BLKÖ:Mielichhofer, Mathias

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mielichhofer, Karl
Nächster>>>
Mier, Adam Graf
Band: 18 (1868), ab Seite: 234. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Mathias Mielichhofer in Wikidata
GND-Eintrag: 135855802, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mielichhofer, Mathias|18|234|}}

Mielichhofer, Mathias (Botaniker, geb. zu Salzburg 26. October 1772, gest. ebenda 17. November 1847). M. ist der Sohn eines fürsterzbischöflichen Officiers der Carabiniers. Die Schulen besuchte er in seiner Geburtsstadt, und theils aus Neigung, theils angeregt durch den Umgang mit Braune [Bd. II, S. 124] und Leopold Michl [S. 223 d. Bds.], und das Wirken Jirasek’s [Bd. X, S. 179] und Schrank’s, befaßte er sich schon frühzeitig mit Naturkunde, was ihn auch bestimmte, sich dem unter Freiherrn von Moll in Salzburg aufblühenden Bergwesen zu widmen. Nach im Jahre 1794 zu Salzburg absolvirten Universitätsjahren erhielt er seine erste Anstellung als Bergpraktikant zu Ebenau, von wo er bald nach Böckstein und von da nach Zell am See versetzt wurde. Hier sammelte er bereits mit Caplan Michl eifrig Pflanzen und machte seine mehreren neuen Funde in Hoppe’s botanischem Taschenbuche vom Jahre 1801 bekannt. Er hatte hier Gelegenheit, zuerst die so reichhaltige als seltene Flora der Zwing und Knappenleite im Hintergrunde des Hirzbachthales in der Fusch aufzuschließen. Hier machte er auch im Jahre 1798 die Bekanntschaft des Dr. Hoppe [Bd. IX, S. 260] bei Gelegenheit dessen ersten Besuchs von Heiligenblut, durch welche er bei der bis zum Tode dauernden freundschaftlichen Verbindung vielfach angeregt und gefördert wurde, sowie auch des Professors Flörke und später des Professors Holzschuh, die ihn zum Studium der Laubmoose aneiferten und dadurch zu mehreren schönen Entdeckungen Anlaß gaben. Gegen Ende dieses Jahres wurde er als Verwesschreiber nach Hüttschlag in Großarl befördert, wo er an Laubmoosen die seltene Grimia atrata, den im Salzburgischen nur hier vorkommenden schönen Dissodon splachnoides, sowie in den nahen Alpen der Tofern eine Salix, welche Sauter nach ihm Salix Mielichhoferi benannte, nebst einigen anderen seltenen Phanerogamen fand. Im Jahre 1800 wurde er nach Salzburg zur Verwendung berufen. In den Jahren 1803–1805 bereiste er Sachsen, Thüringen, Preußen und den Harz in montanistischer Beziehung, und knüpfte hiebei manche botanische Verbindung an, als mit Professor Schrader in Göttingen, Schwägrichen in Leipzig. Nach seiner Rückkehr wurde er bald zum Hofkammer-Assessor in Salzburg, hierauf, im Jahre 1812, zum Inspections-Commissär in Lend befördert, von wo er im Jahre 1814 wieder nach Salzburg kam und im Jahre 1823 zum Bergrathe [235] ernannt wurde, als welcher er durch Verbesserungen im Grubenhaushalte und der Manipulation, durch Wiederaufschließung von Erzgängen und Veranlassung der Aufarbeitung erzhaltiger Halden, sowie als Mitglied der Commission für Wasser- und Rechenbauten bei der Saline Hallein sich vielfach um den Staat verdient machte. Im Jahre 1843 wurde er unter Bezeugung der Allerhöchsten Zufriedenheit auf sein Verlangen in den Ruhestand versetzt, jedoch wurden seine reichen Erfahrungen und Kenntnisse noch öfters in Anspruch genommen. Bereits früher hatte er den Grund zu seiner später so reichhaltigen Pflanzen- und Mineraliensammlung gelegt, die er durch