BLKÖ:Grefe, Conrad
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 5 (1859), ab Seite: 321. (Quelle) | |||
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Schindler, dieser zu früh verstorbene vielversprechende Künstler, der Mutter rieth, ihn für die Kunst ausbilden zu lassen. Von da an, parallel mit dem übrigen Schulunterrichte, genoß er den Unterricht Schindlers, später eines andern Künstlers, und so begann seine technische Fertigkeit sich zu entwickeln und durch Fleiß und Ausdauer zu befestigen. Im Sommer 1837 trat G. in die Akademie der bildenden Künste, zunächst in die Landschaftsschule des Prof. Mößmer, etwas später in die Figurenschule des Prof. Gsellhofer. Allein zu jener Zeit herrschte an diesen Schulen noch ganz die Unterrichtsschablone des 18. Jahrhunderts, die Fortschritte der neuen deutschen Kunst blieben unbeachtet, Hakert[WS 1] und Christian Brand, Füger und Caucig waren die unfehlbaren Muster, deren Zeichnungen mit mechanischer, bestimmt vorgeschriebener Schraffirung nachgeahmt werden mußten; jedes selbständige abweichende Vorgehen war fehlerhaft, weil gegen die Regel verstoßend; das Naturstudium wurde lässig und blos nebenbei betrieben. So verstrichen für G. einige Jahre ohne sonderliche Fortschritte, das fortwährende Copiren machte seine Zeichnung immer manierirter und der ganze Vorgang in der Akademie gab ihm keine Anregung und Befriedigung, andererseits fanden die Professoren an ihrem Zöglinge wenig Lobenswerthes, beachteten ihn wenig oder gar nicht, in Folge dessen er sich ebensowenig einer Begünstigung als akadem. Auszeichnung zu erfreuen hatte. Allein allmälig war der Umschwung auf dem Kunstgebiete so mächtig geworden, daß auch das akademische Leben in Wien mehr und mehr, freilich nur indirecter [322] Weise, davon berührt wurde, unter den Kunstjüngern selbst hatte sich die Erkenntniß dessen, was Noth thue, kräftig Bahn gebrochen, und einige Professoren, meist neu an die Akademie gekommen, förderten diese Richtung soweit es in ihrer Macht stand. Nun begann in diesen Kreisen ein eifriges Studium der Natur, der Composition nach den alten classischen Meistern; die neu organisirte akademische Bibliothek, sowie die großartige Sammlung des Erzherz. Karl boten die Möglichkeit, die neuen Meister wenigstens in guten Nachbildungen oder Radirungen zu studiren; es entwickelte sich ein sehr großer Eifer, aber auch eine selbständige Entwicklung der Individualitäten. G., der überdies mit den ungünstigsten Verhältnissen zu kämpfen hatte, der in seiner bedrängten materiellen Lage die eine Hälfte des Tages dem Erwerbe widmen mußte und in der andern, sowie in der Nacht, erst seine Studien betreiben konnte, hatte unter den beginnenden Reformen neuen Muth gewonnen. Endlich gegen das Jahr 1844 trat G. mit einer selbständigen Arbeit vor das Publicum; er fand bei vielen Kunstfreunden Anerkennung, und durch raschen Ankauf seiner ersten Bilder, lebhafte Aufmunterung; besonders auf den Ausstellungen in Norddeutschland, welche er vielfach beschickte, fanden seine, dem deutschen Waldleben entnommenen Landschaften großen Beifall. In früherer Zeit viel mit Zinkradirungen für die Förster’sche „Bauzeitung“ beschäftigt, wendete er sich 1846 mit Vorliebe diesem Zweige der graphischen Kunst zu, und es entstand allmälig bis 1849 eine Folge von 16 radirten Landschaften, die mit einer gleichen Zahl von Lorenz Schön radirten Blättern ausgegeben wurden und sich einer sehr beifälligen Aufnahme erfreuten. Bald darauf begann er ein größeres Werk, u. z. 36 radirte Naturstudien, welche in streng correcter Ausführung u. organischer Stufenfolge ein Vorlagewerk für den öffentlichen Zeichnenunterricht bilden sollten. Dieses dem k. k. Unterrichtsministerium vorgelegte