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Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H22

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Heft 21 des Voigtländischen Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 22 der Section Voigtländischer Kreis
Heft 23 des Voigtländischen Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Breitenfeld
  2. Mühlhausen
  3. Wohlhausen
  4. Brotenfeld



[169]
Breitenfeld


11/4 Stunde ostnordöstlich von Adorf, 3/4 Stunden nördlich von Markneukirchen, 11/2 Stunde von Schöneck und 3 Stunden von Oelsnitz gelegen, ist wohl zu unterscheiden von Breitenfeld im Leipziger Kreise, wo einst die beiden grössten Heerführer ihrer Zeit nach lange vermiedenem Kampfe ihre letzte Probe bestehen sollten. Die Entschlossenheit, welche den Grafen Tilly sonst nie verlassen hatte, fehlte ihm an diesem geschichtlich denkwürdigen Tage; er hatte weder den festen Vorsatz, sich mit Gustav Adolph zu schlagen, noch die Charakterfestigkeit, es zu vermeiden. Doch die Nemesis, die ihr Amt in der Weltgeschichte nie aufgegeben hat, schien gegen seinen eigenen Willen zum Kampfe zu treiben und ihm den Todestag seiner militärischen Laufbahn bestimmt zu haben.

Dieser durch die erwähnte Schlacht merkwürdige Ort hat seinen Namen von der weiten um solchen herum liegende Ebene; ein gleiches können wir aber nicht von unserem Breitenfeld im Voigtlande behaupten, da solches hoch und schon etwas rauh, nicht gar weit von den Schöneker Hauptwäldern liegt. Woher es den Namen erhalten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Durch ein hier geliefertes Treffen ist der Ort nicht berühmt, wohl aber bekannt durch seine ausgezeichneten vortrefflichen Gerichtsherrschaften, die hier lebten und die Menschheit durch ihre Wohlthaten beglückten und Friede und Freude in manche Wohnung ihrer Unterthanen trugen.

Die ersten uns bekannten Besitzer dieses neuschriftsässigen Rittergutes waren die edlen von Thosse, die Erlbach oberen und unteren Theil besassen und in der frühesten Zeit für Kirchen und Schulen grosse Opfer brachten. Diese Herren besassen das Gut noch 1604. Damals verkaufte es Caspar Thoss auf Hohenleuben an den S. Merseburgischen Küchenmeister Karl Dittel um 26,000 Rthlr., wobei er ihm einen Holzbestand von 1/5 Millionen Klaftern garantirte.

Im Jahre 1637 kam die Besitzung wieder an einen Verwandten der Thosse. Dieselbe acquirirte Caspar Thossens Eidam Hans Ernst von Lohma auf Liebsdorf. Von dessen Nachkommen kam das Gut 1727 an den Lieutenant Philipp Carl von Schirnding auf Brambach. In dieser Familie blieb er bis 1808, wo es der bayersche Ober-Forstmeister von Schirnding an einen Herrn Müller verkaufte, von welchem es im Jahre 1812 der Hauptmann von Paschwitz auf Mühlhausen erhandelte, der es wieder 1816 an den Finanzprocurator Becker überliess.

Nach dessen Tode kam es an dessen Tochter, die verehel. Steuerprocurator Jani, und so in des letzteren Hände, welcher später und bis [170] zum Jahre 1844 als Justizamtmann in Adorf lebte. Durch die damals hochgehenden Fluthen der Revolution, wurde Jani bewogen auszuwandern und nach Amerika überzusegeln, wohin ihm schon ein Sohn vorausgeeilt war. Auf der Reise dahin begleitete ihn sein Schwiegersohn, der Gerichts-Director Schneider mit Gattin und Kindern. Leider erreichte er dieses von ihm ersehnte Land nicht, er starb auf dem Schiffe während seiner Ueberfahrt. Sein Schwiegersohn erreichte mit den Seinigen wohlbehalten Amerika: allein bald verlor er an den Folgen des gelben Fiebers seine treue Lebensgefährtin und 2 Kinder. Einsam auf fremden Boden sehnte er sich nach der Heimath, wo so viel Freundes-Herzen noch für ihn schlugen und so trat derselbe nach 2 Jahren die Rückreise nach Europa an. Er kam glücklich im Jahre 1852 in Adorf an, und widmete sich wieder der advocatorischen Praxis. Sein reger Eifer, sein aufrichtiger Sinn für Recht und Wahrheit verschafften ihm bald wieder ein gesichertes Auskommen. Leider erfreute er sich desselben nicht lange. Denn schon im Jahre 1856 ereilte ihn der Tod, und so blieb die Sorge für sein einziges hinterlassenes Kind seiner hochherzigen Schwiegermutter, der geb. Finanzprocurator Becker, verehel. gewesene Amtmann Jani, welche in Abwesenheit und nach dem Tode ihres Gemahls das Gut Breitenfeld selbst bewirthschaftete und des Guten viel schaffte, wo sie Gelegenheit dazu fand.

