BLKÖ:Harrach, Ferdinand Bonaventura (II.) Graf von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 377. (Quelle)
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Harrach, Ferdinand Bonaventura (II.) Graf von (Staatsmann, geb. 11. April 1708, gest. 28. Jänner 1778). Von der jüngeren Linie der Grafen Harrach, jüngster Sohn des Grafen Alois Thomas Raymond (siehe: II. Hervorragende Glieder der Grafenfamilie Harrach, S. 371, Nr. 2] aus dessen dritter Ehe mit Maria Ernestina Gräfin von Dietrichstein. Trat in den Staatsdienst, in welchem er nach und nach die höchsten Aemter bekleidete; so war er kais. bevollmächtigter Minister bei dem Friedenscongresse zu Breda und bei den Generalstaaten in Holland, Generalcapitän und seit 19. September 1747 Gouverneur zu Mailand, welchen Posten er bis 18. September 1750 bekleidete. In seiner Stellung als Staatsmann bot er durch seine Bedächtigkeit und Ruhe ein Gegengewicht zu Kaiser Joseph’s[WS 1] raschhandelnden Thatenlust; so daß dieser eines Tages, über des Grafen Bedenklichkeiten unwillig, ihm sagen ließ, er möge seine Entlassung nehmen. Der Graf antwortete: „Nie habe ein Harrach seinen Abschied gefordert, wenn aber Se. Majestät mir solchen geben wollen, bin ich bereit, ihn zu erwarten.“ Als bald darauf der Kaiser seine Reise nach Italien antrat, und in Mailand, wo Graf Harrach durch mehrere Jahre gewirkt, sein Andenken fortlebte, alle seine Anstalten allgemein gerühmt wurden, und des Grafen Name bei Groß und Klein auf das ehrenvollste sich erhalten hatte, da war es der Kaiser selbst, der nicht Anstand nahm, seine jähe Hitze, von der er sich kurz vor seiner Reise hatte hinreißen lassen, gut zu machen. Bei der nach der Ankunft des Kaisers von der Reise stattgehabten allgemeinen Aufwartung des Hofes, bei welcher auch Graf Harrach erschien, ging der Kaiser zuerst auf den Grafen zu, drückte ihm die Hand und rief laut vor allen Anwesenden: „Ihr Angedenken ist noch in ganz Italien in Veneration“. Daß er unter solchen Umständen seinen Abschied vergeblich erwartete, begreift sich leicht. Der Graf scheint auch mit der Verwaltung seiner Güter und einzelnen Zweigen der Oekonomie sehr angelegentlich sich beschäftiget zu haben, denn nach seinem Tode gab ein F. St...z heraus: „Die Schafzucht, nach Grundsätzen und Erfahrungen für jeden Landsmann eingerichtet, aus weil. Herrn Grafen Ferdinand von Harrach rückgelassenen Schriften“ (Wien 1786, 8°.). Auch sein Name glänzt unter der Reihe der Ritter des goldenen Vließes. Der Graf war zweimal verheirathet, 1) (seit 25. October 1733) mit Maria Elisabeth Gräfin von Gallas (geb. 18. Jänner 1718, gest. 8. Jänner 1737), aus welcher Ehe keine Kinder vorhanden sind; 2) (seit 9. October 1740) mit Rosa Gräfin Harrach (geb. 20. August 1721, gest. 29. August 1785), der Tochter seines Bruders Friedrich August Gervas (siehe: II. Hervorragende Glieder der Familie Harrach, S. 374, Nr. 13]. Aus dieser Ehe überlebte den Vater eine Tochter, Maria Rosa (geb. 25. November 1758), vermält (seit 23. April 1777) mit Joseph Fürst Kinsky, Witwe seit 11. August 1798. Die zweite Tochter Maria Eleonore (geb. 12. Juni 1757) starb bald nach der Geburt.

Muoni (Damiano), Collezione d’autografi di famiglie sovrane, celebrità politiche, militari, ecclesiastiche etc. etc. (Milano 1859, Colombo, Lex. 8°.) S. 78. [Daselbst heißt es unter Anderem: „Il conte d’Harrach venne a Milano il 19 Settembre 1747 e potrobbesi affermare, essere con lui principiata quell’era di prosperità, che la Lombardia godette sotto l’illuminato regime di Maria Teresa. Incaricato della duplice incombenza di governatore e capitano generale egli [378] avviò tosto al Baglio le cose politiche ed economiche onninamente trascurate in mezzo alle tante guerre che avevano sconvolto il paese; sistemò l’annona, procurò l’abbondanza, prevenì i delitti, col togliere mediante trattati, un rifugio dei deliquenti all’estero; tornò in fiore il comerciò; protesse l’industria e le arti; mostrossi umano, affabile, senza fasto, amico dell’ordine e della tranquillità, avverso ad ogni perigliosa innovazione.“] – Wißgrill (Franz Karl), am bez. Orte, Bd. IV, S. 169. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) I. Jahrgang (1842), S. 329. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1805, Fleischer d. J., 8°.) Bd. V, S. 179.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Stelle irrig. Joseph I. lebte von 1678–1711 und Joseph II. von 1741–1790.