Zum Inhalt springen

BLKÖ:Gelinek, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Geldern
Band: 5 (1859), ab Seite: 128. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joseph Gelinek in der Wikipedia
Josef Jelínek in Wikidata
GND-Eintrag: 11900853X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gelinek, Joseph|5|128|}}

Gelinek, Joseph (Abbé und Compositeur geb. zu Selcz in Böhmen 3. Dec. 1758, gest. 13. April 1825). Zeigte früh Talent für Musik, besuchte die Jesuitenschulen zu Przibram, dann die Universität zu Prag, bildete sich aber zugleich immer mehr in der Musik aus, worin Joseph Segert sein Lehrmeister war. 1783 wurde G.. in’s Generalseminar [129] in Prag aufgenommen und 1786 zum Priester geweiht. Als bald darauf Mozart Prag besuchte, lernte ihn dieser bei dem Grafen Phil. Kinsky kennen, schätzen, und auf Mozarts Empfehlung wurde G. Hauscaplan und Claviermeister bei dem Grafen, mit welchem er später (1795) nach Wien ging. Hierauf trat er in die Dienste des Fürsten Joseph Kinsky, in dessen Hause er 13 Jahre blieb und Lehrer der Familie war. Das schon in Prag geschlossene Freundschaftsband mit Mozart knüpfte sich nun noch enger, und G. gewann durch den Umgang mit diesem Heros der Tonkunst in der Composition, worin ihn der Unterricht Albrechtsbergers noch mehr förderte. Die Zahl von G.’s Compositionen ist überraschend groß, es sind größtentheils Variationen, man schätzt die Menge der geschriebenen und gedruckten auf nahezu Tausend und die der gedruckten allein beträgt 145 Nummern. Schimmer nennt ihn deshalb den „Variationen-Heros“, dem man die beispiellose Menge dieser Productionen zu verdanken hat, deren Fluten noch nicht ganz abgelaufen sind und viele stagnirende Pfützen hinterlassen haben, besonders durch das gewöhnliche Heer unberufener Nachahmer. G.’s Werke aufzuzählen, verbietet uns der Raum; es wird deshalb auf Sigismund Ant. Steiners Verlags-Catalog (Wien, Folio) S. 6, auf Meusels Künstler-Lexicon und Dlabacz (s. d. Quellen) verwiesen. Von seinen Arbeiten sind aber besonders hervorzuheben: XXII Ariettes, Duos, Menuets, Ballets, Marches, jede einzeln, alle mit mehr oder weniger Variationen für das Piano, seit 1793–1803 zu Wien, Berlin und Offenbach gedruckt, welche G.’s Ruhm als einen der ersten Claviervirtuosen begründet haben; ferner: „Sonate pour le Clavecin Nr. 5“ (Wien 1794, Artaria, auch Offenbach Nr. 84); – „Sonate très facile p. l. Clav. Nr. 6“ (Wien 1794); – „Hymne des Alliés p. le Clav, sur l’air des Marseillois avec des paroles de M. le Comte de Dietrichstein“ (Wien 1799); – „8 Variations p. Pf. sur un air russe op. 22“ (Leipzig, Kühnel); – „Variations sur l’air de Tyrol. Wann i in der Früh“ (op. 46); – „11 Variations sur le favorite. Walze de la Reine de Prusse“ (Wien 1804) u. v. a. Gelinek starb im Alter von 67 Jahren und hinterließ, obwohl er bei Lebzeiten einen Theil seines Vermögens eingebüßt, den dürftigen Verwandten, die er Zeitlebens unterstützt hatte, noch ein Vermögen von 42,000 fl., welches er sich durch seine Compositionen erworben hatte. Diese waren zu seiner Zeit sehr beliebt, einen bleibenden Kunstwerth besitzen sie nicht; auch componirte Gelinek zu viel, um bei seinen Arbeiten die künstlerische Vollendung im Auge zu behalten, jedenfalls enthalten sie aber vieles Gute, und eine Auswahl seiner besten wäre eine treffliche Schule für angehende und auch geübtere Schüler des Pianofortespiels.

Dlabacz (Gottfried Johann), Allgem. histor. Künstler-Lexikon für Böhmen … (Prag 1815, 4°.) I. Bd. Sp. 453. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst (begonnen von Schladebach, fortgesetzt) von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856 u. f., Schäfer, gr. 8°.) II. Bd. S. 135 [nach diesem und Ersch u. Gruber wäre G. Hauscaplan des Fürsten Eßterházy gewesen, er war es aber nur im Hause des Fürsten Joseph Kinsky]. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues histor.-biogr. Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, Kühnel, gr. 8°.) II. Thl. Sp. 278. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 56. Thl. S. 454. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 296 [nach dieser, der Nouvelle Biographie générale und nach Dlabacz geb. im Jahre 1757]. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIX. Bd. Sp. 828. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) XII. [130] Bd. S. 317 [nach diesem gestorben 1829]. – Frankl (Dr. L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1844, S. 491: „Literarisch-artistische Silhouetten mit kritischer Beleuchtung“ von Karl Aug. Schimmer.[BN 1]Porträte. 1) Unterschrift: Abbé Gelinek. Unter den Wolken, welche die Brust des Bildes umfassen: Stahlstich von Carl Mayer Nr. 69. Am unteren Rande der Platte: Verlag von Schubert und Niemayer in Hamburg und Itzehoe. Lex. 8°. – 2) Ohne Unterschrift; unter dem Medaillon: Letronne del. John sc. gr. 4°. – 3) C. T. Riedel sc. 1802. Leipzig, Breitkopf und Härtel, 4°.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Gelinek, Joseph [Bd. V, S. 128].
    Handschr. biogr. Notizen im Archiv u. s. w., wie bei Campi. [Band 26, S. 384]