BLKÖ:Maly, Joseph Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Maly, Franz
Band: 16 (1867), ab Seite: 349. (Quelle)
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Maly, Joseph Karl (Botaniker, geb. zu Prag 2. März 1797, gest. zu Gratz 25. Jänner 1866). Sein Vater war ein geachteter Handelsgärtner zu Prag, und in dem blumen- und gewächsreichen Garten seines Vaters erwachte zuerst des Knaben Neigung für das Pflanzenleben, dessen Studium später seine Lebensaufgabe bildete. Dazu kam noch, daß M., als er am Gymnasium zu Prag studirte, den nachmals ebenso berühmten als unglücklichen Naturforscher W. Sieber (er starb im Irrenhause 1844) kennen lernte, welcher damals gerade von seiner ersten wissenschaftlichen Reise aus Italien zurückgekehrt war. Sieber war es, der den wißbegierigen Jüngling mit den Elementen der Botanik vertraut machte, ihn lehrte Pflanzen zu trocknen, aufzubewahren und als wissenschaftliches Material zu verwenden. Das Jahr 1813 gab auch M.’s Geschicke die eigentliche Richtung. Die Schlacht bei Culm war geschlagen und eine große Anzahl Verwundeter nach Prag gebracht worden. Da nicht alle – so groß war die Menge – in den Spitälern untergebracht werden konnten, so wurden andere große Räume für deren Unterbringung aufgesucht, und ein solcher war das umfangreiche Glashaus im Garten von Maly’s Vater. M. hatte nun oft Gelegenheit, den Aerzten, welche zur Behandlung der Verwundeten täglich erschienen, hilfreiche Hand zu leisten, und unter solchen Umständen entwickelte sich seine Neigung für das Studium der Medicin, die er sich auch als Lebensberuf wählte. M. studirte sonach die Medicin an der Prager Hochschule und erlangte am 14. December 1823 daraus die Doctorwürde. Schon während seiner Studienjahre botanisirte M. sehr fleißig und berieth sich gern mit Freunden, die gleich ihm dem Studium dieser Wissenschaft oblagen. Indem er sich für die ärztliche Praxis entschied, wählte er im Jahre 1824 Gratz zu seinem neuen Wohnsitze und übersiedelte im genannten Jahre dahin. Dort war er als praktischer Arzt thätig, zugleich aber beschäftigte er sich mit der Erforschung des Florengebietes seiner neuen Heimat. Als Dr. Lorenz von Vest, vorhin Professor der Chemie und Botanik am Joanneum zu Gratz, zum Gubernialrath und Protomedicus ernannt worden, supplirte Dr. M. die erledigte Lehrkanzel der Botanik in den Jahren 1830 bis 1832 und in den folgenden Jahren dieselbe für die Hörer der Chirurgie. In dieser Zeit erschien sein erstes Werk unter dem Titel: „Systematische Beschreibung der gebräuchlichsten Arzneigewächse“ (Gratz 1837). Bis dahin hatte für Steiermarks Flora Gebhard’s im Jahre 1821 erschienenes Verzeichniß der steiermärkischen Flora eine nothdürftige Auskunft über das Gewächsreich dieses Alpenlandes gegeben, indessen häuften sich die neuen Funde von Pflanzen und Standorten[WS 1] immer mehr und mehr, so daß Maly im Jahre 1838 eine neue Aufzählung derselben vornahm, welche er auch unter dem Titel: „Flora styriaca oder nach natürlichen Familien geordnete Uebersicht der im Herzogthume Steyermark wild wachsenden und allgemein cultivirten sichtbar blühenden Gewächse und [350] Farn“ (Gratz 1838, Ludwig, 8°.) herausgab. Ergänzungen dieser Flora ließ M. selbst später zu wiederholten Malen folgen, und zwar zuerst in einem „Nachtrag“, der im Jahre 1848 bei Dürnböck in Gratz erschien und in einem zweiten, der im II. Bande des „Oesterreichischen botanischen Wochenblattes“ (S. 230) abgedruckt ist. Auf diese Vorarbeiten gestützt, unternahm nun M. die gänzliche Bearbeitung einer vollständigen Flora von Steiermark nach dem Systeme Endlicher’s und mit Beifügung ausführlicher Beschreibungen der einzelnen Arten. Die vollendete Arbeit fand aber noch immer keinen Abnehmer und liegt aufbewahrt in der Bibliothek des Joanneums, dem sie der Verfasser geschenkt hat. Die nächste Arbeit, welche M. nun folgen ließ, war eine nach der Methode von Curie’s analytischer Anleitung zum Bestimmen der Pflanzen verfaßte „Anleitung zum Bestimmen der Gattungen der in Deutschland wild wachsenden und allgemein cultivirten phanerogamischen Pflanzen“ (Wien 1846, Braumüller und Seidl), wovon schon zwei Jahre später eine zweite verbesserte Auflage erschienen ist. Bei dem regen Verkehre, den M., namentlich in früheren Jahren, mit den meisten in Oesterreich lebenden Botanikern gepflogen, hatte derselbe ein Herbar zu Stande gebracht, welches beinahe die gänzliche Flora der Gesammtmonarchie repräsentiren konnte. Diese Sammlung, welche er später dem Joanneum abtrat, erweckte in ihm die Absicht, eine Flora Imperii Austriaci zu bearbeiten, aber unter der Arbeit gewahrte er, daß ihm für ein so großes und umfassendes Werk die Stadt Gratz nicht jene