BLKÖ:Pollak, Leopold

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Polack, Jacob Eduard
Band: 23 (1872), ab Seite: 75. (Quelle)
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Pollak, Leopold (Genremaler, geb. zu Lodenitz in Böhmen 8. November 1806). Sohn eines jüdischen wohlhabenden Kaufmanns, zeigte P. schon frühzeitig große Liebe zum Zeichnen und zur Malerei. 1817 kam er in die Normalschule nach Prag, da er zu Hause durchaus nichts lernen wollte und immer nur zeichnete. Nachdem er mit Noth die Prüfung der Elementargegenstände überstanden und sein Talent zur Kunst anerkannt worden, gestattete ihm der Vater, die Kunstakademie zu besuchen, wo er an Director Bergler [Bd. I, S. 309] einen freundlichen und wohlwollenden Lehrer fand. Aber nicht lange blieb er in Prag, ein eigenthümlicher, sein Gemüth verletzender Vorfall verleidete ihm das längere Verweilen daselbst. Zu derselben Zeit lebte in Prag ein großer Meister, der damals bereits strenge der katholischen Richtung in der Kunst anhing. An diesen wandte ich P. mit der Bitte, er möge seine Arbeiten corrigiren; dieser, in P. einen Juden erkennend, wollte anfänglich davon nichts wissen, und erst als ihn P. zu wiederholten Malen bat, entschloß sich der Meister, ihn unter seine Schüler aufzunehmen. Als P. nun des anderen Tages das Atelier des Meisters besuchte, gab ihm dieser einen Judaskopf zum Zeichnen. P., über diesen unzeitigen, eines Künstlers unwürdigen Hohn auf das Höchste erbittert, warf dem Meister Papier und Kreide vor die Füße und verließ dann Prag. Er ging nach Wien in die Akademie, wo die Professoren Krafft [Bd. II, S. 106] und Petter [Bd. XXII, S. 135] den strebsamen jungen Mann mit ihrem Rathe unterstützten und ihn auf Vieles aufmerksam machten. Besonders aber nahm sich P. seine Mitschüler Dannhauser, Ranftl, Potz und Beyer, die alle schon in der Akademie ihr bedeutendes Talent entwickelten, zum Muster. Zu dieser Zeit malte P., um sich seinen. Lebensunterhalt zu erwerben, auch Porträte. Allein ungeachtet seines großen Fleißes sah er sich doch gezwungen, Wien zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Eine Madonna, die er in Prag malte, erregte aber so großes Aufsehen, daß seine Verwandten den Bitten P.’s nachgaben und ihm die Mittel zu einer Reise nach Rom über München zur Verfügung stellten. 1831, 21 Jahre alt, trat er mit seinem Freunde Schaller seine Reise nach Italien und Rom an. Dort empfing die beiden jungen Künstler der jetzige Professor Schulz auf das Freundlichste und ging auch P. [76] in der ersten Zeit seines Aufenthaltes mit Rath und That liebevoll an die Hand. Acht Jahre hindurch arbeitete P. in Rom fleißig und lernte von den unsterblichen Werken der großen Meister. Aber trotz seines großen Fleißes und seiner Befähigung mußte er darben und Noth leiden. Niemand kaufte seine Bilder oder bestellte ein Gemälde bei ihm, so daß er endlich den Entschluß faßte, Rom zu verlassen. Die Trennung von Rom fiel ihm um so schwerer, da alle Künstler und Freunde, die seine Bilder sahen, dieselben lobten und ihm alle Hoffnung auf Erfolg machten, ja selbst Horace Vernet, als er als Director der Akademie der bildenden Künste in Paris zu jener Zeit Rom besuchte, zollte ihm seine vollste Anerkennung, bezeichnete seine Leistungen als höchst gelungen und reihte sie an die besten im Genrefache. Da brachte ihm ein Bild: „Der Hirtenknabe“, welches er auf den Rath seiner Freunde nach München zum Verkaufe senden wollte, Glück. Es wurde, als er eben im Begriffe stand, es einzupacken, von einer Dame, welche mit mehreren Freunden sein Atelier besuchte, um 200 Scudi gekauft, Nun war eine Wendung in seiner Lage eingetreten, er bekam Bestellungen, ja er mußte sogar einige seiner Bilder copiren. Eine unglückliche Liebe zu einer hochgestellten Dame warf ihn für lange Zeit an das Krankenlager, allein die kräftige Natur P.’s überwand auch diesen Schlag und mit doppelter Liebe und erneuter Kraft ging er an die Ausübung seiner Kunst. 