BLKÖ:Megerle, Abraham

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 259. (Quelle)
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Außer den bisher angeführten Personen des Namens Megerle von Mühlfeld sind noch von dieser Familie und andere des Namens Megerle bemerkenswerth:

1. Abraham Megerle (geb. zu Wasserburg 9. Februar 1607, gest. zu Alt-Oetting 20. Mai 1680), ein berühmter Musicus seiner Zeit, über den wir die ersten ausführlichen und zuverlässigen Nachrichten dem Gelehrten Karajan in dem weiter unten benannten Werke verdanken. Abraham war ein Oheim des berühmten Johann Ulrich Megerle, des unter dem Klosternamen Abraham a Sancta Clara vielgenannten Homileten [s. d. Nr. 3]. Zehn Jahre alt, verließ Abraham Megerle sein Vaterhaus und ging nach Tirol, um in Innsbruck zu studiren. Daselbst kam er in die Capelle der Erzherzogin Anna Katharina, zweiten Gemalin Erzherzog Ferdinand’s II. von Tirol. Er bildete sich zum tüchtigen Musicus aus, wurde im Jahre 1621 der Hofmusik des Erzherzogs Leopold einverleibt, in dessen Diensten er bis 1632 verblieb. Nun ertheilte er einige Jahre mehreren Klosterfrauen [260] im fürsterzbischöflichen Kloster Unterricht in der Musik, trat im Jahre 1636 als Capellmeister in die Dienste des Bischofs von Constanz, Johann VI., Truchseß von Waldburg, wurde darauf erzbischöflicher Capellmeister an der Domkirche zu Salzburg, wo er unter Paris Grafen Lodron [Bd. XV, S. 378, Nr. 14] bis zum Jahre 1654 wirkte. Bis dahin hatte M. ein durch Unterrichtertheilen an Klosterfrauen höchst angestrengtes Leben geführt; er sehnte sich nach Ruhe und bewarb sich um ein einträgliches Canonicat, zu dessen Erlangung aber entweder der Doctorgrad oder der Adel erforderlich war. Er wendete sich demnach zur Erlangung des letzteren an Kaiser Ferdinand III., und erhielt ihn. Der, wie Karajan berichtigend bemerkt, in vielen Werken der Familie Megerlin beigelegte Adel beschränkt sich einzig und allein auf den dem in Rede stehenden Abraham, nachmaligen Domherrn von Alt-Oetting, verliehenen Adel. Im Jahre 1655 erlangte Abraham ein Canonicat des Collegiatstiftes Alt-Oetting, welches er bis zu seinem im Alter von 73 Jahren erfolgten Lebensende behielt. Abraham war seiner Zeit ein berühmter Musicus und sein Ruf in Deutschland und in der Schweiz allenthalben verbreitet. Er hat an die zweitausend musikalische Compositionen, theils handschriftlich, theils gedruckt, hinterlassen, darunter eine Art musikalischen Todtentanz, das bereits höchst seltene „Speculum musico-mortuale“, wovon Deutinger in seinen „Beiträgen zur Geschichte und Topographie des Bisthums München und Freysingen“, S. 432–437, eine ausführliche Beschreibung gibt. [Karajan (Th. G. v.), Abraham a Sancta Clara (Wien 1867, Gerold’s Sohn, 8°.) S. 18–27 u. 341. – Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer, theils verstorbener, theils lebender Künstler u. s. w. (Salzburg 1821, Mayr, kl. 8°.) S. 147. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Köhler, Lex. 8°.) S. 599. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 378.] –