Bei ihrem vorgerückten Alter wurde ihr jedoch die Bewirthschaftung von Breitenfeld eine Last und sie verkaufte solches an Herrn Opitz auf Netzschkau, den Besitzer mehrerer Güter des Voigtlandes, welcher es aber schon wieder 1852 an Herrn Doctor Minkwitz aus Dresden abliess.

In welcher Achtung, in welchen Ansehen derselbe bei Bekannten und bei Gerichtsuntergebenen hier stand, dass beweisen die herrlichen Nachrufe für denselben bei seinem Wegzuge von Breitenfeld in diesem Jahre, nachdem er Thum im Erzgebirge acquirirt hatte.

Das Schloss in Breitenfeld ist im neueren geschmackvollen Style erbaut und von einem schönen Garten umgeben. Dazu gehört noch Bernitzgrün.

Der Umfang des Gutes ist nicht unbedeutend und vorzüglich sind die dazu gehörigen grossen Waldungen immer noch von bedeutendem Werth.

Auch die Brauerei des Gutes ist von Jahr zu Jahr vermehrt und erweitert, vorzüglich aber durch Herrn Doctor Minkwitz noch sehr verbessert worden.

Bis zur Einführung der neuen Gerichts-Ordnung hatte das Gut seine eignen Gerichte, unter welche auch 2 Häuser von Siebenbrunn gehörten.

Im Orte ist eine eigne Schule, über welche der Gerichtsherrschaft das Recht der Besetzung zusteht, wogegen eine Kirche hier nicht existirt. Vielmehr ist ganz Breitenfeld mit Wohlhausen und Gunzen nach Markneukirchen gepfarrt, wo seit dem Jahre 1840 der Sitz einer Ephorie besteht, zu welcher 10 Parochien mit einer Bevölkerung von 20,000 Seelen gehören. Vor dem Jahre 1840 gehörte die Parochie Markneukirchen zur Superintendentur Oelsnitz und hatte nur einen Pfarrer und einen Diakonus.

Der in der Nacht vom 22. zum 23. April 1840 in Markneukirchen ausgebrochene grosse Brand legte sämmtliche geistliche Gebäude und unter diesen auch die Kirche in Asche.

An ihrer Stelle ist ein anderes in neuerem Geschmacke aufgeführtes Gebäude unter der Leitung des Brandversicherungs-Inspectors Rossbach in Plauen erstanden, welches auf den Namen der schönsten und würdigsten Kirche der Umgegend Anspruch machen darf.

Das Rittergut Breitenfeld hat in dieser neuen Kirche seine besondere Capelle und sich um den Neubau in sofern verdient gemacht, als es Holz und unentgeltliche Fuhren dazu geliefert hat.

Durch die nahen Städte von Markneukirchen und Adorf ist die [171] Wohnung für den Rittergutsbesitzer in Breitenfeld, trotz dem dass solche in rauher Gegend liegt, immer eine angenehme.

In Südosten von Breitenfeld steigt der sogenannte Plattberg an, und in Nordwesten verbreitet sich die Haide.

Der Ort selbst in welchem sich auch eine Mühle befindet, besteht mit Bernitzgrün aus 21 Gebäuden und 115 Einwohnern, welche jetzt zum Gerichtsamte Markneukirchen gehören.