1846 besuchte er Wien, kehrte aber wieder nach Rom. zurück, wo er noch jetzt den größten Theil des Jahres verweilt, denn P. ist seit 1853 römischer Bürger. Die Zahl von P.’s Bildern ist sehr groß; die bedeutendsten derselben aus seiner ersten Zeit sind: „Tod Moses“; – „Boas und Ruth“; – „Madonna mit dem Kinde“; – „Kindliche Liebe“; – „Römische Landleute“; – „Die Sandalenbinderin“; – „Die Fischermädchen“; – „Der Harem“; – „Zuleika“; – „Bachantin“; – „Zaira“; – „Pilgerin der Liebe“; – „Diana“; – „Melusine“, im Besitze des Fürsten Pückler-Muskau; – „Miriam“; – „Die drei Prinzessinen der Alhambra“; – „Abendheimkehr aus den pontinischen Sümpfen“; – „Ein Schiffer weckt sein Liebchen durch Lautenklang“, – „Die Ruhe“, gestochen von Sonnleitner; – „Das Mädchen mit dem Lamme“, lithographirt von W. Straucher, das Original im Besitze des Grafen Kolowrat; – „Römische Frauen“. Im Kunstverein zu St. Anna waren ausgestellt: „Die neugierigen Mädchen“ (1838), in zwei Varianten, eines für den König von Preußen, das andere für den König von Württemberg; – „Porträt des Malers Riedel in Rom“ (1844); – „Zwei italienische Mädchen, sich zu einem Feste mit Blumen schmückend“ (1844), lithographirt von C. Fischer bei Paterno in Wien, das Original im Besitze des Grafen Kolowrat-Liebsteinsky; – „Il ritornello“, im Besitze des Freiherrn von Lotzbeck; – „Rebekka“ (1848, 1000 fl.). Im österreichischen Kunstvereine waren zu sehen: „Griechisches Landmädchen“ (1850, 600 fl.); – „Der begeisterte Barde“ (im näml. Jahre, 500 fl.); – „Zwei Kinder“ (1853), Privateigenthum; – „Der Hirtenknabe“ (1853), gestochen von Mandel, Privateigenthum, ein zweites Mal von C. F. Merckel in Leipzig; – „Kosende Nymphen“ (1858, 1200 fl.); – „Sie gibt sich zu erkennen“ (1860, 900 fl.); – „Glycerion, die Kranzwinderin“ (1860, 600 fl.); – „Mutterliebe (Albaneserin) (1865, 500 fl.); – „Esmeralda“; (1865, 8000 Francs); – „Hirtenknabe [77] im Gewitter“ (1865, 500 fl.); – „Morgenländerin“ (1869), Privateigenthum. In der allgemeinen deutschen Kunstausstellung von 1868: „Die boshaften Albanerinnen“. Von anderen Bildern P.’s sind mir noch bekannt: „Melusine“, im Privatbesitze in Wien; – „Chiara und ihre Schwester“; – „Diana“; – „Die spielenden Nymphen“; – „Carneval in Rom“; – „Pretiosen“, in zwei Varianten für die Könige von Bayern und Hannover, und „Der gestörte Schlaf“, im Besitze des Senators Jenisch in Hamburg. Die Urtheile über P. als Künstler lauten sehr verschieden, während Einige seine Werke sehr günstig beurtheilen und voll des Lobes über dieselben sind, wird er von Anderen sehr hart, mitunter parteiisch und gehässig beurtheilt, denn gewiß hat P. in der ersten Zeit seines Schaffens Vorzügliches geleistet. Ohne uns jedoch selbst in eine Kritik der Werke P.’s, als nicht zur Ausgabe dieses Lexikons gehörig, einzulassen, geben wir aber die Worte eines seiner Biographen, da selbe auch auf so viele andere österreichische Künstler, nach dem Sprichworte „Nemo est propheta in patria“, Anwendung haben, ohne übrigens die etwas überschwengliche Lobeserhebung zu unterschreiben. „In London und Paris“, schreibt sein Biograph, „in Stuttgart und Berlin, in Rom und in Petersburg hängen die besten Lobreden Pollak’s – sie hängen zwar schweigend an den Wänden der kunstsinnigen Besitzer fürstlicher Paläste, aber sie hängen neben den Werken der größten Meister seiner Kunst. Dort werden sie einst, wenn lange die Hand, die sie schuf, schon in Staub zerfallen, noch immer von dem Genie eines großen deutschen Künstlers zeugen. Dort hängen sie! Aber weder Preußen noch Württemberg, weder Italien noch Frankreich, weder England, noch Rußland ist das Vaterland des Meisters; sein Vaterland ist Oesterreich, seine Schule war Wien und in Wiens öffentlicher Kunsthalle hängt kein Bild von Leopold Pollak. Was das größte Verdienst P.’s bildet, ist seine Ursprünglichkeit, sein tiefer Sinn für das Aesthetische in der Kunst, sein stilles, emsiges Studiren der alten Meister und sein noch emsigeres Studiren des ältesten Meisters dieser alten Meister – der Natur. Gab ihm Rubens die geniale Gruppirung und die üppige Kraft in Nachbildung des Fleisches, hat er von Titian die Pracht und meisterhafte Behandlung der Farben, studirte er an Correggio die unnachahmliche Weichheit des Tones – von allen diesen Meistern lernte er nicht so gerne, wie von seiner einzigen geliebten