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ADB:Zimmermann, Michael

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Artikel „Zimmermann, Michael“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 290–291, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zimmermann,_Michael&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 17:01 Uhr UTC)
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Zimmermann: Michael Z., Buchdrucker zu Wien zwischen 1553–1565. Ueber den Ort seiner Geburt und sein Geburtsjahr sowie über sein Vorleben herrscht völlige Dunkelheit, daß er jedoch nicht aus Wien selbst gebürtig war, beweist, daß er daselbst 1553 das Bürgerrecht nachsuchte. In einem seiner Drucke vom Jahre 1555 nennt er sich auch „Cymbermannus“. Ehe er als selbstständiger Drucker auftritt, arbeitete er zuerst als Geselle bei Aegidius Aquila (vgl. Hans Kohl XVI, 423), in dessen Testamente er nebst anderen Gesellen als Zeuge unterschrieben ist und heirathete sodann dessen Wittwe Barbara, wodurch auch die Officin im St. Annenhofe und deren Typen in seinen Besitz kamen. Im J. 1553 erscheint er als „Typographus juratus“ und druckte seit diesem Jahre außer deutschen auch lateinische, griechische, italienische und spanische Bücher. Außerdem war er der erste Drucker, welcher in Wien nicht nur arabische Typen besaß und sie seit 1554 gebrauchte, sondern auch 1555 mit einem Buche in syrischen Charakteren auftrat, zu welchem ihm sein früherer Mitgeselle bei Aeg. Aquila, Kaspar Kraft (s. A. D. B. XVII, 18) die Stempel geschnitten hatte. Diese arabische Druckerei ging freilich noch in demselben Jahre mit dem Abgange des Lehrers der hebräischen und arabischen Sprache an der Universität wieder ein, allein es bleibt ihr der Ruhm, die älteste in Deutschland gewesen zu sein, weil sie der Heidelbergischen, die Leich in seiner Typogr. Lips. p. 51 für die erste angibt, um 29 Jahre vorgeht. Ein Jahr darauf erschienen auch hebräische Bücher aus seiner Presse. Seine Ausgaben, welche in der Regel in Folio und Octav ausgingen, liebte er mit vielem Roth, oft auch mit mancherlei illuminirten Figuren und Landkarten auszuschmücken. Sein Wappen, welches er zuerst 1562 einem neuen Titel zum syrischen Testamente andruckte, zeigt einen Löwen und darüber zwei Sterne und um das Ganze zieht sich der alte Spruch herum: „Wan wir teten, was wir solten | So geb Gott widrum, was wir wolten“. Die Thätigkeit Zimmermann’s währte nur bis in das Jahr 1565, in welchem er noch Pfingsten unter seinem Namen des Petri a Rotis Oratio ad Othonem a Waldpurg … in festo Pentec. erscheinen ließ. Da aber in demselben Jahre schon seine Wittwe als Druckherrin eines Buches: „Christianorum [291] milites divinitus victoriis ornati“ unterzeichnete und 1566 Kaspar Stainhofer seine Stelle im Annenhofe einnahm, so muß er bald nach Pfingsten 1565 gestorben sein. Unter seinen verschiedenen, zuweilen auch mit kaiserlichen Privilegien bedachten Druckwerken, deren Zahl fünfzig beträgt, unter denen jedoch, weil undatirt, mehrere zwischen seiner und Hoffhalter’s Presse (s. A. D. B. XII, 569) schwanken, verdienen genannt zu werden: „Joannis nuper Ducis Northumbriae in Anglia … oratio“ (1553, 4°). Wer der Herausgeber dieser Schrift war, die nicht vor dem September gedruckt worden ist, ist unbekannt. In der Praefatio werden Nachrichten von John Dudley, Herzog von Northumberland gegeben, der am 22. August 1553 auf Befehl der Königin Maria, der er seine Schwiegertochter Jane Grey entgegengesetzt hatte, enthauptet wurde. Die Rede „quum ad supplicium productus esset, habita“ enthält seine Abbitte an die Königin, sein Glaubensbekenntniß u. a. m. „Liber Sacrosancti Evangelii … characteribus et lingua Syra et Hebraica“ (1555, 4°). Die syrischen Stempel hiezu hatte, wie oben erwähnt, sein Arbeiter Kaspar Kraft geschnitten. „Des Khünigreichs Hungern … Chorographica Beschreybung“. Der Verfasser ist Wolfgang Lazius, s. A. D. B. XVIII, 89 ff. „Commentar. vetust. Numismatum. Authore Wolfg. Lazio“ (1558, Fol.). Darin auch das Wappen des Verfassers und in der linken unteren Ecke das Monogramm des Künstlers Augustin Hirsvogel, der auch in einem Wiener Drucke vom Jahre 1549 „Rerum Moscoviticar. Commentarii“ eine Karte von Moskau geschnitten und dieses selbst unterhalb der Karte mit den Worten angezeigt hat: „Hanc tabulam absolvit Aug. Hiersfogel …“ vgl. über ihn Doppelmayr, Nachr. von Nürnberger Künstlern. S. 156 und 199, dem jedoch diese Karte nicht bekannt war. Stanisl. Hosii Confessio Cathol. fidei“ (1560, Fol.). Frühere Ausgaben waren ohne des Verfassers Namen erschienen, deshalb unternahm es Z. auf Kosten der zwei Bischöfe Michael zu Salzburg und Anton zu Wien, eine neue zu veranstalten und verkaufte 1400 Exemplare des Buches so rasch, daß er noch in demselben Jahre eine neue Auflage veranstaltete. Aber 1561 war auch diese verkauft und er ließ 1561 eine dritte drucken. Das Werk selbst erlebte im Laufe der Zeit 32 verschiedene Ausgaben. Ohne Jahr erschien, doch sehr wahrscheinlich 1554 des Peter Canisius „Summa doctrinae christianae“. Das darin enthaltene Decret Ferdinand’s I., welches über die Schädlichkeit der sectirerischen Katechismen klagt, ist unterzeichnet vom 13. August 1554. Canisius, der damals zu Wien Theologie lehrte, wollte durch diesen weltbekannten und in sehr viele Sprachen übersetzten Katechismus dem in Oesterreich immer mehr um sich greifenden Protestantismus Einhalt thun, und Ferdinand vergalt ihm diese Bemühungen mit der Wiener Inful. Der Katechismus war nach den geistlichen Uebungen des Ignatius (Rom 1548) die erste gedruckte Arbeit eines Jesuiten. – Ein sonst wenig bekannter Buchdrucker Gottfried Z. (er fehlt bei Zeltner und Eichsfeld), dessen Bild in Roth-Scholtz’ Icones I, Nr. 50 sich findet, lebte im 17. Jahrhundert zu Wittenberg und ebenso ein anderer, Hans Z. (Serapeum 1862, S. 62) zu Augsburg.

Schier, Comm. de prim. Vindob. Typogr. p. 36, 39. – Maittaire, T. III, P. 2, p. 652. – Meusel, Histor. Liter. VI, 527. – Denis, Merkwürd. d. Garellischen Bibl., S. 283–85 und dessen Buchdruckergesch. Wiens S. XIII.