BLKÖ:Hönig Edler von Hönigsberg, Israel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 121. (Quelle)
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Hönig Edler von Hönigsberg, Israel (Bankal- und Tabakgefällen-Director, geb. zu Kuttenplan in Böhmen 30. October 1724, gest. zu Wien 19. Jänner 1808). Sein Vater war israelitischer Handelsmann. Der Sohn erhielt den ersten Unterricht von dem Vater, 13 Jahre alt, ging er nach Prag, um das zu Hause bereits begonnene Studium des Talmud fortzusetzen; 16 Jahre alt, mußte H. in’s Vaterhaus zurückkehren und sich dort dem Handelsgeschäfte widmen. In Begleitung seines Bruders Moses besuchte er nunmehr die Leipziger Messen, die Märkte in Bayern, in welch’ letzterem Lande er die Tabakfabrikation kennen lernte, welche in Oesterreich wenig gekannt war, in Deutschland aber geheimnißvoll betrieben wurde. Im Alter von 18 Jahren heirathete er und begann in Gesellschaft seines Schwiegervaters einen kleinen Productenhandel, welchen er bald darauf allein fortsetzte. Ein im eigenen Hause begonnener Kleinhandel steigerte merklich seinen Wohlstand und die Obrigkeit von Wollin ernannte den 18jährigen Kaufmann zum Vorsteher der Gemeinde. Das glückliche Gedeihen seiner Vermögensverhältnisse gestattete ihm im Jahre 1752 mit seinem [122] Vater und Bruder Moses den Tabakpacht der Stadt Prag auf zehn Jahre zu übernehmen. Im Kriege Oesterreichs mit Preußen übernahm er auch mit Vater und Bruder die Naturalienlieferungen für die k. k. Armee auf allen Puncten des Kriegsschauplatzes, und sie versahen dieses Geschäft mit solcher Redlichkeit und Uneigennützigkeit, daß ihnen die Kaiserin Maria Theresia am 7. November 1761 einen Freibrief verlieh, welcher ihnen gestattete, aller Orten in den böhmischen und mährisch-schlesischen Erbstaaten, wo Judengemeinden befindlich sind, sich niederzulassen, allda Häuser zu kaufen, zu erbauen und jeden den Juden gestatteten Handel zu betreiben, ohne dafür eine Incolatstaxe entrichten zu müssen. Im Jahre 1764 schloß er mit seinem Vater und Bruder Moses in Gemeinschaft mit noch 17 anderen jüdischen Kaufhäusern mit der k. k. Hofkammer in Wien auf 10 Jahre den Pachtcontract des Tabakgefälles im Königreiche Böhmen mit Einschluß des Egerlandes, dann des Landes ob und unter der Enns; im Jahre 1770 pachtete dieselbe Gesellschaft das Tabakgefälle in den innerösterreichischen Ländern Steiermark, Kärnthen, Krain, Gradisca, Triest und Fiume auf 5 Jahre, welche Pachtung in Ländern, wo sich ein Jude gar nicht aufhalten durfte, mit nicht geringen Gefahren verbunden war; 1773 wurde der Tabakpacht in den böhmischen, nieder- und innerösterreichischen Landen auf weitere 10 Jahre, 1774–1784, erneuert. Im Jahre 1777 wurde von H. und seinen Mitpächtern das Tabakgefälle in den neu erworbenen Ländern Galizien und Lodomerien auf 7 Jahre, 1778 bis 1784, übernommen. Auch hatten bereits im Jahre 1764 die Brüder Hönig die Verwaltung der mährisch-schlesischen Leihbank übernommen, und in diesem Geschäfte so viel Umsicht und Gewissenhaftigkeit bewährt, daß die Kaiserin Maria Theresia der Familie unterm 25. April 1777 einen neuen, auf 15 Jahre giltigen Freibrief gewährte, mit welchem sie die Befugniß erhielten, in den deutschen und galizischen Erbländern Großhandlungshäuser zu errichten. Der im Jahre 1776 in Wien eingetretene Mangel an Wachskerzen veranlaßte die Gebrüder H. den nöthigen Bedarf aus Galizien um sehr billige Preise zu liefern, worauf sie ein Privilegium bekamen, in Wien eine Wachsfabrik zu errichten. Die Thätigkeit, mit welcher die Gesellschaft das Tabakgefälle betrieb und einerseits dem Aerar höhere Summen als je vordem entrichtete, andererseits aber selbst sehr großen Gewinn daraus bezog, richtete die Aufmerksamkeit des Kaisers Joseph auf dieselbe und bewog ihn zu dem Beschlusse, das Tabakgefälle nicht weiter zu verpachten, sondern durch eigene Regie verwalten zu lassen. Mit Cabinetschreiben vom 3. April 1783 wurde Israel Hönig nach Wien berufen, um die Auflösung des Pachtcontractes noch vor Ausgang der Pachtjahre zu bewerkstelligen. Dieser Wille