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BLKÖ:Lasinio, Carlo

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Laska, Franz
Band: 14 (1865), ab Seite: 170. (Quelle)
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Lasinio, Carlo (Kupferstecher, geb. zu Treviso im Venetianischen im Jahre 1757, gest. im Jahre 1838). Der Sohn wohlhabender Eltern, widmete er sich der Kunst, wurde Maler und Kupferstecher und vornehmlich als letzterer erwarb er einen berühmten Namen. Die Kaiserin Maria Theresia gab dem [171] Künstler mehrere Aufträge, Erzherzog Ferdinand III., Großherzog von Toscana, ernannte ihn aber zum Professor der Kupferstechkunst an der Akademie der schönen Künste in Florenz. Sein größtes Verdienst erwarb er sich durch Herausgabe der Blätter nach den Wandmalereien des Campo santo in Pisa, welche unter dem Titel: „Pitture a fresco del Campo Santo di Pisa“ (1812, in gr. Fol.) erschienen sind. Es sind vierzig Blätter, hauptsächlich einfache Umrisse und nur die Hauptmassen von Licht und Schatten angegeben, aber das Ganze mit ungemeinem Verständniß der Originalbilder, mit großer Treue und Sorgfalt ausgeführt. Zu den schönsten Blättern gehören: „Die Erschaffung Adam’s und Eva’s“, nach Buffalmacco; – „Die Bekehrung des H. Ranieri“, nach Simon Memmi; – „Das jüngste Gericht und die Hölle“, nach Andrea Orcagna; – „Der Triumph des Todes“, nach Ebendemselben; – aus dem Leben des H. Ephesus: a) „Christus gibt ihm das Kreuz“, – b) „Der Kampf gegen die Heiden“, – c) „Die Verbrennung des Heiligen“, alle drei nach Spinello. Dann eine Folge von Blättern nach den berühmten Gemälden von Benozzo Gozzoli (1400–1485), in denen Lasinio’s meisterhafte Umrisse wohl die Herrlichkeit und den Reichthum der Composition ahnen lassen, deren inneres Leben aber doch erst durch die Farben der Originale hervortritt. Die trefflichsten Blätter sind: „Die Trunkenheit des Noah mit der Vergagnosa“, ein Meisterstück in Ausdruck der Gemüthsbewegungen; – „Noah flucht dem Cham“; – „Der Thurm zu Babel“, merkwürdig durch die Gruppirung der Figuren, deren einige Bildnisse sind, als Cosimo padre della patria, Lorenzo magnifico Giuliano de Medici, Angelo Politiano; – fünf Blätter aus dem Leben Abrahams: a) „Abraham und die Diener des Bel“; – b) „Abraham und Loth auf dem Wege nach Aegypten“; – c) „Abraham’s Sieg über seine Feinde“; – d) „Abraham bewirthet die Engel“; – e) „Abraham schickt die Hagar fort“; – „Der Untergang Sodoma’s“, bewunderungswürdig durch die Kenntniß der Verkürzung, durch Stellung und Geberden; – „Die Werbung und Hochzeit der Rebecca“; – „Die Geburt Jacobs und Esau’s“; – „Der Verkauf der Erstgeburt“; – „Der Segen Jacob’s“, eine besonders durch die Architectur interessante Composition; – „Die Hochzeit Jacob’s“; – „Die Begegnung Jacobs und Esau’s“, in der Vordergruppe lauter Bildnisse; – „Die Kindheit Mosis und dessen Wunder“; – „Der Zug durch das rothe Meer“; – „Moses erhält die Gesetztafeln“; – „Die Ruthe des Aron“; – „Die eherne Schlange“; – „Das goldene Kalb“; – „Die Geschichte Joseph’s“, in mehreren Darstellungen; – „Der Fall von Jericho“; – „David’s Streit mit Goliath“. Ein zweites Werk Lasinio’s sind die in Gemeinschaft mit seinem Sohne Giovanni Paolo gestohlenen alten florentinischen Gemälde, die sogenannten Quatrocentisti, zweiunddreißig nach Wandgemälden des J. Gaddi in Santa Croce zu Florenz, des Masaccio, Masolino und Filippino in Santa Carmine, des Dom. Ghirlandajo in Santa Maria Novella und Santa Trinità u. a., darunter besonders merkwürdig: „Das Abendmahl des Herrn“, nach Giotto; – „St. Joachim