M. G.     




Mühlhausen


ein anmuthiges nettes Dorf an der Strasse, die von Adorf nach Brambach und Eger führt mit 400 Einwohnern, 1200 Acker, 100 Quadratruthen Grundbesitz und 11,1241/76 Steuereinheiten, wogegen das hiesige Rittergut gar keinen Grundbesitz hat, sondern nur trockne und Naturalzinsen einnimmt, dagegen bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation sich seiner eignen Gerichtsbarkeit erfreute, wozu Antheile von den Dörfern Arnsgrün bei Adorf (nicht zu verwechseln mit Arnoldsgrün bei Schilbach zwischen Oelsnitz und Schöneck) Eichicht, Landwüst, Obertriebel, Untertriebel und Raun gehörten; ingleichen war auch die Schänke von Raunhammer dahin lehnpflichtig.

Mitten durch das Dorf Mühlhausen schlängelt sich ein Bach, in welchem unten nicht weit von seiner Mündung in die Elster, wo er einen Mühlgraben bildet, sogenannte Perlenmuscheln gefunden werden.

Das Rittergut besteht blos aus dem in der Abbildung befindlichen Wohnhause, woran ein Garten grenzt. Aber von den Unterthanen waren stets 2291/6 Thlr. Erbzins, 12 Scheffel Korn, 52 Scheffel Hafer, 153/4 Pfd. Flachs, 68 Thlr. Gerichtsauszug und 3 Thlr. für die Fölmstrei zu entrichten.

In den frühesten Zeiten ist Mühlhausen schon als Vorwerk aufgeführt, welches den Herren von Thoss gehörte, von welchen die dazugehörigen Grundstücke an einzelne Begüterte in Mühlhauser und den übrigen 7 Ortschaften verkauft wurden, wodurch die für das Gut zu entrichtenden trocknen Zinsen entstanden. Dann kam Mühlhausen an die Herren von Zedtwitz. Im 15. Jahrhundert waren Besitzer des Vorwerks die Herren von Schirnding, welche das Vorwerk 1711 in ein neuschriftsässiges Rittergut verwandeln liessen. Diesen Herren von Schirnding folgte im Besitze die Familie von Paschwitz. Der preuss. Hauptmann von Paschwitz war noch 1824 damit beliehen, welcher solches an die Familie Adler abtrat.

Der derzeitige Besitzer aber ist Herr Carl Wilhelm Adler.

[172] Mühlhausen hat eine freundliche romantische Lage. Die herumliegenden Berge bieten herrliche Ansichten. Die dasigen Einwohner sind gemüthlich und höflich und die oft erwähnte treuherzige Gesinnung des Voigtländers gegen seine Nebenmenschen, findet man hier zu Hause.

Dieser Ort hat vorzüglich in den letzten Decennien viel durch das Emporblühen des Bades Elster gewonnen; denn hieher werden von den Badegästen häufige Spaziergänge unternommen, und in den schönen Sommerabenden machen die einzeln dahin wandelnden Gruppen der Badegäste einen tiefen Eindruck auf dem Beschauer.

Mühlhausen ist mit Raun und Kleedorf, mit Sohl, Arnsgrün, Gürth und Grün nach Elster eingepfarrt, weshalb auch unter beiden Orten eine lebhafte Verbindung ausser der Badezeit stattfindet.

Alle diese Orte, einschliesslich des Dorfes Mühlhausen haben ihre eignen Schulhäuser, welche als Nebenschulen von Elster betrachtet werden. Die Stellen werden insgesammt von den Gemeinden besetzt und von dem Diakonus zu Adorf als dem Prediger von Elster als Local-Inspector beaufsichtigt.

In Mühlhausen ist seit einigen Jahren ein neues Schulhaus, das von circa 80 Kindern besucht wird.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so dürfte der 30jährige Krieg zu denjenigen gehören, der auf das Schrecklichste hier seine Spuren zurückliess.

Der ganze Ort wurde damals verwüstet und geplündert, und einige Einwohner sollen sich blos durch die Flucht in die in Raun, neben dem Schulhause stehende Kapelle gerettet haben.

Diese Kapelle steht noch heutigen Tages über deren Ursprung, Alter und anfängliche Bestimmung keine sicheren Nachrichten vorhanden sind. Vermuthlich war es eine sogenannte Messkapelle, wie die verschiedenen vorhandenen Heiligenbilder schliessen liessen, die bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts noch vorhanden waren.