Werk wurde von diesem an die gesammten Zeichnenschulen des Kaiserstaates als das in seiner Art Vorzüglichste empfohlen und der Künstler von Sr. Maj. dem Kaiser mit der goldenen Medaille für Kunst etc. ausgezeichnet. Zu gleicher Zeit malte G. auch eine große Anzahl Landschaften, welche in den Ausstellungen der Kunstvereine von Privaten gekauft und überhaupt gesucht wurden. Im J. 1855 begann G. auch die Aquarellmalerei eifrig zu pflegen und wählte hiezu meist mittelalterliche Architekturen. Es entstand nun eine Reihe von Aquarellen, romanische und gothische Baudenkmäler Oesterreichs vorstellend, welche durch ihre überaus gelungene Ausführung in den Ausstellungen des östr. Kunstvereins die Aufmerksamkeit des Publicums auf sich zogen. Unter diesen ist namentlich eine Folge von Aquarellen zu erwähnen (Kirchenbauten aus Niederösterr.) welche G. im Auftrage des Hofraths Ritter v. Auer malte, und die in den Ateliers der Staatsdruckerei in Farbendruck als Aquarellimitation ausgeführt zu werden bestimmt waren, um zugleich mit Arbeiten von J. Selleny, Novopacky, Gottfr. Seelos, Wimmer u. A. Bestandtheile eines National-Prachtwerkes zu bilden. Mittlerweile hatte unter den jungen Künstlern Wiens eine ernste, auf künstlerische Zwecke gerichtete Bewegung begonnen; man hatte die Nothwendigkeit erkannt, durch eine feste Vereinigung dem ganzen Streben mehr Halt und Nachdruck zu geben; im Winter 1856/7 fanden die ersten größern Versammlungen Statt, an denen G., der in dieser Bewegung eine vollständige Uebereinstimmung mit seinen eigenen Kunstansichten und Bestrebungen erkannte, mit aller Energie sich betheiligte. Nebst Selleny und L. Neustädter zur Redaction [323] der Statuten gewählt, bearbeitete Grefe dieselben und am 17. Dec. 1857 fand die erste Gründungsversammlung Statt, in welcher G. zum prov. Gesellschaftsvorstand gewählt wurde. Der Verein nahm den bezeichnenden Namen „Eintracht“ an, zählte in kurzer Zeit 130 Künstler unter seinen Mitgliedern und bald machte sich sein fördernder Einfluß im Wiener Künstlerleben bemerkbar. Nun trat G. mit einem Plane zur Begründung eines „Wiener Künstler-Albums“ vor die Gesellschaft. Es beruhte diese Idee auf den Grundsätzen, allmälig sämmtliche Künstler Wiens in einem großartigen National-Prachtwerke zu vereinen, – ihre Werke in den weitesten Kreisen bekannt zu machen, – dem Kupferstich, der Radirung und Lithographie die so sehr nöthige Gelegenheit zur Thätigkeit und somit zur Ausbildung zu schaffen und endlich durch einen sehr mäßigen Preis die Theilnahme des Publicums für die Leistungen der einheimischen Künstler zu gewinnen. Der außerordentliche Eifer der Vereinsmitglieder, verbunden mit der seltenen Theilnahme des Publicums, förderten dieses Werk, von welchem bisher in zwei Jahrgängen 48 Blätter in 100.000 Abdrücken über den ganzen Kaiserstaat verbreitet wurden. Bei der zweiten Jahresfeier des Vereins legte G. seine Vorstandstelle in die Hände seiner Collegen zurück, von der Ueberzeugung geleitet, daß es zum Gedeihen eines Vereins unbedingt nöthig sei, die Verwaltung nicht stets den gleichen Händen zu überlassen, da neue Personen auch neue Pläne, neue Ideen mit sich brächten, deren Verwirklichung stets ein reges frisches Leben in der Gesellschaft erhalte. Auch in der Generalversammlung des österr. Kunstvereins, dessen Comité G. gleichfalls als Mitglied angehörte, hatte er eine etwaige Wiederwahl abgelehnt und widmet G. seitdem wieder seine ganze Zeit den künstlerischen Productionen. In den letzten drei Jahren waren eine ziemliche Anzahl großer und kleinerer Oelgemälde, dann einige große Radirungen und Aquarelle entstanden, von denen hier jene folgen, die in den Ausstellungen des östr. Kunstvereins zu sehen waren. Außer den bereits angeführten Werken mit Radirungen hat G. bereits viele Bilder gemalt, u. z. die Oelgemälde: „Waldparthie im Frühnebel“ (östr. Kunstv. 