BLKÖ:Mitterpacher von Mitterburg, Ludwig

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mitterpacher, Ignaz
Band: 18 (1868), ab Seite: 378. (Quelle)
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Mitterpacher von Mitterburg, Ludwig (gelehrter Jesuit, geb. zu Bölye im Baranyer Comitate 25. August 1734, gest. 24. Mai 1814). Sein Vater war ungarischer Edelmann. Bis zum neunten Jahre wurde er im elterlichen Hause erzogen, dann kam er auf das Gymnasium zu Fünfkirchen. Mit besonderem Eifer verlegte er sich daselbst auf die Erlernung der vorgeschriebenen Gegenstände. Schon als Gymnasialschüler hatte er eine besondere Vorliebe für das Lehrfach, und mit reiferen Jahren nahm seine Lern- und Wißbegierde und der Vorsatz, sich einst zu einem tüchtigen Lehrer auszubilden, immer mehr und mehr zu. Im Jahre 1749 trat er am 18. October in den Orden der Gesellschaft Jesu, im Jahre 1755 wurde er schon am Gymnasium zu Oedenburg im Lehrfache verwendet, woselbst er die Anfangsgründe der lateinischen Sprache lehrte. Dann wurde er zur zweijährigen Wiederholung der mathematischen Gegenstände nach Wien geschickt, eine Begünstigung, die nur den Fähigsten dieses Ordens zu Theil wurde. Hierauf wurde ihm, 1758, das Lehramt der Rhetorik am Gymnasium zu Raab übertragen, wo er auch zugleich zum Praeses Congregationis Marianae ernannt wurde. Im folgenden Jahre wurde er abermals nach Wien geschickt, studirte daselbst durch vier Jahre die Theologie und war hierauf als Präfect im Collegio Pazmaniano angestellt, welches Amt er bis zum Jahre 1762 bekleidete. Im Jahre 1762 ward ihm das Erzieheramt des jungen Fürsten Ludwig von Batthyány anvertraut und zugleich die Katechetenstelle an der Theresianischen Ritterakademie ertheilt. Vom Jahre 1762 bis 1774 lehrte er an dieser Akademie nebst der Religionswissenschaft auch die Philosophie, und übernahm [379] in der Folge das Lehramt der Landwirthschaft. An dieser Akademie bildete er sich stufenweise durch anhaltendes Studium und praktische Uebung für seinen künftigen Wirkungskreis. Als in der Folge die Universität von Tyrnau nach Ofen verlegt war, erhielt er dorthin einen Ruf für die Lehrkanzel der Landwirthschaft, für welchen wissenschaftlichen Zweig er eine besondere Vorliebe hatte, und dem er auch alle seine Kräfte weihte; sein edler, uneigennütziger Eifer für den Ruhm der Universität und den Flor der Wissenschaften erwarb ihm als Lehrer und Gelehrten Liebe und Achtung seiner Schüler und seiner Nation, für deren Wohl er rastlos arbeitete. Seine mündlichen, klaren, leicht faßlichen, fern von allen scholastischen Spitzfindigkeiten und Zergliederungen, bloß auf praktischen Nutzen berechneten Vorträge waren immer von einer großen Anzahl Lernbegieriger besucht. Dem gründlichen Oekonomen waren aber auch die übrigen Wissenschaften nicht fremd, und seine Geläufigkeit und Gründlichkeit in diesen stand seiner Tüchtigkeit in der Landwirthschaft nicht nach. Er sprach und schrieb die vorzüglichsten neueren Sprachen Europa’s, und war ein gründlicher Kenner der alten griechischen und römischen Literatur. In allen seinen Werken herrscht ein gediegener, reiner Styl, der durch Gedrängtheit, Faßlichkeit, frei von allen sophistischen Speculationen, sich auszeichnete. Man rühmte von seinem lateinischen Style, daß er jenem Collumella’s in Präcision und Eleganz gleiche. Ihn selbst aber nannte man zu seiner Zeit den „Bonnet Ungarns“. Er bekleidete sein Lehramt bis zu seinem im Alter von 80 Jahren erfolgten Tode. In der Zwischenzeit wurde er noch Abt des h. Geistes von Monostor, Senior der philosophischen Facultät, Mitglied der Akademie zu Bologna und der niederösterreichischen Landwirthschafts-Gesellschaft. Die von ihm durch den Druck veröffentlichten Schriften sind in chronologischer Folge: „Kurzgefasste Naturgeschichte der Erdkugel“ (Wien 1774, Trattner, 8°.); – „Sätze aus der Naturgeschichte der Pflanzen, des Acker- und Weinbaues“ (ebd. 17785, 8°.); – „Sätze aus dem Baue der Färbekräuter, des Wald-, Wein- und Gartenbaues“ (ebd. 1776, 8°.); – „Anfangsgründe der physikalischen Oekonomie“ (Wien 1776, 8°.); – „Elementa rei rusticae...