Jetzt wird noch in dieser Kapelle alljährlich eine Predigt zum Kirchweihfest und zweimal Communion von dem Prediger in Elster darinnen gehalten.

Doch zurückkommend auf die Mühlhausen betroffenen Schicksale in früherer Zeit, so müssen wir besonders noch des bayerischen Erbfolge Krieges gedenken, der ebenfalls Plünderung und Seuchen im Gefolge hatte und Mühlhausen in eine Einöde verwandelte.

Im Orte Mühlhausen befinden sich ausser den namhaft gemachten Gebäuden noch 2 Mühlen mit 3 Gängen und in der Neuzeit sind mehre andere schöne Privatgebäude hier entstanden, welche des Ortes Ansehen, seine angenehme Lage um ein Bedeutendes erhöhen.

Ein Theil von Mühlhausen, der in neuerer Zeit ebenfalls angebaut worden ist, heisst Jüdenloh. Woher der Name eigentlich stammt ist unbekannt und findet man solchen auch nicht in den alten Topographien und sonstigen Beschreibungen.

Mühlhausen mit Jüdenloh hat 69 bewohnte Gebäude mit 439 Einwohnern, welche seit Aufhebung der Patrimonialgerichte unter das Gerichtsamt Adorf gehören.

Nicht weit von Mühlhausen beginnt der schöne Rauner-Grund, wo sich die Rauner-Schänke befindet, die nach Mühlpausen lehnpflichtig war.

Uebrigens ist Mühlpausen noch bekannt, durch die Schönheit seiner weiblichen Bewohnerinnen, die der Curgast in Elster öfter als Brunnenmädchen zu bewundern Gelegenheit hat.

M. G.     



[173]
Wohlhausen


1/2 Stunde nördlich von Markneukirchen, am Wege von der nach Klingenthal und Auerbach, rechts vom Ebersbach 11/2 Stunde östlich von Adorf, und 3 Stunden südlich von Schöneck entfernt gelegen.

Der Ort heisst auch Wolhausen und Wohlhausen, ohne dass man genauer eigentlich angeben kann, woher die Benennung stammt.

Wolhausen selbst ist sehr alten Ursprungs und ein Vorwerk soll schon im 13. Jahrhundert hier existirt haben. Auf den Grundmauern des alten früheren Schlosses ruht heute noch das in der Abbildung befindliche herrschaftliche Wohngebäude.

In dem früheren alten Schlosse soll einst aus der Voigtländischen Ritterschaft ein Edler von Thoss sich an die Spitze gestellt, um dem Raufritterwesen ein Ende zu machen und von den gekommenen Rittern einen feierlichen Eid verlangt haben, welcher zu Streitigkeiten und zu einem Zweikampfe Veranlassung gab, in welchem Ritter von Thoss sein Leben endete. Man ehrte aber den Tod des Edlen von Thoss dadurch, dass die Ritterschaft der dasigen Umgegend sich gegenseitig das heilige Wort gab, in der ganzen Umgegend von Adorf und Markneukirchen keinen Ritter zu dulden, welcher vielleicht auf Abenteuer, auf Wegelagerung und Beute ausziehen sollte. Daher kommt es auch, dass man von den oberen Theilen des Voigtlandes keine Sagen, keine Räubergeschichten zu erzählen weis.

Um die Geschichte der Edlen Thosse, die hier gehaust haben sollen, ist aber noch ein grosses Dunkel verhüllt und bis zum 15. Jahrhundert fehlen uns über die Besitzer von Wohlhausen die näheren Nachrichten. Wohl möglich, dass durch die Hussiten hier die nöthigen Notizen vernichtet worden sind. Doch soll nach den Edlen von Thoss, ein Johann von Berg Wohlhausen besessen haben. Erst nach dem Hussitenkriege wird die Geschichte von Wohlhausen wieder lichter.

