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ADB:Windheim, Christian Ernst von

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Artikel „Windheim, Christian Ernst von“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 388–390, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Windheim,_Christian_Ernst_von&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 02:15 Uhr UTC)
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Windheim: Christian[WS 1] Ernst v. W., Orientalist und evangelischer Theologe, † 1766. – W. wurde am 29. October 1722 zu Wernigerode geboren, wo sein Vater Rudolf August v. W. gräflich stolbergischer Landdrost war. Im elterlichen Hause sorgsam erzogen und zu Braunschweig auf dem Martineum vorgebildet, studirte er seit 1741 zu Halle philosophische, theologische und juristische Wissenschaften. Wolf und Baumgarten hatten daselbst hauptsächlich Einfluß auf ihn. Den Abschluß seiner dortigen Studien machte seine Promotion zum Magister am 21. Mai 1745, nachdem er am 10. Mai vorher unter Baumgarten disputirt hatte. Der Ruf Mosheim’s zog ihn darauf auf die Universität [389] Helmstedt, wo er sich am 2. October dieses Jahres in der philosophischen Facultät habilitirte. 1746 wurde er Adjunct derselben Facultät; seine Disputation pro loco fand am 11. Juni statt. Im folgenden Jahre vermittelte Mosheim, als er als Kanzler nach Göttingen übersiedelte, die Berufung Windheim’s in eine außerordentliche Professur der Philosophie daselbst. Aus dieser Stellung folgte er 1750 einem Rufe als ordentlicher Professor der Philosophie und der orientalischen Sprachen nach Erlangen, wo er am 17. October seine Antrittsvorlesung (de usu scholarum contra Hobbesium) hielt. Hier lebte er sich so angenehm ein, daß er einen Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie und außerordentlicher Professor der Theologie nach Göttingen ablehnte und bis an sein Lebensende der Erlanger Hochschule erhalten blieb. Auch erhielt er im J. 1761 infolge der Ablehnung des Göttinger Rufes und, weil der Markgraf Friedrich, sein Landesherr, ihn als Kanzelredner schätzen gelernt hatte, die Erlaubniß, theologische Vorlesungen zu halten. Auf die Pflege der deutschen und der englischen Sprache verwandte er viel Fleiß. So erklärt sich, daß die „Teutschen Gesellschaften“ zu Göttingen und zu Jena, auch am 20. September 1759 die zu Erlangen ihn zum Ehrenmitglied machten. Im J. 1760 wurde er zugleich Vorsteher und Scholarch des Gymnasiums zu Erlangen. In den letzten Jahren trieb er auch Oekonomie und Naturgeschichte, starb aber schon am 5. November 1766 im Alter von 44 Jahren zu Timmenroda im Fürstenthum Blankenburg auf seinen Erbgütern, wohin er gegen Herbst dieses Jahres wegen einer gefährlichen Erkrankung seines Vatets gereist war.

Seine Lehrthätigkeit in Erlangen hatte er 1750 mit einer Vorlesung über Michaelis’ Einleitung in die Bücher des Neuen Bundes begonnen; dann las er hebräische Grammatik nach Danz, cursorische Erklärung alttestamentlicher Bücher, Arabisch und Syrisch, die Apokalypse und die Apostelgeschichte, später Logik nach Wolf und Metaphysik nach Baumgarten, Naturrecht nach Darjes, Oratorie nach Gottsched und über Paulinische Briefe. Im J. 1753 kündigte er Vorlesungen über philosophische Themata an. Seine theologischen Vorlesungen, die er seit dem Sommersemester 1761 hielt, erstreckten sich auf Dogmatik nach Mosheim, Moral, Apologetik und Pastoraltheologie, christliche Alterthümer, Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts nach Mosheim’schen Heften, die Lehre von der Kirche (die er von dem Gifte, welches Hobbes und Thomasius in sie gebracht, reinigen wolle), Polemik nach dem Bedürfnisse der Zeit, da jetzt andere Waffen als früher nöthig seien, Hermeneutik und Homiletik mit homiletischen Uebungen.

W. war zwei Mal verheirathet: zuerst mit einer Tochter des Göttinger Kanzlers v. Mosheim, Dorothea Augusta Margaretha, sodann mit Friederica v. Reizenstein, Tochter des ehemaligen Markgräfl. Brandenburg. Hauptmanns August Siegmund v. Reizenstein.