des Kaisers griff mächtig in die Interessen der Gesellschaft; Hönig aber hatte, geleitet von seinem Wahlspruche: „Der Kaiser geht voran“, die Ausführung desselben zugesagt. Mit großen Hindernissen hatte H. zu kämpfen. Die Gesellschaft, darunter vier Wiener Großhandlungshäuser, bestand hartnäckig darauf, das Pachtrecht nicht vor Ablauf der festgesetzten Frist, welche noch 20 Monate währte, aufzugeben. Dem Einflusse Hönig’s jedoch, seiner Unbestechlichkeit und seinem Patriotismus gelang es, seine Collegen umzustimmen und am 10. December 1783 einen Hauptvergleich zwischen der Gesellschaft und dem Aerar zu [123] bewerkstelligen, in welchem die erstere gegen eine Entschädigung von der übrigen Dauer ihres Contractes freiwillig abstand. Bald darauf ernannte Kaiser Joseph Hönig zum nieder-österreichischen Regierungsrathe und Tabak- und Siegelgefällendirector, und als im Jahre 1784 das k. k. Bankal- und Mauthgefälle mit dem Tabakgefälle vereinigt ward, wurde H. zum Director der drei großen Staatsmonopole ernannt. Auch führte H. im Auftrage des Kaisers im nämlichen Jahre eine Bereisung der Grenzen von Böhmen und Mähren aus, über deren Ergebniß er dem Monarchen Bericht erstattete. Alle diese Verdienste, vornehmlich jene um den Aufschwung des Gefälles im Kaiserstaate, belohnte Kaiser Joseph im Jahre 1789 durch Erhebung Hönig’s in den erbländischen Adelstand mit Verleihung des Prädicates Edler von Hönigsberg. Die Verleihung des Adels gestattete Hönigsberg die Religionsfondsherrschaft Velm in Oesterreich käuflich an sich zu bringen. Aber der bald darauf erfolgte Tod des Kaisers Joseph hatte für H. nachtheilige Folgen; es wurde ihm lange nicht möglich, in den factischen Besitz der gekauften Herrschaft zu gelangen, erst eine Hofentschließung vom 15. December 1794 machte allen Verationen ein Ende und befahl den Ständen, daß H. im Besitze der Herrschaft gleich anderen christlichen Eigenthümern angeschrieben werde. In der Zwischenzeit, 1791, entstanden allseitig Klagen über die äußerst schlechte Qualität des in der k. k. Tabakfabrik zu Fürstenfeld in Steiermark erzeugten Schnupftabakes. Hönigsberg wurde abgeordnet, die Ursachen der Uebelstände zu erheben und zu beseitigen. Er entledigte sich des ihm gewordenen Auftrags mit aller Energie, führte eine neue Beize ein, so daß der mit H. B. (d. i. Hönigsberg) bezeichnete Schnupftabak auch von Administrationen anderer Länder oft bestellt wurde, und beseitigte die zahlreichen in der Fabrik zu Fürstenfeld und in den Dienstzuständen des Tabakgefälles in Gratz entdeckten Gebrechen. H. blieb dem Glauben seiner Väter treu und stand seinen Berufsgeschäften bis kurz vor seinem Tode vor, der im Alter von 84 Jahren erfolgte. Aus seiner Ehe mit Katharina Wehle hinterließ er sechs Söhne und eine Tochter, von welchen nur sein ältester Sohn Enoch und dessen Nachkommen dem Judenthume treu geblieben waren. [Ueber Hönigsberg’s Familie siehe unten die Quellen.] H. liegt auf dem Judenfriedhofe in Wien begraben. Da die Inschrift des verwahrlosten Grabsteins L. A. Frankl in seinen „Inschriften des alten jüdischen Friedhofes in Wien“ nicht mittheilt, wird hier bemerkt, daß dieselbe in Kompert’s unten in den Quellen angeführten Lebensskizze Hönigsberg’s (S. 142) enthalten ist. Hönigsberg ist der erste Jude in Oesterreich, welcher, die Wohlthat des Josephinischen Toleranzedictes im vollsten Umfange genießend, in Folge seiner Bürgertugenden und der dem Staate, namentlich im Finanz- und Monopolwesen, geleisteten wichtigen Dienste in den österreichischen Adelstand erhoben wurde. Im Diplom selbst heißt es, „daß schon sein Vater im Jahre 1741 während des ersten Krieges mit Preußen und Frankreich für die österreichischen Truppen beträchtliche Naturalienlieferungen geleistet und der Armee dadurch die Subsistenz merklich erleichtert, er selbst aber das so sehr herabgesunkene Gefall zur höchsten Blüthe gebracht, in unbegrenzter Dienstbeflissenheit, unversehrter Treue und unläugbarer Uneigennützigkeit sich ausgezeichnet, wie ferner durch [124] seine Grenzbereisungen dem Zollwesen genutzt“.