Die uns hier zuerst wieder genannten Besitzer von Wohlhausen sind die Herren Gräfendorf, denen Wilhelm von Carlowitz folgte. Dann kam es im 17. Jahrhundert an Philipp Sigismund von Schirnding, welche Familie das Gut bis zum 18. Jahrhundert besass. Im Jahre 1791 finden wir als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Wohlhausen, wieder einen von Thoss und zwar den Hauptmann von Thoss, welcher die Besitzung an einen gewissen Herrn Mirus abtrat, von welchem solche die Familie von Römer acquirirte, die jetzt noch im Besitze sich befindet. Dem Amtshauptmann von Römer folgte dessen Herr Sohn, Carl von Römer, welcher seit wenig Jahren mit Tode abgegangen ist und das Gut seiner unverheiratheten Schwester, dem Fräulein C. von Römer hinterlassen hat.

Mit dem hiesigen Rittergute sind einige Häuser und eine Mühle in Zwota verbunden, welche auf herrschaftlichen Felde von Wohlhausen erbaut ist.

Das Rittergut hatte früher seine eigene Gerichtsbarkeit, und unter dieselbe gehörte der Pfarrort Wohlbach. Dieser Ort muss später entstanden sein als Wohlhausen, weil ausserdem die kurze Entfernung von letzterem Orte gewiss Grund genug gewesen sein würde, dass die Bewohner von Wohlhausen nach Wohlbach in die Kirche gewiesen [174] wären, da man ausserdem für gewiss annimmt, dass Wohlbach auf früheren Wohlhausner Grund und Boden erbaut worden ist.

Es lässt die spätere Entstehung von Wohlbach auch daher sich ableiten, dass dieses Pfarrdorf früher und eine lange Zeit hindurch Filial von Markneukirchen war. Erst im Jahre 1545 hat Wohlbach seinen eignen Pfarrer bekommen und auch erhalten, obschon der Ort selbst sehr klein ist und gegen die anderen hiesigen Pfarreien seinen Pfarrer nur gering dotirt hat.

Unter den früheren Gerichtsherren von Wohlhausen zeichneten sich durch Mildthätigkeit und durch sonstige Fürsorge für die Cultivirung hiesiger Gegend, wo die Protestanten Böhmens eine Zufluchtsstätte suchten, vorzüglich unter allen aus, der Oberlandjäger Georg von Carlowitz, welcher in der Gegend von Zwota mit 30 Lehn des hiesigen Waldbodens beschenkt wurde und neue Stätten für die Böhmischen Flüchlinge anlegte.

Von ihm stammt auch das Hammerwerk in Zwota, welches mit der Zeit schnell emporwuchs und an Grösse zunahm.

Im 18. Jahrhundert kam dieses Hammergut an die Gebrüder Mirus die ebenfalls Wohlhausen besassen. Auch diese beiden Brüder machten sich um dasige Gegend sehr verdient. Diese beiden edlen Männer erbauten aus eignen Mitteln die jetzt noch existirende Kirche in Zwota, und durch ihre Mildthätigkeit und Humanität haben sie bei ihren Unterthanen ein unvergessliches Andenken zurückgelassen. In diesen ihrem Streben wurden sie von ihren Nachbesitzern, vorzüglich von der Familie von Römer getreulich unterstützt, und ihr Andenken auch noch im Tode geehrt.

Denn nur rühmend müssen die Unterthanen von Wohlhausen bekennen, dass sie bis auf dem heutigen Tage von der Familie von Römer nur Wohlthaten auf Wohlthaten erhalten haben, die auf Kind und Kindeskinder ihre reichen Früchte bringen werden. Die Ablösungen der Huth und Frohnen sind hier auf eine solche leichte Weise zu Ende geführt worden, wie solche nur möglich waren und überall erblickte man die zarten Rücksichten, die gegen die Pflichtigen Seiten der hiesigen Gerichtsherrschaft genommen worden sind.

In Wohlhausen ist durch Verwendung und Vermittelung der hiesigen Gerichtsherrschaft seit dem Jahre 1841 eine ständige Schule, welche seit einigen Jahren ein neues Schulhaus besitzt, in welchem gegen 50 Kinder unterrichtet werden.

In kirchlicher Hinsicht hält sich Wohlhausen mit Breitenfeld, Gunzen, den auf herrschaftlichen Grund und Boden von Wohlhausen erbauten Häusern in Zwota zu Markneukirchen.

Die Einwohner nähren sich grösstentheils von Ackerbau und der Viehzucht und besteht die Bevölkerung in circa 420 Seelen, welche unter das Gerichtsamt Markneukirchen gehören.