Schriften (der Zeitfolge nach geordnet, wobei nur die wichtigeren herausgehoben werden; die Titel aller andern Arbeiten finden sich bei Fickenscher [s. unten] II, 143 ff.): „De Paulo, gentium apostolo, contra Thomam Morganum (Dissertatio)“ (Halle 1745); „Dissertatio: meditationes psychologicae de facultate diiudicandi“ (Helmstedt 1745); „Diss. de memoria“ (ib. 1746); „Diss. de intellectu divino, qua Socinianismus philosophicus argumentis suis privatur“ (ib. 1746); drei Schreiben an seine Zuhörer: 1) „Philosophischer Beweis von der Wirklichkeit der Wunderwerke dieser Welt“ (ebd. 1746), 2) „Von dem letzten Zwecke Gottes bei der Schöpfung der Welt“ (ebd. 1746), 3) „Von den Engeln“ (ebd. 1747); „Observationes theologico-historicae ad Bonedicti XIV P. M. nuperam ad episcopum Augustanum epistolam. Quibus cum de aliis rebus, tum de sanctis ecclesiae romanae rituque canonizandi disseritur“ (ib. 1747); „Die Kunst stets fröhlich zu sein“ (Auszug aus Sarasa’s lateinischem Buche gleichen [390] Namens) (ib. 1747, 4. Aufl. 1755); „Dissertationes de obligatione in genere“ (Göttingen 1748); „Dissertationes de erroribus vulgi in libris sacris non probatis“ (ib. 1748); „Göttingische philosophische Bibliothek“, Bd. I (Hannover 1749); Bd. IX (Nürnberg 1757); „Sendschreiben an seine Zuhörer von der Erleichterung der Erlernung der morgenländischen Sprachen“ (Göttingen 1750); „Grundriß einer Ethik der Gelehrten“, in den Erlanger Gel. Anz. 1751 Nr. 14 bis 46; „Bemühungen der Weltweisen vom Jahr 1700–1750“ (Nachrichten und Auszüge von ihren Schriften) Bd. I–VI (Nürnberg 1751–1754); „Diss. philol.: Literae epentheticae Hebraeorum“ (Erlangen 1752); verschiedene Abhandlungen in den Erl. Gel. Anz. Jahrg. 1752 (Die Zweifelhaftigkeit der römischen Kirche in ihrem Glaubensgrunde; die Vielweiberei des Lamech u. a. m.); „Diss., theses philologicae selectae“ (Erlangen 1753); „Fragmenta historiae philosophicae sive commentarii, philosophorum vitas et dogmata illustrantes, olim seorsim editi nunc coniunctim recusi“ (ib. 1753); „Diss. de nonnullis ad doctrinam de permissione mali spectantibus etc.“ (ib. 1753); „D. de dualitatis ratione nominum Hebraeorum maxime appellativorum“ (ib. 1753); „Diss. de viribus vivis earundemque mensura“ (ib. 1754); „Richard Pococke’s Beschreibung des Morgenlandes und einiger andrer Länder“. Aus dem Englischen. (3 Theile 1755); Hugo Grotii annotationes in N. T. recensuit et praefatione de Socinianismo Hug. Grotii auxit“. T. I und II (ib. 1755 und 1757); „Diss. in locum difficiliorum Hoseae X com. 10“ (ib. 1755); „Johann Jackson’s chronologische Alterthümer der ältesten Königreiche“ u. s. w. Aus dem Englischen übersetzt (Nürnberg 1756); zwei naturwissenschaftliche Aufsätze in (H. Friedr. Delius) Fränk. Sammlungen Bd. 5 (Nürnberg 1760) 8°, Stück 28 und 29. – Zu nennen sind endlich die von W. veranstalteten Ausgaben von Schriften seines Schwiegervaters Mosheim (Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen Helmstedt 1756); Elementa theologiae dogmaticae (ebd. 1–3, 1758–1780); Allgemeines Kirchenrecht der Protestanten (Helmstedt 1760; Einleitung in die Sittenlehre der h. Schrift (ebd. 1760); Einleitung, die Wahrheit und Göttlichkeit der christlichen Religion gründlich zu beweisen (Erlangen 1762, 3. Aufl. 1771); Erklärung der Briefe Pauli an die Gemeinde zu Korinth (1762); Anweisung, erbaulich zu predigen (Erlangen 1763, 2. Aufl. 1771); Streittheologie der Christen, Th. I–III (Erlangen 1763–1764)].

Vgl. (Delius, Hofrath) Memoria viri dum viveret generosiss. atque ampliss. Chr. Ern. de Windheim etc., Erlangae 1766 fol. – Fickenscher, Gelehrten-Geschichte der Univ. Erlangen (Nürnberg 1806), II, 140–151. – Hirsching-Ernesti, Hist.-lit. Handbuch, XVI. Bd. (Leipzig 1813), S. 143 ff. – (Engelhardt,) Die Universität Erlangen von 1743–1843, Erlangen (1843) S. 44 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Christan