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ADB:Zimmermann, Max

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Artikel „Zimmermann, Max“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 289–290, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zimmermann,_Max&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 13:07 Uhr UTC)
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Zimmermann: Max Z., Landschaftsmaler, geboren am 7. Juli 1811 zu Zittau, wurde gleich seinen Brüdern zum Metier seines Vaters, der edlen Musica bestimmt, erlernte sechs Instrumente, die er mit angebornem Ingenium zeitlebens übte; Waldhorn blasend hat er sich auf einer seiner Radirungen dargestellt. Nebenbei betrieb er Zeichnen, lernte 1834 zu Dresden die Lithographie und ging dann 1837 nach München, wo er nach dem Vorbilde seines ältesten Bruders bald überraschende Fortschritte machte. Es war eine eigene Malercolonie, welche unter der Leitung von Albert und Max Zimmermann (die man nebst ihren weiteren Brüdern Robert und Richard kurzweg unter der Collectivbezeichnung der „Zimmerleute“ zusammenfaßte) erst in Starnberg und dann insbesondere zu Eberfing und Polling, als eine echte Hochschule für Landschaft, sich niederließ und eine große Anzahl jüngerer Kräfte zu gleich begeistertem Streben vereinte. Darunter der Architekturmaler Emil Kirchner, der universelle August Kreling, der auch als Dichter bekannte Felix v. Schiller, Lichtenheld, Ludwig v. Hagn, Langko, Karl Ebert, Theodor Kotsch, Ludwig Boltz, Fr. Salzer, die Brüder Seidel u. s. w. Z. begann mit einigen großen an Figuren und Thieren reichen Landschaften, dann aber, bald erkennend, daß in der Beschränkung sich erst der Meister zeige, wählte er ein kleineres Repertoire, wobei das Vorbild von Ruysdael und Hobbema maßgebend wurde. Insbesondere liebte er den deutschen Eichenwald und ermüdete nicht dessen großartige, ehrfurchtgebietende Stille und Einsamkeit und die melancholische Verlassenheit einzelner Gruppen in tiefempfundener Weise wiederzugeben. Die neue Pinakothek besitzt drei dieser Art: Eine flache Gegend mit einer schönen, reichbelaubten Eichengruppe und weiter Fernsicht, über welche mächtige Wolkenzüge hinfahren, wie man solche hauptsächlich von der Münchener Hochebene aus beinahe tagtäglich zur Sommerszeit studiren kann. Dann wieder eine Landschaft mit etlichen Eichen, vor denen ein Hirt mit einigen Schafen und Ziegen lagert, während ein etwas bewölkter Himmel sich darüber spannt. Das dritte Bild führt an den Rand eines Eichenwaldes, welchen ein Sturm aus geballten Wolken durchfegt, während das drohende Gewitter schon in den ersten Blitzen hereinkracht; als Staffage jagt ein verspäteter Reiter hastig querfeldein. Dieses alles zeigt uns der Maler in ungesuchter Wahrheit, so echt und natürlich, ohne unnöthigen Aufwand von Effect und Floskelschwulst. Und dann staunt man erst über diese Poesie, welche in so einem verlassenen Bruch liegt, durch welchen eine vergessene Straße führt, mit einem Tümpel Wasser, darüber etliche hundertjährige Eichen unter blaßgrauem Himmel, der plötzlich mit einigen goldenen Sonnenfäden die tiefste Oede elektrisirt. Oder er führt den Beschauer an die einsamen Gestade des Ammersees und gewährt uns einen Blick in die weite Ebene, über welche spielende [290] Wolkenschatten dahineilen. Meisterwerke dieser Art brachte die Kunstausstellung 1848, die Prager Exposition 1857 und 1858, dann die Münchener Historische Ausstellung 1858, der Münchener Kunstverein z. B. im December 1872 und 1876. Mit gleicher Virtuosität pflegte Z. außer dem Staffeleibilde die seit den vierziger Jahren gleichzeitig wieder in Flor gebrachte Radirung. Ein Blatt in den Sammlungen der Stadt München trägt die Signatur „Mein erster Versuch im Radiren München 10. Juni 1840“; ein Bauerndorf bei Brannenburg, im Vordergrunde zwei Pferde und ein Hund bei einer Pfütze, gab den Vorwurf dazu. In der Folge entstand, im Wetteifer für den „Münchener-Radirclub“, eine Reihe von Blättern, welche wol als das Werk von Max Z. zu seines Namens Gedächtniß herausgegeben zu werden verdiente. – Während der Meister in gewohnter Thätigkeit einem hohen Alter entgegen zu gehen versprach, hatte er im December 1877 das Unglück, durch einen Sturz den linken Arm zu beschädigen. Die Aerzte bestanden auf Amputation und der Künstler willigte ein, weiß Gott mit welch schwerem Herzen. Anfänglich schien der Erfolg gesichert und Z. vollendete noch eines seiner stillen Stimmungsbilder. Da meldete sich das Uebel wieder und erheischte eine neue, schmerzhafte Operation, welche nach qualvollen Leiden, durch Blutvergiftung das Leben des armen Dulders am 30. December 1878 beschloß.

Vgl. Nagler 1852. XXII, 294. – Maillinger, Bilderchronik, 1876. II, 244 (Nr. 4364–86). – Nekrolog in Beilage 28 Allg. Ztg. 1879. – Kunstvereins-Bericht f. 1878, S. 75.