jene Reise und die auf selber angeknüpften Verbindungen vielfach bereicherte. Er benützte außerdem bis in sein hohes Alter jede Gelegenheit, durch eigene Ausflüge und vielfältige Tauschverbindungen fortwährend seine Sammlungen zu vermehren, wobei er vorzüglich auf Vollkommenheit und Schönheit der Exemplare sah. Vergebens bot ihm in den Zwanzigerjahren ein Engländer für seine Mineraliensammlung 12.000 fl., er konnte sich, obwohl sonst nicht begütert, damals nicht von ihr trennen. Wenige Jahre vor seinem Tode, nachdem er sich der Botanik ausschließlich zugewandt hatte, wurde der oryktognostische Theil vom Stifte St. Peter und der geognostische für das Joanneum in Gratz erstanden. Die reiche und ausgewählte und allgemeine Sammlung nebst dem Salzburger Herbar von seltener Schönheit und Vollständigkeit der Exemplare, und seine seltenen alten botanischen Werke wurden nach seinem Tode von Herrn von Ratzesburg, Gutsbesitzer von Wartenburg bei Vöcklabruck, sowie das allgemeine Herbar für die Salzburger medicinisch-chirurgische Schule erworben. M. Mielichhofer, dessen Gesichtsausdruck den bedächtigen Forscher und große Herzensgüte verrieth, führte ein ganz zurückgezogenes Leben, verwendete jede Mußestunde für die Naturkunde, und zwar in der letzten Lebenshälfte für Botanik. Ordnung und Nettigkeit, wie in seinem ganzen Wesen, herrschte auch in seinen Arbeiten und Sammlungen; vorzügliche Sorgfalt verwendete er auf sein Salzburger Herbar, welches er in später Zeit angelegt hatte, und in das er nur die mit erstaunenswerther Mühe und mehr als Hoppe’scher Vollendung selbst eingelegte Pflanzen aufnahm, an deren Schönheit sich er selbst, wie jeder Kenner, erfreute. In früherer Zeit war er in seinem Fache auch schriftstellerisch thätig, und in Baron Moll’s vermischten Schriften sind viele Beiträge von Mielichhofer enthalten, die seinen Ruf als Naturforscher begründeten. Seiner mehreren schönen Entdeckungen und vielen Verbindungen wegen wurde er zum Mitgliede mehrerer gelehrten naturforschenden Gesellschaften ernannt: als der Münchner, Regensburger, Jenaer, Göttinger und Weimarer, und nach ihm, der zuerst die reiche Mooswelt Salzburgs aufgeschlossen, jene von ihm entdeckte ausgezeichnete Laubmoos-Gattung, die oben bereits erwähnt worden, benannt. Im Jahre 1813 hatte sich M. mit einer Freiin von Sprunner aus Ingolstadt vermält, aus welcher Ehe vier Kinder entsprossen, von denen zweier, Ludwig’s und Karl’s, bereits in der dieser Lebensskizze vorangehenden gedacht worden. Sonst körperlich gesund, hatte ein zweimaliger Armbruch seine Gesundheit erschüttert, aber der wiederholte Besuch des Gasteiner Bades, von welchem er nie ohne reiche, theils selbst, theils durch die Bergleute gesammelte Pflanzenbeute [236] zurückkehrte, ihn wieder gekräftigt, bis der Tod seiner Gattin im Jahre 1838 ihn tief gebeugt hatte. Nach wiederholten Krankheitsanfällen erlag er denselben im hohen Alter von fast 76 Jahren.

Storch (Franz Dr.), Skizzen zu einer naturhistorischen Topographie des Herzogthums Salzburg (Salzburg 1857, Mayr, 8°.) S. 15, im Aufsatze von Heinrich Reitzenbeck: „Geschichte der botanischen Forschungen in Salzburg“. – Oesterreichisches botanisches Wochenblatt (Wien, 8°.) Jahrg. 1851: „Nekrolog“, verfaßt von Weitenweber. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: Mielichhofer. Lithogr. Weinmann, gedr. Stießberger (8°. u. 4°.).