Zum Inhalt springen

BLKÖ:Lobkowitz, Anton Isidor Fürst

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Łobeski, Felician
Band: 15 (1866), ab Seite: 307. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Anton Isidor von Lobkowitz in Wikidata
GND-Eintrag: 121534154, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Lobkowitz, Anton Isidor Fürst|15|307|}}

Lobkowitz, Anton Isidor Fürst (Humanist und Kunstmäcen, geb. zu Madrid 16. December 1773, gest. 12. Juni 1819). Ein Sohn des Fürsten August Anton Joseph [S. 314, Nr. 5], [308] von dem jüngeren fürstlichen Zweige, aus dessen Ehe mit Maria Ludmilla Gräfin Czernin. Von sieben Brüdern der jüngste und einzig am Leben gebliebene, bildete er den Gegenstand der zärtlichsten Sorgfalt der Eltern und erhielt eine vortreffliche Erziehung. Als dereinstiger Erbe des Majorates, wurde von dem Eintritte in den Staatsdienst ganz abgesehen und in seiner frühzeitig erwachten Neigung für die Künste widmete er sich vorzugsweise der Förderung künstlerischer Interessen, mit denen er bald jene humanistischer Zwecke verband. Als Mitglied der böhmischen Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde, wurde er zu ihrem Referenten und Geschäftsführer gewählt und wirkte in dieser Eigenschaft 16 Jahre um Vervollkommnung und Ausbreitung der Kunst in Böhmen. Die seit Jahren dauernden Kriegswirren hatten zahlreiche Verarmungen zur Folge und es galt, der überhand nehmenden Noth abzuhelfen. Es entstanden mehrere Wohlthätigkeitsvereine, u. a. die Privatvereinigung zur Unterstützung der Armen mit Nahrungsmitteln, der Verein zur Unterstützung der Armen mit Feuerungsstoff, dessen Vorstand er wurde, und aus beiden Vereinen bildete sich dann der Privatverein zur Unterstützung der Hausarmen, den er von seiner Entstehung, im Jahre 1810, bis zu seinem Tode mit segensreichem Erfolge leitete. Ebenso wirkte er als Mitglied und Protector anderer zu ähnlichen Zwecken gebildeter Vereine. Im Jahre 1808 stiftete der Fürst die böhmisch-hydrotechnische Privatgesellschaft, welche sich mit den Vorarbeiten zur Vereinigung der Moldau und Donau beschäftigte. Als die dem Vaterlande drohende Gefahr dem Einzelnen persönliche Opfer auferlegte und sich im Jahre 1808 die Landwehr organisirte, bildete L. aus den Unterthanen seiner Herrschaften ein Bataillon, zu dessen Commandanten er ernannt wurde. Als im Juni 1809 die Gefahren immer drohender wurden, erklärte sich L. bereit, mit seinem Bataillon über die Grenze dem Feinde entgegen zu gehen und machte in Folge dieser Erklärung die Expedition nach Sachsen gegen Thielemann mit, und übernahm in dieser Zeit zweimal das Commando der Stadt Dresden. Der Fürst wurde Oberstlieutenant und nach Auflösung der Landwehr Oberst in der Armee, erhielt im Jahre 1810 das Commandeurkreuz des Leopold-Ordens, später die Würde eines Oberstlandkämmerers von Böhmen. Bald nach Beendigung der Befreiungskriege machte er auch noch eine kleine Stiftung von 800 fl. C. M., mit deren Interessen jährlich drei Soldaten, vom Unterofficier abwärts, welche sich in der Schlacht bei Leipzig ausgezeichnet, zu betheilen sind. In Ermangelung solcher Krieger treten Kinder von solchen Invaliden, die sich ausgezeichnet, an die Stelle jener Soldaten. Der Fürst war auch ein großer Freund und Förderer der Tonkunst. Ueber diese seine Neigung berichtet J. Fr. Reichardt in seinen „Vertrauten Briefen“, wenn er über seinen Aufenthalt in Wien, in den Jahren 1808 und 1809, erzählt. Im Hause des Fürsten wurden italienische Opern aufgeführt, so wurde auch der damals in Wien lebende Componist Liverati von dem Fürsten mit Compositionen beauftragt, und schrieb für denselben die beiden allegorischen Opern: „Il Tempio d’Eiernità“ und „Il Convito degli Dei“. Reichardt’s Oper „Bradamante“ wurde im