule geltend macht. Von seinen in Deutschland aufbewahrten Bildern ist die „Spinnerin“ in der großherzoglichen Kunsthalle zu Karlsruhe deshalb besonders interessant, weil dieses Bild aus dem Jahre 1667 datirt ist, also noch aus der Zeit vor der italienischen Reise stammt, und weil der Einfluß G. Metsu’s an ihm ersichtlich ist. Von den beiden Gemälden der Darmstädter Sammlung ist nur das der „Karten spielenden drei Soldaten“ mit einer Jahreszahl, 1682, bezeichnet, während die Entstehungszeit des Bildes einer alten Frau, die im Begriff ist, ein Licht in eine Laterne zu stellen, unbekannt ist. Die kaiserliche Galerie in Wien besitzt einen „Metzgerladen“ vom Jahre 1687, während die Liechtenstein’sche Sammlung allein acht Gemälde aus den siebziger Jahren aufweist. In der Dresdener Galerie findet man vier Bilder von Toorenvliet’s Hand, von denen drei datirt sind, darunter das aus vier Figuren bestehende originelle Bild der Musikanten. Auch sonst ist der Künstler in den deutschen Galerien häufig genug anzutreffen, z. B. im Rudolphinum zu Prag mit vier, im Ferdinandeum zu Innsbruck und im Schweriner Museum mit zwei, in der herzoglichen Gemäldegalerie zu Gotha und im Braunschweiger Museum mit je einem Bilde. Auch in der Galerie Weber in Hamburg kann man einen undatirten T. sehen, der einen Bildhauer mit seinem Schüler vorstellt. Von seinen Werken außerhalb Deutschland ist „der Alchemist“ im Nationalmuseum zu Stockholm vom Jahre 1679 hervorzuheben. T. hat sich auch als Radirer versucht. Er radirte drei höchst selten gewordene Blätter mit Hunden und gab ferner drei Schabkunstblätter heraus, von denen eines den „Heiligen Jacob“ darstellt, die beiden anderen zwei männliche Brustbilder.

Vgl. A. Houbraken, De groote schouburgh der Nederlantsche Konstschilders. Dan tweeden druck. In’s Gravenhage 1753. p. 164–167. – J. B. Decamps, La vie des peintres flamands. A Paris 1660. p. 121 bis 123. – Nagler, Neues allgem. Künstlerlexikon XVIII, 560–562. München 1848. – A. Woltmann und K. Woermann, Geschichte der Malerei III, 2, S. 797. Leipzig 1888. – K. Woermann, Wissenschaftliches Verzeichniß der älteren Gemälde der Galerie Weber in Hamburg, S. 210, 211. Dresden 1892. – (V. Barvitius) Katalog der Gemäldegalerie im Künstlerhause Rudolphinum zu Prag, S. 233–234. Prag 1889. – J. E. Wessely, Geschichte der Graphischen Künste, S. 177. Leipzig 1891.