Die von einigen Topographen aufgestellten Ansichten, dass Wohlhausen kurz vor der Ansiedelung in Zwota entstanden sei, sind ganz irrig, da eben schon früher ein Gut oder Vorwerk hier existirte und die Geschichte uns sogar die Namen der Besitzer desselben aufbewahrt hat, wie wir oben früher erörtert haben.

M. G.     



[175]
Brotenfeld


nur 11/4 Stunde von Oelsnitz und 11/2 Stunde von Schöneck über einem Bache, der südlich von hier die sogenannte Holzmühle treibt und nach meilenlangem Laufe, durch den Werdaerbach verstärkt, bei Oelsnitz die Elster erreicht, entfernt gelegen.

Neben der Entstehung des Ortes oder vielmehr des Schlosses existirt folgende Sage: Ritter Eckbert von J oder T (die übrigen Buchstaben der alten Urkunde sind unleserlich) galt in dem oberen Theile des Voigtlandes als einer der mächtigsten und einflussreichsten Herren der Voigtländischen Ritterschaft. Zu Ehren seiner einzigen Tochter veranstaltete derselbe zu ihrem 16. Geburtstage eine grosse Jagd in Voigtlands undurchdringlichen Forsten. Auch Agnes nahm Theil daran. Unversehens war sie bei dem Verfolgen eines Hirsches von dem Gefolge abgekommen. Nach langem Umherirren stieg sie ermüdet von dem schnaubenden Rosse und lagerte sich neben Heidelbeersträuchern. Plötzlich brach durch die Zweige ein gewaltiger Eber und sprang auf das Ritterfräulein zu. Entsetzt rief sie um Hülfe, noch einen Augenblick, und der Hauer des Thieres hatte Agnes Kleider erfasst – da traf ein Jagdspeer von starker Hand die wilde Bestie und niederstürzte sie zu des Fräuleins Füssen. Ein Knappe, mit Namen Brotenfeld war es, welcher das Leben des Fräuleins gerettet hatte. Noch lag sie ohnmächtig zu Boden, der Knappe richtete sie auf, Blicke des Dankes und der Liebe begegneten ihm. Von dieser Stunde an war zwischen Beiden ein stiller Bund geschlossen. Agnes hält es für Sünde einen andern noch ihr Herz zu weihen. Lange Zeit blieb dieses Verhältniss den Augen der Welt verborgen. Endlich kam es bei einem Festmahle zu Tage, als das Fräulein dem Knappen mit Hintenansetzung edler Ritter Beweise der Zuneignung gegeben hatte. Kaum gelangte die Kunde davon zu den Ohren des Vaters, als der unglückliche Knappe sogleich verstossen, das Fräulein aber im engen Gewahrsam gehalten wurde um die Liebes-Gedanken sich aus dem Sinn zu schlagen. Indessen hatte die Strafe des Vaters nichts besser gemacht.

Das Fräulein fand dennoch Gelegenheit mit dem verstossenen Jünglinge zusammenzukommen; aber auch Agnes Vater erhielt Nachricht davon und beeilte sich derselbe um so mehr, die Verlobung seiner Tochter mit einem reichen, ebenbürtigen Ritter zu Stande zu bringen. Als der festgesetzte Tag der Hochzeit herangekommen, ward die Braut halb ohnmächtig in die Kirche geführt und ihre Hand in die Rechte des Bräutigams gelegt. Todtenblass verliess die Jungfrau die Kirche und vom Festmahl schlich sie sich unvermerkt davon, durchstreifte den Wald, und in der Gegend des jetzigen Schlosses stürzte sie zusammen, von den Wirkungen des vor dem Gastmahle genommenen Giftes. Ihr Getreuer hatte sich auf die Kunde von der stattfindenden Hochzeit in die Nähe der Burg begeben. Er hoffte das Fräulein noch einmal aus dem Fenster zu sehen und noch einmal von ihr gegrüsst zu werden.

Bei ihrem Herauseilen durch den Garten des Schlosses in das Weite folgte der Knappe in der Ferne und als er Agnes zusammenstürzen sah, eilte er auf sie zu, umschlang sie und gab sich den Todesstoss. So fand man ein Leichenpaar. Bei der Kunde von diesem Doppeltode stürzte der Vater leblos nieder. Mit ihm starb der letzte Sprosse des Geschlechts und von der in hiesiger Gegend damals existirenden Burg ist keine Spur mehr vorhanden.