aus dem Tempel gewiesen“, nach Gaddi; – „Der Fall der bösen Engel“, nach Spinello, nur durch die Copie Lasinio’s erhalten, da das Original zu San Agnolo in Florenz bereits übertüncht ist. Außer diesen größeren Werken Lasinio’s sind auch einzelne Blätter besonders bemerkenswerth, als: [172] Bildniss des Eduard Dagoty, Gründers der Schwarzkunst im Farbendruck“, nach Kanchsius, ein herrliches Blatt; – „Il caciator de Fiamingo“, nach Mieris (1774); – „Venus auf dem Ruhebette“, sie hält Rosen in der rechten Hand (1784), nach Tizian; – „Johann der Täufer in der Wüste“ (1784), nach Annibale Carracci’s Original im Palast Corsini zu Florenz; – „La famiglia Mieris“ (1784), nach F. v. Mieris; – „Die Ankunft der Magier aus dem Orient zur Verehrung des Christkindes“, nach Andrea del Sarto’s Fresco in der Vorhalle der Annunziata zu Florenz; – „Das goldene Zeitalter“, nach Pietro da Cortona; – „Die Einkehr auf der Flucht nach Aegypten“. Mehrere Blätter Lasinio’s aus seinen früheren Jahren finden sich aber in den Werken: „Ritratti degli archivescovi e vescovi di Toscana“ (Firenze 1787); – in der von N. Pagni und G. Bardi herausgegebenen „Etruria pittrice ovvero storia della pittura toscana“ (Firenze 1791, Fol.) und in den unter dem Titel: „Ornati presi da graffiti e pitture antichi essistenti" in Firenze“ (ebd. 1789) erschienenen vierzig Blättern mit Arabesken und Ornamenten. Wenn schon Lasinio’s Werke, der die Radirnadel mit Gefühl und Energie führte, rein von künstlerischem Standpuncte betrachtet, durch Schönheit sich auszeichnen und ihren Werth bleibend behaupten werden, so kommt aber noch ein anderes und nicht geringes Verdienst des Künstlers hinzu, indem er diese Gemälde der Vergessenheit, ja der Vernichtung entzogen hat; denn z. B. Gozzoli’s nicht a fresco, sondern a secco gemalte Bilder fallen täglich mehr ab und gehen nach und nach von selbst zu Grunde; andere, wie dieß z. B. bei Spinello’s „Sturz der bösen Geister“ der Fall ist, wurden übertüncht; durch Lasinio’s Arbeiten, der überdieß auch noch das Verdienst besitzt, auf diese alten Meisterwerke, welche lange gar nicht beachtet wurden, wieder aufmerksam gemacht zu haben, sind sie wenigstens einer gänzlichen Vernichtung entzogen und kommen seine Copien, da ihnen die Farbe fehlt, auch den Originalen nicht gleich, so kommen sie ihnen doch durch seltene Treue und Sorgfalt in der Ausführung möglichst nahe. – Sein Sohn Giovanni Paolo (geb. 13. Dec. 1789, gest. 8. Sept. 1855, vergleiche seinen Nekrolog in Ignazio Cantu’s „Cronaca. Giornale di scienze, lettere ed arti“, Anno I (1855), p. 861), der als geborner Florentiner außerhalb der Grenzen dieses Werkes fällt, war ein würdiger Schüler seines Vaters, der sich auch durch Herausgabe mehrerer und bedeutender Kunstwerke hochverdient gemacht hat.

Dandolo (Girolamo), La caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venezia 1857, Naratovich, 8°.) Append. p. 51. – Bartsch (Adam von), Anleitung zur Kupferstichkunde (Wien 1821, Wallishausser, 8°.) S. 246, Nr. 564. – Bartsch (Friedrich Ritter von), Die Kupferstichsammlung der Hofbibliothek in Wien in einer Auswahl ihrer merkwürdigsten Blätter (Wien 1854, 8°.) S. 250, Nr. 2473 bis 2480. – Ruhmohr (Karl Fr. v.), Italienische Forschungen (Berlin 1826 u. f., Nicolai, gr. 8°.) Bd. I, S. 257. – Heller (Joseph), Praktisches Handbuch der Kupferstichsammler (Bamberg 1836, J. G. Sickmüller, kl. 8°.) Bändchen III, S. 171. – Raczyński, Geschichte der neueren, deutschen Kunst, Theil II, S. 691. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 314 bis 319.