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BLKÖ:Kindermann, Dominik

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 11 (1864), ab Seite: 266. (Quelle)
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Kindermann, Dominik (Maler, geb. zu Schluckenau in Böhmen 1746, Todesjahr unbekannt). Von seinen Eltern zum Gewerbestande bestimmt, drang er aus Liebe zur Kunst mit vielen Bitten durch, zu einem Vergolder in die Lehre gegeben zu werden. Er hatte nämlich bei einem solchen in Böhmisch-Kamnitz Gemälde und andere malerische Gegenstände gesehen, und war der Meinung, dort auch das Malen erlernen zu können. Er kam also dahin, wurde aber bald enttäuscht. Nachdem er sich endlich drei Jahre mit Vergolden und Farbenreiben abgemüht, begab er sich nach Prag, wo sein Onkel Klein die Bildhauerkunst ausübte. Dieser nahm sich seiner an und von dem berühmten Jesuitenbruder und Maler Rab erhielt er die erste Anleitung im Zeichnen, in der Farbenkenntniß und im Oelmalen. Nach ein paar Jahren ging er nach Wien und trat dort bei einem Maler in Dienste, selbst auch bildete er sich fleißig, besuchte die Akademie der bildenden Künste, lernte den tüchtigen Maler Franz Balko [Bd. I, S. 133] kennen, der ihm mit Rath und That an die Hand ging und zog, als er in der Graf Harrach’schen Gallerie Gemälde copirte, die Aufmerksamkeit des Grafen auf sich, der ihn in den Stand setzte, zu seiner ferneren Ausbildung nach Rom zu reisen. Im Jahre 1769 trat er die Reise an. In Rom durch den Grafen Harrach an den Monsignor Crivelli empfohlen, fand er an demselben einen freundlichen Vermittler in seinem Kunststreben, studirte fleißig die Meisterwerke der Kunst, besuchte die Akademie San Luca und machte Bekanntschaft mit verschiedenen Künstlern. Unter Anleitung der Malers Mengs vollendete er ein Altargemälde, den „H. Pius“, welches allgemeinen Beifall erntete. Nach einem [267] sechsjährigen Aufenthalte in Rom ging er nach Neapel, wo er die herculanischen Kunstschätze studirte und fleißig nachbildete; er verweilte in Neapel, bis ihn Graf Harrach nach Wien zurückberief. Daselbst malte er nun Porträte, Historien, Altarbilder u. dgl. m. Im Jahre 1799 lebte K. noch in Wien, scheint jedoch der brieflichen Mittheilung des Prager Normalschuldirectors Parzizek zu Folge, „daß es Schade sei, daß diesem Künstler jenes bessere Geschick bisher (1799) nicht so zu Theil wurde, wie er es in Ansehung seines Talentes sowohl als seines Fleißes allerdings verdient hätte“, mehr den Dornen- als den Rosenpfad der Kunst gewandelt zu sein. Von seinen Arbeiten sind bekannt, die Altarbilder: „Die Marter des h. Laurenz“, für die Pfarrkirche zu Starkenbach in Böhmen; – „Der sterbende Joseph“ und „Christi Geburt“, beide für die Kirche zu Ehrenberg in Böhmen; – „Die Enthauptung Jakobi“, für die Pfarrkirche zu Böhmisch-Kamnitz; – „Der Martertod der Apostel Simon und Judas“, für die Kathedralkirche zu Schawnik in der Zips; – das Historienbild: „Die Ueberfahrt des Aeneas mit der Sybilla über den Styx“, für die landständische Bildergallerie in Prag. Von seinen zahlreichen Porträten seien genannt: „Graf Harrach“, in Lebensgröße, welches auf die gräfliche Herrschaft Namiest in Mähren kam; – „Kaiser Leopold II.“, gemalt 1792 für die Strahower Abtei in Prag. Nagler schreibt von seinen Bildern, daß sie „der sanften Färbung wegen und durch die Wahrheit der Carnation der weiblichen Gestalten“ gefielen.

Dlabacz (Gottfried Johann). Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 58. – Meusel (J. G.), Teutsches Künstler-Lexikon (Lemgo 1808, 8°.) Zweite Aufl. Bd. I, S. 460. – Schmidl (Adolph Dr.). Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), 4. Quartal, Nr. 76, S. 608, in dem Aufsatze: „Kunstschätze aus dem Gebiete der Malerei“. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 20. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1856, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 485. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum im österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 369 [nach diesem geb. 1748 und lebte noch 1811]. – Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XVII, S. 1169, Nr. 5.