Bloss ein Verwandter dieses Geschlechts soll an der Stelle, wo die Todten gefunden worden waren, ein Vorwerk erbaut und solches Brotenfeld genannt haben.

[176] In früherer Zeit war Brotenfeld, welches anfänglich und bis zum 16. Jahrhundert mit Wall und Graben umgeben war, ebenfalls ein Besitzthum der Herren von Thoss. Im 18. Jahrhundert finden wir im Besitze des Gutes die Familie Rudert, die bezüglich ihrer Herzensgüte und ihrer Mildthätigkeit im ganzen Voigtlande bekannt und geachtet war. Leider war eine starke Nachkommenschaft die Veranlassung zu dem Verfall dieser Familie und das Gut musste später subhastirt werden, wodurch dann die Familie Schilbach in den Besitz von Brotenfeld kam.

Der dermalige Besitzer ist Herr Gottlob Friedrich Schilbach.

Brotenfeld das Rittergut hat ein Areal von 600 Acker mittlerer Bodenart, die übrigen Ortseinwohner besitzen zusammen 506 Acker 249 Quadratruthen.

Früher war das Rittergut noch weit grösser und zeichnete sich vorzüglich durch seine bedeutenden Waldungen aus, die unter der Familie Rudert theilweise eine Schmälerung erlitten haben.

Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation hatte Brotenfeld das Rittergut seine eigene Gerichtsbarkeit, welche sich bloss auf den Ort beschränkte.

Eingepfarrt ist Brotenfeld mit dem Dorfe Korna nach Arnoldsgrün, (nicht zu verwechseln mit Arnsgrün bei Adorf). Unser Arnoldsgrün war früher selbst ein Rittergut und besass solches im 17. Jahrhundert der berühmte Flossa von Seilbitz auf Raschau, von welchem es an die von Mangold’sche Familie gekommen ist, und mag damals Arnoldsgrün und Brotenfeld vereinigt gewesen sein.

Kirche und Schule von Arnoldsgrün stehen unter der Inspection Oelsnitz. Der Superintendent des letzteren Ortes übt das Collaturrecht über Kirche und Schule mit dem Gerichtsamtmann.

Die nicht weit von Arnoldsgrün gelegene Spitzmühle ist bekannt geworden durch die schauderhafte Mordthat, die am frühen Morgen des 19. Febr. 1838 darinnen an der hinterlassenen Müllers Wittwe, Christiana Sophia Seling verübt wurde.

Die Schule in Arnoldsgrün als Parochialschule wird incl. der schulpflichtigen Kinder von Brotenfeld und Korna im Ganzen von 125 Kindern besucht.

Das mit Brotenfeld nach Arnoldsgrün eingepfarrte Dorf Korna, ist noch merkwürdig wegen der sogenannten Groschenhäuser, deshalb sogenannt, weil der jedesmalige Bewohner bei seinem Einzuge nur einen Groschen an den Herrn zu bezahlen, ausserdem aber freilich noch für gewöhnlich jeden Tag in der Woche Jahr aus Jahr ein Frohndienste zu leisten hatten.

Es sind 11 Häuser, die dem jederzeitigen Besitzer von Schilbach eigentlich zugehören.

Ueberhaupt sind in dem oberen Voigtlande von den früheren Besitzern der Rittergüter, vorzüglich aber von den Herren von Thoss, welche den grössten Theil des oberen Voigtlandes durch Verleihung von den Voigten zu Plauen beherrschten, viele Wohnungen erbaut worden, um Menschen und Arbeitskräfte zur Ausrodung der Wälder heranzuziehen.

Die Bewohner der Arnoldsgrüner Parochie nähren sich meist vom Feldbau; doch giebt es auch einzelne Handwerker.

Brotenfeld mit seinen 19. Häusern und 107 Einwohnern gehört wie Arnoldsgrün und Korna zum Gerichtsamte Schöneck, wo der Sage nach die älteste Burg des Voigtlandes existirt haben soll.

M. G.     




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