1852, März, 100 fl.); – „Aulandschaft bei untergehender Sonne“ (ebend. Mai, 200 fl.); – „Motiv aus der Umgebung von Wien“ (eb. Sept. 100 fl., angek. vom Kstv.); – „Donauinsel“ (eb. 1853, Jänn. 120 fl.); – „Parthie im Prater“ (eb. März); – „Die Ruine im Garten des kais. Lustschlosses in Schönbrunn“ (eb. Mai, um 300 fl. vom östr. Kstv. angekauft); – „Parthie aus der Umgebung des Schneeberges“ (eb. April, 450 fl.); – „Die Ruinen bei Hainburg bei Mondbeleuchtung“ (ebenda 1855, März, 400 fl.); – „Abendlandschaft“ (ebd. Mai, 450 fl.); – „Verfallene Klostermühle“ (eb. 1858, April, 400 fl.); – „Auparthie“ (ebd.); – „Gewitterlandschaft“ (eb. 1859, Febr. 800 fl.); – ferner die Bleistiftzeichnungen, Aquarelle u. Radirungen: „Studien für ein grösseres Werk“, 4 Blätter Radirungen (östr. Kstv. 1852, März und April) Gebüsche, Baumstämme, Klettengruppen u. dgl. m.; – „Altdeutscher Erker im Stiftsgebäude zu Klosterneuburg“; – „Föhren“, beides Radirungen; – „Schloss Roseneck nächst Stadt Steyr“ (Vignette zu den Rosenecker Romanzen von Julius von der Traun, Radir.); – „Die Ruine im Garten zu Schönbrunn“ (Bleistiftzeichnung, 70 fl.); – „Die altdeutsche Pfarrkirche in Perchtoldsdorf“ (Aquarell, 80 fl.); – „Ruine der altdeutschen Kirche zu Kirchberg am Wechsel“ (Aqu. beide, Nov. 1855, 40 fl.); – „Heil. Dreikönigs-Capelle in Tulln“ (45 fl.); – „Othmarskirche in Mödling“ (80 fl.); – „Apsis der romanischen Kirche in Schöngrabern“ (45 fl.); – „Rotunde in Deutsch-Altenburg“ (45 fl.); – „Rundcapelle [324] in Pulkau“ (60 fl.); – „Stiftskirche in Heiligenkreuz“, vordere Ansicht (50 fl.); – „Pfarrkirche in Deutsch-Altenburg“ (80 fl.); – „Romanischer Rundbau in Petronell“ (60 fl.); – „Spitalkirche in Mödling“ (50 fl., die letzten 9 Bilder sämmtlich Aquarelle und im östr. Kstv. Dec. 1855 ausgestellt); – „Ansicht aus dem israelitischen Friedhofe in Prag. Grab des Oberrabbiners Simon Spiro“ (ebend. Aquarell, 1856 Jänner, 160 fl.); – „Der alte Friedhof in Prag“ (ebd. März, Aquarell, 300 fl.); – „Eine zweite Ansicht desselben“ (eb. April, 300 fl.); – „Rotunde zu Schleinitz“; – „Chor der Pfarrkirche zu Neunkirchen“; – „Spitalkirche in Perchtoldsdorl“; – „St. Georgskirche in Wiener-Neustadt“; – „Kirche zu Spitz an der Donau“; – „Pantaleonscapelle zu Mödling“; – „Stiftskirche in Klosterneuburg“; – „Pfarrkirche U. L. F. in Wiener-Neustadt“; – „Pfarrkirche zu Brunn im Gebirge“; – „Kapuzinerkirche in Wiener-Neustadt“; – „Pfarrkirche in Baden“ (alle 11 Stück Aquarelle, ausgest. im östr. Kstv. 1857 Febr.). G.’s Arbeiten zeichnen sich aus durch tüchtige Technik, frisches Colorit und Naturwahrheit.
Grefe, Conrad (Maler, geb. in Wien 7. Sept. 1823). Schon im dritten Jahre verlor er seinen Vater, der aus Bremen gebürtig als Juwelier in Wien ansäßig war, durch den Tod; die Mutter, eine Frau voll Einsicht und Charakterstärke, setzte die Erziehung des Sohnes fort und verwendete alles Mögliche für dessen Unterricht und geistige Entwicklung. Schon in frühen Kinderjahren äußerte sich bei ihm die vorherrschende Neigung zur Kunst, so daß- Müller (Fr.), Die Künstler aller Zeiten und Völker (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, gr. 8°.) II. Bd. S. 291. – Kataloge des östr. Kunstvereins: 1852 März, April, Mai, August, September, November. 1853 Jänner, März 10, Mai 30, Juni 92, Oct. 44. 1854 April 39, Oct. 62–67. 1855 März 41, April 46, Nov. 62, 65, Dec. 60–70. 1856 Jänner 96, März 71, April 66, November 9, 54, 60. 1857 Febr. 79–89, Sept. 51. 1858 April. 1859 Februar.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Jakob Philipp Hackert (Wikipedia).