Kalender und Jahrbuch für Israeliten auf das Schaltjahr (1848) 5608, herausgeg. von Isidor Busch (Wien 1847, v. Schmid. 8°.) S. 117: „Oesterreichische Adelshalle für Israeliten. Israel Hönig Edler von Hönigsberg. Biographie von Leopold Kompert“. – Adelstands-Diplom vom 2. September 1789. –
Ueber die Familie Israel Hönig’s Edlen von Hönigsberg. Von Israel Hönigs von Hönigsberg Kindern sind anzuführen: Enoch, Aaron, Maximilian, Joachim, Adam.
Der älteste, Enoch (geb. 1744), war Tabak- und Siegelgefällen-Districtsverleger zu Böhmisch-Leippa. Enoch und alle seine Nachkommen blieben dem Glauben der Vater treu. Enoch’s ältester Sohn, Löw, war ein ausgezeichneter Gelehrter in hebräischen Studien. Von Löw’s Kindern starb Salomon, Buchdrucker, in jungen Jahren, und Friederike, vermälte Busch (auch jung gestorben), war die Mutter des Isidor Busch, Herausgebers des „Kalenders und Jahrbuches für Israeliten“, einer an literarischen und culturhistorischen Daten für die Geschichte des Judenthums reichen und wichtigen Folge von Jahresschriften. Von Enoch’s übrigen Enkeln sind zu nennen: Benedict Edler von Hönigsberg, Doctor der Medicin und Mitglied der Wiener Facultät, Heinrich Edler von H., Doctor der Rechte, beide, Benedict und Heinrich, treffliche Musiker. –
Aaron, Enoch’s Bruder und Israel’s H. zweitgeborner Sohn, war kaiserl. Rath und blieb Jude bis an seinen Tod. Seine Nachkommen haben den Glauben der Eltern verlassen. –
Maximilian, Enoch’s drittgeborner Sohn, war durch 38 Jahre Vertreter der Israelitengemeinde Wiens, Bankier und Spitalsvorsteher. Von seinen Kindern sind nur zwei Töchter am Leben. –
Joachim, Enoch’s vierter Sohn, starb kinderlos, und Adam, Enoch’s jüngster Sohn, Arzt, starb unverheirathet, fast 81 Jahre alt, in Wien. Von Enoch’s Tochter, einer vermälten Leidersdorf, nach Anderen Leidesdorf stammt Max Leidersdorf, Claviervirtuose, der als großherzoglicher Capellmeister zu Florenz am 26. September 1839 (nach Kompert 1843) gestorben ist. Von Israel H.’s Geschwistern gründeten die Brüder die Familien von Hönigshof, von Henikstein [s. d. Bd. VIII, S. 303] und von Bienenfeld. Eine hervorragende Stellung in der Gesellschaft nehmen die nunmehrigen Freiherrn von Henikstein ein und eine Urenkelin Israel’s war die Gemalin des berühmten Orientalisten Joseph Freiherrn von Hammer-Purgstall [s. d. Bd. VII, S. 267]; Israel’s jüngste Schwester aber, Marianne, vermälte Lazar Frankl, der k. k. Tabakdistrictsverleger zu Chrudim war, ist die Stammmutter eines in der Geschichte der Literatur und Kunst hervorragenden Geschlechts. Einer ihrer Söhne, Johann Bernhard Frankl, war kaiserl. Officier, der seinen Tod auf dem Felde der Ehre fand. Ihre Enkel sind Ludwig August Frankl [s. d. Bd. IV, S. 334], David Bernhard Frankl und Wilhelm Frankl [Ebenda S. 334], Gemeinderath der Stadt Wien, als welcher er in den traurigen Tagen der letzten Wiener Ueberschwemmung (Jänner 1862) eine energische und segensvolle Thätigkeit entfaltete und dafür von Sr. Majestät mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet wurde; ferner der Maler Leopold Pollak, meist in Rom lebend; der um die Begründung des Judentempels in Prag hochverdiente Ludwig Pollak, und der Arzt, Balneolog und Dichter Gottfried Schmelkes in Teplitz. –
Wappen Israel Hönigs Edlen von Hönigsberg. Gevierteter Schild, 1 und 4: in Blau auf grüner Erde todt auf dem Rücken ausgestreckt liegend ein natürlicher Löwe, um dessen offenen Rachen acht goldene Bienen schwärmen; 2 und 3: in Roth schrägrecht ein silberner mit vier Tabakpflanzen belegter Balken. Auf dem Schilde ruht rechtsgekehrt ein gekrönter Helm, aus der Krone des Helmes springt ein natürlicher Löwe hervor, in der rechten vorgestreckten Pranke eine Tabakpflanze haltend. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten silbern, rechts blau, links roth unterlegt.