wissenschaftlichen Behelfe bieten konnte, die dazu unerläßlich waren; er beschränkte somit sein Vorhaben und stellte nur eine Aufzählung der phanerogamen Pflanzen des Kaiserthums zusammen, welche auch unter dem Titel: „Enumeratio plantarum phanerogamicarum Imperii Austriaci universi“ (Wien 1848, Braumüller und Seidel, 8°.) erschien. Bald nach Vollendung dieser Arbeit entwickelte sich bei ihm jenes körperliche Leiden, welches nur zu bald seine materielle Existenz in Frage stellte: Er verlor allmälig ganz sein Gehör und war genöthigt seine Praxis aufzugeben, welche bisher ihn und seine Familie ernährt hatte. Seine Lage wurde endlich eine so mißliche, daß schon im Jahre 1854 die Redaction der österreichischen botanischen Zeitschrift eine Collecte für ihn veranstaltete, welche jedoch wenig ergiebig war. Ergiebiger war eine zweite, von dem damaligen Sectionsrath Ritter von Heufler eingeleitete, wobei Maly’s Name, der beim ersten Male verschwiegen worden war, genannt wurde. Es wurden Subscriptionen in sämmtlichen deutschen botanischen Zeitschriften für den vom Unglücke so schwer heimgesuchten Botaniker eröffnet, und dieselben lieferten einen Ertrag von mehr als zwölfhundert Gulden. Diese ausgiebige Hilfe und ein Prager Dr. Conrath’scher Stiftungsplatz, den Maly im Jahre 1855 erhielt, entrissen den unglücklichen Naturforscher mindestens den schreiendsten Sorgen. In dieser Leidenszeit entfaltete aber M. eine um so größere Thätigkeit. Die Botanik umfaßte sein letztes Streben, sie milderte den Kummer über seine bedrängte Lage und wurde seine letzte Stütze. Botanische Excurse machte er jedoch, da sich auch seines Körpers eine große Schwäche bemächtigt hatte, nicht mehr. Sein letzter fällt in das Jahr 1850, in welchem er Genesung an den Heilquellen von Gastein und Tüfer gesucht und bei dieser Gelegenheit [351] botanische Beobachtungen in jenen Gegenden angestellt hatte. So lange er durch sein Leiden nicht gänzlich an das Krankenlager gefesselt war, unternahm er es über Auftrag des Joanneums, die reichen Pflanzensammlungen dieses Institutes zu ordnen und namentlich die bedeutenden, seit vielen Jahren eingegangenen Zuwächse einzuschalten. So stellte er aus dem großen Materiale ein allgemeines Herbarium, und da ein eigenes Herbarium der Flora Steiermarks im Joanneum noch fehlte, auch ein solches, beide nach Endlicher’s Systeme zusammen. Nachdem er mit diesen Arbeiten zu Stande gekommen, setzte er seine früher begonnenen und projectirten fort. Schon in der zweiten Auflage seiner „Anleitung zum Bestimmen der Gattungen der Flora Deutschlands“ hatte er versprochen, eine vollständige analytische Flora von Deutschland auszuarbeiten. Er ging nun an die Erfüllung seiner Zusage und vollendete sie im Frühjahre 1859. Der mittlerweile eingetretene Krieg in Italien verzögerte den Druck des Werkes, das unter dem Titel: „Flora von Deutschland. Nach der analytischen Methode bearbeitet“ (Wien 1860, Braumüller) erschien. Diesem Werke folgten bis in die neueste Zeit noch: „Systematische Beschreibung der in Oesterreich wildwachsenden und cultivirten Medicinal-Pflanzen[WS 2]“ (Wien 1863, Braumüller, 8°.); – „Botanik für Damen“ (Wien 1862, Gerold’s Sohn, 8°.), worin er in der ersten Abtheilung eine Terminologie und Systemkunde, in der zweiten aber eine systematische Beschreibung der in der Hauswirthschaft allgemein gebräuchlichen Gewächse und der in den Gärten häufig cultivirten schönblühenden Zierpflanzen gibt. Seine letzte Arbeit endlich war die „Oekonomisch-technische Pflanzenkunde. Systematische Beschreibung der in der Garten- und Landwirthschaft, in Künsten und Gewerben und im Forstwesen gebräuchlichen cultivirten und wildwachsenden Pflanzen mit Angabe der Benützung“ (Wien 1864, Braumüller, gr. 8°.). Außerdem hat M. mehrere kleinere Aufsätze in botanischen Blättern u. a. in der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“ veröffentlicht. In den letzten Tagen des ersten Monats des laufenden Jahres erlöste ihn der Tod von seinem langjährigen Leiden im Alter von 70 Jahren.

Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien (Wien, 8°.) V. Jahrgang (1855), S. 59 Abhandlungen, in August Neilreich’s „Geschichte der Botanik in Niederösterreich“ [nach diesem geboren am 3. März 1797]. – Kais. österr. Wiener Zeitung 1857, Nr. 71, S. 881, im Artikel: „Phänologische Notizen“. – Oesterreichische botanische Zeitschrift (Wien, 8°.) XI. Jahrg. (1861), Nr. 1: „Gallerie österreichischer Botaniker. IV. Joseph Karl Maly“; – dieselbe, XV. Jahrg. (1866), Nr. 3, S. 87 u. 91. – Porträt. Nach einer Photographie lith. von E. Kaiser (8°. u. 4°.). –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Standarten.
  2. Vorlage: Medicinal-Pfanzen.