Meisterin, der Natur. Zwölf Jahre lang zog er in der Prachtausgabe des Schöpfungswerkes – in Italien – umher, lauschte ihr dort ihr Lächeln und ihr Zürnen ab, ihr Licht und ihre Luft, ihren heiteren Ernst und ihre ewig bewegte Ruhe. Und als er die hohe Stufe der Meisterschaft, das treue Abspiegeln des Gesehenen, erreicht hatte, erhob die ewig junge Göttin – die Kunst – den Glücklichen noch um eine Stufe höher und lehrte ihn das Gefundene idealisiren. Das ist die Klippe, an der so viele gescheitert sind und noch scheitern werden; der klare Blick, um die Grenze zu erkennen, in wie weit die Kunst im Copien der Natur gehen darf. Dieser glückliche feine Tact ward ihm; deßhalb diese Einfachheit im Entwurfe, diese Keuschheit selbst in der Behandlung des Nackten, deßhalb der Fleiß in der Ausführung der kleinsten Bestandtheile der Nebengruppen in seinen Bildern. Er achtete die Kunst und ließ sich deßhalb nie eine Nachlässigkeit [78] zu Schulden kommen, die eines Künstlers unwürdig wäre“. Eine geschriebene Silhouette P.’s bringt Cajetan Cerri in der „Iris“ vom August 1850. Eine Darstellung von Pollak’s Monogramm befindet sich in Müller-Klunzinger’s „Die Künstler aller Zeiten und Völker“, Bd. III, S. 284.

'Frankl (L. A.) Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 198, 286, 472, 647, in den Kunstnotizen; II. Jahrg. (1843), S. 19; „Gallerie vaterländischer Künstler. VI. Leopold Pollak“, von Runing; S. 1108; III. Jahrg. (1844), S. 23, 119, 286, 772, 1070; IV. Jahrg. (1845), S. 167; V. Jahrg. (1846), S. 1114; VII. Jahrg. (1847), S. 239, in den Kunstnotizen. – Von Haus zu Haus (Illustr. Blätter, Prag, Kober, 4°.) 1860, Nr. 27, S. 346: „Leopold Pollak“ [nach diesem geb. 8. November 1806.] – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 461 [nach diesem geb. 1806]. – Derselbe, Die Monogrammisten, Bd. I, S. 788 [gibt 1806 oder 1809 als P.’s Geburtsjahr an]. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 284. – Jüdisches Athenäum. Gallerie berühmter Männer jüdischer Abstammung und jüdischen Glaubens u. s. w. (Grimma und Leipzig 1851, Verlags-Comptoir, 8°.) S. 183. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. IV, S. 360. – Deutsches Kunstblatt 1850, S. 28 u. f., S. 367. – Illustrirtes Familienbuch des österr. Lloyd (Triest, 4°.) VI. Bd. (1856), S. 54 [der Verfasser dieses Artikels („Kunst und Künstler in Rom von Robert Waldmüller) vermuthet in P. einen Hamburger], – Faust. Polygraphische Zeitschrift, herausg. von M. Auer (Wien, 4°.) 1856, Nr. 23, in der Beilage: Kertbeny’s „September-Ausstellung im österr. Kunstverein 1856“. – Schmidl (Adolph), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), 2. Quartal, S. 181 u. 182. – Zeitschrift für bildende Kunst (Leipzig, 4°.) Bd. I, S. 33; Bd. II, S. 90. – Fremden-Blatt. Herausg. von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 211; 1865, Nr. 299 u. 307. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 254, S. 364; 1867, Nr. 117, S. 562. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1865, Nr. 1169 (25. Nov.), S. 375. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 138. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 311; 1868, Nr. 278. – Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 75. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1868, Nr. 103. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen bei St. Anna in Wien, 1838, S. 23, Nr. 323; 1844, S. 17, Nr. 200; S. 23, Nr. 332; 1848, S. 6, Nr. 71; 1858, S. 4, Nr. 18. – Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins, 1853, April Nr. 11; Juni Nr. 30; 1860, April Nr. 63; 1863, Jänner Nr. 70; 1865, November Nr. 99, 109, 110, 111; 1866, Jänner Nr. 43, 83; 1869, Jänner Nr. 21. – Katalog der III. deutschen Kunstausstellung in Wien, Nr. 458. – Außer den genannten Quellen liegt mir noch eine ausführliche biographische Skizze P.’s von J. S. Tauber aus einem mir nicht bekannten Almanache (Modreiner’s „Frische Blätter“ 1840?[WS 1]) vor. – Porträt. 1) Gemalt von Riedel, lithogr. von Gabr. Decker (Wien 1844). – 2) Holzschnitt in Kober’s „Von Haus zu Haus“ 1860. S. 347.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. 1851.