“, Partes tres (Budae 1779–1794, 8°., cum fig.); – „Anfangsgründe der physikalischen Astronomie“ (Wien 1781, Beck, gr. 8°.); – „Iter per Poseganam Slavoniae Provinciam 1782 susceptum“ (Budae 1783, gr. 4°., mit 16 Kupfertaf.); – „Physikalische Erdbeschreibung“ (Wien 1788, neue Aufl. 1816, gr. 8°.); – „Unterricht vom Lein- und Hanfbau für Landleute“ (Ofen 1788, Fol.; ebd. 1789, 8°., mit K. K.), erschien auch in ungarischer Uebersetzung; – „Technologia oeconomica“ (Ofen 1794, 8°.); – „Compendium historiae naturalis“ (ibid. 1799, 8°.); – „Praelectiones technologicae“ (ibid. 1800, 8°.); – „Unterricht über die Maulbeerbaum- und die Seidenzucht“ (Ofen 1813, 8°.), davon erschien auch eine ungarische und slovakische Uebersetzung; – „Summarium tractatus de vitis cultura arteque parandi vinum, crematum, spiritum vini, acetum simplex, compositum autoribus Chaptal, Rozier, Parmentier et Jussieux e gallico etc. latine redditus“ (Ofen 1813, 8°.), wovon auch eine von Andr. Haliczky besorgte deutsche Uebersetzung (ebd. 1814) erschien. Ein Jahr nach seinem Tode wurden seine „Opera oeconomica“ (Leipzig 1815, [380] Barth, 8°.) herausgegeben. J. N. Stöger in seinem Werke: „Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu“ nimmt noch einige andere Werke, darunter eine Untersuchung des Sauerbrunnens von Gießhübel (Wien 1795), ein paar naturwissenschaftliche Lehrbücher, die Uebersetzung der Schrift: „Frumentum Vaciense. Versum ex hungarico Jos. Szabó S. J. (Viennae 1793) und seine Theilnahme an dem von Denis und Schiffermiller bearbeiteten „Index systematicus Papilionum regionis Viennensis“ (Viennae 1776, 4°.) in Anspruch. Mitterpacher erscheint auch hie und da mit einem weichen b, Mitterbacher, geschrieben, jedoch die Schreibart mit p ist die einzig richtige.

Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1814, S. 413. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1830, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. II, S. 45. – Ungarischer Plutarch oder Biographien merkwürdiger Personen des Königreichs Ungarn. Aus authentischen Quellen geschöpft und ... dargestellt von Carl Vinc. Kölesy und Jacob Melzer (Pesth 1816, J. Eggenberger, 8°.) Bd. IV, S. 356 [nach diesem gestorben 24. Mai 1814]. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 232 [nach diesem ebenfalls gest. 24. Mai 1814]. – Fejér (Georgius), Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac M. Theresianae regiae literaria[WS 1] (Budae 1835, Typis Reg. Scientiar. Universit. Hungaricae, 4°.) p. 108, 116, 132 [nach diesem gestorben 24. Mai 1815]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 693. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 162. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Fr. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 376 [nach diesem geb. 28. August 1734]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXV, p. 707 (heißt daselbst irrig Ignaz statt Ludwig; sein Geburtsort Bolz statt Böly, und ist der 25. Juli 1814 als sein Todestag angegeben]. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 518. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bds. 1. Stück, S. 350. – Porträt. Ehrenreich sc. (4°.). –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: iterariae.