Hause des Fürsten vollständig probirt. Reichardt nennt das Haus des Fürsten „die wahre [309] Residenz und Akademie der Musik“. Beethoven’s „Eroica“ erlebte ihre erste Aufführung im Palaste des Fürsten, welcher Beethoven die Partitur abgekauft hatte. Mit Sr. kais. Hoheit dem Erzherzoge Rudolph und mit Ferdinand Johann N. Fürsten Kinsky im Vereine setzte er auch für Beethoven den Jahrgehalt von 4000 fl. fest, welchen die drei Genannten beizustellen sich verbindlich machten [siehe Kinsky, Bd. XI, S. 286 u. 287] und der freilich dann durch die Finanzkrisis vom Jahre 1811 eine empfindliche Schmälerung erfuhr. „Bei Lobkowitz“, erzählt Reichardt, „kann man zu jeder Stunde in dem besten schicklichsten Locale Proben in verschiedenen Sälen nach Gefallen veranstalten und oft werden mehrere Proben in verschiedenen Sälen und zu gleicher Zeit gehalten“. Ein französischer Tourist berichtet in der „Indépendance belge“ über den Fürsten: „Le prince de Lobkowitz fut le mecène et l’ami de Beethoven. II avait une chapelle composée de chanteurs qui pouvaient en quelque sorte lutter avec ceux de l’Empereur, et un nombreux orchestre formé tout exprés pour essayer les oeuvres de Beethoven avant leur publication. La personne qui me donnait ces details avait assisté chez ce prince comme on voit plus guère, a la première répétition de la symphonie en ut mineur. Beethoven etait prodigieusement difficile sur l’éxecution de ses ouvrages, la répétition s’etait prolongéee trèsavant dans la soirée et l’illustre maitre faisait recommencer sans cesse des passages dont le rendu ne le satisfaisait pas. Les musiciens murmuraient, non pas tant à cause de la fatique que parce que l’heure du souper etait passée depuis longtemps. Or je viens de vous le dire, les Viennois n’entendent pas raillerie en matière de repas. Le prince fit apporter des provisions de toutes sortes, ainsi que de nombreux paniers de vin de Champagne dont se reconfortèrent les executants entre deux morceaux de la symphonie, après quoi la répétition fut continuée avec un redoublement d’ardeur. On cite de Lobkowitz cent traits comme celui la. Les prodigalités musicales ont absorbé sa grande fortune, il est vrai, mais il vivra eternellement dans la mémoire reconnaisant des artistes de Vienne.“ Es war also dieß reine Begeisterung für eine Kunst, welche der Fürst liebte und deren Jünger er mit allen seinen Mitteln förderte und unterstützte. Im kräftigsten Mannesalter von 46 Jahren raffte den Fürsten der Tod dahin. Aus seiner am 6. Juni 1796 geschlossenen Ehe mit Maria Sidonie Fürstin Kinsky entsprangen vier Söhne und drei Töchter [vergl. die Stammtafel], der älteste, Fürst August Longin [s. d. S. 337], folgte dem Vater im Majorate.

Schlesinger (Philipp), Erinnerung an Seine fürstlichen Gnaden dem (sic) Herrn August Longin Fürsten von Lobkowitz. Seinen Freunden und Verehrern gewidmet von – – (o. O. [Wien 1842], Stöckhölzer, 8°.) S. 11 bis 13. – Taschenbuch für die vaterländische Geschichte von Joseph Freiherrn von Hormayr (Stuttgart, Franckh, Taschenbuch-Format). Neue Folge, I. Jahrgang (1830), S. 282 –285 [nach diesem geb. am 16. December 1773, gest. am 12. Juni 1819]. – Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst (Fortsetzung des Hormayr’schen Archivs), II. (als Fortsetzung XXI.) Jahrg, S. 146 [Geburts- und Todesdatum stimmen mit jenen im Taschenbuche überein]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 171 [nach dieser geb. am 16. December 1775). – Nach Ignaz Ritter von Schönfeld’s „Adels-Schematismus [310] des österreichischen Kaiserstaates“, II. Jahrg. (1825), S. 28, ist der Fürst im Jahre 1773 geboren. – Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthums (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) 1863, S. 785 u. 812.